Ausschleusung mit Kindesentführung am GÜSt Marienborn
16. April 1971
Information Nr. 348/71 über eine verhinderte Ausschleusung von Bürgern der DDR nach Westdeutschland sowie Kindesentführung am 11. April 1971 an der Grenzübergangsstelle Marienborn/Autobahn
Vom MfS wurden am 11.4.1971, gegen 23.00 Uhr, beim Versuch, drei Bürger der DDR nach Westdeutschland über die Grenzübergangsstelle Marienborn/Autobahn auszuschleusen sowie ein Kind zu entführen, die westdeutschen Personen 1. [Name 1, Vorname], geboren [Tag, Monat] 1936, Gelegenheitsarbeiter, wohnhaft Bentheim, Kreis Bergstraße [Straße, Nr. ]; 2. [Name 2, Vorname 1], geboren [Tag, Monat] 1939, Inhaber [Firma] in Lindenfels, wohnhaft Lindenfels, Kreis Bergstraße [Straße, Nr.]; 3. [Name 3, Vorname], geboren [Tag, Monat] 1943, Kraftfahrer im [Firma], wohnhaft Lindenfels, Kreis Bergstraße [Straße, Nr.]; 4. [Name 4, Vorname], geboren [Tag, Monat] 1949, Elektromonteur bei der [Firma] in Worms, wohnhaft Zinhausen, Kreis Bergstraße [Straße, Nr.], festgenommen.
Die Untersuchungen ergaben, dass die Festgenommenen mittels eingebautem Personenversteck im Lkw vom Typ Hanomag, polizeiliches Kennzeichen [Kennzeichen], Eigentümer [Name 2, Vorname 1], die Bürger der DDR [Name 5, Vorname 1], geboren [Tag, Monat] 1943, Schweißer in [Firma], Strausberg, dessen Ehefrau [Name 5, Vorname 2], geboren [Tag, Monat] 1944, Hausfrau, beide wohnhaft Strausberg, Bezirk Frankfurt/Oder [Straße, Nr.], und deren [Alter] Kind [Vorname], sowie die minderjährige [Name 6, Vorname], geboren [Tag, Monat] 1962, zuletzt aufhältlich [Ort], Kreis Freiberg, Bezirk Karl-Marx-Stadt, nach Westdeutschland ausschleusen bzw. das minderjährige Kind [Name 6, Vorname] entführen wollten.
Der Hauptakteur dieses verbrecherischen Unternehmens, [Name 2, Vorname 1], befand sich mit im Personenversteck des Lkw, in dem er am 9.4.1971 bereits ungesetzlich in die DDR eingereist war, weil für ihn Einreisesperre in die DDR besteht. Die Beschuldigten [Name 3] und [Name 4] sicherten mit einem als sogenannten Sicherungsfahrzeug eingesetzten Pkw vom Typ Opel, polizeiliches Kennzeichen [Kennzeichen] das Vorhaben ab. Der Beschuldigte [Name 1] steuerte den mit dem Personenversteck ausgerüsteten Lkw.
Die Untersuchungen ergaben weiter, dass die unter Leitung von [Name 2] stehende westdeutsche Schleuserbande seit längerer Zeit diese verbrecherische Aktion geplant hatte. Zu diesem Zweck war mit Unterstützung anderer westdeutscher Personen der Lkw des [Name 2] mit einem Spezialversteck für Personenschleusungen ausgebaut worden. [Name 2] warb systematisch für diese Schleusung die durch das MfS festgenommenen westdeutschen Personen an. Zuvor war [Name 2] Ende 1970 vom Vater des bei der versuchten Schleusung festgenommenen DDR-Bürgers [Name 5, (Vorname 1)] aus Strausberg, [Name 5, Vorname 3], wohnhaft Münster/Westfalen, gegen eine Zahlung von 15 000 Westmark beauftragt worden, diese verbrecherische Aktion vorzubereiten und durchzuführen.
Bei der durch [Name 2] versuchten Kindesentführung der minderjährigen [Name 6, Vorname], handelt es sich um das Kind der Mitte 1969 ebenfalls durch den jetzt festgenommenen Schleuser [Name 3] nach Westdeutschland auf dem gleichen Wege ausgeschleusten jetzigen Ehefrau [Name 2, Vorname 2, Geburtsname], die zuletzt in [Ort]/[Bezirk] Karl-Marx-Stadt wohnhaft gewesen ist.
[Passage mit schutzwürdigen Informationen nicht wiedergegeben]
Auf der Grenzübergangsstelle Marienborn erfolgte aufgrund der eingeleiteten Maßnahmen des MfS die Festnahme aller Personen.
Die Untersuchungen über alle Einzelheiten und Umstände des Verbrechens, zur Person der Täter, ihrer Motive sowie der begünstigenden Bedingungen werden fortgeführt.