Brand im Kombinat Schwedt
19. Juli 1971
Information Nr. 688/71 über einen Brand im Petrolchemischen Kombinat Schwedt, [Bezirk] Frankfurt (Oder), am 14. Juli 1971
Am 14.7.1971, gegen 11.36 Uhr, brach im Grundvorheizer der Dieselkraftstoff-Raffination I des Petrolchemischen Kombinates Schwedt, [Bezirk] Frankfurt (Oder), ein Brand aus.
Durch den Brand entstanden Schäden am Grundvorheizer der DK-Raffination I, an der BMSR-Technik,1 an der DK-Raffination II, am Abgaskamin und an elektrischen Anlagen im Gesamtwert von ca. 1,2 Mio. Mark. Es tritt ein Produktionsausfall in der Raffination DK und Schwefel für etwa vier Wochen, dem Zeitraum für die erforderlichen Reparaturarbeiten, ein.
Die eingeleiteten Ermittlungen zur Aufklärung der Ursachen ergaben: Bis gegen 11.25 Uhr fuhr die havarierte Anlage ohne Störungen. Zu diesem Zeitpunkt trat aus dem Abgaskamin schwarzes Rauchgas aus. Gleichzeitig bemerkte das Anlagenpersonal Unregelmäßigkeiten an den Messgeräten – Druck- und Temperaturschwankungen im zulässigen Toleranzbereich.
Gegen 11.35 Uhr bemerkten das Anlagenpersonal und Außenstehende einen dumpfen Knall im Vorheizer. Danach brach (11.36 Uhr) der Brand aus und erstreckte sich über den gesamten Vorheizer.
Nach dem Abkühlen wurde der Vorheizer befahren und dabei ein Riss von 20 cm Länge im Rohrsystem festgestellt.
Als Ursache des Rohrrisses stellten Experten Materialverschleiß fest.
Die Wandstärke der Rohre beträgt normalerweise 12 mm, bei den Untersuchungen stellten die Fachleute eine Materialabtragung von über 50 % fest.
Bei den letztmaligen Untersuchungen des Rohrsystems im Oktober 1970 (überwachungspflichtige Anlage) wurden noch Wandstärken von 9 mm gemessen, d. h. eine ausreichende Wandstärke für eine sichere Fahrweise.
Das im Rohrsystem fließende Produkt ist stark schwefelhaltig, das mit dem Metallrohr reagiert und Eisensulfid bildet, was sich an den inneren Rohrwandungen in fester Form absetzt.
Durch diesen Prozess verengen sich im Laufe der Zeit die Rohrquerschnitte, die zu negativen Folgen für den Umwandlungsprozess führen.
Statt der geforderten 55 atü Druck und 450°C Betriebstemperatur wird dann dieses Rohrsystem mit höheren Drücken und Temperaturen gefahren, was dann letztlich dazu führt, dass sich an bestimmten Stellen die Rohrleitungen überhitzen.
In Auswertung dieser Havarie wurde festgelegt, die kohlenstoffhaltigen Rohre bei der Generalreparatur gegen die Rohre aus V2A-Stähle auszutauschen.
Für das Anlagenpersonal werden zusätzliche Weisungen erarbeitet, in denen u. a. enthalten sein wird, dass bei Schwankungen im Betriebsablauf, auch im zulässigen Toleranzbereich, die Anlage sofort havariemäßig im Kreislauf gefahren werden soll.
Die Überprüfungen ergaben kein schuldhaftes Verhalten der beteiligten Personen.