Einweihung der Christus-Kirche in Rostock
21. Juni 1971
Information Nr. 586/71 über die Einweihung der katholischen Christuskirche in Rostock am 12. Juni 1971
Am 12.6.1971 wurde in Rostock die neuerbaute katholische Christuskirche1 in Anwesenheit von ca. 1 000 Gläubigen eingeweiht.
An der Kirchweihe nahmen teil:
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Kardinal Bengsch,2
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Bischof Theissing,3 Schwerin,
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Bischof Braun,4 Magdeburg,
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Bischof Kleineidam,5 Berlin.
Bischof Aufderbeck,6 Erfurt, und Bischof Schaffran,7 Meißen, ließen sich durch persönliche Beauftragte vertreten (Prälat Uthe8 bzw. Generalvikar Hötzel9).
Außerdem nahmen an der Kirchweihe zahlreiche katholische Würdenträger und ca. 100 Geistliche aus der ganzen Republik teil.
Von der evangelischen Landeskirche Mecklenburg waren Landesbischof Rathke10 und ca. 20 weitere evangelische Geistliche erschienen.
Als Vertreter der staatlichen Organe waren anwesend: vom Rat des Bezirkes Rostock – Gen. Macht,11 Oberreferent für Kirchenfragen, vom Rat der Stadt Rostock – Gen. Höhne,12 Stellvertreter des Oberbürgermeisters, und Genn. Lange,13 Referatsleiter für Kirchenfragen.
Die gesamte Veranstaltung dauerte von 9.00 bis 13.30 Uhr. Sie verlief ohne Vorkommnisse.
Um 9.00 Uhr erfolgte vor der Kirche die Schlüsselübergabe durch Gen. Ridder,14 Betriebsdirektor des VE Wohnungsbaukombinates Rostock, Abteilung Gesellschaftsbauten, an Pfarrer Schnitzler,15 Rostock. Anschließend wurde durch Bischof Theissing die Weihe des Einganges der Kirche vorgenommen. Nach dem Weiheakt betraten Gäste und Gläubige den Innenraum der Kirche, wo Bischof Theissing die Begrüßung aller Anwesenden vornahm.
Bischof Theissing hob in seiner Begrüßung besonders hervor, dass sich erstmalig alle Bischöfe der katholischen Kirche in der DDR bzw. ihre persönlichen Beauftragten zu einem solchen Anlass in einer Stadt versammelten. Er brachte den Dank der katholischen Kirche gegenüber den staatlichen Organen der Stadt Rostock und den Bauschaffenden zum Ausdruck.
Anschließend hielt Kardinal Bengsch eine Predigt mit überwiegend religiösem Inhalt. Auch er dankte in dieser Predigt den staatlichen Organen der Stadt Rostock und den Bauschaffenden für die Unterstützung bzw. die geleistete Arbeit.
Höhepunkte der Kulthandlungen waren die Feierlichkeiten der Eucharestie, die Kardinal Bengsch vornahm und in deren Verlauf durch die anwesenden Bischöfe die heilige Kommunion erfolgte. Diese Veranstaltung wurde [mittels] Lautsprecher auf den Kirchenvorplatz übertragen.
Im Anschluss an diese Feierlichkeiten fand ein Empfang im Gemeindesaal der Christus-Kirche statt, an dem ca. 70 bis 80 eingeladene Gäste teilnahmen, u. a. alle anwesenden katholischen Bischöfe und weitere katholische Würdenträger, Bischof Rathke und Superintendent Goldenbaum16 vonseiten der evangelischen Kirche sowie die Vertreter der staatlichen Organe.
Auf diesem Empfang dankte Bischof Theissing in seiner Eröffnungsrede den staatlichen Organen und den Bauarbeitern des WBK für die termingerechte Errichtung der Kirche.
Anschließend sprach ein Vertreter des Gemeindekirchenrates, der die Freude und Dankbarkeit der Gemeinde über den Aufbau der Kirche zum Ausdruck brachte. Er zog dabei die Schlussfolgerung, dass sich »die Christusgemeinde der Stadt Rostock dankbar zu erweisen« habe.
Als nächster Redner sprach Kardinal Bengsch. Er führte u. a. aus:
»… Wir verstehen alle, dass die Katholiken in Rostock zunächst mit Bedauern, vielleicht mit einem gewissen Schock, erfuhren, dass ihre Kirche bei der Neugestaltung der Stadt weichen musste.17 Und doch glaube ich, dass die neue Lösung ihnen heute auch Freude bereitet. Es wird dadurch auch an einer Stelle sichtbar, dass Kirche nicht dasselbe ist, wie eine Gruppe von Leuten, die an Denkmalspflege interessiert ist. Ich darf an dieser Stelle auch dem Bezirk und der Stadt Rostock danken für die Ermöglichung dieses Neubaus in einer so kurzen Zeit. Natürlich gab es anfängliche Meinungsverschiedenheiten, was uns umso weniger verwundern sollte, weil es solche auch im kirchlichen Raum gibt. Bischof Theissing empfing eine ganze Reihe von Briefen, die mit ebensolcher Sicherheit wie Unkenntnis der Sache ihr Missfallen äußerten. Wir sind froh, dass in dieser Hafenstadt, die sich immer mehr entfaltet, der Minderheit der Katholiken eine echte Möglichkeit gegeben wurde, ihr Gemeindeleben zu gestalten. Das sollte ein gutes Modell für ein friedliches Zusammenleben sein. Der Rat des Bezirkes hat in dieser Hinsicht eine Chance genutzt, die bei manchen zentralen Stellen offenbar nicht mit der gleichen Klarheit gesehen wurde. Die Gäste aus vielen Ländern werden das anerkennen. Es ist nur schade, dass die zentralen Stellen das nicht so sahen und nicht alle einreisen ließen.
Ein besonderes Lob darf ich denen aussprechen, die an der Planung und Durchführung des Baues gearbeitet haben. Wer die Schwierigkeiten auf diesem Sektor kennt, wird die Leistung zu würdigen wissen. Wir möchten der Gemeinde Rostock wünschen, dass der religiöse Eifer und das kirchliche Leben von dem gleichen Schwung erfüllt sein möge.«
Bischof Rathke sprach im Namen der evangelischen Landeskirche Mecklenburg. Er ging in seiner kurzen Ansprache vor allem auf die ökumenische Zusammenarbeit beider Kirchen ein.
Die Grüße des Oberbürgermeisters der Stadt Rostock überbrachte der Stellvertreter für Inneres, Gen. Höhne. In seinen Ausführungen wies er besonders auf die Unterstützung der Kirche durch den Staat hin und betonte, dass die neue moderne Kirche auch ein neues Denken der gesamten katholischen Kirchengemeinde der Stadt Rostock erfordere.
Auf dem Empfang gab es neben der Abgabe offizieller Erklärungen auch Einzelgespräche.
Initiatoren dieser Gespräche waren vor allem Kardinal Bengsch und Bischof Theissing.
Kardinal Bengsch bat zum Beispiel den Referenten für Kirchenfragen, Gen. Macht, dem Vorsitzenden des Rates des Bezirkes Rostock seine Grüße und seinen Dank für die Unterstützung bei der Bauausführung der Kirche zu übermitteln. Dem Gen. Höhne übermittelte er Grüße an den OB der Stadt Rostock.
Bei der Verabschiedung brachte Bischof Theissing gegenüber dem Referenten für Kirchenfragen, Gen. Macht, zum Ausdruck, dass er einen offiziellen Antrittsbesuch beim Vorsitzenden des Rates des Bezirkes Rostock abstatten möchte. Die Bitte um ein solches Gespräch sei sein persönlicher Wunsch. Gen. Macht versprach, diese Bitte dem Vorsitzenden des Rates des Bezirkes zu übermitteln.
In einem Gespräch mit Gen. Macht brachte der Chefredakteur des »St. Hedwigblattes«,18 Prälat Gross,19 zum Ausdruck, dass der Kirchenneubau in Rostock durch die katholische Kirche auch in den nordischen Ländern entsprechend gewürdigt werden wird.
Die vorstehenden Angaben über die stattgefundenen Einzelgespräche dürfen im Interesse der Sicherheit der Quellen nicht öffentlich ausgewertet werden.