Ermittlungen zum Suizid einer Referentin des Ministerrates
23. Juli 1971
Information Nr. 724/71 über die Todesermittlungen zum Selbstmord der [Name 1, Vorname], zuletzt tätig als [Funktion] in der VS-Hauptstelle im Büro des Ministerrates der DDR
Die Referentin [Name, Geburtsname, Vorname 1], geboren am 1931 in [Ort], wohnhaft gewesen: Berlin-Johannisthal, [Straße, Nr.], [Passage mit schutzwürdigen Informationen nicht wiedergegeben] zuletzt tätig als [Funktion] in der VS-Hauptstelle im Büro des Ministerrates der DDR, Mitglied der SED, wurde am Montag, dem 12.7.1971, gegen 17.45 Uhr, durch ihren Ehemann, [Name, Vorname 2] – [Funktion] im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR – im Arbeitszimmer ihrer gemeinsamen Wohnung tot aufgefunden.
Die Ermittlungen zur Todesursache ergaben eindeutig, dass Frau [Name, Vorname 1], Selbstmord durch Strangulation begangen hat.
Außerdem waren am linken Handgelenk im Pulsaderbereich frische Schnittverletzungen (Probierschnitte) erkennbar.
Durch den Arzt wurde der Todeseintritt auf ca. 11.00 Uhr des 12.7.1971 festgelegt.
Zur Selbstmordursache wurde ermittelt:
Frau [Name] litt in den letzten Monaten unter starken Depressionen und der Vorstellung, krank zu sein. Im April 1971 wurde sie ohne organischen Befund aus der Nervenklinik der Charité nach 14tägigem Aufenthalt entlassen.
Am 5.7.1971 hatte Frau [Name] bereits durch die Einnahme einer größeren Dosis des Medikamentes [Markenname] (Psychopharmaka) versucht, Selbstmord zu begehen. Sie wurde daraufhin ins Stadtbezirkskrankenhaus Berlin-Köpenick eingeliefert, von wo aus ihre Entlassung am 10.7.1971 und Krankschreibung bis 15.7.1971 erfolgten.
Frau [Name] hinterließ am 12.7.1971 einen handgeschriebenen Abschiedsbrief, aus dessen Inhalt hervorgeht, dass sie befürchte, geisteskrank zu werden und deshalb zur Selbsttötung greift.
Die Selbstmordhandlung erfolgte offensichtlich aus einer depressiven Verstimmung bzw. einer neurotischen Entwicklung heraus.
Politische, arbeitsmäßige oder andere Motivanhalte ergab die Untersuchung nicht. Die Eheverhältnisse waren geordnet.