Probleme im Bezirk Schwerin
18. Mai 1971
Information Nr. 463/71 über einige Probleme im Bezirk Schwerin
In den nachfolgenden Abschnitten wird auf der Grundlage der dem MfS vorliegenden Hinweise vor allem zu
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Problemen der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft
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ausgewählten Fragen der Bauwirtschaft
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einigen Problemen der Entwicklung der Industrie, speziell der Strukturvorhaben und zu
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Problemen der Führungs- und Leitungstätigkeit Stellung genommen.
Im Bezirk Schwerin werden mit etwa 544 300 ha LNF ca. 8,7 % der LNF der DDR bewirtschaftet.
Zzt. bestehen
Die Land- und Nahrungsgüterwirtschaft bestimmt in wesentlichen Zügen das Wirtschaftsprofil des Bezirkes.
Das allgemeine Niveau der landwirtschaftlichen Produktion in der DDR konnte bisher noch nicht erreicht werden, wie die nachfolgenden Ergebnisse ausweisen.
[Tabelle: Staatliches Aufkommen tierischer Erzeugnisse in kg/GE/ha/Entwicklung auf Prozent]Aufkommen | 1965 | 1968 | 1970 | 1968 zu 1965 | 1970 zu 1965 |
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DDR Durchschnitt | 21,7 | 25,4 | 25,9 | 117,1 | 119,4 |
Bezirk Schwerin | 20,1 | 23,1 | 22,9 | 114,9 | 113,9 |
Die Entwicklung der Viehbestände spiegelt sich in folgenden Ergebnissen wider:
Viehbestände | 1968 | 1969 | 1970 |
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Rinder | 398 322 | 413 032 | 419 970 |
darunter Kühe | 176 764 | 178 162 | 175 190 |
Schweine | 688 575 | 679 597 | 710 016 |
Ein Vergleich von landwirtschaftlichem Nutzflächenanteil des Bezirkes an der Nutzfläche der DDR zeigt, dass der Bezirk Schwerin sowohl bei der Entwicklung der Viehbestände, als auch bei der Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion noch nicht seinen Möglichkeiten entsprechend produziert:
[Viehbestand/Staatliches Aufkommen/Stichtag: 10.11.1970 per 31.12.1970/1 000 Stück/Prozentualer 1 000 t Anteil am DDR-Ergebnis/Prozentualer Anteil am DDR-Ergebnis]
Viehbestand | Aufkommen | Anteil | Viehbestand | Aufkommen | Anteil |
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Rinder | 420 | 8,1 | Schlachtrind und sonstiges | 44,6 | 7,3 |
Schafe | 45 | 2,8 | Milch | 524,3 | 8,1 |
Kühe | 175 | 8,1 | Schlachtschweine | 71,8 | 7,6 |
Schweine | 710 | 7,3 | [–] | [–] | [–] |
Legehennen | 1 733 | 6,8 | (Mio. Stück) | 238,5 | 6,8 |
Bei der Entwicklung der Viehbestände im Bezirk Schwerin wurde 1970 im Vergleich zu 1969 nur bei Rindern eine Bestandserhöhung erreicht.
Das staatliche Aufkommen tierischer Erzeugnisse (kg GE/ha/LN) sank 1970 gegenüber 1969 auf 98,6 % ab. Die Folgen sind gegenwärtig erhebliche Planrückstände in den Positionen Schlachtschwein und Milch.
Der größte Planschuldner ist der Kreis Schwerin.
Besondere Rückstände bestehen in der Milchproduktion des Bezirkes Schwerin. In den Monaten Februar und März 1971 erfüllte kein Kreis des Bezirkes seinen Plan, sodass Milchschulden in Höhe von ca. 1 350 t zu verzeichnen sind (Stand Ende April 1971). Die Ursachen für die eingetretenen Planschulden, besonders bei Milch, liegen im Wesentlichen in folgendem begründet:
In allen Kreisen zeigen sich Tendenzen, Eingriffe in die Kuhbestände vorzunehmen, am den Plan bei Schlachtrind zu erfüllen.
So waren z. B. im Januar 1971 ca. 50 % aller geschlachteten Rinder Kühe. Die Kuhbestände wurden seit Februar 1969 um ca. 4 000 Tiere. dezimiert. Diese rückläufige Tendenz war besonders 1970 und 1971 festzustellen, wo 2 230 Kühe geschlachtet wurden.
65 % der Bestandsminderung bei Kühen entfallen auf die Kreise Schwerin und Hagenow.
Insgesamt wurden 1970 im Bezirk Schwerin nur 900 Kühe mehr als 1965 gezählt, d. h., das Perspektivplanziel, Steigerung der Bestände bis 1970 um 9 %, wurde nicht erreicht.
Im I. Quartal 1971 sind gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres ca. 2 800 Abkalbungen weniger zu erwarten, was zu einem weiteren Ansteigen der Milchschulden führen wird.
1970 lagen die Durchschnittserträge im Bezirk Schwerin, außer Ölfrüchten und Kartoffeln, weit unter dem Republiksdurchschnitt, wie die nachfolgende Übersicht zeigt:
Erzeugnis | DDR 1969 | DDR 1970 | Bezirk Schwerin 1969 in dt/ha | Bezirk Schwerin 1970 in dt/ha |
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Getreide | 29,5 | 28,2 | 24,9 | 22,0 |
Zuckerrüben | 253,2 | 320,1 | 245,9 | 282,7 |
Wiesen (Heuwert) | 45,9 | 48,7 | 38,9 | 40,7 |
Kartoffeln | 146,2 | 195,7 | 148,2 | 219,3 |
In der Entwicklung der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft des Bezirkes Schwerin zeigt sich, dass seit 1966 der Anbau von nährstoffintensiven Fruchtarten (Getreide, Kartoffeln, Zuckerrüben) unablässig zugunsten der ertragsextensiven Kulturen (Mais, Feldfutter, Wiesen, Weiden) verringert wurde.
Die Folgen waren etwa 2,5 Mio. dt GE Futtermittelverluste pro Jahr.
Im Bezirk Schwerin mussten zwei LPG Überbrückungskredite in Höhe von 1,25 Mio. Mark aufnehmen und 58 LPG weisen überfällige Kredite in Höhe von 14,255 Mio. M auf.
Allein im Kreis Lübz müssen 22 LPG 5,17 Mio. M überfällige Kredite verantworten.
Im Bezirk wurde 1970 eine durchschnittliche Akkumulation von 313 Mark je ha erreicht, 1969 betrug diese 310 und 1968 330 Mark je ha.
Zur Zurückdrängung der Tierverluste im Bezirk wurden vom RLN, Veterinärmedizinern, LPG-Vorständen, VEG-Leitungen, Räte der Kreise bisher unzureichende Maßnahmen eingeleitet und Entscheidungen getroffen.
Viehverluste | 1968 | 1969 | 1970 |
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Rinder | 24 146 | 27 600 | 25 242 |
darunter Kühe | 2 373 | 2 727 | 2 566 |
Schweine | 40 763 | 46 041 | 50 473 |
darunter Ferkel | 18 395 | 24 624 | 27 059 |
Als Hauptursachen der hohen Viehverluste sind u. a.:
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die unwissenschaftliche Fütterung der Viehbestände
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Nichteinhaltung der Hygienebestimmungen
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unzureichende Sorgfalt bei der Aufzucht der Ferkel
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mangelnde Qualität der Ställe und Aufzuchtanlagen
anzusehen.
Im Bezirk gelang es bis 1970 nicht, die Forderung nach Stabilisierung in der Entwicklung wirtschaftsschwacher LPG’n zu realisieren.
1970 gab es 83 wirtschaftsschwache LPG. Diese bearbeiteten eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 66 959 ha, das entspricht 8 % der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche des Bezirkes. Davon mussten 15 wirtschaftsschwache LPG Überbrückungskredite in Höhe von 3,42 Mio. Mark aufnehmen.
Schwerpunkt-LPG sind:
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LPG Nienhagen, Kreis Güstrow: 1 237 000 M
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LPG Retzow, Kreis Lübz: 1 164 000 M
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LPG Lalendorf, Kreis Güstrow: 1 127 000 M
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LPG Liessow, Kreis Schwerin: 595 000 M
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LPG Klein Sein, Kreis Bützow: 498 000 M
Im Bezirk bestehen gegenwärtig 29 Kooperationsgemeinschaften mit der Abteilung Pflanzenproduktion.
Die bisherigen Erfahrungen bei der Entwicklung kooperativer Beziehungen zeigen, dass der dazu erforderliche politisch-ideologische Klärungsprozess noch ungenügend durch die staatlichen Leitungsorgane geführt wird.
Insbesondere über den unmittelbaren Zusammenhang zwischen sozialistischer Intensivierung und der Entwicklung von Kooperationsbeziehungen besteht nicht in allen LPG-Vorständen und Leitungen der VEG die erforderliche ideologische Klarheit.
Es wurde u. a. festgestellt, dass in mehreren Kooperationsgemeinschaften mit einer Abteilung Pflanzenproduktion stagnierende bzw. rückläufige Tendenzen zu verzeichnen sind.
Darin kommt zum Ausdruck, dass die höheren Formen der Kooperation leitungsmäßig ungenügend beherrscht werden und die guten Erfahrungen der kooperativen Zusammenarbeit ungenügend verallgemeinert werden.
Untersuchungen in den im Bezirk bestehenden 29 Kooperationsgemeinschaften mit kooperativer Pflanzenproduktion, zu denen 107 LPG und sechs VEG mit rund 100 000 LN gehören, zeigen, dass in zwölf dieser Kooperationsgemeinschaften das bisherige Ergebnis der kooperativen Zusammenarbeit nicht positiv beurteilt werden kann.
Als Hauptursache für die unzureichende Entwicklung in diesen Kooperationsgemeinschaften sind anzusehen:
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ungenügende Wahrnehmung der Verantwortlichkeit durch die staatlichen Organe zur Stabilisierung der Kooperationsgemeinschaften und Duldung von Tendenzen des Selbstlaufes;
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Administration und Schematismus, unzureichende Verwirklichung der sozialistischen Demokratie und der Prinzipien der sozialistischen Betriebswirtschaft sowie die damit verbundene mangelhafte Information der Genossenschaftsmitglieder und Landarbeiter;
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Tendenzen der Verselbstständigung von kooperativen Pflanzenproduktionen, die dazu führten, dass die Pflanzenproduktion unzureichend in den Gesamtprozess der sozialistischen Intensivierung in den LPG und VEG einbezogen wurde;
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die teilweise vorhandene Aufblähung des Leitungsapparates der kooperativen Einrichtung, die ungenügende Abgrenzung ihrer Verantwortungsbereiche und die nicht durchgesetzte leistungsabhängige Vergütung der Leitungskader;
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die teilweise Reduzierung der Leitungstätigkeit in und gegenüber den Kooperationsgemeinschaften mit kooperativer Pflanzenproduktion auf die Lösung der ökonomischen und technisch-organisatorischen Aufgaben bei gleichzeitig ungenügender Beachtung der politisch-ideologischen Arbeit für die Lösung gesamtgesellschaftlicher Aufgaben.
Den Schwerpunkt in der Entwicklung der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft im gesamten Bezirk Schwerin stellt der Kreis Lübz dar.
Außer den objektiven Ursachen der Trockenheit 1969 und 1970 haben folgende subjektive Faktoren die Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion im Kreis Lübz negativ beeinflusst:
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Aufgrund der guten Erträge 1967/1968 wurde die Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit 1969/70 grob unterschätzt, die Folgen waren erhebliche Mindererträge (z. B. LPG Diestelow);
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In vielen LPG des Kreises gibt es erhebliche Differenzen zwischen dem buchmäßigen Viehbestand und dem tatsächlichen (niedrigeren) Viehbestand.
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Eine wissenschaftliche Leistungsfütterung der Viehbestände wird nur ungenügend verwirklicht.
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Es gibt Erscheinungen, dass Viehbestände unkontinuierlich gefüttert, gemolken bzw. nachgemolken werden. (LPG Altenkirchen)
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In mehreren LPG des Kreises wurden Großviehanlagen (400er und 200er Rinderställe) gebaut, ohne dass der Tierbesatz durch entsprechende Fruchtfolge oder Kooperationsbeziehungen futtermäßig abgesichert wurde.
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In einigen LPG wurden die Kuhbestände falsch selektiert. So wurden z. B. Kühe mit hohen Milchleistungen zur Schlachtung abgeliefert und Kühe mit niedrigen Milchleistungen in den LPG behalten.
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Bei vielen Vorsitzenden, Brigadieren und anderen Leitungskadern der LPG fehlen ausreichende fachliche, politische und moralische Qualitäten.
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Im Kreis Lübz gibt es auch Widersprüche beim Einsatz ausgebildeter Kader. Es ist zu verzeichnen, dass in einigen LPG Fach- und Hochschulkader als Traktoristen, Viehpfleger und Maurer arbeiten (LPG Weisin), andererseits Brigadiere in den LPG tätig sind, die keine wissenschaftliche Ausbildung besitzen.
So ist z. B. für die neuerbaute 200er Rinderanlage in der LPG Bobzin ein ehemaliger Hilfsschüler verantwortlich.
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6,5 % des Bestandes an Kühen im Kreis Lübz sind mit der Euterentzündung gelber Galt verseucht.
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Hauptursache für diesen Zustand ist die Unterlassung der Euterpflege und das Nachmelken bei den Kuhbeständen.
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Die anleitende und kontrollierende Tätigkeit des RLN des Kreises Lübz reicht nicht aus, um den Anforderungen der Entwicklung der LPG und KOG gerecht zu werden.
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Im Kreis Lübz mussten 1970 20 LPG Überbrückungskredite in Höhe von 5,1 Mio. M aufnehmen, davon die LPG »Fritz Reuter« Retzow allein 1,1 Mio. Mark.
Weitere Faktoren, die die Entwicklung der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft des Bezirkes Schwerin charakterisieren, werden in folgendem deutlich:
Im VEB Getreidewirtschaft Schwerin, BT Sternberg, ist lt. Weisung des Ministerrates eine Staatsreserve von 1 000 t Weizen zu bilden. Bei Kontrollen Anfang 1971 wurde festgestellt, dass die Bildung der Staatsreserve nicht vorgenommen wurde.
Im VEB Getreidewirtschaft Wüstmark, Kreis Schwerin, lagern im Februar 1971 u. a. 9 000 t Staatsreserve an Roggen.
Im Ergebnis der Überprüfungen zeigte sich, dass etwa 5 500 t Roggen aus dieser Reserve nicht mehr für die menschliche Ernährung geeignet waren und als Futterroggen bzw. für die industrielle Verarbeitung abverfügt werden mussten.
Leitenden Funktionären und Mitarbeitern des VEB Getreidekombinat Schwerin sind die Sachverhalte bekannt; trotzdem meldeten sie an das Staatliche Komitee für Aufkauf und Erfassung, dass die Staatsreserve ordnungsgemäß vorhanden wäre.
Gegenwärtig werden in allen Kreisen von Tierärzten Mastfärsen für eine Besamung aussortiert. Für die zusätzliche Bedeckung von Mastfärsen erhalten die LPG pro Tier 200 kg Kraftfutter.
Im Kreis Güstrow wurden bisher 680 Tiere gemeldet, die zusätzlich besamt wurden. Von den 680 sind aber ca. 600 Zuchtfärsen, die in der Besamung vorgezogen sind, d. h. es sind keine zusätzlich besamten Tiere aus dem Bestand der Mastfärsen herausgezogen worden.
Aber die Betriebe erhalten trotz dieser offensichtlichen Manipulation pro Tier 200 kg Kraftfutter. Diese Manipulationen werden besonders in den Färsenaufzuchtbetrieben Wattmannshagen3 und Dobbin vorgenommen.
Im Bezirk Schwerin zeigt sich, dass die Milchvereinigung (MV) des Bezirkes ihrer Verantwortung ungenügend gerecht wird.
Es gibt Hinweise auf mangelhafte politische Qualifikation der Direktoren der MV und eine ungenügende Führungs- und Leitungstätigkeit.
In Vorbereitung der Investitionsvorhaben Milchdauerwerk Bützow4 und Milchdauerwerk Karstädt5 wurde von der Leitung der Milchvereinigung keine exakte Analyse des gegenwärtigen und des im Perspektivzeitraum zu erwartenden Milchaufkommens vorgenommen. Nach Inbetriebnahme dieser Werke zeigt sich, dass diese Werke und das MDW Schwerin6 aufgrund des nicht ausreichenden Milchaufkommens im Bezirk Schwerin nicht voll ausgelastet sind.
Um diesen Zustand in der Milchwirtschaft des Bezirkes zu vertuschen, wurde seitens der MV versucht, die Kondensmilchproduktion im MDW Schwerin (28 000 t), entgegen gegebenen Weisungen des Staatlichen Komitees, einzustellen, um die freiwerdende Milch im MDW Bützow zu verarbeiten. Mit diesen 28 000 t Milch hätte überhaupt erst eine Produktion im MDW Bützow gesichert werden können.
Außerdem wurde die Käseproduktion in der Molkerei Lübz um 1 000 t reduziert, um die Rohmilch im MDW Schwerin zu verarbeiten. Die Folge davon ist, dass die Molkerei Lübz ihre Verpflichtungen (Lieferung von Molke) gegenüber dem Milchzuckerwerk Laage nicht erfüllen kann und dort erhebliche Schwierigkeiten in der Erfüllung des Exportplanes entstanden.
Erhebliche Mängel in der Führungs- und Leitungstätigkeit der Bezirksproduktionsleitung, der RLN der Kreise, Vorstände der LPG zeigen sich in folgenden Einzelerscheinungen:
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Im Jahre 1970 wurden im Bezirk Schwerin 500 ha LN mit Kartoffeln bestellt, die als Speisekartoffeln aus Holland importiert und im Ausland bereits aus hygienischen Gründen begast worden waren. Sieben Wochen nach der Aussaat zeigte sich, dass die Kartoffeln zu spät keimten und die Keimlinge im Boden abstarben. In den Kreisen Ludwigslust, Bützow, Hagenow, Güstrow und Schwerin mussten insgesamt 150 ha bestellter Fläche aufgrund von Auflaufmängeln untergepflügt werden. Mit diesen Importkartoffeln wurden vor der Aussaat keine Keimproben durchgeführt.
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Im Bezirk Schwerin wurden von 1.10.1969 bis 31.01.1970 146 tragende Rinder und 145 tragende Sauen zur Erfüllung des Schlachtviehaufkommens der Schlachtung zugeführt. Bei diesen Tieren war die Trächtigkeit bereits äußerlich erkennbar.
Als Ursachen für die Schädigung der Viehbestandsentwicklung des Bezirkes Schwerin wurden bekannt:
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oberflächliche Durchführung der Trächtigkeitsuntersuchungen durch verantwortliche Tierärzte.
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Freigabe von Vieh zur Schlachtung, ohne Untersuchung auf Trächtigkeit durch die Tierärzte.
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Verletzung der Kontrollpflicht durch die Leiter der Landwirtschaftsbetriebe, LPG und VEG.
Zusammenfassend zu den Ursachen für den noch unzureichenden Entwicklungsstand in der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft im Bezirk Schwerin:
Der Politbürobeschluss vom 13.1.19707 wurde nicht zum ständigen Ausgangspunkt der wissenschaftlichen Führungstätigkeit des RLN des Bezirkes, der RLN der Kreise genommen. Insbesondere ist der politisch-ideologische Einfluss auf die sozialistischen Landwirtschaftsbetriebe nicht immer ausreichend.
Der RLN des Bezirkes überarbeitete zwar vorhandene bzw. schuf neue Führungsdokumente mit einer Vielzahl von Detailmaßnahmen, ohne jedoch eine größere Wirksamkeit bei der Leitung der Landwirtschaft im Bezirk insgesamt zu erzielen.
Vom RLN des Bezirkes wurden keine klar kontrollfähigen Aufgabenstellungen zur Förderung der kooperativen Beziehungen, zur allseitigen Weiterentwicklung der innergenossenschaftlichen Demokratie, zur komplexen Durchsetzung der sozialistischen Betriebswirtschaft vorgegeben. Die leitungsmäßige und politisch-ideologische Erziehung zur Verwirklichung der sozialistischen Intensivierung ist ungenügend darauf gerichtet, die Einheit von sozialistischer Demokratie, Kooperation, sozialistischer Betriebswirtschaft und sozialistischem Wettbewerb herzustellen und durchzusetzen.
Die ungenügende Entwicklung der kooperativen Beziehungen als der Hauptform der Entwicklung des Produktions- und Reproduktionsprozesses ist die wesentlichste Ursache dafür, dass der Bezirk im DDR-Maßstab bei erzeugten kg je ha LNF
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Schlachtvieh an 13. Stelle
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Schlachtschwein an 12. Stelle
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Schlachtrind an 15. Stelle
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Milch an 10. Stelle
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Eier an 13. Stelle
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rangiert.
Infolge unzureichender Konzentration auf die mit dem Politbürobeschluss vorgegebenen Schwerpunkte waren die Maßnahmen zur Unterstützung der LPG mit niedrigem Produktionsniveau wenig effektiv. Die Hilfe für die Schwerpunktkreise Lübz, Bützow und Hagenow blieb deshalb unzureichend.
Die Anstrengungen des RLN des Bezirkes zur Weiterentwicklung der sozialistischen Demokratie reichten nicht aus.
So hatten z. B. von 525 LPG des Typ III 95, das sind annähernd 18 %, nur zwei bis drei Vollversammlungen im Jahre 1970 durchgeführt.
Die Ergebnisse bei der Durchsetzung der sozialistischen Betriebswirtschaft im Komplex reichen nicht aus und finden in der gesamten staatlichen Leitungstätigkeit ungenügende Berücksichtigung.
In etwa 25 % der LPG Typ III ist die sozialistische Betriebswirtschaft komplex verwirklicht und in etwa 60 % der LPG werden nur einzelne Elemente angewandt. Die Hauptursache der ungenügenden Ergebnisse besteht darin, dass die Aufgabenstellung zur Durchsetzung der sozialistischen Betriebswirtschaft zu unkonkret erfolgt und die staatlichen Leitungsorgane sich dabei zu sehr auf allgemeine Agitation beschränken.
Die Vernachlässigung des ideologischen Klärungsprozesses zur Aufgabenstellung der sozialistischen Betriebswirtschaft führt auch dazu, dass nicht konsequent auf die Herstellung der Einheit von Plan, Vertrag, sozialistischem Wettbewerb und Abrechnung Einfluss genommen wird.
Ein Kernproblem besteht auch weiterhin darin, dass einige
LPG-Vorsitzende und andere Leitungskader sich passiv bzw. ablehnend zur Einführung der leistungsabhängigen Vergütung verhalten und sie damit ihrerseits kein Interesse für die Durchsetzung der sozialistischen Betriebswirtschaft im Komplex aufbringen.
Die landwirtschaftliche Nutzfläche des Bezirkes hat sich seit 1966 um ca. 3 800 ha, davon allein 1970 um 860 ha verringert. Der größte Teil davon wurde für die Errichtung von Gebäuden und Hofflächen genutzt bzw. in Ödland und Forsten umgewandelt. Neben dem Rückgang der LNF hat sich auch das Acker-Grünlandverhältnis immer mehr zugunsten des Grünlandes verändert. Gegenwärtig beträgt dieses Verhältnis 67 : 33.
Verstöße gegen gesetzliche und innergenossenschaftliche Bestimmungen werden als Ursachen für LPG-Austritte sichtbar. So reichten zum Jahresende 1970 über 800 LPG-Mitglieder ihre Austrittserklärungen ein.
Schwerpunkt bilden die Kreise Gadebusch, Hagenow, Ludwigslust und Sternberg.
Die Genossenschaftsbauern gaben als Gründe für die Austrittsgesuche an:
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Mängel in der Leitungstätigkeit sowie herzloses Verhalten gegenüber den Mitgliedern, völlig ungenügende politisch-ideologische Arbeit, Negierung von Vorschlägen und Hinweisen u. ä.
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Vertragsablauf »Industriearbeiter aufs Land«8
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zu geringe Entwicklungs- und Verdienstmöglichkeiten.
Im Jahre 1970 ereigneten sich in der Landwirtschaft des Bezirkes Schwerin insgesamt 89 Brände mit einer Schadensumme von 1 953 800 Mark.
Davon entstanden 47 durch fahrlässiges Handeln, z. B. Umgang mit offenem Feuer, schadhafte E-Anlagen, Rauchen in Stallobjekten und durch Kinderbrandstiftungen.
Bauwesen
In den Jahren 1966 bis 1970 wurde die Bauindustrie des Bezirkes Schwerin wesentlich erweitert, die Bauproduktion verdoppelte sich fast, die durchschnittliche Zuwachsrate betrug pro Jahr 11,5 %.
Während die Entwicklung durch konzentriertes Bauen wesentlich voranschritt, waren produktionsschmälernde Einflüsse infolge zunehmender Diskontinuität zu verzeichnen. Diese Feststellung zeigt sich in den erreichten Ergebnissen der drei Baukombinate, VEB IBK, WBK und Tiefbau in den Jahren 1968, 1969, 1970:
[Tabelle: Planerfüllung/AP auf Basis eigener Bau- und Montageproduktion/in % Bau- und Montageproduktion in TM/in M]Baukombinate | 1968 | 1969 | 1970 | 1968 | 1969 | 1970 | 1968 | 1969 | 1970 |
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WBK | 92,5 | 80,0 | 104,8 | 60 355 | 62 259 | 68 011 | 69 710 | 71 971 | 76 512 |
IBK | 92,2 | 90,0 | 103,2 | 49 115 | 49 424 | 52 318 | 31 041 | 38 403 | 41 905 |
Tiefbau | 91,2 | 75,3 | 103,3 | 45 571 | 46 293 | 60 658 | 24 116 | 27 637 | 35 546 |
Bei der Planerfüllung 1970 der drei Baukombinate ist zu beachten, dass durch eine Planpräzisierung in Höhe von ca. 20 Mio. Mark 1970 ein positiver Erfüllungsstand erreicht wurde.
Trotz der erreichten Fortschritte im Bauwesen des Bezirkes Schwerin zeigte sich, dass im Bezirksbauamt und den Baukombinaten IBK, WBK und dem VEB Tiefbau Schwerin noch erhebliche Unzulänglichkeiten, Mängel und Missstände in der Führungs- und Leitungstätigkeit, in der Materialökonomie, im Einsatz der Technik, in der politisch-ideologischen Erziehungsarbeit und bei der Realisierung der Forschungs- und Entwicklungsvorhaben auftreten, die sich in folgenden Erscheinungen zeigen:
1. Ungenügendes Zusammenwirken zwischen dem Bezirksbauamt, der Bezirksplankommission, den VE Baubetrieben.
Das ungenügende Zusammenwirken zeigt sich u. a. an dem bisher vorliegenden Programm des Wohnungsbaus bis 1975 im Bezirk, das noch nicht mit den Orientierungskennziffern des Ministerrates übereinstimmt.
Auswirkungen des unzureichenden Arbeitsstils im Bezirksbauamt sind Unsicherheiten in den Baubetrieben, wo oftmals Unklarheiten über das Baugeschehen bestehen (z. B. Hotelneubau, Industriekomplex Schwerin-Süd).
2. Nichterreichung einer wissenschaftlichen Führungs-, Leitungs- und Planungstätigkeit im Bauwesen des Bezirkes.
Hierzu wird eingeschätzt, dass die perspektivischen Probleme des Bauwesens im Bezirk noch nicht wissenschaftlich vorbereitet werden.
Durch diesen Planungsstil kommt es zu erheblichen Materialüberbeständen, die nicht für andere Bauten verwendet werden können, wie z. B. für den Bau der Lagerhalle der Wirtschaftsvereinigung Obst-Gemüse-Speisekartoffeln Schwerin-Görries. Weiter wurden im Industriekomplex Schwerin-Süd 1970 wegen mangelnder Vorbereitung der Baumaßnahmen die Baubilanzen mehrmalig verändert. Dadurch konnten 18 Mio. Mark geplante Bauleistungen nicht erbracht werden. Die mangelhafte technologische Vorbereitung zögerte die Projektierungsarbeiten hinaus und behinderte zwangsläufig die Produktionsvorbereitung.
Das Hauptziel des Planes 1970 im Bauwesen sollte die Erreichung der Kennziffern des Volkswirtschaftsplanes sein. Um die Kennziffern des Volkswirtschaftsplanes zu erfüllen, wurde in den Plänen der Baubetriebe die zu erreichende Arbeitsproduktivität wesentlich erhöht. Mit dieser vorgenommenen Erhöhung der Arbeitsproduktivität war die Aufgabenstellung des Bauwesens noch nicht zu realisieren, deshalb wurden willkürlich ca. 2 000 Arbeitskräfte im Plan aufgenommen.
Diese Manipulation hatte im Juli und November 1970 Planpräzisierungen in der Gesamthöhe von ca. 34 Millionen Mark zur Folge. Ferner mussten die Baupläne, Baubilanzen und Projektierungen neu erarbeitet werden.
3. Unökonomische Materialwirtschaft und Nichtauslastung der Technik.
Es wurde bekannt, dass für 1971 für den Industriekomplex Schwerin-Süd überwiegend die Projekte fehlen. Die Materialbestellungen konnten deshalb nur pauschal vorgenommen werden. Die Folge wird eine weitere Erhöhung der Überplanbestände sein. Maßnahmen zur Verbesserung der Materialökonomie werden in den Kombinaten ungenügend durchgesetzt. Die Abrechnung des Materialeinsparungsprogrammes erfolgt z. B. im WBK sehr schleppend und wird nur in Einzelmaßnahmen wirksam. Im Plattenwerk Lankow besteht kein durchgängiges Kontrollsystem über die Materialzu- und -abgänge. Im IBK sind in der Materialökonomie keine organisierte Vertragskontrolle und keine Materialdisposition vorhanden. Daraus resultieren erhebliche Mängel und Missstände bei der Materialbestellung und in der Bedarfsmeldung der Betriebsabteilungen.
4. Mängel in der politisch-ideologischen Erziehungsarbeit.
Die dargestellte Situation im Bauwesen wirkt sich negativ auf die Stimmung unter den Bauarbeitern aus. Die Bauarbeiter bringen zum Ausdruck, dass sie nicht über die Veränderungen im Bauwesen informiert werden, sondern dass vorherrschend kommandiert wird. Besonders im VEB Tiefbau fordern die Arbeiter von der Partei- und Betriebsleitung eine schnellere und umfassende Informationstätigkeit.
Die Bauleiter müssen in den seltensten Fällen Rechenschaft vor der Betriebsleitung oder beim Produktionsdirektor ablegen. Die Bauleiter informieren gelegentlich das Baustellenkollektiv über den Stand der Produktion.
Die Brigadiere und die Bauarbeiter der Baustelle Objekt 21 (BK) beschweren sich in ihren Diskussionen darüber:
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dass die Parteiarbeit auf der Baustelle mangelhaft sei,
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dass die Führungskader, BPO-Sekretär und BGL-Vorsitzender auf der Baustelle nicht den Weg zu den Bauarbeitern fänden,
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dass seit längerer Zeit keine Produktionsberatungen durchgeführt würden,
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dass der Einsatz der Technik nicht richtig organisiert werde,
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dass diese Baustelle bisher 230 TM Vertragsstrafe gezahlt hätte,
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dass das Prämiensystem im IBK nicht stimme (so würden als Aktivisten abwechselnd die Bauleiter und Meister ausgezeichnet),
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dass die Verpflegung auf der Baustelle ungenügend sei.
Industrie
Die Betriebe
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VEB KGW Schwerin
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VEB KWN Schwerin
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VEB Plastwerk Schwerin
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VEB Elbewerft Boizenburg
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VEB Kombinat Fliesenwerke
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VEB Kombinat für Konfektionsindustrie Wittenberge
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VEB Milchzuckerfabrik Laage
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VEB Hydraulik Nord Parchim
bestimmen im Bezirk Schwerin im Wesentlichen das Produktionsprofil. Die Industriebetriebe des Bezirkes erreichten eine jahresdurchschnittliche Zuwachsrate (1966–1970) von 7,8 % (DDR 6,5 %). Dieses Ergebnis hätte u. a. durch die Überwindung der zu hohen Diskontinuität der Produktion, der aufgetretenen Vertragsverletzungen, der ungenügenden Nutzung der materiellen Fonds, der unbefriedigenden Steigerung der Arbeitsproduktivität und der aufgetretenen Nichterfüllung von Exportverpflichtungen noch positiver gestaltet werden können.
Bei der Realisierung traten mehrere subjektive Mängel und Missstände auf, die sich in Folgendem zeigen:
Automatisierungsvorhaben Kartoffelveredlungswerk Hagenow (KVW)
In diesem Automatisierungsvorhaben wurden seit September 1970 in der ersten Ausbaustufe erstmalig in der DDR Pommes frites industriemäßig hergestellt. 1970 wurde im Wesentlichen für die Einlagerung in Kühlhäuser produziert, obwohl ein echter Bedarf bei der Bevölkerung vorhanden war und ist.
Für die Realisierung dieses Vorhabens ist charakteristisch:
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Der wissenschaftlich-technische Vorlauf des Automatisierungsvorhabens im Gesamtkomplex fehlte vollkommen.
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Mit dem Bau der ersten Ausbaustufe (25,4 Mio. M) wurde begonnen, obwohl die Investunterlage noch nicht bestätigt war und keine Projekte vorlagen.
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Für die zweite Ausbaustufe (37,6 Mio. M) (Fertigstellungstermin 1.9.1972) gibt es gegenwärtig noch keine bestätigte Investunterlage; für den Importausrüstungsanteil (8,0 Mio. M) als Kernstück der zweiten Ausbaustufe gibt es keine schriftlichen Lieferzusagen bzw. Vertragsangebote aus dem NSW.
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Durch die ungenügende Vorbereitung ist eine wesentliche Überschreitung der bestätigten Investsumme ausgewiesen worden. Es entstanden Mehrkosten durch gleitende Projektierung und durch laufende Projektänderungen.
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Der Absatz der Erzeugnisse wurde noch nicht abgesichert. Gegenwärtig laufen Versuche für Kleinabpackungen zur Versorgung der Hauptstadt der DDR.
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Die Arbeitsproduktivität soll jährlich gegenüber dem Vorjahr um mindestens acht bis neun Prozent bei gleichbleibender Anzahl der Arbeitskräfte steigen, während die Warenproduktion und das Betriebsergebnis planmäßig ab 1973 stagnieren.
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Der Plan beinhaltet für 1971 ein Betriebsergebnis von 2 Mio. M, während in der bestätigten Investunterlage ein Betriebsergebnis von 3,0 Mio. M festgelegt wurde.
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Der gegenwärtige Stand der Automation beträgt ca. 25 %.
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In der Grundsatzentscheidung des Generaldirektors der VVB vom 17.11.1969 ist festgelegt, dass 1970 1 000 t Pommes frites zu produzieren sind. Der im Betrieb vorliegende Plan für 1970 sah dagegen nur eine Produktion von 200 t vor. Auf dieser Basis wurde ein Verlust in Höhe von 909 TM ermittelt und durch die VVB mit Schreiben vom 3.7.1970 bestätigt.
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1970 erfolgte keine Abrechnung der den Kühlhäusern übergebenen Ware (Pommes frites), sodass das Kartoffelveredlungswerk keine Erlöse erzielte.
Automatisierungsvorhaben Schlacht- und Verarbeitungsbetrieb Perleberg
Dieses Vorhaben sollte in einem Umfang von 133 Mio. M errichtet werden die Fertigstellung war für den 31.12.1971 geplant. Bei der Entwicklung dieses Objektes übten folgende Faktoren einen negativen Einfluss aus:
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Nach einer Entscheidung des Ministerrates der DDR vom 23.12.1970 wird dieses Objekt nicht im geplanten Umfang realisiert. Der alte Schlachtbetrieb Perleberg soll durch Rationalisierung effektiver gestaltet werden. Zu diesem Zweck werden die bereits im Bau befindlichen Gebäude in den neu zu gestaltenden Schlachtbetrieb einbezogen.
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Ein qualitatives Projekt für die Verwirklichung der gegenwärtigen Variante des Schlachtbetriebes wird erst nach 1974 vorliegen. Für den jetzt geplanten Verarbeitungsbetrieb fehlt jeglicher Vorlauf.
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Gegenwärtig wird erneut ein Änderungsvorschlag über die Perspektive des Schlachtbetriebes für den Vorsitzenden des RLN, Genossen Minister Ewald,9 vorbereitet.
Der Änderungsvorschlag sieht vor:
Die Projektierung am Verarbeitungsbetrieb mit den gegenwärtigen Aufwands- und Leistungsparametern wird durch das Bezirksfleischkombinat als Auftraggeber eingestellt. Durch Rationalisierung der vorhandenen Verarbeitungsbetriebe im Bezirk wird die Versorgung des Territoriums, ausgehend von den erhöhten Anforderungen, gesichert.
Für die Nutzung der Baufläche des Verarbeitungsbetriebes (850 m²) ist durch das Bezirksfleischkombinat eine Übergangslösung zu schaffen und dafür zu sorgen, dass nichts verbaut wird.
Bei allen weiteren Baumaßnahmen ist davon auszugehen, dass zu dem frühestmöglichen Termin ein moderner Verarbeitungsbetrieb gebaut wird.
Strukturkomplex Schwerin-Süd10
In der Realisierung des Strukturkomplexes zeigte sich, dass im Ergebnis der Grundsatzberatung vom 12.2.1971 mit dem staatlichen Auftragsleiter, Gen. Dr. Cziommer,11 die Entscheidung getroffen wurde, dass der Industriekomplex, entgegen den bisherigen Festlegungen und Projektierungen bis 1975 in einem Umfang von 375 Mio. M gebaut wird.
Der Aufbau soll in drei Phasen erfolgen.
In Auswirkung der Entscheidung vom 12.2.1971 über den Umfang des Komplexes zeigen sich gegenwärtig folgende Auswirkungen:
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Die Investitionen für das I. Quartal 1971 wurden nur zu 25 % realisiert.
Die Kennziffer Ausrüstungen wurde nur mit 11 % erreicht.
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In der Errichtung der Objekte der Baustelleneinrichtung sind erhebliche Terminverzögerungen eingetreten.
Für das Vorhaben Baustoffversorgung besteht keine Klarheit, wer als GAN eingesetzt wird.
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Die ungeklärte Perspektive des IK, der Umfang und der Zeitraum der Realisierung wirken sich nachteilig auf die 1970 begonnene Lehrlingsausbildung im Ausbildungszentrum Maschinenbau des IK aus.
So gibt es z. B. seit September 1970 unter den Lehrlingen und den Betreuern berechtigte Missstimmung aufgrund der provisorischen wohnungsmäßigen und ausbildungsmäßigen Unterbringung der vorhandenen 800 Lehrlinge.
Das Internat Groß Dreesch konnte bisher aufgrund der Gesamtentwicklung nicht fertiggestellt werden. Es fehlen Unterrichtsräume für die Lehrlinge, die Ausbildungsstätten wurden nicht termingerecht übergeben und in der Folge gibt es empfindliche Störungen im Ausbildungsprogramm.
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Die Situation in der Lehrlingsausbildung im IK wird ab September 1971 noch dadurch kompliziert, da weitere 1 500 Lehrlinge eingestellt werden sollen und die für diesen Zeitraum geplanten 2 000 Internatsplätze nicht termingerecht fertiggestellt werden können.
Aufgrund dieser Situation wird beabsichtigt, Lehrlinge in Schwerin-Lankow in fertiggestellte Neubauwohnungen aus dem Bevölkerungskontingent unterzubringen. Unterrichtsräume sollen aus dem Fonds der Volksbildung abgezogen werden.
In einer Reihe von Industriebetrieben des Bezirkes zeigte sich eine Diskontinuität der Produktion aufgrund ungenügender Ausnutzung der Grundfonds, der Verletzung der Bestimmungen über die Ordnung und Sicherheit, was u. a. auch zur Nichterfüllung der Exportverpflichtungen beitrug.
Schwerpunkte sind:
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VEB Elbewerft Boizenburg
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VEB KWN Schwerin
Hierzu wurde im Einzelnen bekannt:
VEB Elbewerft Boizenburg/Roßlau
Die Lage in diesem Schwerpunktobjekt wird gegenwärtig dadurch charakterisiert, dass Vertragsrückstände in Höhe von 30 Mio. M, darunter 14,4 Mio. M Exportrückstände gegenüber der Republik Kuba durch Nichtrealisierung des Fischkutterprogramms vom Typ »Havanna«, bestehen.
Als wesentliche Ursachen für diese Situation sind anzusehen:
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Die Projektierung und die Konstruktion des Fischkutters »Havanna« stellt eine Improvisation dar. Die eingebauten Maschinen und Aggregate wurden nicht getestet und einfach mit den Parametern des Projektes ausgezeichnet,
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Das Projekt Fischkutter »Havanna« stellte eine Neuentwicklung dar, war nicht serienreif und wurde ohne Nullserie in die Produktion übernommen.
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Bei der Erprobung der Fischkutter nach der Endausrüstung wurde festgestellt, dass die Leistungsparameter in Bezug auf die Verarbeitung der Fangmenge zu Fischmehl nicht erreicht werden und an den Maschinen und Aggregaten fast ständig im unterschiedlichen Umfang Mängel und Störungen auftraten.
Das Programm erforderte bisher einen Aufwand von 20 bis 25 Mio. M. Eine Bezahlung durch Kuba erfolgte nicht, weil bisher kein Kuba-Kutter abgenommen wurde. (Als Gegenwert wurden Fischmehllieferungen vereinbart.)
VEB Kabelwerk Nord Schwerin
Die Lage in diesem Objekt wird dadurch charakterisiert, dass aufgrund einer ungenügenden Führungs- und Leitungstätigkeit die Realisierung des Teilobjektes Fernmeldekabelfertigung bisher nicht erfolgte, importierte Anlagen und Maschinen aus dem nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet bisher nicht installiert und genutzt wurden und auftretende Mängel in der Organisierung des Produktionsprozesses zu mehreren Produktionsausfällen führten.
Im Einzelnen wurde bekannt:
Die Vorbereitung des Projektes Fernmeldekabelhalle war völlig ungenügend. So fehlte ein Hauptauftragnehmer Ausrüstung, ein Ausrüstungsfeinprojekt und die Projektierung des Objektes erfolgte gleitend.12 Die Folgen bestanden darin, dass bereits erbrachte Bauleistungen abgerissen werden mussten (z. B. Prüfraum).
Die Technologie der geplanten Fernmeldekabelproduktion war nicht konzipiert. Zum Beispiel wurde 1970 für 300 TM ein Fundament errichtet, das für die Inbetriebnahme (Aufstellung einer Bleipresse) nicht mehr benötigt wird. Für 400 TM wurden Ausrüstungen eingekauft, die nicht benötigt werden. 200 TM wurden als Mehraufwendungen über den Plan verausgabt. Ausrüstungen im Werte von 1 Mio. Mark stehen seit Oktober 1969 immer noch ungenutzt.
Um von der Industrie- und Handelsbank die Weiterfinanzierung des Projektes Fernmeldekabelfertigung zu erreichen, wurde von den leitenden Funktionären des Kabelwerkes Nord die Bank getäuscht, indem sie angaben, dass die Produktion im 1. Quartal 1971 anlaufen wird.
Im Kabelwerk lagern zurzeit ungenutzte Grundmittel, z. T. handelt es sich hierbei um Importanlagen aus Westdeutschland. Zum Beispiel sind eine Plastummantelungsanlage HE/120 (Wert 150 TM)und zwei Schaltschränke (Wert 50 TM), die zum Investitionsvorhaben Steuer- und Energiekabel gehören, im Januar 1970 gekauft worden und lagern seit dieser Zeit ungenutzt. Ferner stehen in der Halle I zwei Gummiextruder (Wert ca. 100 TM) seit einem halben Jahr. In der Halle Fernmeldekabelfertigung sind eine Aufbaufräse (Wert ca. 100 TM) und Kälteaggregate (Wert ca. 400 TM) seit Januar 1970 ungenutzt.
Das Objekt Freikrananlage im Bereich Absatz (Wertumfang von ca. 2,5 Mio. Mark) wurde aufgrund ungenügender Bilanzierung und technischer Vorbereitung jahrelang vernachlässigt. Nach der Montage zeigten sich erhebliche Qualitätsmängel, da die einzelnen Bauteile über längere Zeiträume den Witterungseinflüssen ausgesetzt waren. Da gegenwärtig für die Nutzung der Freikrananlage Freiflächen für die Abstellung von Trommeln fehlen, kann die Anlage nicht eingesetzt werden.
Probleme der Führungs- und Leitungstätigkeit der staatlichen und wirtschaftsleitenden Organe
Bei der Entwicklung der Landwirtschaft zeigten sich im RLN des Bezirkes in der Führungs- und Leitungstätigkeit folgende wesentliche Mängel:
Obwohl die 10. Tagung des ZK der SED13 und der Politbürobeschluss vom 13.1.1970 eine eindeutige Orientierung auf die weitere Entwicklung kooperativer Beziehungen gaben, zeigt sich gegenwärtig, dass die Vorteile der kooperativen Zusammenarbeit von den verantwortlichen Funktionären ungenügend erkannt, ausgenutzt und unzureichend in der Leitungstätigkeit berücksichtigt wurden.
Der Einsatz der durch den RLN des Bezirkes gebildeten Arbeitsgruppen, insbesondere in den Schwerpunktkreisen Lübz und Bützow, erfolgte auf der Grundlage bestätigter Konzeptionen. Diese Arbeitsgruppen wurden insbesondere hinsichtlich der gesellschaftlichen Entwicklung in den Kreisen ungenügend wirksam.
Bezeichnend für die Einstellung der Funktionäre des RLN des Bezirkes ist z. B., dass dem Direktor für Milcherzeugung der Milchvereinigung des Bezirkes Schwerin am 8.1.1971 vom Stellvertretenden Produktionsleiter des RLN des Bezirkes der Auftrag erteilt wurde, die Milchplanerfüllung so zu melden, dass einige Kreise erfüllt haben. Bei den Kreisen, deren Planerfüllung durch diese Manipulation gesichert werden sollte, handelt es sich um die Kreise, in denen Leitkader des RLN als Leiter von Arbeitsgruppen eingesetzt sind. Es sollte damit nach außen hin dokumentiert werden, dass eine gute Arbeit durch die Arbeitsgruppen geleistet wird.
Vom RLN des Bezirkes wird ungenügend auf ein langfristig angelegtes Kaderentwicklungsprogramm Einfluss genommen, um den perspektivischen Kaderanforderungen zu genügen. Das durch den RLN 1969 erarbeitete Kaderprogramm und die damit verbundene Schaffung einer Kaderreserve ist bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht verabschiedet und in Kraft gesetzt worden. Die Folgen sind, dass seit zwei Jahren das Bezirksgetreidekombinat nur kommissarisch geleitet wird.
Ausdruck dafür, dass der Wirtschaftsrat des Bezirkes Schwerin einen zu geringen Einfluss auf die Stabilisierung und Entwicklung der Produktion der ihm unterstellten Betriebe nimmt, ist u. a. die Tatsache, dass von den 86 gewinngeplanten Industriebetrieben des Bezirkes 19 die Planziele nicht erreichten. Bezeichnend ist ferner, dass am Jahresende 1970 im Bezirk Schwerin Vertragsrückstände von insgesamt 30,8 Mio. Mark zu verzeichnen waren.
Seit 1966 sind dies die höchsten Vertragsrückstände im Bezirk Schwerin.
Die operative Tätigkeit des Wirtschaftsrates, d. h. die Anleitung und Kontrolle der ihm unterstellten Betriebe, ist qualitativ ungenügend. Nach Aussagen verantwortlicher Mitarbeiter dieses wirtschaftsleitenden Organs reduziert sich die Anleitungstätigkeit immer mehr auf das Schreiben von Berichten, die die wirkliche Lage in den jeweiligen Betrieben nicht darstellen.
Es gibt Erscheinungen, dass sich das Verhältnis Wirtschaftsrat des Bezirkes zu den Betrieben lediglich auf das Stellen von Forderungen und die Ausschreibung von Terminen reduziert. Eine systematische Kaderarbeit seitens des Wirtschaftsrates mit den ihm unterstellten Betrieben ist nicht zu verzeichnen.
So ist z. B. seit einem Jahr eine kadermäßige Veränderung in der Leitung des Getränkekombinates Schwerin, obwohl geplant, nicht erfolgt. Im Betriebsteil »Uhle« dieses Kombinates gibt es seit einem halben Jahr keinen Betriebsleiter.
Charakteristisch ist ferner, dass es im Wirtschaftsrat selbst seit 1.9.1969 keinen Kaderleiter gibt.
Einige Hinweise zur Wirksamkeit gesellschaftlicher Organisationen
Es kann eingeschätzt werden, dass sich die gesellschaftlichen Organisationen in der gegenwärtigen Periode der Vorbereitung des Parteitages der SED14 darauf konzentrieren, erhöhte Anstrengungen zur Mobilisierung der Werktätigen und in der sozialistischen Bewusstseinsbildung aller Bürger des Bezirkes zu unternehmen.
Die auf den Bezirksdelegiertenkonferenzen der einzelnen gesellschaftlichen Organisationen festgelegten Programme und Aufgabenstellungen stehen dabei im Mittelpunkt der Führungs- und Leitungstätigkeit.
Besondere Initiativen zu Ehren des VIII. Parteitages der SED werden in der Bezirksorganisation der FDJ Schwerin sichtbar.
Das kommt u. a. darin zum Ausdruck, dass sich viele FDJ-Kollektive Wettbewerbsziele zur Erfüllung und Übererfüllung der Pläne und zur Erhöhung der politisch-ideologischen Arbeit unter der gesamten Jugend gestellt haben.
Trotz erzielter Fortschritte in der Erziehungsarbeit gibt es politisch-ideologische Probleme, insbesondere unter der Jugend. Unter Teilen der Jugend traten wiederholt folgende Fragen bzw. Probleme auf:
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Zweifel an der Sieghaftigkeit und Überlegenheit des Sozialismus.
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Die Probleme der wissenschaftlich-technischen Revolution werden nicht im Zusammenhang mit der sozialistischen Revolution verstanden. Revolutionär könne man nur unter den Bedingungen der Ausbeutung und Unterdrückung sein.
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Warum Abgrenzung zwischen der imperialistischen BRD und der sozialistischen DDR? Wird damit nicht die Wiedervereinigung gänzlich von der Tagesordnung gestrichen?
Außerdem sollte bei den Problemen der Jugend beachtet werden, dass
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das Nachahmen und Verherrlichen der westlichen Lebensweise,
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das verstärkte Abhören von Sendungen westlicher Rundfunk- und Fernsehstationen sowie
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das Begehen von Straftaten der allgemeinen Kriminalität, Erscheinungen des Rowdytums und von Angriffen auf die Staatsgrenze West
in der Vergangenheit ebenfalls im Bezirk Schwerin auftraten.
Gruppen negativer Jugendlicher begingen Delikte der allgemeinen Kriminalität und des Rowdytums und riefen in mehreren Fällen erhebliche Störungen des sozialistischen Zusammenlebens der Bürger hervor. Dies hatte Beunruhigung unter der Bevölkerung zur Folge.
Mängel in der ideologischen Erziehungsarbeit werden auch in der Arbeit des DTSB mit den Leistungs- und Nachwuchskadern des Bezirkes deutlich.
In den Sektionen Boxen und Leichtathletik gibt es unter den Leistungssportlern die Tendenz, die politisch-ideologische Erziehungsarbeit als notwendiges Übel zu betrachten.
Die Leistungs- und Olympiakader bejahen in der Mehrzahl zwar die Politik von Partei und Regierung zeigen aber selbst zu wenig gesellschaftliche Aktivität.
Die Ursachen für derartige Erscheinungen liegen vor allem darin, dass die Vorstände und Trainer keine zielstrebige politisch-ideologische Erziehungsarbeit leisten.
In den Schwerpunktbetrieben der Industrie des Bezirkes zeigt sich, dass die Gewerkschaftsarbeit noch zu oft sporadischen Charakter trägt. Häufig wird die Tätigkeit der Gewerkschaft zu besonderen politischen Höhepunkten und Entwicklungsetappen durch die Funktionäre fast ausschließlich mit dem Ziel aktiviert, Programme, Verpflichtungen usw. zu erfüllen. In anderen Zeitabschnitten ist nach Meinung vieler Werktätiger in der Industrie, außer der obligatorischen Beitragskassierung, eine geringe gewerkschaftliche Aktivität zu verzeichnen.
Besonders in den Industriebetrieben zeigt sich, dass die Gewerkschaftsorganisationen zu geringen Einfluss auf die Probleme der Sichtbarmachung von Mängeln und Schwächen im Produktionsprozess, auf die Aufdeckung von vorhandenen Reserven in der Umsetzung der materiellen Fonds und auf die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen ausüben. Die Mehrzahl der Bürger des Bezirkes unterstützt die von Partei und Regierung beschlossenen Maßnahmen, und die Parteiorganisationen unternehmen große Anstrengungen, um die gestellten Aufgaben des 14.15 und 15. Plenums des ZK der SED16 in Vorbereitung auf den VIII. Parteitag zu realisieren.
Es ist zu beachten, dass der Gegner mittels der politisch-ideologischen Diversion17 seine Angriffe auf alle Bevölkerungsschichten forciert hat.
Im Wesentlichen handelt es sich dabei um:
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die Verbreitung der politisch-ideologischen Diversion durch westliche Rundfunk- und Fernsehstationen;
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die Herstellung und Unterhaltung von Kontakten auf postalischer, persönlicher und kommerzieller Basis;
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die Einschleusung von Hetzschriften, Presseerzeugnissen und Schundliteratur durch Ballonaktionen und auf anderen Wegen.
Ein erheblicher Teil der Bürger des Bezirkes, insbesondere der in den Grenzkreisen Hagenow, Ludwigslust und Gadebusch, empfängt die Sendungen westlicher Rundfunk- und Fernsehstationen.
Von einem großen Teil der Bürger wurden Konverter für Fernsehgeräte mit der Zielstellung angeschafft, die Programme des Westfernsehens zu empfangen.
Zu einigen Erscheinungsformen des Wirkens der politisch-ideologischen Diversion unter bestimmten Bevölkerungskreisen:
Medizinische Intelligenz
In Kreisen der medizinischen Intelligenz ist eine gewisse Desinteressiertheit gegenüber ideologischen Problemen festzustellen.
Begründet wird dieser Standpunkt mit angeblicher beruflicher Überbelastung. Einige Mediziner haben eine ungefestigte Einstellung zur DDR. Von ihnen wird jegliche gesellschaftliche Tätigkeit negiert. Sie lehnen ein klares politisches Bekenntnis zur DDR ab.
Es gibt Beispiele in der medizinischen Intelligenz, dass der Wehrdienst in der NVA mit fadenscheinigen Begründungen abgelehnt wird oder dass gegenseitig die Wehrdienstuntauglichkeit bestätigt wurde.
Ein weiterer Ausdruck des Wirkens der politisch-ideologischen Diversion unter Medizinern ist die Überschätzung des Standes der Forschung auf medizinischem Gebiet in den kapitalistischen Ländern.
Verschiedentlich ist es durch Ärzte zur Aufnahme von Verbindungen zu westdeutschen medizinischen Einrichtungen gekommen.
Pädagogische Intelligenz
Einige Pädagogen weichen in politisch-ideologischer Hinsicht auftretenden Schwierigkeiten mit Schülern und Lehrlingen aus. Schwerpunkt hierbei ist beispielsweise der Kreis Perleberg, wo es an einer Anzahl Schulen zu Versäumnissen in der Erziehungsarbeit gekommen ist, die vorwiegend ihre Ursachen im Versagen und Zurückweichen von Lehrkräften bei der klassenmäßigen Erziehung der Schüler haben. Beispielsweise sprachen sich mehrere Schüler der POS Rühstädt18, Kreis Perleberg, gegen die Jugendweihe19 aus. Diese Schüler haben vor kurzem an einer »Woche der Konfirmanden20« in Havelberg, Bezirk Magdeburg21, teilgenommen. Von den Schülern wurde die Auffassung vertreten, dass nur Schüler an der Jugendweihe wegen persönlicher Vorteile teilnehmen. Weiterhin sind sie der Meinung, dass die 10-Klassen-Schule nur unnötiger Ballast sei, denn eine achtklassige Schulbildung reiche vollkommen aus.
Obwohl die Schulleitung durch eine Lehrerin von dieser Situation unterrichtet wurde, unternahm sie nichts, um die falschen Auffassungen zu widerlegen.
Im Kreis Perleberg ist die Anzahl der jugendlichen strafbaren Handlungen besonders groß. Es gibt starke Bestrebungen bei den Jugendlichen, die westliche Lebensweise nachzuahmen.
Künstlerische Intelligenz
In Kreisen der künstlerischen Intelligenz machen sich besonders zu politischen Höhepunkten und Ereignissen Aufweichungs- und Zersetzungserscheinungen bemerkbar. Ein Teil der Angehörigen der künstlerischen Intelligenz verkennt völlig den Klassencharakter von Kunst und Kultur und lehnt eine parteiliche Stellungnahme zu Fragen der sozialistischen Ideologie und in ihren Werken ab.
Einige Mitglieder des Deutschen Schriftstellerverbandes polemisieren gegen die Kulturpolitik der SED und vertreten revisionistische Auffassungen. Es zeigt sich auch die Tendenz, dass Angehörige der künstlerischen Intelligenz die gesellschaftspolitische Arbeit ablehnen, z. B. bei den Mitgliedern der Staatskapelle Schwerin, die seit Jahren keine Gewerkschaftsarbeit leisten.
Auswirkungen des Einflusses des Gegners unter Künstlern zeigen sich seit Jahren darin, dass am Staatstheater Schwerin den Problemen der Gegenwartsdramatik wenig Aufmerksamkeit geschenkt und führende Funktionäre des Bezirkes als »Kunstunverständige« diffamiert wurden. Besonders trat dieses im Zusammenhang mit den Kritiken an der Inszenierung des Stückes »Der Frieden« auf. Auch in den Künstlerverbänden der freischaffenden Künstler ist eine ungenügende politisch-ideologische Arbeit zu verzeichnen. Die Beschlüsse unserer Partei zu Fragen der Kunst und Kultur werden nicht zielstrebig ausgewertet.