Tagung des Internationalen Fortsetzungsausschusses der CFK
16. März 1971
Information Nr. 189/71 über die 13. Tagung des Internationalen Fortsetzungsausschusses der Berliner Konferenz katholischer Christen aus europäischen Ländern in der Hauptstadt der DDR Berlin vom 4. bis 5. Dezember 1970
Dem MfS wurden über den Verlauf der 13. Tagung des Internationalen Fortsetzungsausschusses der Berliner Konferenz katholischer Christen aus europäischen Ländern,1 die am 4. und 5.12.1970 im Zentralen Haus der Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft in Berlin stattfand, eine Reihe bemerkenswerter Einzelheiten bekannt.
(Die Berliner Konferenz ist ein Zusammenschluss progressiver, fortschrittlicher und reformfreudiger kirchlicher Persönlichkeiten und Laien der Katholischen Kirche. Der Internationale Fortsetzungsausschuss leitet die Arbeit der Berliner Konferenz, erörtert und beschließt die Generallinie ihres Wirkens und beruft auf Vorschlag des Präsidiums die Plenartagungen der Berliner Konferenz ein.)
An der Tagung nahmen teil:
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6 Personen aus der DDR
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2 Personen aus der Bundesrepublik
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11 Personen aus 5 sozialistischen Ländern
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16 Personen aus 11 kapitalistischen Ländern.
(Siehe Anlage 1).
Im Rahmen der Tagesordnung wurden folgende Themen behandelt:
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Rechenschaftslegung über die Tätigkeit 1970;
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Beschluss über Grundsätze der Arbeitsweise der Berliner Konferenz;
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Beschluss über eine Geschäftsordnung für den Internationalen Fortsetzungsausschuss;
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Wahl eines Ständigen Internationalen Präsidiums;
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Wahl eines Ständigen Internationalen Fortsetzungsausschusses;
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Aktionsprogramm für 1971;
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Erklärung über die 13. Tagung des Internationalen Fortsetzungsausschusses.
Das Ziel der Tagung des Internationalen Fortsetzungsausschusses bestand offensichtlich darin, Beschlüsse zu fassen, die es künftigen Veranstaltungen sowohl von der personellen Zusammensetzung als auch vom ideologischen Inhalt her ermöglichen, negativ eingestellte Personen des Fortsetzungsausschusses und negative Tendenzen zurückzudrängen und mit dem Internationalen Fortsetzungsausschuss ein Gremium zu schaffen, dessen Beschlüsse verbindlich sind.
Der Verlauf der Tagung ließ erkennen, dass das Hauptaugenmerk der Veranstalter auf die Beibehaltung einer einheitlichen Linie in Fragen des Kampfes gegen den Imperialismus gerichtet war.
In diesem Zusammenhang muss bemerkt werden, dass in letzter Zeit namhafte ausländische Mitglieder der Berliner Konferenz aus kapitalistischen Ländern offensichtlich durch Sympathisierung mit der westdeutschen Außenpolitik2 schwankend wurden, zum Teil von einer Mitarbeit in der Berliner Konferenz Abstand nahmen oder äußerten, die weitere Entwicklung der Beziehungen zwischen den sozialistischen Staaten und der BRD abwarten zu wollen, ehe sie sich offiziell engagieren. Hinzu kommen erhebliche finanzielle Schwierigkeiten der Veranstalter, die es notwendig machten, dass ausländische Mitglieder so weit wie möglich ihre Reisekosten zu Veranstaltungen der Berliner Konferenz in der DDR oder in anderen Ländern selbst tragen.
Den Rechenschaftsbericht der 13. Tagung des Internationalen Fortsetzungsausschusses der Berliner Konferenz gab Otto-Hartmut Fuchs,3 Vorsitzender der Berliner Konferenz, Chefredakteur der »begegnung«4 und Mitglied der CDU.
Fuchs betonte im politischen Teil des Rechenschaftsberichtes die »Mitverantwortung der Katholiken für die Geschicke der Welt, besonders für die politische Entwicklung in Europa«. Deshalb sei auch auf der 11. Tagung des Fortsetzungsausschusses Ende 19695 konkretisiert worden:
»Die Berliner Konferenz nimmt auf der Grundlage politischer Analysen durch spezifische Aktionen am antiimperialistischen Kampf der Völker teil. Dabei sieht sie ihre Hauptaufgabe in der Unterstützung und Förderung aller Bemühungen, die dem Frieden, der Sicherheit und der Zusammenarbeit in Europa dienen.«
Fuchs schätzte ein, dass die inzwischen von den Organen der Berliner Konferenz erarbeiteten »Analysen und Beschlüsse in allen wesentlichen Positionen durch die Entwicklung auf dem europäischen Kontinent als richtig bestätigt worden sind«. Dass es den Kräften des Friedens in Europa gelungen sei, das »Kräfteverhältnis weiter zu ihren Gunsten zu verändern«, werte er als das Verdienst der »langjährigen konsequenten Bemühungen der Mitgliedsstaaten des Warschauer Vertrages«.6
In dem Rechenschaftsbericht wurde darauf verwiesen, dass die Berliner Konferenz bereits im März 1969 die Forderung nach einer gesamteuropäischen Sicherheitskonferenz unterstützt habe. Zum Abschluss der Verträge zwischen der UdSSR und der BRD7 sowie der VR Polen und der BRD8 heißt es in dem Rechenschaftsbericht, dass sie »das Ergebnis des jahrelangen Bemühens der Sowjetunion und der mit ihr verbündeten Staaten um eine Normalisierung der Beziehungen auf der Grundlage des territorialen und politischen Status quo in Europa (seien), aber auch das Ergebnis der realistischen Haltung, welche die neue Regierung der BRD – offensichtlich beeinflusst von der Stimmung breiter Kreise der westdeutschen Bevölkerung – bezogen hat.«
Er forderte im Namen der Tagung, »dass die westdeutsche CDU/CSU und die mit ihr verbündeten Rechtskräfte ihre unbegründete, entspannungsfeindliche Opposition gegen die Verträge beenden solle«.
Er forderte weiter die »rasche Ratifizierung der beiden Verträge« und bekräftigte den Standpunkt der Berliner Konferenz, dass Westberlin »eine der BRD nicht zugehörende selbstständige politische Einheit« ist.
Fuchs betonte, dass »es eine Lösung der europäischen Probleme sozusagen an der DDR vorbei oder über die DDR hinweg nie geben kann«.
Das Treffen des Politischen Beratenden Ausschusses der Staaten des Warschauer Vertrages9 hätte alle »Spekulationen auf eine erhoffte ›Isolierung‹ der DDR oder eine ›Aufweichung‹ bzw. ›Fraktionisierung‹ innerhalb des sozialistischen Staatenbündnisses endgültig ad absurdum geführt.«
Bei den Gesprächen zwischen der DDR und der BRD könne es nur um »die Herstellung gleichberechtigter völkerrechtlicher Beziehungen« gehen.
In seinem Rechenschaftsbericht ging Fuchs auch auf den Anteil und das Wirken katholischer Friedensbewegungen im Rahmen der Entspannungspolitik ein. Er würdigte in diesem Zusammenhang die relativ positive Entwicklung der »offiziellen kirchlichen Friedensorganisation Pax Christi Internationalis«10 in einigen westlichen Staaten. Jedoch fehle noch eine klare Position innerhalb des westdeutschen Zweiges dieser Pax-Christi-Bewegung, die einerseits verschiedentlich »antiimperialistische Positionen« beziehe, andererseits jedoch zu »Problemen der europäischen Sicherheit zurückhaltend, unentschlossen und missverständlich« Stellung nehme.
Fuchs ging dabei besonders auf die »Ostpolitische Erklärung« der westdeutschen Pax-Christi-Bewegung, die »ihre Zustimmung« zu den Verträgen mit der UdSSR und der VR Polen von Voraussetzungen abhängig mache,11 ein, die »aus der Argumentation der westdeutschen CDU/CSU« bekannt sei und die »eine diskriminierende Tendenz« gegen die DDR enthalten.
In der Diskussion zum Rechenschaftsbericht wurde weitgehend Zurückhaltung geübt. Wortführer waren im Wesentlichen Pater Bernhard Schultheiß12 (Bad Nauheim/Westdeutschland) und Herman de Lange13 (Groningen/Holland).
(Beide Delegierte vertreten in der Berliner Konferenz die Interessen ihrer Sektionen in der Pax-Christi-Bewegung.) Von ihnen wurde die auch im Rechenschaftsbericht ausgesprochene und verurteilte »Erklärung zur Ostpolitik der BRD« der westdeutschen Sektion der Pax-Christi-Bewegung angegriffen.
Auf der 13. Tagung des Internationalen Fortsetzungsausschusses wurde der Entwurf eines Beschlusses über die »Grundsätze der Aufgaben und Arbeitsweise der Berliner Konferenz« diskutiert.
In diesen Grundsätzen sollten
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»Wesen und Aufgaben« der Berliner Konferenz,
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»Teilnehmer«,
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»Formen der Arbeit«,
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»Veröffentlichungen über die Arbeit« und die
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»Finanzierung«
konkretisiert und verbindlich festgelegt werden.
Der entscheidende Passus »Wesen und Aufgaben« in den Grundsätzen der Berliner Konferenz, der den politischen Standpunkt der Berliner Konferenz darstellt und ihre Aufgabe im »antiimperialistischen Kampf der Völker«, insbesondere durch die »Unterstützung und Förderung aller Bemühungen, die dem Frieden, der Sicherheit und der Zusammenarbeit in Europa dienen«, betont, wurde fast einstimmig von den Vertretern aus den westeuropäischen Staaten abgelehnt. Ihre Ablehnung begründeten sie u. a. damit, dass sie keine Notwendigkeit für einen antiimperialistischen Kampf sehen würden, wobei sie auf die Aktivitäten und Ergebnisse der Außenpolitik der Bundesrepublik in der jüngsten Zeit hinwiesen und diese Fakten als »Beispiele für friedliche Regelungen« darstellten, die einen antiimperialistischen Kampf nicht erforderlich machen. Darüber hinaus diskutierten sie über die wissenschaftliche Interpretation des Begriffes »Imperialismus« und lehnten es ab, durch Zustimmung zu diesem Punkt die sozialistische Begriffsauffassung anzuerkennen.
Es wurde beschlossen, eine Neufassung dieses Punktes zu erarbeiten. Bis dahin soll als Kompromiss die im Rechenschaftsbericht zitierte Formulierung der 9. Tagung des Internationalen Fortsetzungsausschusses14 über Wesen und Aufgaben beibehalten werden. Verabschiedet wurden vorerst nur die Punkte über die organisatorische »Arbeitsweise« der Berliner Konferenz.
Diskutiert und verabschiedet wurde auf der 13. Tagung ebenfalls eine »Geschäftsordnung für den Internationalen Fortsetzungsausschuss (IFA) der BK«, in der Verfahrensfragen für die Veranstaltungen des Ausschusses geregelt sind.
Die Wahl eines Ständigen Internationalen Präsidiums der Berliner Konferenz erfolgte mit Stimmenmehrheit. (Eine Liste über die Zusammensetzung des Präsidiums wird in der Anlage 2 beigefügt.)
Der westdeutsche Vertreter im Präsidium konnte nicht namentlich benannt werden, da der westdeutsche Delegierte der Pax-Christi Bewegung, Pater Bernhard Schultheiß, erklärt hatte, dass er nur als »Beobachter« an der Tagung teilnehme und darum keine Entscheidungen treffen könne. Er deutete an, dass der Student [Name 1] aus Bochum als Kandidat infrage käme, machte eine Entscheidung jedoch von einer Konsultation mit den anderen westdeutschen Mitgliedern der Berliner Konferenz nach seiner Rückreise abhängig.
Dem auf der 13. Tagung gewählten »Ständigen Internationalen Fortsetzungsausschuss« gehören 34 Delegierte aus 17 europäischen Ländern an. Davon 17 aus sozialistischen Ländern (vier aus der DDR) und 17 aus kapitalistischen Ländern (drei aus der BRD).
Bei diesen Delegierten handelt es sich um katholische Würdenträger, Publizisten und Wissenschaftler, die in der Regel in ihren Ländern einer »katholischen Friedensbewegung« nahestehen bzw. sie vertreten.
Im Zusammenhang mit dieser Wahl kam es zu Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten über die personelle Zusammensetzung der Vertreter aus der VR Polen im Ständigen Internationalen Fortsetzungsausschuss.
Die Gruppe aus der VR Polen innerhalb der Berliner Konferenz und des Fortsetzungsausschusses setzt sich zusammen aus Vertretern verschiedener kirchlicher Organisationen (Pax-Christi-Bewegung, Znak,15 Christliche Gesellschaft). Es war in Vorbereitung der 13. Tagung festgelegt worden, dass von jeder Gruppe ein Vertreter in den Fortsetzungsausschuss gewählt werden soll. Entgegen dieser Festlegung – die vorher mit den Staatsämtern für Kirchenfragen abgestimmt worden war – ist ein zweiter Vertreter der polnischen Pax-Gruppe in den Ausschuss gewählt worden. Dies führte zu Diskussionen und Unzufriedenheit und endete damit, dass der polnische Vertreter der Znak-Gruppe, Andrzej Micewski,16 seinen Austritt erklärte und die Tagung verließ.
(Vor dieser Wahl sollen nach internen Angaben aus Kreisen der Teilnehmer der Tagung in den Nachmittagsstunden des 4.12.1970 die Vertreter aus der Volksrepublik Polen, Witold Jankowski,17 Warschau, Chefredakteur, Mitglied des Vorstandes der Vereinigung Pax-Christi und Dr. Janusz Stefanowicz,18 Warschau, Journalist, Leiter der Auslandsabteilung der Vereinigung Pax-Christi, entweder mit dem Generalsekretär der CDU, Gerald Götting,19 oder mit dem stellvertretenden Generalsekretär der CDU, Wolfgang Heyl,20 ein längeres Gespräch geführt haben. Über den Inhalt dieses Gesprächs wurde nichts bekannt.
Nach diesem Gespräch sei der Leiter der Auslandsabteilung beim Parteivorstand der CDU, Koch,21 beim Veranstalter der Tagung vorstellig geworden. Im Auftrage von Wolfgang Heyl und im Namen von Gerald Götting habe er die Forderung überbracht, aus der Delegation der VR Polen vier Mitglieder in den Ständigen Internationalen Fortsetzungsausschuss zu wählen. Der Delegierte Dr. Janusz Stefanowicz sei als zweiter Pax-Vertreter und gleichzeitig als vierter Mann der VR Polen aufzustellen.
Der Leiter der Kirchenpolitischen Abteilung im CDU-Hauptvorstand konnte jedoch bei einer Rückfrage der Veranstalter diesen Vorgang nicht bestätigen.)
Im Zusammenhang mit diesen Vorkommnissen gab es unter Teilnehmern der Tagung Spekulationen, wonach der CDU-Parteivorstand sich mit dieser Manipulation seine Beziehungen zur polnischen Pax-Christi-Bewegung aufrechterhalten wolle bzw. dass es ein »Racheakt« gewesen sei, weil die CDU als Partei keinen Einfluss auf die Berliner Konferenz ausüben könne.
Darüber hinaus wurde verschiedentlich von Teilnehmern der Tagung spekuliert, dass die beiden Vertreter aus der VR Polen, Jankowski und Stefanowicz, gegenüber Wolfgang Heyl oder Gerald Götting Informationen zum Vertrag zwischen der VR Polen und der BRD gegeben haben sollen, die »nicht einmal dem ZK der SED bekannt« seien. Als Gegenleistung soll dann die Wahl des 2. Pax-Vertreters vereinbart worden sein.
Über Dr. Stefanowicz wurde intern bekannt, dass dieser pro-westlich eingestellt sein soll. Er hat in den letzten Monaten mehrere Wochen die BRD bereist. Darüber hinaus soll er in polnischen, westdeutschen und anderssprachigen katholischen Zeitungen und Zeitschriften der Pax-Bewegung mit ideologisch verworrenen »Europa-Ansichten« aufgetreten sein.
Das auf der 13. Tagung des Internationalen Fortsetzungsausschusses beschlossene »Aktionsprogramm der Berliner Konferenz für das Jahr 1971« betont die Bereitschaft der Berliner Konferenz, »noch tatkräftiger als in den vergangenen sechs Jahren ihres Wirkens für die Erhaltung und Festigung des Friedens zu arbeiten,« und zur »Lösung der Probleme der europäischen Sicherheit und Zusammenarbeit einen möglichst wirksamen Beitrag zu leisten«.
Zur Durchsetzung dieser Ziele wurde im Einzelnen beschlossen:
Die Durchführung einer IV. Plenartagung der Berliner Konferenz im Herbst 1971.22
Auf dieser Plenartagung soll »das dialektische Verhältnis zwischen dem Kampf für Sicherheit und Frieden in Europa und dem Kampf gegen den Imperialismus in allen Teilen der Erde herausgearbeitet werden«.
Es wird betont, dass dieser Kampf nur erfolgreich geführt werden kann »durch gemeinsame Aktionen aller humanistischen Kräfte«.
Diese Aktionen müssen sich konzentrieren auf
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eine »gesamteuropäische Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit, an der alle Staaten gleichberechtigt teilnehmen, und auf die Bändigung der faschistischen, neofaschistischen und revanchistischen Kräfte«;
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»allseitige völkerrechtliche Anerkennung der DDR und die Herstellung normaler Beziehungen zwischen der DDR und der BRD sowie auf die Aufnahme der beiden Staaten in die UNO und andere Weltorganisationen«;
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In Vorbereitung dieser Plenartagung werden durch den Internationalen Fortsetzungsausschuss für Mitarbeiter und Freunde der Berliner Konferenz im ersten Halbjahr 1971 Regionaltagungen durchgeführt.
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Durchführung von Veranstaltungen zu Fragen des »aktiven Friedensdienstes« und der »Aktionseinheit im antiimperialistischen Kampf«;
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Zusammenarbeit mit anderen internationalen kirchlichen Friedensbewegungen;
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Durchführung von Sitzungen des Internationalen Fortsetzungsausschusses zur Vorbereitung und Durchsetzung der Beschlüsse der Berliner Konferenz.
Zum Abschluss der 13. Tagung wurde eine Erklärung der 13. Sitzung des »Internationalen Fortsetzungsausschusses der Berliner Konferenz« verabschiedet, in der
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die USA-Aggression in Vietnam23 verurteilt und
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gegen das Rechtskartell in der BRD24 Stellung genommen wird,
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die Verträge der Sowjetunion und der VR Polen mit der BRD25 als Friedensschritte begrüßt werden und
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der »Erklärung« der Tagung des Politischen Beratenden Ausschusses der Staaten des Warschauer Vertrages zugestimmt wird.
Dem MfS wurden intern im Zusammenhang mit der Tagung noch folgende Einzelheiten bekannt:
Von dem Kanonikus und Caritasdirektor Jan Mara26 (Prag) wurde auf der Tagung eine »Ideenkonzeption« für eine »Vereinigung katholischer Geistlicher in der ČSSR – Pacem in terris« an einige Delegierte verteilt. Entsprechend dieser »Ideenkonzeption« soll es sich dabei um eine »freiwillige gesellschaftliche Bewegung« in der ČSSR handeln, die der »sozialistischen staatlichen Anordnung den Vorzug« gibt. Sie will sich einsetzen für
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eine »bürgerliche Tätigkeit im Geiste der Enzyklika Pacem in terris27 im Sinne von dienen und helfen«,
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die »Festigung des Friedens und der Freundschaft zwischen den Völkern«,
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die »Wahrung der berechtigten Interessen und Bedürfnisse der Geistlichen«.
Die Sektion der Pax-Christi-Bewegung in der VR Polen soll nach internen Angaben ihre Beziehungen zur westdeutschen Sektion der Bewegung, insbesondere im Raum Mainz, weiter gefestigt haben. Die Pax-Christi-Bewegung in der VR Polen soll auch die »Ostpolitische Erklärung« der westdeutschen Sektion, die von dem Leiter der 13. Tagung, Otto-Hartmut Fuchs, in seinem Rechenschaftsbericht und in der Diskussion von einigen Tagungsteilnehmern kritisiert wurde, unterstützen. Den Vertrag zwischen der VR Polen und der BRD betrachten sie als eine »Errungenschaft auf nationaler Ebene«. Sie versprechen sich davon eine »völlige Aussöhnung mit der BRD« und streben Kontakte und Verbindungen auf den sich bietenden Ebenen gemeinsamer katholischer Interessen an.
Von anderen Vertretern aus der VR Polen wurde in internen individuellen Gesprächen behauptet, dass die polnische Sektion der Pax-Christi-Bewegung in der VR Polen »aus taktischen Gründen offiziell fortschrittlich auftrete«. Aufgrund dessen soll es bereits einigen namhaften Vertretern dieser Gruppe gelungen sein, Einfluss auf maßgebliche Persönlichkeiten im Staatsapparat der VR Polen zu gewinnen.
Der spanische Dominikaner-Pater Pedro Meca-Zuazu,28 zur Zeit Pantin/Frankreich, der in den Internationalen Fortsetzungsausschuss gewählt wurde, hat am 4.12.1970 in einer Schule in Berlin ein Protestmeeting gegen die spanische Justiz durchgeführt. Diese Veranstaltung wurde von den beteiligten Kindern begeistert aufgenommen. Die Genehmigung für dieses Meeting lag vor. Meca-Zuazu war bereits bei seiner Anwesenheit zum Internationalen Symposium im Mai 1970 durch seine Auftritte gegen die Diktatur des Franco-Regimes29 in Spanien aufgefallen.
Die in der Information als intern ausgewiesenen Angaben sind nicht für eine öffentliche Auswertung bestimmt.
Anlagen
Teilnehmerliste der 13. IFA–Sitzung – 3 Blatt
Liste des gewählten Präsidiums – 1 Blatt
Anlage 1 zur Information Nr. 189/71
Teilnehmerliste der 13. IFA-Sitzung 4./5.12.1970
Belgien
Abbe Paul Carrette, Loverval, Präsident »Pacem in terris«30
Hendrik Bostoen, Leuven, Studentenpfarrer, Pax Christi
Georges Thill, Bruxelles, Physiker
Bundesrepublik
Bernhard Schultheiß, Bad Nauheim, Rektor der Diözesan-Bildungsstätte, Pax Christi
Dr. Guido Senzig, Offenbach, Syndikus, Sekretär der Societas Populorum Progressio31, Pax Christi
ČSSR
Jan Mara, Prag, Kanonikus, Caritasdirektor
Dr. Ladislav Skoda, Bratislava, Kanonikus
Deutsche Demokratische Republik
Ulrich Fahl, Magdeburg, Vorsitzender des CDU-Bezirksverbandes Magdeburg, Mitglied des Arbeitsausschusses
Otto Hartmut Fuchs, Berlin, Chefredakteur, Vorsitzender des Arbeitsausschusses
Karl Grobbel, Berlin, Herausgeber der »begegnung«32, Mitglied des Arbeitsausschusses
Hubertus Guske, Berlin, stellv. Chefredakteur, Mitglied des Arbeitsausschusses
Adolf Niggemeier, Berlin, Abteilungsleiter beim Sekretariat des Hauptvorstandes der CDU Mitglied des Arbeitsausschusses
Georg Wipler, Berlin, Sekretär des Arbeitsausschusses
Finnland
Rafael Kontula, Helsinki, Oberstudienrat
Frankreich
Prof. Jean Boulier, Massy, Theologe, Jurist
Dr. Yves Grenet, Paris, Wirtschaftswissenschaftler
Großbritanien
Sydney M. Gyves, Failsworth, Gewerkschaftssekretär
William Thomas Risby, Manchester, Gewerkschaftsfunktionär
Irland
Alan Kavanagh, Dublin, Gewerkschaftssekretär
Italien
D. Giorgio Giovannoni, Florenz, Direktor der Zeitschrift »Note di Cultura«33
Dr. Umberto Zappulli, Mailand, Rechtsanwalt
Niederlande
Herman de Lange, Groningen, wiss. Mitarbeiter Universität Groningen, Pax Christi, Mitglied des Pastoralkonzils der Niederlande
Österreich
Ferdinand Wessiak, Großgmain-Salzburg, Redakteur und Verlagsbuchhändler
Volksrepublik Polen
Witold Jankowski, Warschau, Chefredakteur, Mitglied des Vorstandes der Vereinigung PAX
Jan Majdecki, Warschau, Journalist, Vizepräsident der Christlich-Sozialen Gesellschaft
Andrzej Micewski, Warschau, Publizist, ZNAK-Gruppe
Dr. Janusz Stefanowicz, Warschau. Journalist, Leiter der Auslandsabteilung der Vereinigung PAX
Sozialistische Republik Rumänien
Prof. Dr. Petru Lamoth, Timisoara, Universitätsprofessor,
Vizepräsident des Rates der Werktätigen deutscher Nationalität der SRR34
Dr. Johann Wolf, Timisoara, Universitätsdozent, Mitglied des Nationalrates der Front der sozialistischen Einheit in der SRR
Schweden
Sven Ole Garlson, Lund
Schweiz
Jeanine Meyer-Monin, Basel, Hausfrau
Sowjetunion
Prof. Viktoras Butkust, Kaunas, Theologie-Professor, Rektor des Priesterseminars Kaunas
Spanien
Pedro Meca-Zuazu, z. Zt. Pantin (Frankreich), Dominikanerpater
Ungarische Volksrepublik
Dr. Imre Varkonyi, Budapest, Propst, Landesdirektor der »Actio Catholica«35, Generalsekretär der Bischöflichen Kommission für auswärtige Angelegenheiten, Mitglied der Ungarischen Nationalversammlung
György Vitanyi, Budapest, Propst, Domherr
Anlage 2 zur Information Nr. 189/71
Internationales Präsidium der Berliner Konferenz katholischer Christen aus europäischen Ländern
gewählt auf der 13. Tagung des Internationalen Fortsetzungs–Ausschusses in Berlin am 4.und 5. Dezember 1970 –
DDR
Fuchs, Otto–Hartmut geboren 4.9.1919 Schwäbisch-Gmünd wohnhaft Berlin, [Straße, Nr.], Vorsitzender der Berliner Konferenz, Chefredakteur der »begegnung«, Mitglied der CDU
VR Polen
Jankowski, Witold Warszawa Chefredakteur, Mitglied des Vorstandes der Vereinigung Pax Christi, Abgeordneter des Sejm
VR Ungarn
Dr. Varkony, Imre Budapest Landesdirektor der »Actio Catholica« Generalsekretär der bischöflichen Kommission für auswärtige Angelegenheiten, Parlamentsabgeordneter
ČSSR
Mara, Jan Prag Kanonikus, Caritas-Direktor
Sowjetunion
Prof. Dr. Butkus, Viktoras Kaunas Prof. der Theologie, Rektor des Priesterseminars Kaunas
Italien
Baron Dr. Zapulli, Umberto Milano, [Straße, Nr.], Rechtsanwalt
Großbritannien
Risby, William Manchester [Straße, Nr.], Gewerkschaftssekretär
Frankreich
Dr. Grenet, Yves Paris XV e, [Straße, Nr.], Wirtschaftswissenschaftler
Westdeutschland
Ist mit einem Vertreter in das Präsidium gewählt. Die anwesenden Delegierten aus Westdeutschland waren nicht in der Lage, einen Kandidaten zu benennen. Name wird nachgereicht.