Verhandlungen über eine Produktion mit »The Hollies«
[ohne Datum]
Information Nr. 266/71 über Verhandlungen über eine Produktion mit der englischen Beat-Gruppe »The Hollies« durch Radio DDR
Ergänzend zu unserer Information 139/71 vom 18.2.1971 wird mitgeteilt, dass im Verlaufe der weiteren Überprüfungen durch das MfS im Zusammenhang mit den verstärkten Diskussionen Jugendlicher über das Auftreten von »The Hollies«1 in der Hauptstadt der DDR Folgendes festgestellt wurde:
Ende 1970 unterbreitete der Westberliner Agentur-Vertreter Gerhard Hämmerling2 dem Musikdirektor von Radio DDR, Gen. Hans-Joachim Lehmann,3 in einer mündlichen Unterredung das Angebot, mit den »Hollies« in der DDR Aufnahmen zu produzieren.
Gen. Lehmann informierte seinen Vorgesetzten, den Chefredakteur für Musik bei Radio DDR, Gen. Wilhelm Penndorf,4 darüber.
Gen. Penndorf gab die Zustimmung, entsprechende Vorgespräche zu führen. Nachdem Gen. Lehmann dem Agentur-Vertreter Hämmerling mitgeteilt hatte, dass Radio DDR zu Gesprächen bereit sei, unterbreitete Hämmerling am 3.12.1970 schriftlich seine Vorstellungen.
In diesem Schreiben teilte Hämmerling mit, er habe bereits mit Robin Britten,5 dem Manager dieser Gruppe, ein Telefonat geführt und von den »Hollies« die Zusage, in der DDR aufzutreten. Hämmerling unterbreitete weiter Preisvorschläge für Aufnahmen der »Hollies« im Rundfunk, Aufzeichnungen im Fernsehen der DDR und für ein öffentliches Auftreten im Friedrichstadt-Palast.
Anfang Januar 1971 gab es ein erneutes Gespräch zwischen dem Gen. Lehmann und Hämmerling, während dem H. den Vorschlag unterbreitete, die »Hollies« am 28.3.1971 in der DDR auftreten zu lassen, da sie an diesem Tag bereits eine Produktion in Westberlin hätten und für die DDR dann die Reisekosten wegfallen würden. Verhandlungsgegenstand war während des Gespräches nur eine Produktion von Radio DDR mit »The Hollies«.
G. Hämmerling gegenüber wurde betont, dass der Rundfunk keinen Wert auf eine öffentliche Veranstaltung lege.
Eine endgültige Vereinbarung und Festlegung des Termins erfolgte jedoch nicht.
Nachdem im Januar 1971 die ersten Gerüchte unter Jugendlichen der DDR über das Auftreten von »The Hollies« in der Hauptstadt der DDR auftraten, die ihren Ausgangspunkt in einer »Treffpunkt«-Sendung des RIAS6 hatten, nahm der Rundfunk von weiteren Festlegungen hinsichtlich einer Produktion mit der Gruppe »The Hollies« Abstand. Vom Gen. Lehmann wurde dem Hämmerling dazu mitgeteilt, dass offensichtlich eine Verletzung der vereinbarten Diskretion erfolgt und der Rundfunk an einem Vertrag mit »The Hollies« nicht interessiert sei.
Hämmerling, der in der Vergangenheit auch die Verträge des Deutschen Fernsehfunks mit Mireille Mathieu7 und Gilbert Becaud8 vermittelt hatte, zeigte sich ziemlich bestürzt und erklärte, seinerseits liege keine Indiskretion vor.
Der 1. Stellvertreter und amtierende Vorsitzende des Staatlichen Komitees für Rundfunk, Gen. Kurt Ehrich,9 hatte bis zum 23.3.1971 keine Kenntnis davon, dass seitens des Rundfunks Verhandlungen mit Hämmerling über Musikproduktionen mit den »Hollies« geführt wurden.