Versuchte Ausschleusung durch einen dänischen Reiseleiter
13. August 1971
Information Nr. 816/71 über eine versuchte Ausschleusung eines DDR-Bürgers durch einen dänischen Reiseleiter über die Grenzübergangsstelle (GÜST) Friedrichstraße am 24. Juli 1971
Am 24.7.1971 wurde der dänische Bürger [Name, Vorname], geboren [Tag, Monat] 1943, wohnhaft Kopenhagen, [Straße, Nr.], Reiseleiter bei Viking-Nordtourist, Kopenhagen, auf frischer Tat festgenommen, als er versuchte, unter Verwendung eines verfälschten dänischen Reisepasses, einen DDR-Bürger aus Rostock (16 Jahre) über die GÜST Friedrichstraße nach Westberlin auszuschleusen.
[Passage mit schutzwüdrigen Informationen nicht wiedergegebn]
Die durch das Ministerium für Staatssicherheit geführten Untersuchungen ergaben, dass [Name] Kenntnis über Pläne und Absichten westdeutscher rechtsextremistischer Organisationen zur Durchführung von Provokationen anlässlich des 10. Jahrestages der Errichtung des antifaschistischen Schutzwalles hat.
So sei er aufgrund seiner jahrelangen Verbindung zur rechtsextremistischen Organisation »Junges Europa«1 in der BRD aufgefordert worden, gegen die DDR gerichtete Hetzflugblätter illegal einzuschleusen.
Von dieser feindlichen Organisation habe [Name] auch den Auftrag erhalten, unter Ausnutzung seiner Tätigkeit als Reiseleiter, einen jugendlichen DDR-Bürger nach Westberlin auszuschleusen, der mit einem dem [Name] unbekannten Auftrag wieder in die DDR zurückgeschleust werden sollte, um im Zusammenhang mit dem 10. Jahrestag der Errichtung des antifaschistischen Schutzwalles provokatorisch tätig zu werden.
[Name] nahm mehrfach an Zusammenkünften und Veranstaltungen dieser rechtsextremistischen Organisation »Junges Europa« in der BRD teil.
So wurde auf einer Veranstaltung im Juni 1970 in Göttingen – an der auch Journalisten der Springerpresse sowie Angehörige der Bundeswehr und des Bundesgrenzschutzes, sowie meist der NPD angehörten – die Absicht geäußert,
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am 13.8.1971 vor dem Brandenburger Tor in Westberlin eine Hetzveranstaltung und Demonstration zu organisieren,
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eine weitere derartige Veranstaltung vor dem ehemaligen Reichstagsgebäude in Westberlin durchzuführen,
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von Westberliner Seite aus Flaschen mit brennbarer Flüssigkeit gegen die Grenzsicherungsanlagen der DDR zu werfen,
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Anschläge gegen die S-Bahn in Westberlin durchzuführen,
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Hetzveranstaltungen entlang der Staatsgrenze zur DDR durchzuführen.
Weiter ist aus den Untersuchungen gegen [Name] bekannt geworden, dass rechtsextremistische Kräfte der BRD Provokationen gegen die Teilnahme von Sportlern der DDR an den Olympischen Spielen 1972 in München2 planen. Im Einzelnen habe er darüber Kenntnis, dass DDR-Flaggen geschändet werden sollen bzw. die Beschädigung von Segelbooten der DDR in Kiel3 vorgesehen sei.
Die Untersuchungen werden weitergeführt. Vom MfS wurden die notwendigen Maßnahmen eingeleitet.