Vorkommnis mit sowjetischen Soldaten in Burg
[ohne Datum]
Information Nr. 1063/71 über ein Vorkommnis mit Beteiligung von Angehörigen der Sowjetarmee im Kreis Burg, Bezirk Magdeburg
Am 6.11.1971 erstattete der Revierförster Simon1 vom Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb Altengrabow beim VPKA Burg Anzeige gegen unbekannt wegen Behinderung bei der Jagdausübung am 5.11.1971 in der Feldmark Glienicke, Kreis Burg.
Die bisherigen Untersuchungen durch das MfS und dessen Zusammenwirken mit dem Volkspolizeikreisamt Burg und der sowjetischen Kommandantur Altengrabow ergaben folgenden Sachstand:
Am 5.11.1971, ab 19.00 Uhr, befanden sich die Genossen Simon, Walter, geboren [Tag, Monat] 1921 in Wioska, wohnhaft in Waldrogäsen [Nr.], Kreis Burg, tätig als Revierförster im Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb Altengrabow, und Meseberg, Helmut,2 geboren [Tag, Monat] 1921 in Krüssau, wohnhaft in Waldrogäsen, [Nr.], Kreis Burg, tätig als Forstfacharbeiter im gleichen Betrieb, zur Ausübung der Jagd auf einem Anstand in der Feldmark Glienicke, zwischen den Gemeinden Rogäsen – Jerichow – Lübars, Kreis Burg.
Gegen 20.45 Uhr beobachteten beide Genossen, dass in ca. 100 m Entfernung von ihrem Standort ein unbekanntes Fahrzeug über den vor ihnen gelegenen Acker und anschließend auf die Straße in Richtung Hohenziatz, Kreis Burg, bis ca. 400 vor die Ortschaft Klein-Lübars fuhr, wo angehalten wurde und durch die unbekannten Insassen ca. sechs bis acht Schüsse, vermutlich aus Jagdgewehren, auf ein unbekanntes Ziel abgegeben wurden.
Durch diese als eine unberechtigte Jagdausübung eingeschätzte Handlung sahen sich Simon und Meseberg veranlasst, die eigene Jagdausübung zu unterbrechen und die unbekannten Personen zu ermitteln.
Bei ihrer Annäherung an das Fahrzeug erkannten sie aus ca. 100 m Entfernung, dass es sich um ein Militär-Kraftfahrzeug vom Typ GAS-Kübel3 mit dem Kennzeichen »CA« der Sowjetarmee handelte.
Beim Versuch der weiteren Annäherung an das Kfz wurden sie mittels des am Fahrzeug befindlichen Suchers stark geblendet. Zur gleichen Zeit wurde der Motor des Fahrzeugs angelassen und während des Anfahrens in Richtung Hohenziatz aus einer Waffe, vermutlich erneut aus einem Jagdgewehr, zwei Schuss auf die Straße in Richtung der das Kfz zu Fuß verfolgenden Genossen Simon und Meseberg abgegeben.
Durch die Schusswaffenanwendung wurde der Meseberg laut Ergebnis der ärztlichen Untersuchung am Knie und an der Hand durch Hautabschürfungen, die vermutlich durch Schrotkörner verursacht wurden, leicht verletzt.
Beide Genossen konnten aufgrund der Entfernung von ca. 100 m zum Kfz keine Feststellungen über die Anzahl der Insassen treffen.
Sie stellten den Versuch zur Ermittlung der Täter ein und unternahmen bis zur Anzeigeerstattung am 6.11.1971 selbst keine weiteren Handlungen zur Aufklärung des Vorkommnisses. Die bisherigen Untersuchungen zur Ermittlung des Fahrzeuges und der Täter verliefen ohne Erfolg.
Zusatz für Gen. Honecker:4
Die sowjetischen Freunde wurden von diesem Vorkommnis in Kenntnis gesetzt.
Zusatz für Gen. Fadekin:5
Sie werden gebeten, den Oberkommandierenden der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland, Genossen Generaloberst Kurkotkin,6 vom Inhalt dieser Information in Kenntnis zu setzen.