Vorkommnisse mit Anhängern des 1. FC Union Berlin
11. Februar 1971
Information Nr. 122/71 über Ergebnisse der Untersuchung von Vorkommnissen auf Fußballoberligaplätzen in Berlin und anderen Städten der DDR, wo Anhänger des 1. FC Union Berlin bei Spielen der 1. Mannschaft negativ in Erscheinung traten
Dem MfS gingen in der Spielserie 1969/70 und 1970/71 eine Reihe von Informationen aus Magdeburg, Riesa, Aue, Leipzig, Halle, Zwickau und Berlin zu, worin über rowdyhaftes Verhalten und Auftreten negativ eingestellter Anhänger des 1. FC Union Berlin gegen Ordnungskräfte der Sportanlagen, einzelne Sportler, Mannschaften, Schiedsrichter sowie gegen Angehörige der NVA und der Schutz- und Sicherheitsorgane berichtet wurde.
Die daraufhin durchgeführten Untersuchungen führten bisher zu folgendem Ergebnis:
Innerhalb des Anhangs des 1. FC Union Berlin hat sich eine negative Personenkonzentration herausgebildet, die ca. 300 Personen umfasst.
Es handelt sich dabei nicht um eine einheitliche, geschlossene und organisierte Gruppierung, sondern um Personengruppen und Einzelpersonen, die eine negative politische Grundhaltung haben und die Fußballspiele dazu nutzen, antisozialistisch und staatsfeindlich in Erscheinung zu treten. Das zeigt sich insbesondere in Handlungen des Rowdytums, der Staatsverleumdung und des Widerstandes gegen die Staatsgewalt.
Charakteristisch für das Auftreten dieser Gruppierungen sind ihre gegen die Ordnungskräfte, die Schiedsrichter und die Sportler der anderen Mannschaften organisierten Sprechchöre und Rufe wie »Mörder« oder »Haut sie auf die Schnauze«.
Im Verlaufe der Untersuchungen wurde außerdem offenkundig, dass Teile dieser negativen Anhängerschaft des 1. FC Union Berlin sich gleichzeitig als Anhänger des Westberliner Profiligaclubs »Hertha BSC« betrachten und von dort auch einen Teil ihres ideologischen Gedankengutes für ihre Sprechchöre, Lieder und Losungen entnehmen. Ausdruck dafür sind u. a. die Losung »Eisern Union und Hertha BSC sind die Meister an der Spree« sowie das immer häufiger festzustellende Tragen von Emblemen des Westberliner Profiligaclubs.
Als Konzentrationspunkte dieser negativen Personenkreise wurden zwölf Gaststätten im Stadtbezirk Köpenick bekannt. In einigen dieser Gaststätten befanden sich sogenannte Traditionsecken mit Symbolen der früheren Fußballclubs Hertha BSC, Union 06 und anderer Vereine.
Bei Spielen des 1. FC Union in Berlin ist diese negative Personenkonzentration bereits zu einem unmittelbaren Schwerpunkt für die Ordnung und Sicherheit geworden. In der Mehrzahl traten hier vor allem Jugendliche der Altersgruppen 12 bis 18 Jahre negativ in Erscheinung, während es bei Auswärtsspielen des 1. FC Union vor allem Anhänger der Altersstufen 15 bis 25 Jahren waren.
Territorial konzentrieren sich diese negativen Personenkreise in den Stadtbezirken Köpenick, Lichtenberg, Treptow und Weißensee.
Ein großer Teil des im Berufsleben stehenden negativen Anhangs des 1. FC Union ist beschäftigt im VEB Kabelkombinat KWO, VEB Kabelwerk Köpenick, Transformatorenwerk »Karl Liebknecht«, VEB Kühlautomat Johannisthal, VEB Wohnungsbaukombinat Berlin und dem VEB Werk für Fernsehelektronik.
Die ermittelten Schüler innerhalb der Gruppierungen Jugendlicher konzentrieren sich auf die 9. bis 12. Klasse der Gerhart-Hauptmann-Oberschule/Köpenick, 18. Oberschule Oberschöneweide/Köpenick, Klement-Gottwald-Oberschule/Treptow, 9. Oberschule Johannisthal/Treptow, 5. Oberschule Hans-Loch-Viertel1/Lichtenberg und 2. Oberschule Hohenschönhausen/Weißensee sowie auf Wohngebiete in Berlin-Oberschöneweide, Adlershof, Mahlsdorf, Johannisthal, Karlshorst, Hans-Loch-Viertel/Lichtenberg und auf die Randgebiete von Berlin in den Kreisen Königs Wusterhausen und Bernau.
Wie festgestellt wurde, besitzen die Leitung des 1. FC Union Berlin und der DTSB-Bezirksvorstand Berlin eine nur unzureichende Konzeption zur positiven Beeinflussung dieses negativen Anhanges.
Zur Veränderung der politisch-ideologischen Situation unter dieser Anhängerschar des 1. FC Union wäre es deshalb erforderlich, eine klare Konzeption mit vielseitigen Maßnahmen zur Zurückdrängung dieser Kräfte durch den DTSB-Bezirksvorstand und die Leitung des 1. FC Union Berlin zu erarbeiten und verwirklichen zu lassen, um mitzuhelfen, Sicherheit und Ordnung auf den Sportplätzen der Fußballoberliga zu gewährleisten.
Außerdem sollte die Sportberichterstattung des Fernsehens, Rundfunks und der Presse stärker in die ideologische Arbeit einbezogen werden und konsequenter gegen das Auftreten und Verhalten negativer Anhänger Stellung beziehen.