Brand im Schauspielhaus Karl-Marx-Stadt
6. Mai 1976
Information Nr. 351/76 über den Brand im Schauspielhaus Karl-Marx-Stadt am 5. Mai 1976
Am 5. Mai 1976, gegen 1.40 Uhr brach im Schauspielhaus in Karl-Marx-Stadt ein Brand aus, durch den das Bühnenhaus des Theaters zerstört wurde. Nach vorläufigen Einschätzungen entstand dadurch ein Sachschaden von ca. 500 000 Mark. Personen kamen nicht zu Schaden.
Aus dem in unmittelbarer Nähe befindlichen Altersheim wurden 150 Insassen für ca. zwei Stunden in einen Seitenflügel des Heimes umquartiert.
Die durch das MfS im Zusammenwirken mit Experten eingeleiteten Untersuchungen ergaben bisher Folgendes:
Als Brandausbruchsstelle konnte zweifelsfrei der sogenannte Stellwerksraum ermittelt werden. (Dieser Raum befindet sich unterhalb des vorderen Teils der Bühne, von ihm aus werden sämtliche Beleuchtungsaggregate über ein Steuerpult geregelt.) In diesem Raum befand sich seit den Nachmittagsstunden des 4. Mai 1976 ein ohne Beaufsichtigung an das Stromnetz angeschlossenes Ladegerät für ein Blitzlichtgerät (Minigerät für Fotoaufnahmen), durch welches der Brand verursacht wurde.
Das Ladegerät war durch einen Beleuchter zum Aufladen der Batterie an das Stromnetz angeschlossen worden. Dieser Beleuchter verließ mit Erlaubnis nach Beginn der Vorstellung gegen 19.30 Uhr das Theater, seitdem stand das Gerät ohne Aufsicht unter Spannung.
Das Gerät, das vom Opernhaus Karl-Marx-Stadt geliehen war, sollte laut Drehbuch bei der Premiere des Stückes »Tinka« auf der Bühne verwendet werden.
Das Gerät wird seit ca. vier Jahren betrieben und funktionierte bisher einwandfrei. Auch nach einer vor drei Monaten durchgeführten Reparatur gab es bei der weiteren Benutzung keine Beanstandungen.
Es ist vorgesehen, nach dem IX. Parteitag den Spielbetrieb in Ausweichräumen, u. a. auch im Opernhaus Karl-Marx-Stadt, mit dem Stück »Tinka« wieder aufzunehmen.
Die Untersuchungen werden fortgesetzt.