Erweiterung des Schlacht- und Verarbeitungskombinats Eberswalde
13. Oktober 1976
Information Nr. 707/76 über im Zusammenhang mit der Errichtung eines Produktionsbetriebes zur Herstellung von Konservendosen am Standort Schlacht- und Verarbeitungskombinat Eberswalde, Bezirk Frankfurt/O., zu beachtende Probleme
Dem MfS vorliegenden internen Hinweisen zufolge schätzen leitende Kader des Generalauftragnehmers (GAN) und des Investauftraggebers (IAG) ein, dass am 3. Januar 1977 termingemäß mit dem Probebetrieb zur Herstellung von Konserven im Schlacht- und Verarbeitungskombinat Eberswalde (SVKE) begonnen werden könne.1
Gleichzeitig wird durch Fachexperten des Ministeriums für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft und des VEB Rationalisierung und Projektierung Berlin (GAN) darauf hingewiesen, dass die an der Errichtung des SVKE beteiligten DDR-Bau- und Montagebetriebe weitere Anstrengungen zu unternehmen haben, um die eingetretenen Planrückstände im Bau- und Montagegeschehen aufzuholen. Durch den Investauftraggeber sei insbesondere zu sichern, dass bis zur Aufnahme des Probebetriebes am 3. Januar 1977 bzw. der vollen Produktionsaufnahme am 1. Juli 1977 die benötigten Arbeitskräfte bereitgestellt werden und für deren Qualifizierung und Unterbringung Sorge getragen wird.
Die unter Leitung des Verkäufers, Berlin-Consult GmbH (BC), arbeitenden NSW-Firmen realisieren ihre Aufgaben bei der Errichtung des SVKE bisher termingemäß entsprechend den vertraglichen Verpflichtungen. Zeitweilig aufgetretene Verzögerungen bei von den NSW-Firmen zu erbringenden Leistungen wurden durch den verstärkten Einsatz von Arbeitskräften dieser Firmen überwunden.
Vertreter des Verhandlungskollektivs der DDR mit BC schätzen ein, dass der Verkäufer BC bemüht sei, die übernommenen vertraglichen Verpflichtungen exakt zu realisieren. Verschiedentlich eingetretene Zahlungsschwierigkeiten von Subunternehmen des Verkäufers wurden durch das Eingreifen von BC beseitigt, sodass nachteilige Auswirkungen für die termingemäße Fertigstellung des SVKE nicht zu erwarten seien.
Der Vorschlag über die Errichtung eines Produktionsbetriebes zur Herstellung von Konservendosen am Standort des SVKE ist das Ergebnis mehrfacher Untersuchungen und Überprüfungen zur materiellen Absicherung der konzipierten Produktion von Fleisch- und Wurstkonserven im SVKE.
Unterschiedliche Auffassungen über die effektivste Lösung zur Bereitstellung von Konservendosen für das SVKE zwischen den mit der Vorbereitung der Entscheidungsfindung beauftragten Partnern waren Ursache dafür, dass dem Ministerrat die Vorlage nicht zu einem früheren Zeitpunkt unterbreitet werden konnte.
Erst 1976 wurde durch das Ministerium für allgemeinen Maschinenbau, Landmaschinen- und Fahrzeugbau erkannt, dass der Bedarf an Konservendosen für das SVKE entsprechend der konzipierten Erhöhung der zu produzierenden Menge von Fleisch- und Wurstkonserven in der DDR (30 %) nicht, wie ursprünglich vorgesehen, durch Rationalisierungsmaßnahmen in bestehenden dosenproduzierenden Betrieben der DDR abgesichert werden kann.
Ausgehend von den zu erbringenden Versorgungsleistungen und dem erreichten Realisierungsstand des SVKE gibt es gegenwärtig zur vorgeschlagenen Lösung, einen Produktionsbetrieb zur Herstellung von Dosen zu errichten, keine Alternative.
Die getroffenen Feststellungen der Fachexperten weisen darauf hin, dass an der Entscheidungsfindung zur Deckung des Bedarfes an Konservendosen für das SVKE in Höhe von ca. 40 Mio. Stück offensichtlich nicht immer zielstrebig gearbeitet wurde. Hemmend habe sich in diesem Zusammenhang ausgewirkt, dass durch das MLFN und den IAG die Erarbeitung des Produktionssortimentes und der Absatzkonzeption erst im Juni 1976 abgeschlossen wurde und demzufolge an ihrer Präzisierung weiter gearbeitet werden muss.
Daraus leitet sich u. a. auch ab, dass die bisherigen Angaben über Ausrüstungen und Material für die Produktionsanlage zur Herstellung von Konservendosen wegen unvollständiger technologischer Unterlagen lediglich auf Schätzungen beruhen. Darüber hinaus sind der annähernd exakte Bedarf an Fleisch- und Wurtkonserven zur stabilen Versorgung der Hauptstadt Berlin und die dabei auftretenden möglichen Bedarfsschwankungen noch nicht eindeutig ermittelt.
Hierzu seien noch präzisere Angaben, vor allem zur Minimierung der Importe von Blech bzw. Dosen aus dem nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet bis 1979, dem Zeitpunkt der Produktionsaufnahme der Konservendosenherstellung, zu erarbeiten. Nach Meinung von Fachexperten des VEB Rationalisierung und Projektierung Berlin könne infolge der verspäteten Erarbeitung des technologischen Projektes für die Errichtung einer Produktionsanlage für Dosen unter Umständen eine Gefährdung des vorgesehenen Inbetriebnahmetermins (1. Januar 1979) eintreten.