Grenzübertritt eines Bundeswehrgefreiten bei Ilsenburg (Magdeburg)
23. August 1976
Information Nr. 584/76 über die Festnahme eines Gefreiten der Bundeswehr nach erfolgtem Grenzübertritt BRD – DDR im Grenzabschnitt Ilsenburg/Bezirk Magdeburg am 22. August 1976
Am 22. August 1976, gegen 18.10 Uhr wurde ca. 200 m südlich der Grenzsäule 948 im Grenzabschnitt Ilsenburg, an der Straße Ilsenburg – Jungborn, nach erfolgtem Grenzübertritt BRD – DDR der Angehörige der Bundeswehr [Name], geboren am [Tag] 1956, wohnhaft gewesen: [Ort]/Kreis […] in Unterfranken/Bayern, [Adresse], zurzeit wohnhaft: Goslar/Niedersachsen, [Ortsteil], Bundeswehr seit 2. Januar 1976 – [Einheit], Sanitätsgefreiter, vorbestraft wegen einem Kioskeinbruch 1975 mit zehn Tagen Jugendarrest, in Felddienstuniform und unter Mitführung eines Stahlhelms, eines Koppels mit Kampfmesser, einer Schutzmaske mit Filter, eines Kochgeschirrs, eines BRD-Führerscheins, eines Personalausweises der BRD Nr. […] sowie seines Dienstbuches der Bundeswehr durch Angehörige der Grenztruppen der DDR ohne Anwendung der Schusswaffe festgenommen.
[Der Bundeswehr-Soldat] hat seinen Angaben zufolge am 22. August 1976 das Dienstobjekt in Goslar verlassen und ist mit einem VW-Bus, amtliches Kennzeichen […], in Richtung Bad Harzburg und von da aus zur Staatsgrenze der DDR gefahren, wo er den VW-Bus abstellte, zu Fuß das Territorium der DDR in einer Tiefe von ca. 50 m verletzte und Angehörige der Grenztruppen der DDR auf sich aufmerksam machte. [Der Soldat] ersucht um politisches Asyl.
Als Motiv seines Grenzübertritts gibt er an, dass gegen ihn seit einigen Tagen ein Disziplinarverfahren läuft, da er sich nach Dienstschluss im Krankenhaus Goslar als Krankenpfleger zusätzlich Geld verdient habe. Weiterhin hätte er wegen des Kaufes eines VW-Kleinbusses ca. 12 000 Mark Schulden.
Am 12. August 1976 will er nach eigenen Angaben einen Selbsttötungsversuch mittels Tabletten unternommen haben, der misslang.
Der Grenzübertritt des Angehörigen der Bundeswehr wurde von ca. sieben Zivilpersonen vom BRD-Territorium aus fotografiert.
Kurz nach dem erfolgten Grenzübertritt erschienen drei Angehörige des Grenzzolldienstes und durchsuchten den abgestellten VW-Kleinbus.
Nach Vorliegen der erforderlichen Untersuchungsergebnisse wird ein entsprechender Vorschlag unterbreitet, wie weiter verfahren werden könnte.