Probleme der Energieversorgungssicherheit in Ostberlin
3. März 1976
Information Nr. 169/76 über Probleme der Versorgungssicherheit der Hauptstadt der DDR, Berlin, mit Elektroenergie, die im Zusammenhang mit dem IX. Parteitag der SED von Bedeutung sind
Wie vom MfS bereits am 16. Oktober 1975 (Information Nr. 725/75) berichtet, bestehen in der Hauptstadt der DDR, Berlin, Probleme bei der Gewährleistung der vollen Versorgungssicherheit mit Elektroenergie, die insbesondere im Zusammenhang mit der Vorbereitung und Durchführung des IX. Parteitages der SED1 an Bedeutung gewinnen.2
In Anbetracht dieser Situation erarbeitete die BEWAG im Januar 1976 eine Analyse der Versorgungszuverlässigkeit für Elektroenergie und Wärme in der Hauptstadt der DDR. Ein wichtiger Bestandteil dieser Analyse ist ein nach Schwerpunkten aufgestelltes Schwachstellenabbauprogramm, mit dem unter Berücksichtigung der volkswirtschaftlichen Möglichkeiten für den Zeitraum 1976 bis 1980 insbesondere eine schrittweise Verbesserung des Zustandes der elektrischen Anlagen sowie der Qualität und Versorgungssicherheit erreicht werden soll. In Vorbereitung des IX. Parteitages der SED werden zurzeit durch die BEWAG an einer Reihe Schwerpunktbauvorhaben Arbeiten realisiert.
Auf der Grundlage der vom MfS erhobenen Forderungen wurde die Versorgungskonzeption für den Palast der Republik verändert. Mit voneinander unabhängigen Einspeisungen durch zwei 10 kV-Doppelkabel vom Umspannwerk Alexanderplatz und ein 10 kV-Doppelkabel vom Umspannwerk Mauerstraße wird der zweifache Störungsfall beherrscht. Die Fertigstellung der zusätzlichen Einspeisemöglichkeit vom Umspannwerk Mauerstraße steht vor ihrem Abschluss (500 m Kabel sind noch zu verlegen).
In Zusammenarbeit zwischen der Abteilung Betriebstechnik des Palastes der Republik und der BEWAG wird gegenwärtig eine Antihavariekonzeption erarbeitet. Beachtet werden muss jedoch, dass die Abteilung Betriebstechnik des Palastes zurzeit noch nicht über ausreichend qualifizierte Kräfte verfügt und noch keine ausreichenden Erfahrungen über die Betriebsführung der Abnehmeranlage im Normalbetrieb und im Störungsfall besitzt. Zur Gewährleistung der sicheren Betriebsführung für die Zeit der Durchführung des IX. Parteitages wäre deshalb der Einsatz von Fachkräften des Herstellers der Anlage, VEB Elektroprojekt und Anlagenbau Berlin, zweckmäßig. Entsprechende Maßnahmen zur Veränderung dieser Situation wurden über den Leiter Technik des Palastes der Republik eingeleitet.
Weiterhin ist es zur Erhöhung der Versorgungszuverlässigkeit für den Palast der Republik erforderlich, in den einspeisenden Umspannwerken Alexanderplatz und Mauerstraße eine Stabilisierung des Differentialschutzes der 30/10-kV-Transformatoren vorzunehmen. Die von der BEWAG ausgelöste Forderung an den VEB Elektro-Apparate-Werke Berlin-Treptow zur Bereitstellung von fünf Stück Einschaltsperrrelais Typ ROV wurde bisher wegen fehlender Produktionskapazitäten von diesem Betrieb abgelehnt.
Zur Beseitigung der in der Vergangenheit mehrmals durch überalterte Kabel aufgetretenen Versorgungsunterbrechungen für die Druckerei »Neues Deutschland« wird seit Dezember 1975 an der Herstellung einer 30 kV-Kabelversorgung gearbeitet. Die Inbetriebnahme soll planmäßig am 15. April 1976 erfolgen.
Zum 31. März 1976 erfolgte im Rahmen der Sicherung der Elektroenergieversorgung des Wohngebietes am Tierpark die planmäßige Inbetriebnahme des Umspannwerkes Uhrigstraße/Stadtbezirk Lichtenberg. Damit kann gleichzeitig die Versorgungssicherheit für einige Unterkünfte der Delegierten des IX. Parteitages in diesem Wohngebiet gewährleistet werden. Wie Fachexperten übereinstimmend feststellen, wurden in der Vergangenheit eine Reihe von Versorgungsstörungen infolge eines schlechten Zustandes oder mangelnder Betriebsführung einiger Abnehmeranlagen hervorgerufen, die nicht zum Rechtsträgerbereich der BEWAG gehören.
Entsprechend der Arbeits- und Brandschutzanordnung (ABAO) 900/1 »Elektrische Anlagen« (gültig ab 1. Januar 1976) ist die Technische Überwachung zur regelmäßigen Überprüfung und Kontrolle dieser elektrischen Anlagen verpflichtet. Da auch laut »Lieferanordnung Energie« alle Abnehmer ihre Anlagen in einem solchen Zustand zu halten haben, dass bei Störungen keine Rückwirkungen auf das Elektroenergieversorgungsnetz der BEWAG auftreten, sollte die Technische Überwachung veranlasst werden, bis April 1976 entsprechend der vorliegenden Übersicht über die Sicherungsschwerpunkte in Vorbereitung und Durchführung des IX. Parteitages der SED in Berlin, alle Abnehmeranlagen wichtiger zentraler Objekte sowie der Versorgungs- und Dienstleistungseinrichtungen einer exakten Kontrolle zu unterziehen.
Zur allseitigen Sicherung der Versorgungszuverlässigkeit im Zeitraum des IX. Parteitages sollte darüber hinaus eine rechtzeitige Übergabe der Veranstaltungspläne an die BEWAG und eine entsprechende Abstimmung mit der BEWAG erfolgen, um konkrete Einsatzpläne für die Detailmaßnahmen festlegen zu können.