Verwandtentreffen von Cornelia Ender bei der Olympiade in Montreal
28. Juli 1976
Information Nr. 532/76 über nähere Einzelheiten über verwandtschaftliche Beziehungen der Leistungssportlerin Cornelia Ender nach den USA
Über die – in den letzten Tagen auch in Veröffentlichungen der Westpresse genannten – verwandtschaftlichen Beziehungen der Leistungssportlerin Ender, Cornelia, geboren am 22. Oktober 1958, wohnhaft: Bitterfeld, [Adresse], Mitglied des SC Chemie Halle, nach den USA sind folgende beachtenswerte Einzelheiten bekannt:
Eine Tante der Cornelia Ender (Schwester ihres Vaters), [Name der Tante], geboren am [Tag] 1930, wohnhaft gewesen in Leipzig, zuletzt Kontoristin in einem Kleinbetrieb, hatte während der Weltfestspiele 1951 in Berlin einen BRD-Bürger kennengelernt. Sie verließ noch im gleichen Jahr unter den damaligen Bedingungen der offenen Grenze die DDR und heiratete diesen BRD-Bürger. In der Folgezeit übersiedelten beide Personen in die USA und eröffneten eine Kfz-Werkstatt. Die [Tante] hat nach dem ungesetzlichen Verlassen der DDR zu ihren Eltern (Großeltern der Cornelia Ender) persönliche und postalische Verbindungen aufrechterhalten und war – aus Anhänglichkeit zu ihnen – bemüht, sie in die USA nachzuholen.
Die Großeltern der Cornelia Ender folgten ihrer Tochter, verließen [Streichung eines Halbsatzes zur Wahrung überwiegender schutzwürdiger Interessen gemäß StUG] am 15.12.1959 ebenfalls unter den damaligen Bedingungen der offenen Grenze die DDR über Westberlin. Nach einem kurzen Aufenthalt in der BRD wanderten beide nach den USA aus, um mit ihrer Tochter [Name] zusammenzuwohnen.
[Angaben zu Großeltern und Eltern]
Wie dem MfS bekannt ist, kam es lediglich während des Schwimmländerkampfes USA – DDR im Jahre 1973 in den USA zu einem telefonischen Kontakt im Unterkunftsobjekt zwischen Cornelia Ender und ihrer in den USA lebenden Tante. [Angaben zum Inhalt dieses Telefonats]
Über diese Kontaktaufnahme war die damalige Mannschaftsleitung informiert worden.
Am 25. Juli 1976 fand im Olympischen Dorf in Montreal eine Begegnung zwischen Cornelia Ender – im Beisein ihres Verlobten Roland Matthes – und ihren Großeltern statt.1
Nach vorliegenden Hinweisen ist das Verwandtengespräch gut verlaufen. Mit dem Bürgermeister des Olympischen Dorfes war vorher abgestimmt worden, dass dieses Gespräch in einem speziell dafür vorgesehenen Raum mit getrennten Ausgängen und unter Ausschluss von Pressevertretern stattfindet. Bildreporter konnten lediglich die Familie [der Großeltern] fotografieren. Die nach dem Gespräch erfolgten Veröffentlichungen enthielten positive Aussagen.
Der Tenor der Berichterstattung der Presse der BRD und Westberlins bestand darin, dass nur persönlich-familiäre Fragen besprochen wurden, wobei hämisch vermerkt wurde, dass seitens der Leitung der Olympiamannschaft der DDR alles unternommen worden sei, um die Begegnung im engsten Rahmen zu halten und so wenig wie möglich bekannt werden zu lassen.
Die Leistungssportlerin des DDR-Teams und vierfache Goldmedaillengewinnerin verhält sich völlig entsprechend der ihr von der Mannschaftsleitung und den Betreuern durch Rat und Tat gegebenen Hilfe.