Waldbrandgefahr und durch die GSSD verursachte Waldbrände
2. Juli 1976
Information Nr. 490/76 über die im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Hitzeperiode entstandene ernsthafte Gefahrensituation für die Waldbestände auf dem Territorium der DDR und damit zusammenhängende Ursachen für größere Waldbrände
Das MfS macht im Zusammenhang mit der gegenwärtig anhaltenden Hitzeperiode und der dadurch entstandenen ernsthaften Gefahrensituation für den Waldbestand auf dem Territorium der DDR sowie der bisher ermittelten Ursachen für größere Waldbrände auf einige beachtenswerte Umstände aufmerksam.
Mit dem Einsetzen extrem hoher Temperaturen und der damit zusammenhängenden Trockenheit erhöht sich ständig die Brandgefahr in der Land- und Forstwirtschaft.
Auf der Grundlage des entsprechenden Beschlusses des Ministerrates haben die Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebe in Zusammenarbeit mit den örtlichen Staatorganen zwischenzeitlich eine Reihe umfassender Schutzmaßnahmen eingeleitet, so u. a.
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die Auslösung der höchsten Waldbrandwarnstufen III und IV in allen Kreisen der DDR,
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die ständige Besetzung der Feuerwachtürme und durchgängige Kontrolle besonders gefährdeter Waldgebiete,
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die Sperrung von Waldwegen und Halteverbot auf Straßen und Rastplätzen, die durch Waldgebiete führen,
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die Sicherung der ständigen Verfügbarkeit und Einsatzbereitschaft von Löschtechnik und Kräften,
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die Sperrung gefährdeter Waldgebiete und
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die sofortige Strafverfolgung von Verstößen gegen die Brandschutzbestimmungen und Weisungen der Brandschutzorgane.
Trotz dieser eingeleiteten Maßnahmen ereigneten sich seit dem 24. Juni 1976 besonders in den Bezirken Cottbus, Potsdam und Frankfurt/O. eine Reihe schwerwiegender Waldbrände infolge fahrlässigen Umgangs mit offenem Feuer, Funkenflug von Kraftfahrzeugen und Lokomotiven.
Seit dem 24. Juni 1976 entstanden rund 50 Wald- und Flächenbrände, vornehmlich in den Bezirken Potsdam, Frankfurt/O. und Cottbus (insgesamt 28 Kreise), wodurch ca. 410 ha Wald vernichtet wurden. Der bisherige Gesamtschaden beträgt 930 000 Mark.
Ein Teil dieser Waldbrände entstand – nach bisherigen Feststellungen – durch unsachgemäßes Verhalten im Zusammenhang mit militärischen Bewegungen und Übungen von Einheiten der GSSD.
Darüber hinaus konnte eine Vielzahl von Kleinstbränden rechtzeitig entdeckt und gelöscht werden.
Dazu im Einzelnen:
Am 24. Juni 1976 wurde ein 12 ha umfassendes Waldgelände zwischen den Orten Limsdorf und Kehrigk im Kreis Beeskow, Bezirk Frankfurt/O., vernichtet. Der Brand wurde von Kettenfahrzeugen einer Einheit der GSSD, die dieses Gelände passierte, verursacht (Sachschaden wird auf etwa 30 000 Mark geschätzt).
Am 25. Juni 1976 nahm von einem unberechtigt angelegten Aschenkippenplatz bei Grünhaus, Kreis Finsterwalde/Cottbus, ein Waldbrand seinen Ausgang, durch den 80 ha Kiefernschonung und Birkenanflug vernichtet wurden (Sachschaden ca. 50 000 Mark). Auf der Aschenkippe wurde zuvor Asche von einem Fahrzeug der Sowjetarmee entladen.
Am 29. Juni 1976 wurde in den Kreisen Jüterbog, Königs Wusterhausen, Oranienburg und Brandenburg (alle Bezirk Potsdam) etwa 233 ha Waldfläche bei zehn Waldbränden vernichtet. Es entstand ein Sachschaden von ca. 600 000 Mark. Vier dieser Waldbrände entstanden im militärischen Sperrgebiet während der Durchführung militärischer Übungen.
Bei fünf Waldbränden, die sich am 30. Juni 1976 in den Kreisen Belzig, Potsdam, Neuruppin und Rathenow ereigneten, wurde wiederum 34 ha Waldfläche vernichtet (Schaden 70 000 Mark). Der schwerwiegendste Brand – 20 ha Schadfläche mit ca. 40 000 Mark Sachschaden – war bei Reetz-Reuden, Kreis Belzig/Potsdam, infolge von Funkenflug aus Militärfahrzeugen der GSSD bei der Durchführung militärischer Übungen ausgebrochen.
In der Zeit vom 26. Juni bis 1. Juli 1976 ereigneten sich im Bezirk Frankfurt/O. (Beeskow, Eisenhüttenstadt und Bernau) fünf größere Waldbrände im Zusammenhang mit Handlungen militärischer Einheiten der GSSD, wodurch ebenfalls ca. 14 ha Waldfläche vernichtet wurde (Schadenshöhe kann zurzeit noch nicht bestimmt werden).
U. a. nahm auf dem Schießplatz Schönow, Kreis Bernau, ein Waldbrand seinen Ausgang, der, nach bisherigen Feststellungen, im Zusammenhang mit der Anwendung von Imitationsmitteln durch Angehörige der Sowjetarmee entstand.
In Anbetracht der gegenwärtig außerordentlich hohen Brandgefahr und der im Zusammenhang mit militärischen Übungen diesbezüglich entstehenden großen Gefahrensituation wird gebeten zu veranlassen, dass alle Brandschutzmaßnahmen strikt durchgesetzt und weitere vorbeugende Maßnahmen zur Verhinderung des Entstehens von Bränden eingeleitet werden.