Zwischenfall mit Angehörigen der britischen MVM im Kreis Calau
[ohne Datum]
Information Nr. 608/76 über ein Vorkommnis mit Angehörigen der britischen Militärverbindungsmission im Kreis Calau, Bezirk Cottbus am 1. September 1976
Am 1. September 1976, gegen 17.20 Uhr kam es auf der in der Nähe der Autobahn Berlin – Dresden, im ständigen Sperrgebiet für Militärverbindungsmissionen (MVM), gelegenen Verbindungsstraße zwischen den Ortschaften Lug – Lipten, Kreis Calau, in der Nähe des NVA-Raketenobjektes Lug, zu einem Zusammenstoß zwischen dem mit drei Angehörigen der britischen MVM besetzten Fahrzeug Nr. 7 und einem Lkw vom Typ »Ural« der Dienststelle der NVA in Lug.1
Im Aufklärungsfahrzeug der britischen MVM vom Typ »Opel« befanden sich die Angehörigen der Landstreitkräfte Major Gordon-Duff, Sergeant [Name], Korporal [Name].
Infolge dieses Zusammenstosses erlitt der Angehörige der britischen MVM Sergeant [Name] eine Beinfraktur. Am Fahrzeug der MVM entstand schwerer Sachschaden. [Name] wurde vom DRK Calau zum Krankenhaus Klettwitz und nach erster ärztlicher Versorgung zur weiteren Behandlung in das Krankenhaus nach Lauchhammer transportiert, wo er in den frühen Morgenstunden des 2. September 1976 operiert wurde. Am Lkw der NVA entstand ebenfalls Sachschaden; Angehörige der NVA wurden nicht verletzt.
Die bisherigen Überprüfungen durch das MfS ergaben:
Die bereits angeführte Aufklärungsbesatzung reiste am 1. September 1976 um 12.19 Uhr mit dem Pkw Nr. 7 von Westberlin kommend über die Grenzübergangsstelle Brücke der Einheit in Potsdam zu einer Aufklärungsfahrt in die DDR ein.
Die Besatzung hielt sich mit dem Pkw in den Nachmittagsstunden im Bezirk Cottbus auf. Gegen 16.45 Uhr befand sich das Fahrzeug der britischen MVM bereits in der Nähe des bei Lug befindlichen Raketenobjektes der NVA. Die Besatzung führte innerhalb des für sie ständig gesperrten Gebietes aktive Aufklärungshandlungen durch. Zur Verhinderung der weiteren Annäherung des Fahrzeuges der MVM an das Objekt der NVA wurde die Straße zwischen den Ortschaften Lug und Lipten ca. 50 m vor der Einfahrt zum Objekt der NVA durch zwei Regulierungsposten der NVA mit Krädern abgesperrt und ein Lkw vom Typ »Ural« zu diesem Zweck bereitgestellt.
Bei der Annäherung des MVM-Fahrzeuges an das Objekt der NVA missachteten die Insassen die Haltezeichen der Regulierungsposten. Sie fuhren mit ihrem Fahrzeug durch den Straßengraben auf ein angrenzendes Feld, wobei ein Krad gestreift wurde. Als das Fahrzeug der MVM vom Feld wieder auf die Straße fahren wollte, versuchte die Besatzung des Lkw »Ural« dem Fahrzeug der MVM den Fluchtweg durch Blockieren der Straße vor der Objekteinfahrt mittels Lkw abzuschneiden. Dabei kam es zum Zusammenstoß beider Fahrzeuge.
Nach Abschluss der geführten Untersuchungen durch einen Vertreter der zuständigen sowjetischen Militärkommandantur in Verbindung mit den zuständigen Organen der DDR wurde gegen 22.00 Uhr der Stützpunkt der britischen MVM in Potsdam durch einen Vertreter des Stabes der GSSD von dem Vorkommnis in Kenntnis gesetzt.
Am 2. September 1976, gegen 2.35 Uhr traf das britische MVM-Fahrzeug Nr. 8 mit einer Abschlepprampe in Begleitung eines Vertreters der sowjetischen Militärkommandantur am Ereignisort ein. Nach Beendigung der Verladung des beschädigten Pkw gegen 4.35 Uhr wurden die Angehörigen der britischen MVM mit ihren Fahrzeugen durch Vertreter der sowjetischen Militärkommandantur aus dem ständigen Sperrgebiet zur nahegelegenen Autobahn geleitet. Der beschädigte Pkw wurde nach Potsdam und anschließend nach Westberlin transportiert.