Asylersuchen eines britischen Staatsbürgers in Frankfurt/O. (1)
24. August 1977
Information Nr. 546/77 über ein Ersuchen um Aufnahme in der DDR durch den britischen Staatsbürger [Name 1, Vorname]
Am 22.8.1977, gegen 22.00 Uhr, erschien der britische Staatsbürger [Name 1, Vorname], geb. am [Tag] 1953 in Longwittenham, wohnhaft: [Adresse], Abingdon/England, tätig als Briefträger bei der britischen Post, beim VP-Revier des VPKA Frankfurt/O. und ersuchte um Aufnahme in der DDR.
Er gibt an, dass er bis 1976 am »portsmouth polytechnic« in Porthmouth studierte. Danach sei er arbeitslos gewesen und hätte Gelegenheitsarbeiten (u. a. als Postangestellter) verrichtet. Sein Vater sei Wissenschaftler im Institut »amtom engray athhority at harwell«1 und in Andingdon2 wohnhaft.
Sein Ersuchen um Aufnahme in die DDR begründete [Name 1] damit, dass er in letzter Zeit wiederholt von der Polizei wegen seiner »sozialistischen Gesinnung« bedroht worden sei. Es wäre ein Einbruch in seiner Wohnung erfolgt und er vermute, dass die Polizei nach irgendwelchen »Unterlagen« gesucht hätte. Am 17.8.1977 sei er deshalb nach Holland gefahren und von dort über die BRD und Schweden nach Finnland. Am 21.8.1977 reiste er in die VR Polen und von dort am 22.8.1977 in die DDR, wo er sich sofort bei der Deutschen Volkspolizei gemeldet habe.
Nach eigenen Angaben gehört [Name 1] keiner Partei an. Von 1972 bis 1976 sei er Mitglied der »Students union«3 und seit Juni 1977 der Postarbeitergewerkschaft gewesen.
Während der durchgeführten Befragung hinterließ [Name 1] den Eindruck, dass er nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist. (Er gibt an, im Alter von 16 Jahren eine Schädelbasisfraktur und danach »geistige Probleme« gehabt zu haben.)
Es wurden Maßnahmen zur psychiatrischen Untersuchung des [Name 1] eingeleitet. In Abhängigkeit vom Ergebnis der ärztlichen Begutachtung wird über das weitere Vorgehen entschieden.