Asylersuchen eines Westdeutschen
30. April 1977
Information Nr. 280/77 über die Ergebnisse der Überprüfung des am 16.2.1977 durch den Bürger der BRD [Name] gestellten Ersuchens um Aufnahme in die DDR
Am 16.2.1977, gegen 11.00 Uhr, drang der [Name, Vorname] (35), geb. am [Tag] 1942, wohnhaft: Hannover, [Adresse], Beruf: ohne, ohne Beschäftigung, von Westberlin aus im Abschnitt Brandenburger Tor ungesetzlich in das Territorium der DDR ein und wurde durch die Grenzsicherungskräfte der DDR vorläufig festgenommen.
[Name], der an die zuständigen staatlichen Organe der DDR ein Ersuchen um Aufnahme in die DDR richtete, wurde zwecks Prüfung und Durchführung des Aufnahmeverfahrens in das Zentrale Aufnahmeheim Barby1 eingewiesen. (Am 17.2.1977 erfolgte dazu in den zentralen und örtlichen Presseorganen der DDR eine entsprechende Mitteilung.)2
Die durch das MfS im Zusammenwirken mit den zuständigen staatlichen Organen erfolgten gewissenhaften Überprüfungen des Aufnahmeersuchens des [Name] ergaben:
[Name], in Görlitz geboren, übersiedelte 1948 mit seinen Eltern und weiteren vier Geschwistern aus der damaligen sowjetischen Besatzungszone in die VR Polen. Er absolvierte […] die Volksschule bis zur 7. Klasse. Einen Beruf erlernte er nicht.
Im Jahr 1958 übersiedelte er mit seinen Eltern von der VR Polen in die BRD. […] In der Folgezeit war [Name], seinen eigenen Aussagen zufolge, bei verschiedenen Baufirmen der BRD beschäftigt. Im Jahr 1975 habe er wegen eines Betriebsunfalls seine Beschäftigung verloren und seit dieser Zeit von Arbeitslosenunterstützung gelebt.
[Passage mit schutzwürdigen Informationen nicht wiedergegeben.]
Es kann nicht mit Sicherheit erwartet werden, dass sich [Name] bei einer eventuellen ständigen Aufnahme in der DDR gesellschaftsgemäß verhalten wird. Er ist politisch völlig desinteressiert und hat keine konkreten Vorstellungen über seine persönliche Weiterentwicklung.
Im Ergebnis der Untersuchung und unter Berücksichtigung aller Umstände wird vorgeschlagen, dem Ersuchen des [Name] um Aufnahme in die DDR nicht stattzugeben und ihn nach der BRD abzuschieben.
Sollte in Erwägung gezogen werden, darüber eine Pressemitteilung zu veröffentlichen, wird der als Anlage beigefügte Text vorgeschlagen.
Anlage zur Information Nr. 280/77
[Entwurf einer Pressemitteilung]
Berlin (ADN) Am … 5.1977 wurde der BRD-Bürger [Vorname Name] in die BRD zurückgewiesen. Seinem am 16.2.1977 an die zuständigen Organe der DDR gerichteten Asylersuchen wurde nicht stattgegeben.3