Asylersuchen zweier britischer Staatsbürger an der GÜST Griebnitzsee
15. Juli 1977
Information Nr. 471/77 über das Aufnahmeersuchen durch die britischen Staatsbürger Jones, Maurice, geb.: [Tag] 1945 in Carlisle, wohnhaft: [Adresse], Sheffield [Adresse] Redakteur der Zeitung »Yorkshire Miner« in Sheffield, [Name]-Jones, [Vorname 1], geb.: [Tag] 1948 in Tampere, Finnland, wohnhaft: wie Ehemann, Studentin der Universität Sheffield, und ein Kind, Jones, [Vorname 2] (2 Jahre).
Am 28. Juni 1977, gegen 18.07 Uhr, meldeten sich die genannten britischen Staatsbürger bei den zuständigen Organen der DDR an der Grenzübergangsstelle Griebnitzsee und baten um Aufnahme in die DDR.
Bei den Überprüfungen gab Jones an, er sei selbstständiger Journalist und habe als Redakteur des »Yorkshire Miner«1 für die Bergarbeitergewerkschaft von Yorkshire gearbeitet. In dieser Eigenschaft sei er im Rahmen einer Solidaritätsaktion zu den Streikenden des Grunwick-Werkes2 nach London gefahren. In London habe ihn die Polizei festgenommen und erkennungsdienstlich behandelt. Er sei bedroht worden. Seine Zeitung werde finanzielle Schwierigkeiten erhalten, wenn er sie weiterhin so »links« gestalte. Die Geheimpolizisten hätten ihm angedroht, darüber hinaus die Aufenthaltserlaubnis für seine Ehefrau, die finnische Staatsbürgerin ist, zu begrenzen. Als Morddrohung habe er die Äußerung der Polizisten aufgefasst, dass seiner Tochter »etwas zustoßen« könne.
Aus Angst vor Repressalien habe er beschlossen, Großbritannien zu verlassen. Er reiste über Holland, BRD mit einer bis nach Westberlin gelösten Fahrkarte in die DDR ein.
Jones gibt an, mit 14 Jahren Mitglied der kommunistischen Jugendorganisation geworden zu sein. Jetzt gehöre er der Kommunistischen Partei Großbritanniens3 als Mitglied an.
Nach Mitteilung der Abteilung Internationale Verbindungen des ZK der SED liegt bereits ein Telegramm der Kommunistischen Partei Großbritanniens vor, in dem darum gebeten wird, dem Jones kein Asyl zu gewähren, da hierfür keine Gründe vorliegen. Er habe Großbritannien nur verlassen, um sich der politischen Arbeit zu entziehen.
Ausgehend von den Angaben des Jones über die Gründe seines Aufnahmeersuchens und der Haltung der Kommunistischen Partei Großbritanniens dazu wird es für zweckmäßig erachtet, dass durch die zuständigen Organe der DDR in Abstimmung mit der Abteilung Internationale Verbindungen auf J. und seine Ehefrau entsprechender Einfluss genommen wird, um sie zur Rückkehr nach Großbritannien bzw. zur Aufenthaltsnahme in Finnland (Heimatland der Ehefrau) zu bewegen.4