Auffinden des vermissten Offiziers einer Militärschule in Sachsen
20. Januar 1977
Information Nr. 47/77 über das Auffinden des seit dem 27.12.1976 in Fahndung stehenden Hauptmanns der NVA, [Name 1, Vorname], am 16.1.1977
In Ergänzung der Information Nr. 15/77 wird mitgeteilt, dass am 16.1.1977, gegen 10.45 Uhr, der seit dem 27.12.1976 in Fahndung stehende Hauptmann der NVA, [Name 1, Vorname], geb. am [Tag] 1936 in Nordhausen, wohnhaft: [Ort 1, Kreis, Adresse], NVA seit 1955, Berufsoffizier, Stellvertreter des Kommandeurs für Politische Arbeit in der [Abteilung], Uffz.-Schule IV [Ort 2]/MB III, verheiratet, vier Kinder, ca. 300 m von der Gaststätte [Name] am Osthang des [Name des Berges] bei [Ort 1, Kreis] in einer Schonung von dem Jugendlichen [Name 4, Vorname] tot aufgefunden wurde.
Die durch das MfS im Zusammenwirken mit der DVP und dem Militärstaatsanwalt geführten Untersuchungen sowie das gerichtsmedizinische Gutachten ergaben zweifelsfrei Selbsttötung durch Erhängen. ([Name 1] strangulierte sich an einer mittleren Fichte mittels einer achtfach gelegten Hanfschnur, die aufgrund der langen Zeit und der Witterungsverhältnisse nach der Strangulation riss.) Er trug Zivilkleidung und hatte keinerlei Dokumente bei sich, sodass er erst durch seinen Kommandeur identifiziert werden konnte.
Die Motive für die Selbsttötung liegen nach den bisherigen Untersuchungen offensichtlich in den von [Name 1] begangenen Veruntreuungen finanzieller Mittel in seiner Eigenschaft als Kassierer einer Mieterselbstverwaltung sowie den bei mehreren Offizieren vorhandenen Schulden.
Im Zusammenhang mit einer im Jahre 1973 vom Militärgericht Dresden wegen Diebstahls ausgesprochenen Freiheitsstrafe auf Bewährung äußerte [Name 1] laut Zeugenaussagen Selbsttötungsabsichten, da er so etwas nicht noch einmal »durchstehen würde«.
Die abschließenden Untersuchungen werden durch die Morduntersuchungskommission der BDVP Karl-Marx-Stadt in Verbindung mit dem Militärstaatsanwalt fortgesetzt.