Ausschreitungen von Fans des 1. FC Union Berlin
27. August 1977
Information über erneutes rowdyhaftes Verhalten von »Anhängern des 1. FC Union Berlin« im Zusammenhang mit dem Oberliga-Punktspiel BFC Dynamo gegen den 1. FC Union Berlin am 26.8.1977 [Bericht O/46]
Im Zusammenhang mit der Durchführung des Oberliga-Punktspiels des BFC Dynamo gegen den 1. FC Union Berlin im Stadion der Weltjugend kam es nach den Vorkommnissen vom 19.8./20.8.1977 am 26.8.1977 erneut zu einer Reihe rowdyhafter Ausschreitungen durch »Anhänger des 1. FC Union Berlin« vornehmlich im S-Bahnbereich Berlin, insbesondere durch die Störung der öffentlichen Ordnung, Sachbeschädigungen an S-Bahnwagen und Bahnhofseinrichtungen sowie einen die Betriebssicherheit gefährdenden Eingriff und durch Verleumdungen und Tätlichkeiten gegen Angehörige der Sicherheitsorgane.
Aufgrund der bisherigen Erfahrungen waren rechtzeitig umfangreiche Sicherungsmaßnahmen einschließlich der Erteilung des Auftrages an die eingesetzten Kräfte der Sicherheitsorgane – prinzipiell und konsequent unter anderem auch mittels Zuführungen jegliche Störungen der Ordnung und Sicherheit durch rowdyhaftes Verhalten Jugendlicher bzw. Jungerwachsener sofort zu unterbinden – zur Vermeidung weitergehender Auswirkungen eingeleitet worden. Schwerpunktmäßig konzentrierten sich die vorbeugenden Sicherungsmaßnahmen darauf, anfallende randalierende Anhänger des 1. FC Union Berlin nicht erst öffentlichkeitswirksam werden zu lassen und andere Möglichkeiten negativen Verhaltens weitestgehend auszuschließen.
Den bestehenden Weisungen entsprechend, nahmen aufgrund vorgenannter Vorkommnisse Einsatzkräfte der Sicherheitsorgane insgesamt 79 Zuführungen, teilweise bereits vor Beginn, überwiegend jedoch nach Abschluss der Fußballveranstaltung im Bereich der S-Bahn und in den Stadtbezirken Berlin-Mitte und Berlin-Friedrichshain vor.
Bei den zugeführten Personen handelt es sich um jugendliche und jungerwachsene »Anhänger« des 1. FC Union Berlin. Sie haben insbesondere nach Abschluss des Fußballspiels, beim Abmarsch vom Stadion der Weltjugend bzw. im S-Bahnbereich auf den Bahnhöfen Friedrichstraße und Ostbahnhof vorwiegend innerhalb größerer Gruppen gegen die Sicherheitsorgane und ihre Angehörigen sowie gegen den BFC Dynamo gerichtete Parolen verbreitet. Dies zeigte sich insbesondere im Absingen von Liedern und Bilden von Sprechchören, wobei fast ausschließlich auf grölende Weise solche Verleumdungen wie z. B. »Nieder mit dem Bullenpack«, »Nieder mit der Bullenelf«, »Eins-Zwei-Drei – Knüppelpolizei – haut sie in die Schnauze« usw. erfolgten. Vereinzelt wurde auch zu Tätlichkeiten gegen Angehörige der Sicherheitsorgane aufgefordert.
Bei den Zuführungen von in Erscheinung getretenen »Anhängern« des 1. FC Union Berlin widersetzten sich Einzelne den Weisungen der Angehörigen der Sicherheitsorgane, bedrohten und bedrängten sie und versuchten, deren Maßnahmen zur Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung zu behindern (in zwei Fällen sind Angehörige der Sicherheitsorgane tätlich angegriffen worden – Fußtritt, Schlagaustausch – in der Absicht vorgenannte Maßnahmen nicht wirksam werden zu lassen).
In diesem Zusammenhang haben die Sicherheitsorgane wegen der genannten Vorkommnisse insgesamt
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31 Belehrungen durchgeführt,
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21 Personen mit Ordnungsgeld belegt,
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gegen 20 Personen ein Ordnungsstrafverfahren eingeleitet,
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fünf Personen zur Ausnüchterung in Gewahrsam genommen und
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gegen zwei Personen Ermittlungsverfahren wegen des Verdachtes des Rowdytums und vorsätzlicher Körperverletzung eingeleitet.
Weiterhin wurden während der Rückfahrt vom Fußballspiel im S-Bahnbereich eine Reihe Zerstörungshandlungen und ein die Betriebssicherheit des S-Bahnverkehrs gefährdender Eingriff von bisher unbekannten Personen durchgeführt.
So wurde nach Ausfahrt des S-Bahnzuges Friedrichstraße–Mahlsdorf aus dem Ostbahnhof die Notbremse betätigt. Während eines vorangegangenen Haltes dieses S-Bahnzuges haben offensichtlich Unbekannte zwischen dem dritten und vierten Wagen befindliche Lufthähne unbefugt verschlossen. Dadurch hätte es u. U. bei dem nächsten Halt des S-Bahnzuges zu einer Beeinträchtigung des Bremsvorganges und zugleich zum Entstehen einer Gefahrensituation kommen können.
Auf dem S-Bahnhof Marx-Engels-Platz wurden mittels Fahnenstangen insgesamt 17 Fensterscheiben der Hallenwand (Richtung Alexanderplatz) zerstört, und in einem S-Bahnzug, der auf der Strecke Friedrichstraße–Strausberg eingesetzt war, Fenster und Türscheiben sowie Neonleuchten und Haltestangen zerstört.
In Anbetracht der neuerlichen schwerwiegenden Vorkommnisse und über die bisherigen Vorschläge hinausgehend wird empfohlen, in geeigneter Art und Weise die Leitung des 1. FC Union Berlin auf die Notwendigkeit der Einleitung weiterer wirksamer Maßnahmen hinzuweisen, insbesondere sich klar und unmissverständlich von den Rowdys und Randalierern unter dem sogenannten Anhang zu distanzieren. Dabei erscheint es zweckmäßig, dass die Leitung des 1. FC Union Berlin beim nächsten Heimspiel den Anhang des Fußballclubs über Lautsprecher zu fairem Verhalten vor, während und besonders auch nach dem Spiel auffordert. Darüber hinaus sollte eindeutig erklärt werden, dass Personen, die randalieren und durch ihr Verhalten die öffentliche Ordnung beeinträchtigen, dem 1. FC Union Berlin und seinem Ansehen einen schlechten Dienst erweisen.