Brand eines Kolbenverdichters in den Leuna-Werken
4. Juli 1977
Information Nr. 445/77 über den Brand eines Kolbenverdichters für Sauerstoff im VEB Leuna-Werke »Walter Ulbricht«
Am 23. Juni 1977, gegen 13.40 Uhr, brach im VEB Leuna-Werke, Betriebsdirektion Synthesegas, Abteilung Sauerstoff, Bau 167, ein Brand im Kolbenverdichter 3 aus, durch den dieser schwer beschädigt wurde. Der am Verdichter 3 dadurch eingetretene Schaden beträgt ca. 1 Mio. Mark.
Die ebenfalls in Mitleidenschaft gezogenen Verdichter 1 und 2 wurden sofort gründlich überholt bzw. kontrolliert und produzieren ohne Leistungsminderung, sodass die Sauerstoffversorgung für die geplante Leistungsfahrt der neuen Äthox-Anlage sowie für die Buna-Werke – die Abteilung Sauerstoff liefert 20 000 m³/h Sauerstoff nach Buna – gesichert ist.
Die vom MfS gemeinsam mit der Spezialkommission Chemieanlagen der Technischen Überwachung geführten Untersuchungen über die Ursachen des Brandes ergaben bisher Folgendes:
Der Brand brach zum genannten Zeitpunkt im Kolbengehäuse III des Verdichters 3 aus, der sich in der vierten Stunde einer 72-Stunden-Leistungsfahrt befand und vom Hersteller, VEB MAFA Wurzen, noch nicht an den künftigen Betreiber, VEB Leuna-Werke, übergeben war. Im saugseitigen Sammelrohr des demontierten Verdichters wurden größere Mengen Schweißperlen, loses Schweißgut, Schweißschlacke sowie ein Schweißdraht gefunden, die gemeinsam mit dem Sauerstoff in das Kolbengehäuse gelangten, sich dort durch Reibung und hohen Druck erhitzten, was letztlich die Zündung des Sauerstoffes zur Folge hatte.
Die Verschmutzung des Verdichters entstand durch unsauberes Arbeiten (Schweißen) bei der Montage des Verdichters bzw. des entsprechenden Rohrleitungssystems. (Zur Vermeidung weiterer derartiger Vorkommnisse diente u. a. die bereits angeführte Überholung der Verdichter 1 und 2.)
Es wird empfohlen, dieses Vorkommnis und die in diesem Zusammenhang deutlich gewordenen begünstigenden Bedingungen für das Entstehen dieses schweren Schadensfalles durch die dafür zuständigen Organe gründlich untersuchen zu lassen und in geeigneter Form auszuwerten, um künftig derartige Vorkommnisse besonders durch eine verstärkte Kontrolltätigkeit bei Montage- und Reparaturarbeiten auszuschließen.