Geplante Maßnahmen zum Todestag von Pfarrer Brüsewitz im Westen
10. August 1977
Hinweise auf bisher bekannt gewordene feindliche Pläne, Absichten und Maßnahmen anlässlich des 13. August 1977 sowie des Todestages von Pfarrer Brüsewitz [K 1/80]
Die CDU plant anlässlich des 13.8.1977 eine Hetzkampagne. Nach Auffassung des hessischen CDU-Landesvorsitzenden Dregger soll der 13.8.1977 zu einem Tag der »Demonstration für die Menschenrechte auch für die Bürger im unterdrückten Teil Deutschlands« gemacht werden.
Es sollen Hetzschriften mit dem Titel »Unsere Verantwortung für Deutschland«, in denen die Beschlüsse des sogenannten Deutschlandpolitischen Bundesparteitages der CDU abgedruckt sind, sowie Poster verteilt werden. Auf Autoaufklebern würden »Menschenrechte für alle Deutschen« verlangt.
Am 12.8.1977 veranstaltet die CDU in Westberlin eine Podiumsdiskussion zum Thema »Menschenrechte« im Ernst-Reuter-Saal an der »Straße des 17. Juni«, Beginn 19.30 Uhr. Es diskutieren:
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Lummer, Heinrich CDU
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Pachmann, Ludek
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Walden, Matthias SFB
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Engert, Jürgen »Der Abend«
Die NPD beabsichtigt, am 13.8.1977 in Westberlin eine interne Veranstaltung durchzuführen. (Nähere Einzelheiten dazu sind zzt. noch nicht bekannt.)
Die »Arbeitsgemeinschaft 13. August e. V.«1 will anlässlich des 13.8.1977 am 11.8.1977 eine Pressekonferenz mit Beteiligung des ehemaligen Angehörigen der Grenztruppen der DDR, [Name, Vorname], (geb. [Tag] 1952 in Dornreichenbach, wohnhaft gewesen in [Adresse]), abhalten. (Über den genauen Ort und Zeitpunkt dieser Pressekonferenz liegen bisher keine weiteren Angaben vor.)
Eine weitere Pressekonferenz der »Arbeitsgemeinschaft 13. August e. V.« soll am 18.8.1977 in Westberlin in den Räumen der Westberliner URANIA stattfinden. Das Thema der Pressekonferenz: »Lage der Christen und Durchsetzung der Menschenrechte in der DDR.« Als Teilnehmer sind u. a. folgende Personen vorgesehen:
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Pfarrer Latk, Klaus-Rainer: Ehemaliger Bekannter von Brüsewitz; legal mit Familie aus der DDR nach der BRD übergesiedelt;
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Kappelt, Olaf: Präsident des »Bundes Mitteldeutscher Jugend«,2 Initiator des »Brüsewitz-Zentrums«3 in Bad Oeynhausen (BRD), Teilnehmer an einer Hetzschriften-Ballonaktion gegen die DDR am 5./6.3.1977;4
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ein ehemaliger Inhaftierter in der DDR und ein ehemaliger NVA-Angehöriger (beide namentlich nicht bekannt).
Rechtsextremistische Kräfte und Organisationen, die sich hinter dem »Institut zur Bekämpfung von Menschenrechtsverletzungen in der DDR«5 verbergen, wie die »Notgemeinschaft Freier Berliner«6 und der »Hochschulring Tübinger Studenten«,7 wollen zusammen mit der »Vereinigung der Opfer des Stalinismus e. V.«8 eine gegen die DDR gerichtete Flugblattaktion in der BRD und in Westberlin durchführen.
In den Flugblättern soll zum Kaufboykott der in der DDR produzierten Kamera »Pentacon« aufgerufen werden, da diese Kamera angeblich von Strafgefangenen in der DDR hergestellt würde. Über den Zeitpunkt der Flugblattaktion liegen noch keine genauen Angaben vor. Es muss jedoch damit gerechnet werden, dass sie im Monat August erfolgt.
Führende Kräfte der gleichen Feindorganisationen planen gleichzeitig eine neue Hetzschriften-Ballonaktion gegen die DDR. Nähere Einzelheiten dazu liegen zzt. noch nicht vor. Jedoch ist zu erwarten, dass auch diese Aktion im Zusammenhang mit dem 13.8.1977 durchgeführt wird.
Anlässlich des Todestages von Pfarrer Brüsewitz wird die »Arbeitsgemeinschaft 13. August e. V.« zusammen mit dem »Brüsewitz-Zentrum« am 18.8.1977 in Westberlin in den Räumen der Westberliner URANIA oder in der Technischen Universität eine »Gedenkveranstaltung« unter dem Thema »Glaubensfreiheit und Durchsetzung der Menschenrechte in der DDR« unter Beteiligung von Pfarrer Latk, Klaus-Rainer, durchführen. Für die Hetzveranstaltung soll auch die »Humanistische Union«, Westberlin, gewonnen werden. Der »Demokratische Klub Berlin e. V.« will die Hetzveranstaltung mit einer Unterschriftenaktion verbinden. (Damit soll verlangt werden, der namenlosen Entlastungsstraße im Westberliner Tiergarten die Bezeichnung »Brüsewitzstraße« zu geben.)
Die »Gesellschaft für Menschenrechte e. V.« (GfM)9 veranstaltet am 22.8.1977 in Wiesbaden um 20.00 Uhr im Friedrich-Naumann-Saal, Mühlgasse 1, ebenfalls eine »Brüsewitz-Gedenkfeier«. Zum Veranstaltungsablauf ist vorgesehen: Begrüßung durch Cornelia Gerstenmaier, Vorsitzende der GfM. »Gedenkrede« von Prof. Klaus Motschmann (Westberlin), zuvor Vortrag von Franz Ludwig Graf Stauffenberg (MdB, CDU/CSU-Fraktion) über »Menschenrechte Drüben«.
Zu dieser Hetzveranstaltung will die GfM führende CDU/CSU-Politiker, Bischöfe und andere führende Vertreter der Kirche, Bundestagsabgeordnete sowie ehemalige DDR-Bürger einladen.
Weitere zu beachtende Termine
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Das »6. Internationale Pop- und Folkfestival« vom 12.8. bis 14.8.1977 an der Spandauer Zitadelle in Westberlin;
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Pop-Konzert am 10.8.1977 in Westberlin, Waldbühne (ab 14.00 Uhr);
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»Deutsch-amerikanisches Volksfest« in Westberlin bis zum 14.8.1977.