Jahrestreffen der »Aktion Sühnezeichen« in Berlin-Weißensee
27. Dezember 1977
Information über das Jahrestreffen der »Aktion Sühnezeichen« vom 28.12. bis 30.12.1977 in kircheneigenen Räumen des Stephanus-Stiftes in Berlin-Weißensee [Bericht O/54]
Wie dem MfS intern bekannt wurde, plant das Leitungsgremium der »Aktion Sühnezeichen«,1 im Rahmen seines Jahrestreffens am 28.12.1977 eine Veranstaltung mit Klaus Schlesinger und Bettina Wegner durchzuführen. Schlesinger soll aus einem von ihm verfassten literarischen Text über einen jüdischen Friedhof lesen, die Wegner einige jiddische Lieder singen.
Wie bekannt ist, finden Jahrestreffen der »Aktion Sühnezeichen« seit ca. 20 Jahren periodisch zum Ende jedes Jahres statt. 1977 werden zu dem angemeldeten und staatlich sanktionierten Jahrestreffen ca. 200 Personen erwartet, die namentlich eingeladen wurden.
Es handelt sich dabei um Jugendliche, Studenten und junge Akademiker sowie Personen der verschiedensten Berufszweige, die in den Sommermonaten in Aufbaulagern der »Aktion Sühnzeichen« in der DDR unentgeltlich Arbeitseinsätze in kirchlichen diakonischen Pflegestätten und Einrichtungen leisteten.
Da die »Aktion Sühnzeichen« sich auch in der Vergangenheit u. a. bereits mit der Judenverfolgung in der Zeit des Faschismus befasste, wird vorgeschlagen, gegen die Veranstaltung und das Auftreten der o. g. Personen keine offiziellen staatlichen Maßnahmen durchzuführen.
Seitens der Arbeitsgruppe Kirchenfragen beim ZK der SED und des Staatssekretariats für Kirchenfragen, die entsprechend informiert sind, bestehen ebenfalls keine Einwände gegen die Durchführung der vorgesehenen Veranstaltung.
Durch das MfS wurden die erforderlichen Kontrollmaßnahmen eingeleitet.