Protestbriefe gegen die Neutronenbombe an US-Botschaft in Ostberlin
16. August 1977
Information über Protestbriefe an die Botschaft der USA in der DDR [Bericht O/44]
Nach vorliegenden internen Hinweisen (HA II/3, Abt. M) wurden an die Botschaft der USA in der DDR in der Zeit vom 1.8. bis 14.8.1977 sieben Protestbriefe von Kollektiven und Bürgern der DDR gegen die Entwicklung und geplante Produktion der Neutronenbombe gerichtet. Intern wurde bekannt, dass die Botschaft der USA beabsichtigt, diese Briefe einzeln zu beantworten. Den Absendern soll sinngemäß für ihre Meinungsäußerung gedankt werden. Bisher sind keine derartigen Antwortbriefe festgestellt worden.
Am 15.8.1977 fielen 45 Protestbriefe an die Botschaft der USA an. Die Absender sind zum größten Teil Kollektive aus Schulen und Betrieben. Territorial konzentrieren sie sich auf den Raum Zeulenroda. In diesem Zusammenhang wurde festgestellt, dass der Vorsitzende des Rates des Kreises Zeulenroda eine sog. Kreisinitiative des Protestes gegen die Neutronenbombe entwickelt hat. Zu diesem Zweck sind von ihm insbesondere im Bereich Volksbildung Beschäftigte mit der Durchführung von Protestmeetings beauftragt worden. Nach bisherigen Überprüfungen sollen bei diesen Meetings aus Eigeninitiative von den Teilnehmern derartige Protestbriefe an die Botschaft der USA abgefasst und verschickt worden sein.
Es ist anzunehmen, dass weitere an die Botschaft der USA gerichtete Protestbriefe anfallen.
Es wird gebeten zu entscheiden, ob derartige Briefe eingezogen oder weitergeleitet werden sollen.
Unseres Erachtens erscheint es zweckmäßig, derartige Briefe nicht weiterzuleiten, um einer durch diese Briefe zustande kommenden direkten Kontaktaufnahme der Botschaft der USA zu Bürgern der DDR nicht noch Vorschub zu leisten.
In diesem Zusammenhang wird darauf verwiesen, dass beim MfAA (Leiter der zuständigen Länderabteilung Genosse Dr. Geyer) vorliegende, an die Botschaft der USA gerichtete Protestschreiben ebenfalls mit der gleichen Begründung nicht weitergeleitet wurden.