Publizistisches Seminar des Lutherischen Weltbundes in Güstrow
7. April 1977
Information Nr. 212/77 über das Publizistische Seminar des Lutherischen Weltbundes
In der Zeit vom 14.3. bis 18.3.1977 fand in Güstrow, Bezirk Schwerin, ein Publizistisches Seminar für Mitarbeiter aus Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB)1 statt.
Dieses Seminar diente der Vorbereitung der 6. Vollversammlung des LWB, die im Juni 1977 in Daressalam2 stattfindet, und war als Fachtagung für Kirchenjournalisten aus europäischen Minderheitskirchen des LWB konzipiert.
Das Seminar wurde zum Thema »Publizistik im Dienst der Kirche« durchgeführt. Es nahmen teil: 16 Personen aus kapitalistischen Ländern, 9 Personen aus sozialistischen Ländern, 25 Personen aus der DDR.
Mit der Durchführung dieser Veranstaltung in der DDR verfolgte der Genfer Stab des LWB nach inoffiziellen Hinweisen die Absicht, die Arbeit in den osteuropäischen Gliedkirchen zu aktivieren und weitere Kontakte zwischen Publizisten aus kapitalistischen und sozialistischen Ländern herzustellen.
Es wurde dann auch folgende Zielstellung des LWB bei der Durchführung dieses Seminars in der DDR deutlich: Die Kommunikationsabteilung des LWB erhoffte eine Aufwertung der publizistischen Arbeit in Mitgliedskirchen sozialistischer Länder. Mitarbeiter auf dem Gebiet kirchlicher Publizistik sollten weiterqualifiziert und zum [sic!] Vorbereitungsmaterial für die 6. Vollversammlung des LWB informiert werden. Es war eine Kontaktfestigung von Mitarbeitern aus dem Bereich kirchlicher Publizistik untereinander und vor allem innerhalb der sozialistischen Länder vorgesehen.
Das Seminar wurde mit einem Grundsatzreferat zum Thema »Publizistik im Dienst der Kirche« eröffnet. Referent war der ungarische Pfarrer Harmati, Bela. Neben der vordringlichen Behandlung von publizistischen Fachfragen ging Harmati auf die Bedeutung der KSZE und ihrer Nachfolgekonferenz in Belgrad 19773 positiv ein. Er verwahrte sich dagegen, dass in Westeuropa und den USA »Klagemauern« für Belgrad aufgebaut werden. Die Probleme des sogenannten Korbes 3 der KSZE4 dürfe man nur im Zusammenhang mit der gesamten Schlussakte behandeln.
Die weitere Arbeit des Seminars erfolgte im Plenum sowie in drei Arbeitsgruppen mit den Unterthemen:
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»Kommunikation als Information« (Referent: Friedrich König, Genf)
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»Publizistik als Kommunikationsprozess« (Referent: Prof. Weiland, Österreich)
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»Publizistik als Meditation« (Referent: Pfarrer Wiede, Dresden)
Besonderen Eindruck hinterließ vor allem bei den westeuropäischen Teilnehmern der Empfang des Staatssekretärs für Kirchenfragen der DDR, Genossen Seigewasser, am 15.3.1977. Pfarrer Haaß (Frankreich) und Pfarrer Blase (Niederlande) werteten die Möglichkeit zur Durchführung eines solchen Seminars in der DDR und den Empfang des Staatssekretärs bei intern geführten Gesprächen als Ausdruck der guten Beziehungen zwischen Staat und Kirche in der DDR. Blase äußerte, dass die Möglichkeit publizistischer Betätigung im Westen durch die dort herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse letztlich doch stark eingeschränkt sei.
In einem Abschlussdokument des Seminars sind als Ergebnisse der Arbeitsgruppen Empfehlungen an den LWB enthalten. Dabei wird u. a. angeregt, publizistische Seminare in einem Zeitraum von drei bis vier Jahren weiterhin durchzuführen. Ferner ist vorgesehen, für den Bereich europäischer Minderheitskirchen des LWB in den sozialistischen Ländern einen Pressedienst herauszugeben.
Die gesamte Veranstaltung behielt internen Charakter und erlangte keine Öffentlichkeitswirksamkeit. Sie orientierte auf die Vorbereitung und Auswertung der 6. Vollversammlung des LWB durch publizistische Mittel.
Im Verlaufe der Veranstaltung wurden keine Angriffe auf die Entwicklung in den sozialistischen Staaten sichtbar, insbesondere wurde jede Diskussion über Probleme der Menschenrechte vermieden. Die Referenten aus sozialistischen Ländern waren gut vorbereitet und prägten das Seminar durch politisch positive Aussagen.
Die Information ist nicht zur öffentlichen Auswertung bestimmt.