Reaktionen auf die Explosion eines Munitionslagers der Roten Armee
17. August 1977
Hinweise über die Reaktion der Bevölkerung zum Vorkommnis in Dannenwalde, Kreis Gransee, am 14.8.1977 [Bericht O/45]
Nach bisher vorliegenden Informationen wird vom überwiegenden Teil der Bevölkerung in den betroffenen Ortschaften Verständnis für die eingeleiteten und durchgeführten staatlichen Maßnahmen entgegengebracht. Die zeitweilig notwendigen Evakuierungsmaßnahmen fanden Zustimmung und wurden diszipliniert befolgt. In diesem Zusammenhang bekannt gewordene Diskussionen bezogen sich in der Mehrzahl auf mögliche Schäden an Gebäuden, Wohnungen und persönlichem Eigentum.1
Vereinzelt unklare und kritische Äußerungen beinhalteten solche Meinungen wie:
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die Räumung der aufgefundenen Geschosse wurde von der Sowjetarmee nicht zügig genug durchgeführt;
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von den zuständigen Stellen sei es unverantwortlich, in der Nähe eines Munitionslagers Kinderferienlager einzurichten;
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über den Vorfall hätte man in Rundfunk und Presse berichten müssen, anstatt erst alles »von drüben zu erfahren«.
Neben diesen Reaktionen gab es in geringem Umfang negative und feindliche Meinungsäußerungen, in denen im Wesentlichen Folgendes zum Ausdruck kam:
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Das Unglück sei nicht durch Blitzschlag passiert. Die »wahre Ursache« werde wohl sein, dass die »Russen« gegen Sicherheitsbestimmungen verstoßen bzw. nicht genügende Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben. Es sei überhaupt fraglich, ob die Munitionsbunker mit ordnungsgemäßen Blitzschutzanlagen versehen waren (die Oberflächlichkeit bei der Lagerung von Munition wäre schon länger bekannt).
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Es sei kein Wunder, dass so etwas bei den »Russen passiert, bei deren Sauwirtschaft«. Wir sitzen wie auf einem Pulverfass.
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Aufgrund dieses Vorfalles müsste die Bevölkerung die Forderung stellen, dass die »Russen« mit ihren Waffen und ihrer Munition aus der DDR verschwinden.2
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Von der Erhaltung von menschlicher Gesundheit und Sicherheit werde bei uns nur geredet. Die Explosion des Munitionslagers zeige jedoch das Gegenteil.
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Bei derartigen Geschehnissen im Westen hätten unsere Zeitungen sofort breit darüber geschrieben. Bei derartigen Vorfällen in der DDR schweige man.
In Einzelfällen bekannt gewordene Gerüchte beinhalten:
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Bei der Explosion des Munitionslagers sei der anliegende Ort total zerstört worden.
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Bei der Explosion seien 300 Menschen ums Leben gekommen.
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Unter Angehörigen der Sowjetarmee im Objekt Dannenwalde habe es zahlreiche Opfer gegeben, und das sowjetische Armeelazarett in Lychen hätte sich um entsprechende Unterstützung an das Krankenhaus Templin gewandt.
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Drei Raketen seien in Richtung Rostock geflogen und hätten dort größere Schäden angerichtet.