Störung der Elektroenergieversorgung im Zentrum von Ostberlin
24. Oktober 1977
Information Nr. 663/77 über das vorliegende Aufklärungsergebnis im Zusammenhang mit der Störung der Elektroenergieversorgung Berlin, Leipziger Straße 55–58, am 21.10.1977
Am 21.10.1977 fiel die Elektroenergieversorgung der Wohnhäuser Berlin, Leipziger Straße 55–58, in der Zeit von 15.00 Uhr bis 18.15 Uhr, vollständig und für eine Reihe von Wohnungen bis 22.42 Uhr aus.
Die eingeleiteten Untersuchungen zur Aufklärung der Ursachen ergaben, dass ein Kabelfehler (Kurzschluss) im Bereich der Abnehmeranlagen der betroffenen Wohnhäuser zur Unterbrechung der Elektroenergieversorgung führte. Wie festgestellt wurde, ging der Kurzschluss von dem in der 5. Etage des Wohnhauses Leipziger Straße 55 befindlichen Abzweigkasten aus, in dem offensichtlich bei Montagearbeiten im Gehäuse eine Unterlegscheibe unbemerkt liegen geblieben war, die – als Folge der vom Fahrstuhl ausgehenden Vibrationen – in die Nähe eines stromführenden Leiters gelangte und so letztlich den Kurzschluss auslöste.
Über den Hergang der Ursachenermittlung und Beseitigung der elektrischen Störquelle wurde Folgendes festgestellt:
Gegen 15.00 Uhr erfolgte aufgrund des Kurzschlusses in der BEWAG-Station 187 – ein Niederspannungs-Leistungsschalter löste sich aus – die Unterbrechung der Stromversorgung.
Dieses Vorkommnis meldete der Havariedienst der KWV Berlin-Mitte, der bereits unmittelbar nach dem Eintritt des Störungsfalls vom Hausmeister davon in Kenntnis gesetzt worden war, jedoch erst gegen 17.50 Uhr der Netzbefehlsstelle der BEWAG.
Der sofort eingesetzte Störtrupp der BEWAG ermittelte innerhalb von 20 Minuten als Störquelle einen Kabelfehler im Bereich der Abnehmeranlagen der betroffenen Wohnhäuser und konnte, obwohl nicht für die Wartung und Pflege dieser elektrischen Abnehmeranlagen im Verantwortungsbereich der KWV Berlin-Mitte zuständig, nach Abtrennung des gestörten elektrischen Anlagenteiles ab 18.15 Uhr eine teilweise Versorgung mit Elektroenergie wiederherstellen.
Der für die Beseitigung der Schadensursache verantwortliche Mitarbeiter des Havariedienstes der KWV Berlin-Mitte traf gleichfalls gegen 18.15 Uhr an der Schadenstelle ein, konnte jedoch wegen mangelhafter Kenntnisse der Abnehmeranlage die eigentliche Störquelle für die Unterbrechung der Elektroenergieversorgung in den Wohnhäusern Leipziger Straße 55–58 nicht finden und beseitigen.
Ein deshalb vom Havariedienst der KWV Berlin-Mitte angeforderter BMSR-Techniker stand erst ab etwa 21.00 Uhr zur Verfügung.
Unabhängig vom Einsatz des BMSR-Technikers wies das Ministerium für Kohle und Energie im Interesse einer schnellen Beseitigung der elektrischen Störung an, erneut den Störtrupp der BEWAG einzusetzen, dieser begann jedoch erst gegen 21.30 Uhr mit der Überprüfung der elektrischen Abnehmeranlage innerhalb der Wohnhäuser.
Die zeitaufwendige Fehlersuche entstand, da der Hausmeister ebenfalls nur ungenügend mit der Abnehmeranlage vertraut war und auch keine technischen Dokumentationen seitens der KWV Berlin-Mitte zur Verfügung standen.
Gegen 22.15 Uhr, nach ca. 45-minütiger Fehlersuche, wurde dann die Störquelle des Kurzschlusses in der 5. Etage des Wohnhauses Leipziger Straße 55 gefunden. Mit einem Schaltprovisorium konnte ab 22.42 Uhr die vollständige Stromversorgung wiederhergestellt werden.
Der für die Abnehmeranlagen verantwortliche Havariedienst der KWV Berlin-Mitte wurde von der BEWAG aufgefordert, noch am 22.10.1977 den normalen Schaltzustand der Abnehmeranlage wiederherzustellen.
Der lange Ausfall der Elektroenergieversorgung ist im Wesentlichen auf die im Verantwortungsbereich der KWV Berlin-Mitte bestehenden Unzulänglichkeiten in der Organisation des Havariedienstes zurückzuführen.
Dieses Vorkommnis sollte Anlass sein, die verantwortlichen Organe in der Hauptstadt Berlin zu beauftragen, schnell wirksame Maßnahmen zur Gewährleistung und Erhöhung der Reaktionsfähigkeit des Havariedienstes der KWV zu veranlassen.