Verhaftung eines Westberliner Grenzverletzers in Berlin-Mitte
11. April 1977
Information Nr. 228/77 über das widerrechtliche Eindringen eines ständigen Einwohners von Westberlin in die Hauptstadt der DDR am 10.4.1977
Am 10.4.1977, gegen 14.30 Uhr, drang der Einwohner von Berlin (West), [Name, Vorname], geb. am [Tag] 1943, Beruf: Baumöbellackierer, zuletzt: Maler bei der Firma [Name], wohnhaft: Berlin (West)-Wedding, [Adresse], über die S-Bahngleise zwischen dem S-Bahnhof Humboldthain und dem Nordbahnhof widerrechtlich in das Gebiet der Hauptstadt der DDR ein. Er wurde im Grenzgebiet Berlin-Mitte, Liesenbrücke, durch Kräfte der Grenztruppen der DDR ohne Anwendung der Schusswaffe vorläufig festgenommen.
Die Annäherung des [Name] und seine Festnahme wurden von Westberliner Seite aus von vier männlichen Personen beobachtet. Diese hielten ihn nicht zurück und informierten anschließend den Stützpunkt der Westberliner Polizei in der Chausseestraße.
Die durch das MfS geführten Untersuchungen ergaben:
[Passage mit schutzwürdigen Informationen nicht wiedergegeben.]
[Name] ist sich infolge seiner erheblichen Trunkenheit nicht bewusst, in das Gebiet der DDR eingedrungen zu sein. Es habe nicht in seiner Absicht gelegen, die Staatsgrenze der DDR zu verletzen.
[Name] reiste im Zeitraum 1975 bis Ende 1976 in insgesamt 16 Fällen in die Kreise Oranienburg und Nauen des Bezirkes Potsdam zu Verwandtenbesuchen ein.
Es wird vorgeschlagen, dem [Name] künftig die Einreise in die DDR zu verwehren und ihn am 12.4.1977 nach Berlin (West) abzuschieben.
Anlage zur Information Nr. 228/77
[Entwurf einer Pressemitteilung]
Berlin (ADN) In den Abendstunden des 10. April 1977 verletzte der Einwohner von Berlin (West) [Vorname Name] im Raum des Stadtbezirks Berlin-Mitte die Staatsgrenze der DDR. Mehrere auf Westberliner Gebiet in seiner Nähe befindliche Personen beobachteten den erheblich unter Alkoholeinfluss stehenden [Name] und hinderten ihn nicht an dieser Grenzverletzung. Nach Prüfung der näheren Umstände durch die zuständigen Organe der DDR wurde [Name] nach Berlin (West) abgeschoben.1