Anschlag im Westberliner Büro für Besuchsangelegenheiten
12. November 1981
Information Nr. 589/81 über einen provokatorischen Anschlag einer männlichen Person im Abfertigungsraum der DDR-Angestellten im Büro für Besuchs- und Reiseangelegenheiten Berlin (West)-Kreuzberg am 11. November 1981
Am 11.11.1981, gegen 15.40 Uhr, verübte eine männliche Person im Büro für Besuchs- und Reiseangelegenheiten1 einen provokatorischen Anschlag, indem sie nach Betreten des Abfertigungsraumes des Büros aus einer mitgeführten Plastehülle einen 5-Liter-Kanister entnahm und den Inhalt (Altöl) zum Teil auf den Schreibtischen an der Ausgabe für Berechtigungsscheine entleerte. Durch diesen Anschlag wurden die Schreibtische der Angestellten der DDR stark verunreinigt und von den auf den Schreibtischen zur Ausgabe bereitgelegten Berechtigungsscheinen 82 Dokumentensätze stark verschmutzt.
Nachdem vom Leiter der Angestellten der DDR ein am Eingang zum Abfertigungsraum anwesender Angehöriger des öffentlichen Dienstes zur Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung in dem Büro zum sofortigen Eingreifen aufgefordert wurde, versuchte dieser, den Täter an der weiteren Tatausführung zu hindern.
Nachdem der Provokateur noch weiteres im Kanister befindliches Öl auf dem Fußboden entleerte und das Behältnis im Abfertigungsraum weggeworfen hatte, wurde er durch einen Angehörigen des öffentlichen Dienstes am Verlassen des Büros gehindert und an zwischenzeitlich benachrichtigte Angehörige der Polizei von Berlin (West) übergeben.
Zum Zeitpunkt des Vorkommnisses waren im Abfertigungsraum vier Besucher anwesend.
Die durch den provokatorischen Anschlag verursachte Verunreinigung wurde nach Veranlassung des zuständigen Angehörigen des öffentlichen Dienstes durch den Einsatz von sechs Angehörigen der Feuerwehr von Berlin (West) beseitigt.
Aufgrund des provokatorischen Anschlages und der dadurch verursachten starken Verunreinigungen auf Schreibtischen der DDR-Angestellten und auf dem Fußboden des Abfertigungsraumes musste die Tätigkeit der DDR-Angestellten zur Abfertigung der Besucher des Büros in der Zeit von 15.40 Uhr bis 17.00 Uhr eingestellt werden.
In mehreren Fällen äußerten sich Besucher des Büros empört über diesen provokatorischen Anschlag und die dadurch eingetretene Verzögerung ihrer Abfertigung.
Nach Verlautbarungen in Westberliner Massenmedien soll es sich bei dem Täter um einen 31-jährigen [Vorname Namensinitiale] aus Berlin (West)-Moabit handeln.
Durch das MfS wurden entsprechende Maßnahmen zur Aufklärung der Ursachen, Motive und Hintergründe dieses provokatorischen Anschlages sowie zur zweifelsfreien Identifizierung des Täters und möglicher Hintermänner eingeleitet.
Es wird vorgeschlagen, seitens des MfAA in geeigneter Form gegenüber dem Senat von Berlin (West) entschiedenen Protest einzulegen und zu fordern, dass der Senat seiner in der Reise- und Besuchervereinbarung übernommenen Verpflichtung, die Sicherheit und Ordnung in den Büros zu gewährleisten und jede Tätigkeit, die gegen die Arbeit der Büros gerichtet ist, zu unterbinden, im vollen Umfang nachkommt.
Des Weiteren sollte die Erwartung ausgesprochen werden, dass seitens der Strafverfolgungsorgane von Berlin (West) der Täter in gehöriger Form zur Verantwortung gezogen wird.