Bevölkerungsreaktionen zum Treffen Honecker und Schmidt (1)
5. Dezember 1981
Erste Hinweise zur Reaktion der Bevölkerung der DDR zum Treffen Honecker – Schmidt [Bericht O/104a]
Die Mitteilung über das vorgesehene Treffen wurde mit großem Interesse aufgenommen.1
Bisher bekannt gewordene Meinungsäußerungen (Bezirke Erfurt, Rostock, Potsdam, Karl-Marx-Stadt) überwiegend positiv-zustimmend.
Im Vordergrund stehen solche Meinungen:
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Verhandlungen sind immer als positiv zu werten und dienen der Verständigungsbereitschaft,
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es ist zu begrüßen, dass beide Staatsmänner doch noch an einen Tisch kommen,
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der Breschnew-Besuch in der BRD2 hat den Weg geebnet für Verhandlungen auch auf dieser Ebene.
Hervorgehoben wird: Wichtigstes Verhandlungselement sei die Frage zur Erhaltung des Friedens. Im Zusammenhang damit Erwartungshaltung, dass bestimmte Übereinstimmung (angeführt zum Problem Abrüstung von Mittelstreckenraketen im mitteleuropäischen Raum) erzielt wird.
Skeptische Haltungen: Verhandlungen würden sowieso nicht zu Ergebnissen führen, da die von Schmidt vermeintlich zu erwartenden Forderungen kein Gehör finden würden.
Zu erkennen, dass in zunehmendem Maße in Meinungsäußerungen Argumentationen der Westmedien Eingang finden.
Im Zusammenhang damit Spekulationen,
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vornehmlich würde über »menschliche Erleichterungen« verhandelt,
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Reisemöglichkeiten für DDR-Bürger in kapitalistische Staaten würden erweitert, Wege zur Erschließung des Tourismus würden eröffnet,
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es sei mit einer Herabsetzung der Grenze des Reisealters in die BRD zu rechnen,
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die DDR würde die Erhöhung des Mindestumtauschsatzes rückgängig machen,
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die BRD werde die weitere Gewährung wirtschaftlicher Vergünstigungen (genannt wird in einigen Fällen das »Swing-Abkommen«)3 davon abhängig machen, inwieweit die DDR auf die Forderungen der BRD nach »menschlichen Erleichterungen« eingehe.
In Einzelfällen Äußerungen mit negativer Grundhaltung:
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Die Begegnung finde deshalb außerhalb Berlins statt, um Sympathiebekundungen der DDR-Bevölkerung für Schmidt auszuschließen, die DDR habe einseitig auf das Zustandekommen des Treffens gedrängt, um zusätzliche Kredite für die »sinkende Wirtschaftskraft« zu erhalten.