Eindringen einer Person aus Westberlin nach Ostberlin
18. März 1981
Information Nr. 132/81 über das provokatorische Eindringen einer unbekannten Person von Westberlin aus in die Hauptstadt der DDR, Berlin, am 16. März 1981
Am 16. März 1981, 11.07 Uhr, drang eine unbekannte männliche Person im Grenzabschnitt Berlin-Wilhelmsruh, Hauptstraße, von Westberlin-Reinickendorf kommend, nach Überwindung der Grenzsicherungsanlagen in das Territorium der Hauptstadt der DDR, Berlin, ein und versuchte, in das Hinterland zu entkommen. Der Aufforderung zum Stehenbleiben leistete die unbekannte Person1 nicht Folge, sodass die Angehörigen der Grenztruppen von der Schusswaffe Gebrauch machten, wodurch der Provokateur tödlich verletzt wurde.
Die bisherigen Untersuchungen ergaben:
Das am 16. März 1981, ab 9.00 Uhr, im Grenzabschnitt Berlin-Wilhelmsruh, Hauptstraße, auf dem dort befindlichen Beobachtungsturm eingesetzte Postenpaar (Unteroffizier – Soldat) der Grenztruppen der DDR, stellte gegen 11.00 Uhr auf dem ihnen gegenüber befindlichen, direkt an der Grenzmauer auf Westberliner Seite stehenden Podest Kopenhagener Straße eine männliche Person fest.
Unmittelbar danach überstieg die Person das Geländer dieses Podestes und drang, sich an der Grenzmauer herablassend, in den Handlungsraum der Grenztruppen ein.
In der Folgezeit umging die Person im Laufschritt die Panzersperren, überwand den Grenzsignalzaun und versuchte anschließend über die Hinterlandsicherungsmauer in das Innere der DDR zu entkommen. Dabei rief der Provokateur den Aussagen der Grenzposten zufolge: »Ihr haltet mich nicht auf! Ihr schießt sowieso nicht!«
Da der flüchtige Provokateur auf die von den Angehörigen der Grenztruppen der DDR getätigten Aufforderungen zum Stehenbleiben nicht reagierte und es den Grenzposten nicht gelang, ihn zu erreichen und festzunehmen (die Entfernung zwischen den Grenzposten und dem flüchtenden Provokateur betrug ca. 120 bis 150 Meter),2 wurden 3 Schüsse abgefeuert, die den Flüchtenden schwer verletzten. (Die Durchschussverletzungen befinden sich im Bereich des linken oberen Rückens, der Bauchdecke und des linken Oberschenkels.)3
Unmittelbar danach wurde der Verletzte durch das eingesetzte Postenpaar in den Beobachtungsturm geborgen, wo er seinen Verletzungen erlag.
Die beiden Angehörigen der Grenztruppen der DDR besetzten anschließend wieder den Beobachtungsturm und erstatteten Meldung.
Bisherigen Feststellungen zufolge, erschienen unmittelbar nach der Verhinderung des Grenzdurchbruchs auf dem auf Westberliner Gebiet in ca. 40 m Entfernung vom Ereignisort stehenden Podest zuerst eine weibliche Person und mehrere uniformierte Angehörige der Westberliner Polizei sowie einige Minuten später uniformierte Angehörige der französischen Besatzungstruppen und Zivilpersonen.
Mehrere dieser Personen waren mit Fotoapparaten bzw. Filmkameras ausgerüstet.
Unter Beachtung der Situation am Ereignisort sowie der günstigen Einsichtsmöglichkeiten aus Westberlin, wurden keine Ereignisortuntersuchungen vorgenommen und der Abtransport der Leiche erst nach Einbruch der Dunkelheit durchgeführt.
Die Untersuchungen des MfS zur umfassenden Aufklärung der Ursachen, Motive und näheren Zusammenhänge der Provokation sowie zur Identifizierung des Täters werden fortgesetzt.