Festnahme von Mitgliedern der KPD/ML (Sektion DDR) in Ostberlin
23. März 1981
Information Nr. 140/81 über die vorbeugende Verhinderung einer vor dem X. Parteitag der SED beabsichtigten feindlichen Aktion in der Hauptstadt der DDR, Berlin
Dem MfS wurde intern bekannt, dass Personen in der Hauptstadt der DDR, Berlin, umfangreiche Vorbereitungen für die Herstellung und Verbreitung von Hetzschriften trafen. Sie hatten die Absicht, noch vor dem X. Parteitag der SED,1 als Einzeltäter handelnd, diese Hetzschriften in der Hauptstadt der DDR, Berlin, zu verbreiten.
Im Ergebnis sofort eingeleiteter Überprüfungen wurden die internen Hinweise bestätigt und nach weiteren Ermittlungen am 20. März 1981 folgende Personen festgenommen:
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Wilhelm, Manfred (30), geb. am [Tag, Monat] 1951, Beruf: Maschinenbauer, zuletzt tätig als Schlosser in der Druckerei des »ND«, Berlin, wh.: 1160 Berlin, [Straße, Nr.], Mitglied FDGB, DSF – Vorstrafen: 1 Jahr, 10 Monate Freiheitsentzug gemäß § 213 StGB (Ungesetzlicher Grenzübertritt), ledig,
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Bortfeldt, Andreas (27), geb. am [Tag, Monat] 1953, Beruf: Diplom-Mathematiker, zuletzt tätig als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wasserwirtschaft, Berlin-Schöneweide, wh.: 1180 Berlin-Grünau, [Straße, Nr.], Mitglied FDGB, DSF, verheiratet, 2 Kinder,
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[Name 1, Vorname] (25), geb. am [Tag, Monat] 1956, Beruf: Baumaschinist, zuletzt tätig als Kraftfahrer im VEB Instandsetzung, Berlin-Friedrichshain, wh.: 1035 Berlin, [Straße, Nr.], Mitglied FDGB, verheiratet, 1 Kind,
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[Name 2, Vorname] (36), geb. am [Tag, Monat] 1945, Beruf: Maschinenbauer, zuletzt tätig als Einrichter im VEB Werk für Fernsehelektronik Berlin, wh.: 1180 Berlin, [Straße, Nr.], Mitglied DTSB, geschieden, 1 Kind.
Bei den vorgenannten Personen konnten im Zusammenhang mit vorgenommenen Wohnungsdurchsuchungen umfangreiche Hetzmaterialien sowie technische Geräte zur Herstellung und Vervielfältigung von Hetzschriften sichergestellt werden. Der größte Teil der Hetzmaterialien war für den Einwurf in Hausbriefkästen in der Hauptstadt der DDR, Berlin, vorgesehen.
Bei den Hetzmaterialien handelt es sich vorwiegend um Hetzschriften der sog. KPD (vormals »KPD/ML«)2 der BRD bzw. Westberlins sowie teilweise um selbstgefertigte3 Hetzschriften. Der überwiegende Teil der Hetzmaterialien war durch bisher unbekannte Personen in die DDR eingeschleust worden. (An der weiteren Aufklärung wird gearbeitet.)
Der Inhalt der Hetzschriften richtet sich gegen die Partei- und Staatsführung, die Grundlagen der sozialistischen Staats- und Gesellschaftsordnung der DDR sowie die Politik, insbesondere die Sozialpolitik, von Partei und Regierung. Dabei wird an die konterrevolutionären Erscheinungen in der VR Polen4 angeknüpft, die als nachahmenswert für die DDR dargestellt werden. So wird u. a. behauptet, dass in der DDR »dieselben Probleme anstehen wie in Polen« und z. B. »die Erringung des Streikrechts auch vor den Arbeitern der DDR« stehe. Die Verfasser fordern zum »Kampf« gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung der DDR sowie der UdSSR auf. Als Ziel nennen sie u. a. den »Sturz der Ausbeuterklasse«.
Weitere Angriffe richten sich u. a. gegen den FDGB, der der Durchführung einer »arbeiterfeindlichen Politik« bezichtigt wird.
Gegen, die Festgenommenen wurden Ermittlungsverfahren gemäß § 106 StGB – Staatsfeindliche Hetze – eingeleitet und auf gleicher Rechtsgrundlage Haftbefehle erlassen.
Die Untersuchungen werden fortgesetzt.