Havarie im Heizkraftwerk Klingenberg
8. Januar 1981
Information Nr. 22/81 über durch eine Havarie im Heizkraftwerk Klingenberg hervorgerufene Versorgungseinschränkungen mit Fernwärme
Nach dem MfS vorliegenden Hinweisen fielen im Heizkraftwerk (HKW) Klingenberg in Berlin-Rummelsburg im Zeitraum vom 3. bis 6. Januar 1981 insgesamt vier Dampferzeuger mit einer Gesamtleistung von ca. 300 t Dampf/Stunde aus, darunter ein bereits seit dem 29.12.1980 störgefährdeter Dampferzeuger, der im Interesse der Aufrechterhaltung der Fernwärmeversorgung bis 6. Januar 1981 weiter betrieben worden war (maximal mögliche Gesamtleistung des HKW insgesamt 585 t Dampf/Stunde).1
Zwischenzeitlich konnten nach erfolgten Reparaturarbeiten zwei Dampferzeuger mit einer Leistung von 80 t Dampf/Stunde wieder in Betrieb genommen werden. Gegenwärtig fehlt noch eine Dampfleistung von 220 t [Dampf]/Stunde.
Nach dem derzeit absehbaren Stand der Reparaturarbeiten ist damit zu rechnen, dass ein Dampferzeuger mit einer Leistung von 65 t Dampf/Stunde im Laufe des 8.1.1981 wieder in Betrieb genommen und in der Nacht vom 10. zum 11.1.1981 die volle Leistung des HKW wieder erreicht werden kann.
Infolge der Havarie traten im Verlauf des 7.1.1981 erhebliche Beeinträchtigungen in der Fernwärmeversorgung von Wohngebieten und Industriebetrieben ein. In den Wohngebieten Hans-Loch-Straße und Straße Am Tierpark wurden infolge der Reduzierung der Vorlauftemperaturen (von 107°C Sollwert auf 55°C) im Fernwärmenetz Zimmertemperatur[en] zwischen 14°C und 18°C festgestellt.
Soweit bisher bekannt wurde, kam es bei Hauptabnehmern von Fernwärme zu Produktionseinschränkungen bzw. ist bei Anhalten der gegenwärtigen Situation in der Fernwärmeversorgung mit Produktionsausfällen zu rechnen.
Beispielsweise mussten am 7.1.1981 im KWO die Vulkanisierkessel-Drahtfabrik und im Möbelkombinat Berlin/Betriebsteil Blockdammweg die Beschichtungsanlage stillgelegt werden. Im Laufe des 8.1.1981 werden in Abhängigkeit von der aktuellen Situation in der Fernwärmeversorgung Entscheidungen über evtl. notwendig werdende weitere Produktionseinschränkungen getroffen.
Ersten gemeinsam mit Fachexperten erarbeiteten Untersuchungsergebnissen zufolge entstanden die Störungen an den vier Dampferzeugern durch altersbedingte Verschleißerscheinungen im Rohrsystem der Dampferzeuger.
In diesem Zusammenhang verdienen Auffassungen von den Fachexperten Beachtung, denen zufolge der gegenwärtig hohe Verschleißgrad an allen im HKW Klingenberg installierten Dampferzeugern die ständige Gefahr erneuter Ausfälle in sich birgt. Charakteristisch für diese instabile Lage sei der Zustand, dass bereits bei Ausfall eines Dampferzeugers eine normgerechte Versorgung mit Fernwärme nur noch bis zu einer Außentemperatur von –5°C möglich wäre.
Seitens des MfS wurde in der zurückliegenden Zeit wiederholt die Bezirksleitung der SED Berlin über die Situation im Heizkraftwerk Klingenberg im Zusammenhang mit den Rekonstruktions- und Erweiterungsmaßnahmen und der Tatsache, dass mit den in Betrieb befindlichen Anlagen des Kesselhauses B aufgrund ihres altersbedingten Verschleißgrades keine zuverlässige stabile Fernwärmeversorgung gewährleistet ist, informiert.
Die zuständigen staatlichen Organe sind ebenfalls über diese Situation informiert.