Verhinderung einer Ausschleusung von DDR-Bürgern durch US-Militärangehörige
29. Juni 1981
Information Nr. 325/81 über die Verhinderung einer durch US-Militärangehörige unter Missbrauch des Militärtransitverkehrs versuchten Ausschleusung von Bürgern der DDR
Am 28. Juni 1981, um 20.35 Uhr, passierte das Fahrzeug der in Westberlin stationierten US-Besatzungskräfte vom Typ Ford, Kennzeichen RD – 1012, die Grenzübergangsstelle Marienborn über die dazu festgelegte Militärspur zum Transitverkehr nach Westberlin. Das Fahrzeug war besetzt mit den Angehörigen der US-Armee Sergeant [Name 1, Vorname] (26), Identitätskarte Nr. [ID-Nr.], Fahrer des Kfz, [Name 2, Vorname], Identitätskarte Nr. [ID-Nr.], Spezialist 4. Klasse.
Während der Transitreise wurde durch die zuständigen Organe der DDR festgestellt, dass die Insassen dieses Fahrzeuges bei einem kurzzeitigen Halt auf einem Parkplatz drei DDR-Bürger rechtswidrig in den Fond des Fahrzeuges aufgenommen haben.
Anschließend setzten sie die Fahrt in Richtung Grenzübergangsstelle Drewitz fort, wo das Fahrzeug gegen 22.55 Uhr eintraf.
Nach unverzüglicher Information der zuständigen sowjetischen Organe wurde die Ausreise dieses Kfz der US-Armee nach Westberlin durch Maßnahmen des sowjetischen Kommandanten des Kontrollpunktes Drewitz verhindert.
Im Ergebnis der durch die zuständigen sowjetischen Organe mit dem Kommandanten der US-Armee des Kontrollpunktes Dreilinden, Major [Name 3], in der Folgezeit geführten Verhandlungen erklärte sich – nach anfänglicher strikter Ablehnung – der US-Kommandant am 29. Juni 1981, um 3.15 Uhr, zur gemeinsamen Überprüfung des Pkw bereit.
Die Kontrollhandlungen führten im Kofferraum zur Feststellung der drei DDR-Bürger, die nach Westberlin ausgeschleust werden sollten.
Am 29. Juni 1981, um 4.25 Uhr, wurden die DDR-Bürger von den zuständigen Organen der DDR übernommen.
Um 4.50 Uhr erfolgte die Ausreise der Angehörigen der US-Armee, [Name 1] und [Name 2], im Fahrzeug des US-Kommandanten nach Westberlin.
Es wird vorgeschlagen, seitens des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten bei der Botschaft der USA in der DDR energischen Protest gegen derartige, die Rechtsordnung der DDR verletzenden Handlungen zu erheben, verbunden mit der Forderung, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und unverzüglich erforderliche Schritte zur Verhinderung weiterer strafbarer Handlungen und zur Einhaltung der Rechtsordnung der DDR einzuleiten.1
Bei den zur Ausschleusung vorgesehenen DDR-Bürgern handelt es sich um
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Dr. [Name 4, Vorname 1], (35) wohnhaft: Erfurt, [Straße, Nr.], Zahnarzt
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Ehefrau Dr. [Name 4, Vorname 2] (29), Zahnärztin.
Beide tätig gewesen an der Medizinischen Akademie Erfurt.
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Sohn [Name 4, Vorname 3] (10), Schüler
Gegen [Name 4, Vorname 1] und [Vorname 2] wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet und Haftbefehle erlassen. Die Unterbringung des Kindes erfolgt zunächst im Kinderheim Potsdam, [Straße]. Die Untersuchungen des MfS zur umfassenden Aufklärung der Ursachen, Motive und Zusammenhänge werden intensiv fortgeführt.