Versuch der Übergabe einer Protestresolution in der US-Botschaft
25. August 1981
Information Nr. 429/81 über den Versuch der Übergabe einer Protestresolution in der Botschaft der USA in der DDR durch französische Staatsbürger
Am 24.8.1981, gegen 9.50 Uhr, begab sich eine Personengruppe (27 französische Staatsbürger) zur Botschaft der USA in der DDR mit der Absicht, einen amerikanischen Diplomaten zu sprechen und eine Protestresolution gegen den Bau der Neutronenbombe zu übergeben. Nachdem sie in der USA-Botschaft nicht empfangen und von Genossen des Wachkommandos Missionsschutz gebeten wurde, den Sicherungsbereich der USA-Botschaft zu verlassen, entfernte sie sich nach ca. zehn Minuten und suchte die Botschaft der Französischen Republik in der DDR auf (dortiger Aufenthalt ca. 40 Minuten). Das Auftreten dieser Gruppe vor der US-Botschaft erfolgte im Beisein des als Reiseleiter und Dolmetscher eingesetzten Mitarbeiters von »Jugendtourist«1 [Name, Vorname], ohne dass dieser darauf reagierte.
Die Überwachung der Personengruppe war gesichert. Es kam zu keinen demonstrativen Handlungen und anderen Vorfällen oder Vorkommnissen. Ordnung und Sicherheit in den Bereichen der Botschaften der USA und Frankreichs waren gewährleistet.
Wie festgestellt wurde, gehörte diese Personengruppe zu den 302 Teilnehmern des 18. Freundschaftszuges der »Bewegung der Kommunistischen Jugend Frankreichs« (»MJCF«, besteht aus Mitgliedern und Sympathisanten der kommunistischen Jugend Frankreichs) der sich entsprechend einer Vereinbarung zwischen dem Zentralrat der FDJ und dem Nationalrat der »MJCF« vom 5.8. bis 25.8.1981 in der DDR aufhält und vom Jugendreisebüro der FDJ »Jugendtourist« – in Verbindung mit den betreffenden Bezirksleitungen der FDJ – in der DDR betreut wurde.
Der Aufenthalt des Freundschaftszuges der »MJCF« in der DDR erfolgte gruppenweise und wechselseitig in den Städten Dresden, Jena und Greifswald und geschlossen in Berlin.
Dem Auftreten der Personengruppe vor der USA-Botschaft ging voraus, dass die Teilnehmer des Freundschaftszuges während ihres Aufenthaltes in Greifswald aus Presseveröffentlichungen den Beschluss der USA-Regierung über den Bau der Neutronenbombe2 zur Kenntnis bekamen. In einer aus diesem Anlass einberufenen Versammlung kam es zu heftigen Reaktionen; die Teilnehmer beschlossen, eine Protestresolution gegen den Bau der Neutronenbombe und beauftragten den Leiter des Freundschaftszuges, Jean-Claude Kennedy,3 diese Protestresolution mit einer Delegation des Freundschaftszuges während ihres Aufenthaltes in der Hauptstadt der DDR, Berlin, (23.8.–25.8.1981) der Botschaft der USA in der DDR zu übergeben. Über diesen Beschluss hatte der o. g. Reiseleiter [Name] am 10. und 17.8.1981 seinen Vorgesetzten, den stellvertretenden Leiter von »Jugendtourist«, Heider,4 informiert, erhielt von ihm aber weder Instruktionen noch Hinweise hinsichtlich seines Verhaltens.
Anlage zur Information Nr. 429/81
[Vier Fotos einer Gruppe Jugendlicher vor der US-Botschaft]
[Fotos siehe Faksimile]