Zum Verlauf der Berliner Begegnung zur Friedensförderung (1)
7. Dezember 1981
Information Nr. 631/81 über bekannt gewordene Aktivitäten gegnerischer Kräfte im Zusammenhang mit der für den Zeitraum vom 13. bis 15. Dezember 1981 geplanten »Berliner Begegnung« von Schriftstellern, Wissenschaftlern und Künstlern in der Hauptstadt der DDR, Berlin
Dem MfS vorliegenden Hinweisen zufolge aktivieren gegnerische Kräfte ihre Bemühungen, die vorgesehene »Berliner Begegnung«1 von Schriftstellern, Wissenschaftlern und Künstlern und den als Einlader in Erscheinung tretenden Schriftsteller Stephan Hermlin2 herabzuwürdigen und gleichzeitig zur Diskreditierung der DDR und ihrer Friedenspolitik zu missbrauchen.3
Darüber hinaus versuchen diese Kräfte, Einfluss auf die Vorbereitung und Durchführung dieser Zusammenkunft zu erlangen.
Gezielte Aktivitäten entwickelte in diesem Zusammenhang der Leiter der Ständigen Vertretung der BRD in der DDR, Bölling.4
Intern wurde dazu bekannt, dass er während eines Empfangs des Botschafters der Republik Österreich in der DDR am 26. Oktober 1981 von Stephan Hermlin in anmaßender Form verlangt habe, mit diesem in Vorbereitung der »Berliner Begegnung« noch »einige organisatorische Fragen klären zu müssen – nicht nur, was den Rahmen dieses Treffens, sondern auch was dessen Substanz betreffe«.
Äußerungen Hermlins zufolge habe er Bölling bei dieser Gelegenheit unmissverständlich wissen lassen, dass die »Berliner Begegnung« seine eigene Angelegenheit sei und Bölling nichts angehe.
Am 16. November 1981 suchte Bölling Stephan Hermlin in dessen Wohnung auf und gab vor, sich für sein Verhalten während des Empfangs in der österreichischen Botschaft entschuldigen zu wollen. Tatsächlich war jedoch aus seinem Verhalten die Absicht erkennbar, Hermlin erneut hinsichtlich der inhaltlichen Seite der Zusammenkunft und noch einzuladender Personen zu beeinflussen. Hermlin habe sich zu diesem Ansinnen ablehnend verhalten.
Bölling hat nach weiter vorliegenden Hinweisen in der Folgezeit keine Gelegenheit ungenutzt gelassen, um die Bedeutung der »Berliner Begegnung« und die Initiative Hermlins abzuwerten. Während der Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Stadt Mainz für die Schriftstellerin Anna Seghers am 22. November 1981 in der Hauptstadt der DDR, an der auch Hermlin teilnahm, versuchte Bölling erneut, Informationen von Hermlin über inhaltliche Fragen der Zusammenkunft zu erhalten und gleichzeitig die »Berliner Begegnung« mit der Bemerkung abzuwerten, die stelle nichts »qualitativ Neues« dar und sei nur ein »Abklatsch« bereits von Persönlichkeiten der BRD begonnener Initiativen.
Über diese Aktivitäten hinausgehend, wird seitens westlicher Massenmedien im Rahmen ihrer Öffentlichkeitsarbeit massiv versucht,
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die eingeladenen Teilnehmer aus der BRD, Westberlin u. a. nichtsozialistischen Staaten dahingehend zu beeinflussen, sich während der »Berliner Begegnung« u. a. durch die Diskussion von Fragen zur Kulturpolitik der SED in die inneren Angelegenheiten der DDR einzumischen und Angriffe gegen die UdSSR wegen deren angeblich »friedensbedrohender Politik« zu führen,
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feindlich-negative Kräfte im Innern der DDR, die als Teilnehmer an der »Berliner Begegnung« vorgesehen sind (u. a. Stefan Heym)5, zu weiteren Angriffen gegen die Politik der Partei und des sozialistischen Staates zu ermuntern,
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unter Bezugnahme auf Havemanns6 »gesamtdeutsche Friedensinitiative für atomare Abrüstung in Europa«7 alle »oppositionellen Kräfte« in der DDR anzusprechen, insbesondere oppositionell-pazifistische kirchliche Kreise und feindlich-negative Kräfte aus dem kulturellen Bereich,
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einen angeblichen »gesamtdeutschen Charakter« der »Berliner Begegnung« zu konstruieren.
Im Zusammenhang mit den genannten Aktivitäten westlicher Massenmedien verstärken ihre in der DDR akkreditierten Korrespondenten gegenüber Hermlin die Forderung, Presse, Rundfunk und Fernsehen an der »Berliner Begegnung« teilnehmen und ungehindert darüber berichten zu lassen.8
Vor allem der in der DDR akkreditierte Korrespondent des ARD-Fernsehens, Pleitgen, bemüht sich, mit Hermlin mögliche Arbeitsbedingungen auszuhandeln, um eine uneingeschränkte Berichterstattung über diese Zusammenkunft zu erwirken.
(Nach Vorstellungen Pleitgens soll ein von ihm beauftragter Mitarbeiter mit Hermlin die technische Seite der Fernsehübertragung absprechen, was von Hermlin zugesagt wurde. Im Anschluss an die »Berliner Begegnung« wolle Hermlin zu einer Pressekonferenz einladen.)
Eingeladene Teilnehmer aus der BRD und Westberlin äußerten dagegen hinsichtlich der beabsichtigten uneingeschränkten Berichterstattung westlicher Massenmedien über die »Berliner Begegnung« Vorbehalte. So befürchten die Schriftsteller Bernt Engelmann sowie Günter Gaus, die ständige Anwesenheit von Korrespondenten könne das Zustandekommen einer sachlichen Atmosphäre verhindern. Engelmann stellte fest, dass sich einige Teilnehmer an der Zusammenkunft durch die Anwesenheit der Korrespondenten in ihrer Meinung zurückhalten würden, während »radikale Egozentriker, wie Grass und Jurek Becker«9 und andere »unerfreuliche Typen«, dadurch angeregt würden, »die ganze Zeit aus dem offenen Fenster« zu sprechen.
Stephan Hermlin als Einlader zur »Berliner Begegnung« setzte seine Bemühungen fort, seine Rolle und Persönlichkeit im Zusammenhang mit dieser Zusammenkunft weiter öffentlich zu unterstreichen. Durch sein Auftreten in westlichen Funkmedien unterstützt er dabei teilweise deren Aktivitäten im vorgenannten Sinne. U. a. äußerte Hermlin am 26. November 1981 in einer Sendung des »Deutschlandfunks«, er schließe nicht aus, dass in der DDR ähnliche Friedensdemonstrationen wie in der BRD stattfinden würden. Die »Berliner Begegnung« solle u. a. dazu dienen festzustellen, wer Maßnahmen zum Hochschrauben der Rüstungsspirale ergriffen habe und ob es nur Fehler auf der einen Seite oder auch auf der anderen Seite gäbe.
Vorliegenden internen Hinweisen zufolge erwarte Havemann noch immer eine Einladung von Hermlin zur Teilnahme an der »Berliner Begegnung.« Im Falle einer Nichteinladung beabsichtige er, entweder den Veranstaltungsort selbst aufzusuchen oder aber ausländische Teilnehmer der »Berliner Begegnung« in seine Wohnung nach Grünheide einzuladen.10
In diesem Zusammenhang verwies er darauf, dass er z. B. Gespräche mit seinem Video-Gerät aufzeichnen könne.
Anlage zur Information Nr. 631/81
Auskünfte zu eingeladenen Teilnehmern der »Berliner Begegnung«
Amery, Carl (eigl. Mayer, Christian), geb. am 9.4.1922 in München, wohnhaft: 8000 München 90, [Straße, Nr.], Schriftsteller, Mitglied des PEN-Zentrums der BRD, Vorstandsmitglied des Verbandes deutscher Schriftsteller.
Amery war von 1975 bis 1976 Vorsitzender des Verbandes Deutscher Schriftsteller in der IG Druck und Papier in Bayern und von 1976 bis 1977 Bundesvorsitzender des Verbandes Deutscher Schriftsteller. In seiner Eigenschaft als Bundesvorsitzender des Verbandes Deutscher Schriftsteller ist Amery Mitunterzeichner eines Briefes an den Generalstaatsanwalt der ČSSR vom Februar 1977, in dem die Freilassung inhaftierter konterrevolutionärer Kräfte gefordert wurde, die die sogenannte Charta 7711 verfassten bzw. unterzeichnet hatten. Als Mitglied des »Schutzkomitees Freiheit und Sozialismus« in Westberlin verfasste Amery 1978 einen »Offenen Brief« an Wolfgang Harich,12 um Harich im Auftrage des »Schutzkomitees« zu feindlichen Handlungen zu veranlassen.13 Amery gehört als Mitautor zu den Herausgebern eines Buches über Bahro,14 welches 1978 im Rowohlt-Verlag/BRD unter dem Titel »Solidarität mit Rudolf Bahro – Briefe in die DDR« erschien. Amery ist Unterzeichner des »Appells der Schriftsteller Europas« vom 20.8.1981,15 welcher sich gegen die atomare Hochrüstung, für Abrüstung und die Erhaltung des Friedens ausspricht.
Böll, Heinrich, geb. 21.12.1917 in Köln, wohnhaft: 5 Köln 1, [Straße, Nr.], Schriftsteller, Vizepräsident des Internationalen PEN, Mitglied des PEN-Zentrums der BRD, Mitglied der Akademie der Künste Westberlin.
Böll gilt als einer der bedeutendsten BRD-Schriftsteller. Er ist gläubiger Christ mit bürgerlich-humanistischer Grundhaltung. Wendet sich unterschiedslos gegen militärische Rüstungen in »Ost und West«. Böll trat bisher im Zusammenhang mit folgenden antisowjetischen und antisozialistischen Resolutionen, Appellen und anderen Handlungen in Erscheinung:
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1961: Brief an die UNO und Publikationen gegen die Maßnahmen der DDR am 13.8.1961,16
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1968: direkte Unterstützung der konterrevolutionären Kräfte in der ČSSR, u. a. Appell über illegale Hetzsender,17
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1972: Gespräch in der DDR über die Bildung einer illegalen »Vereinigung maßgeblicher Schriftsteller beider deutscher Staaten«,
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1972: Zusammentreffen mit oppositionellen DDR-Schriftstellern in der Wohnung des Schriftstellers Stefan Heym,
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1973: Böll macht sich zum Fürsprecher von Solschenizyn18 und Sacharow19,20
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Planer und Mitbegründer der in Folge erscheinenden Zeitschrift »L 76« und »L 80« mit antisozialistischer Konzeption,21
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1976: Gründungsmitglied des »Schutzkomitees Freiheit und Sozialismus« und aktiver Einsatz für Biermann,22 Fuchs23 u. a.,24
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1977: Böll setzt sich für oppositionelle Kräfte in der UdSSR ein, so für Eduard Kusnezow,25
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1978: Appell mit anderen feindlichen Kräften für die Freilassung Rudolf Bahros, 1979 »Appell an den Staatsrat der DDR«,
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1978: Öffentlicher Aufruf gegen die »Repression in der DDR« gegen Andersdenkende.
Auf der Jahreskonferenz des PEN-Zentrums der BRD von 1980 unterzeichnete Böll gemeinsam mit 58 Schriftstellern der BRD eine Protesterklärung gegen die Zeitungen des »Springer«-Konzerns. Böll ist Unterzeichner des »Appells der Schriftsteller Europas« vom 20.8.1981, welcher sich gegen die atomare Hochrüstung, für Abrüstung und die Erhaltung des Friedens ausspricht.
Dr. Drewitz, Ingeborg, geb. Neubert, geb. am 10.1.1923 in Berlin, wohnhaft: 1000 Berlin 37, [Straße, Nr.], Schriftstellerin, Mitglied des PEN-Zentrums der BRD.
Dr. Drewitz gilt als eine politisch links orientierte Schriftstellerin, unterhält umfangreiche internationale Verbindungen und solidarisierte sich in der Vergangenheit mehrfach mit politischen Aktionen maoistischer Gruppen, ohne jedoch selbst Mitglied zu sein. Im März 1977 wurde die Drewitz auf Vorschlag des Kuratoriums des Evangelischen Bildungswerkes Berlin zur Intensivierung der Arbeit der Evangelischen Akademie Berlin, insbesondere in Richtung VR Polen, berufen. Die Drewitz ist Mitverfasser bzw. Unterzeichner von Briefen bzw. Appellen, in denen u. a. eine Generalamnestie für politische Häftlinge der DDR, die Freilassung von Bahro und die Aufhebung der »Willkürmaßnahmen« gegen Havemann gefordert wurden. Auf der Jahresversammlung des PEN-Zentrums der BRD von 1980 unterzeichnete sie gemeinsam mit 58 anderen Schriftstellern der BRD eine Protestresolution gegen die Zeitungen des »Springer«-Konzerns. Die Drewitz ist Unterzeichner des »Appells der Schriftsteller Europas« vom 20.8.1981, welcher sich gegen die atomare Hochrüstung, für Abrüstung und die Erhaltung des Friedens, ausspricht.
Engelmann, Bernt, geb. 20.1.1921 in Berlin, wohnhaft: 8183 Rottach-Egern, Berg, [Straße], Schriftsteller, Bundesvorsitzender des Verbandes Deutscher Schriftsteller der BRD, Mitglied des PEN-Zentrums der BRD.
Engelmann wurde wegen seiner antifaschistischen Widerstandstätigkeit während seiner Zugehörigkeit zur faschistischen Wehrmacht ins KZ Dachau verschleppt. Nach dem Krieg war er beim BRD-Nachrichtenmagazin »Der Spiegel« als Journalist angestellt. Im Rahmen des Internationalen PEN-Clubs und im PEN-Zentrum der BRD ist Engelmann aktiv tätig. Als SPD-Mitglied sympathisiert Engelmann mit der DKP. In der Vergangenheit war er als Autor an einigen Fernsehproduktionen des Fernsehens der DDR beteiligt. Engelmann unterhält enge Verbindung zu Stefan Heym. 1977 lehnte Engelmann ein Interview der Europäischen Verlagsanstalt ab, das er in seiner Eigenschaft als Schriftsteller und Bundesvorsitzender des Verbandes Deutscher Schriftsteller zu Bahro geben sollte. Auf der Jahreskonferenz des PEN-Zentrums der BRD 1980 unterzeichnete Engelmann gemeinsam mit 58 Schriftstellern der BRD eine Protesterklärung gegen die Zeitungen des »Springer«-Konzerns. Engelmann ist einer der Organisatoren und Mitunterzeichner des »Appells der Schriftsteller Europas«, der sich gegen die atomare Hochrüstung, für Abrüstung und für die Erhaltung des Friedens ausspricht.
Fried, Erich, geb. am: 6.5.1921 in Wien, wohnhaft: 1. London N. W. 2. [Straße, Nr.] bis 1981 (August), 2. Wien, Schriftsteller, Mitglied des PEN-Zentrums der BRD. Während der Zeit des Faschismus wurde er rassisch verfolgt und emigrierte nach England.
Zu Fried ist bekannt:
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war befreundet mit Rudi Dutschke26 und protestierte gegen dessen Ausweisung aus England,
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war seit 1950 Mitarbeiter des BBC London, unterhielt in dieser Zeit über Kontaktperson Verbindung zu Robert Havemann und verbreitete dessen antisozialistische Publikationen über den BBC im Zusammenwirken und Abstimmen mit der Herausgeberin der BRD-Zeitschrift »Die Zeit«, Gräfin Dönhoff,27
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unterhielt engen Kontakt mit dem Leiter des Goethe-Instituts der BRD in London,
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Fried gibt sich als Sympathisant kommunistischer Ideale.
Fried ist Unterzeichner des »Appells der Schriftsteller Europas«, der sich gegen die atomare Hochrüstung, für Abrüstung und für die Erhaltung des Friedens ausspricht. Fried ist Mitglied der »Deutschen Exil-PEN-Gruppe« in London.
Dr. phil. h.c. Frisch, Max
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geb. am: 15.5.1911 in Zürich
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wohnhaft:
1. Schweiz, 8700 Küsnacht, [Straße, Nr.]
2. 1000 Berlin 41, [Straße, Nr.]
3. seit Anfang 1981 New York, USA
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Außerordentliches Mitglied der Akademie der Künste Westberlin,
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Ordentliches Mitglied der »Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung« Darmstadt,
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Mitglied der »Amerikanischen Akademie für Kunst und Literatur«.
Frisch entstammt einem bürgerlichen Elternhaus. Er besitzt eine antifaschistische Grundhaltung und setzt sich in seinen literarischen Werken mit der Frage der Wiederholbarkeit des Faschismus in der bürgerlichen Gesellschaft auseinander. Politisch-ideologisch steht Frisch auf sozialdemokratischen Positionen und stimmt im Wesentlichen mit den Auffassungen seines Freundes, des Westberliner Schriftstellers Günter Grass, überein. So nahm Frisch gemeinsam mit Grass an Zusammenkünften mit oppositionellen Schriftstellern in der Hauptstadt der DDR teil. Frisch ist Mitglied des »Schutzkomitees Freiheit und Sozialismus«, trat im Rahmen dieses Schutzkomitees jedoch nicht DDR-feindlich in Erscheinung. 1977 publizierte Frisch in Westberlin Arbeiten, die politisch-ideologisch linksopportunistisch orientiert auf der Linie der »Sozialistischen Osteuropa-Kollektive« lagen.
Grass, Günter, geb. 16.10.1927 in Danzig, wohnhaft: 1000 Berlin 41, [Straße, Nr.], Schriftsteller, Mitglied des PEN-Zentrums der BRD, Mitglied der Akademie der Künste Westberlin.
Grass trat als Vertreter eines »demokratischen Sozialismus« wiederholt in der Vergangenheit öffentlich gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR und in den anderen sozialistischen Ländern auf. Er ist bestrebt, feindlich-negative Kräfte im Innern der DDR zu manipulieren und zu aktiven Handlungen gegen den realen Sozialismus aufzuwiegeln, wie das u. a. im Falle des Frank-Wolf Matthies28 u. a. geschehen ist. Im Zusammenwirken mit diesen feindlichen Kräften unternimmt Grass Aktivitäten zur internationalen Diskriminierung der DDR und nutzt alle ihm gebotenen Möglichkeiten in den Massenmedien, die DDR anzugreifen und zu verleumden. Grass ist Mitunterzeichner eines Protestbriefes von 1961 an die UNO-Vollversammlung, in dem die Maßnahmen der DDR vom 13.8.1961 kritisiert wurden. Grass hat besonders seit 1975 seine Kontakte zu feindlich-negativen Schriftstellern der DDR verstärkt, beeinflusste diese in kollektiven Zusammenkünften im Sinne des sogenannten demokratischen Sozialismus und forderte sie auf, mit ihren literarischen Werken eine Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR herbeizuführen. Besonders aggressiv trat Grass im Zusammenhang mit der Aberkennung der DDR-Staatsbürgerschaft von Biermann in Erscheinung. Auf Initiative von Grass wurden in der Vergangenheit verschiedene sogenannte offene Briefe verfasst bzw. von ihm mitunterzeichnet, in denen die Freilassung von Bahro, Jürgen Fuchs und z. B. inhaftierter konterrevolutionärer Kräfte der ČSSR gefordert wurde. Günter Grass unternimmt seit Jahren Versuche, Kontakte zu Kulturschaffenden der DDR, insbesondere zu Literaten, aufzunehmen und auszubauen, um politisch-ideologische Diversion zu verbreiten und mittels feindlich beeinflusster Stützpunktpersonen im Innern der DDR Opposition zu initiieren und feindlich-negative Kräfte zu sammeln. Insbesondere verbreitet Grass die sozialdemokratische Variante des Weiterbestehens einer sogenannten einheitlichen deutschen Nation. In diesem Sinne versuchte Grass, gemeinsam mit dem im Januar 1981 nach Westberlin übergesiedelten Frank-Wolf Matthies einen sogenannten gesamtdeutschen Dialog in der antisozialistischen Zeitschrift »L 80« zu organisieren. Zu diesem Zweck wurden die Verbindungspersonen des Matthies in der DDR von Grass und Matthies aufgefordert und entsprechend politisch-ideologisch beeinflusst, antisozialistische Beiträge zu verfassen und ihnen zuzuleiten. Grass ist Unterzeichner des »Appells der Schriftsteller Europas« vom 20.8.1981, welcher sich gegen die atomare Hochrüstung, für Abrüstung und die Erhaltung des Friedens ausspricht.
Gregor-Dellin, Martin
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geb. am 3.6.1926 in Naumburg
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wohnhaft 8031 Gröbenzell bei München
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Schriftsteller
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Sekretär des PEN-Zentrums der BRD
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Vorstandsmitglied des Verbandes Deutscher Schriftsteller der BRD
Gregor-Dellin war von 1951 bis 1958 Verlagslektor in Halle und verließ 1958 die DDR. Gregor-Dellin ist Mitunterzeichner eines Briefes von 1976 an das MfS, in dem die Freilassung von Jürgen Fuchs gefordert wird. Im Zusammenhang mit den westlichen Protestaktionen und Resolutionen gegen die Verhaftung von Frank-Wolf Matthies und Lutz Rathenow29 beabsichtigte Gregor-Dellin als Sekretär des PEN-Zentrums der BRD ebenfalls mit einem Protest an die Öffentlichkeit zu treten. Die Realisierung dieser Absicht wurde verhindert. Auf der Jahreskonferenz des PEN-Zentrums der BRD von 1980 unterzeichnete Gregor-Dellin gemeinsam mit 58 Schriftstellern der BRD eine Protesterklärung gegen die Zeitungen des »Springer«-Konzerns. Gregor-Dellin ist Unterzeichner des »Appells der Schriftsteller Europas« vom 20.8.1981, welcher sich gegen die atomare Hochrüstung, für Abrüstung und Erhaltung des Friedens ausspricht.
von der Grün, Max, geb. am 15.5.1926 in Bayreuth, wohnhaft: 4600 Dortmund 72, [Straße, Nr.], Schriftsteller, Mitglied des PEN-Zentrums der BRD.
Von der Grün ist ein in der BRD und in der DDR bekannter Schriftsteller. In der DDR ist von der Grün besonders durch Inszenierungen seiner Arbeiten im Fernsehen der DDR in den 70er Jahren bekannt geworden. Von der Grün engagierte sich in einem »offenen Brief« für die »Freiheit des Wortes« und für Wolf Biermann (1966). 1980 unterzeichnete von der Grün mit weiteren 58 Schriftstellern eine Protesterklärung gegen die Zeitungen des »Springer«-Konzerns, die auch die Zustimmung des PEN-Kongresses der BRD 1980 in Bremen fand. Von der Grün ist Unterzeichner des »Appells der Schriftsteller Europas« vom 20.8.1981, der sich gegen die atomare Hochrüstung, für Abrüstung und für die Erhaltung des Friedens ausspricht.
Dr. Gustafsson, Lars, geb. am: 17.5.1936 in Västeraas, wohnhaft: 72215 Västeraas/Schweden, [Straße, Nr.], Schriftsteller, Außerordentliches Mitglied der Akademie der Künste Westberlin.
1973 schrieb Gustafsson einen ausführlichen Artikel in der BRD-Zeitung »Die Zeit«30 über die schwedischen Journalisten Peter Bratt und Jan Guillou,31 die Reportagen über den schwedischen Geheimdienst »Informationsbyrån« veröffentlichten und kurze Zeit später wegen Spionage verhaftet wurden.
Härtling, Peter, geb. am 13.11.1933 in Chemnitz, wohnhaft: 6082 Mörfelden-Walldorf,32 [Straße, Nr.], Schriftsteller, Mitglied des PEN-Zentrums der BRD, Mitglied der Akademie der Künste Westberlin.
Härtling war von 1956 bis 1962 Redakteur der »Deutschen Zeitung« und bis 1970 Herausgeber der Zeitschrift »Der Monat«, welche vom CIA finanziert wurde und 1970 aufgrund eines internationalen Skandals eingestellt werden musste.33 Bis 1973 fungierte Härtling als Cheflektor und Geschäftsführer des S. Fischer-Verlages Frankfurt/M. Aktiv engagierte sich Härtling für den Wahlkampf der SPD zu den Bundestagswahlen 1976. Auf der Jahreskonferenz des PEN-Zentrums der BRD von 1980 unterzeichnete Härtling gemeinsam mit 58 Schriftstellern der BRD eine Protesterklärung gegen die Zeitungen des »Springer«-Konzerns. Als Gast des Aufbau Verlages Berlin unternahm Härtling im Mai 1980 eine Lesereise durch die DDR. Härtling ist Unterzeichner des »Appells der Schriftsteller Europas« vom 20.8.1981, welcher sich gegen die atomare Hochrüstung, für Abrüstung und die Erhaltung des Friedens ausspricht.34
Henze, Hans-Werner, geb. 1.7.1926 in Gütersloh, wohnhaft: Rom/Italien, [Straße], Komponist, Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Künste Westberlin.
Henze ist einer der bedeutendsten Komponisten der BRD mit großem internationalem Ruf. Er lebt bereits viele Jahre in Italien. Henze besitzt eine bürgerlich-humanistische Einstellung, die sich besonders in seiner Friedensliebe dokumentiert. Er steht freundschaftlich zur DDR und anerkennt deren Bemühungen um die Erhaltung des Friedens.
Herburger, Günter, geb. 6.4.1932 in Isny, wohnhaft: 8000 München 40, [Straße, Nr.], Schriftsteller, Mitglied des PEN-Zentrums der BRD.
Herburger studierte in München und Paris Literatur- und Theaterwissenschaft. Bis 1962 war er Redakteur im Fernsehen der BRD und ist seit 1962 freischaffender Schriftsteller. Herburger ist ein bekannter Film-, Fernseh- und Hörspielautor der BRD. Herburger hat Verbindung zu dem Schriftsteller Rainer Kirsch.35 Kirsch versuchte, über Herburger seine literarischen Arbeiten in der BRD zu veröffentlichen. Herburger ist Mitunterzeichner des »Appells der Schriftsteller Europas« vom 20.8.1981, welcher sich gegen die atomare Hochrüstung, für Abrüstung und Erhaltung des Friedens ausspricht.
Hochhuth, Rolf, geb. am 1.4.1931 in Eschwege, wohnhaft: 4002 Basel/Schweiz, [Postfach], Schriftsteller, Mitglied des PEN-Zentrum der BRD.
Hochhuth gehört zu den profiliertesten und international bekanntesten BRD-Schriftstellern. Er nimmt eine konsequente antifaschistische Haltung ein, die in seinen Schauspielen, die vielfach in der DDR gespielt wurden, offenen Ausdruck findet. Hochhuths Grundhaltung ist antikommunistisch. Er gehörte 1969 zu den Unterzeichnern eines Briefes an die Londoner »Times«, in dem im Zusammenhang mit Solschenizyn gegen die UdSSR gehetzt und mit einem Kulturboykott gedroht wird.
Jandl, Ernst, Dr. phil., geb. 1.8.1925 in Wien, wohnhaft: Wien, Schriftsteller, Gymnasiallehrer.
Jandl studierte Germanistik und Anglistik und lehrt als Professor an einem Wiener Gymnasium. Daneben arbeitet er als Schriftsteller. Er ist Außerordentliches Mitglied der Akademie der Künste Westberlins und nimmt regelmäßig an den Sitzungen teil. Durch Begegnungen im Verlauf der Sitzungen wurde er mit Stephan Hermlin bekannt. Jandl ist Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Österreichs und vertritt konsequent sozialdemokratische Auffassungen. Auf der Grundlage der Schlussakte von Helsinki vertritt er die Position, dass die strittigen Probleme zwischen den Gesellschaftssystemen durch die Regierungen auf politischem Wege gelöst werden müssen. Jandl ist Unterzeichner des »Appells der Schriftsteller Europas«, der sich gegen die atomare Hochrüstung, für Abrüstung und die Erhaltung des Friedens ausspricht.
Prof. Dr. Jens, Walter, geb. 8.3.1923 in Hamburg, wohnhaft: 7400 Tübingen, [Straße, Nr.], Schriftsteller, Präsident des PEN-Zentrums der BRD, Mitglied der Akademie der Künste Westberlin.
Prof. Dr. Jens ist seit 1956 Professor für klassische Philologie und allgemeine Rhetorik an der Universität Tübingen. Seit 1980 ist Jens Präsident des PEN-Zentrums der BRD. Jens unterzeichnete 1961 neben 22 anderen BRD-Schriftstellern einen Protestbrief an die UNO-Vollversammlung, worin die Maßnahmen der DDR vom 13.8.1961 kritisiert wurden. Jens ist ebenfalls Mitunterzeichner eines Briefes an den Generalstaatsanwalt der ČSSR vom Februar 1977, in dem die Freilassung inhaftierter konterrevolutionärer Kräfte gefordert wurde, die die sogenannte Charta 77 verfassten bzw. unterzeichnet hatten. Auf der Jahreskonferenz des PEN-Zentrums der BRD von 1980, auf der Jens zum Präsidenten gewählt wurde, unterzeichnete er gemeinsam mit 58 Schriftstellern der BRD eine Protesterklärung gegen die Zeitungen des »Springer«-Konzerns. Jens ist Mitunterzeichner des »Appells der Schriftsteller Europas« vom 20.8.1981, welcher sich gegen die atomare Hochrüstung, für Abrüstung und Erhaltung des Friedens ausspricht.
Johnson, Uwe, geb. am: 20.7.1934 in Kammin, wohnhaft: 1. 1000 Berlin 41, [Straße, Nr.], 2. [Straße, Nr.], Sheerness-Ou-Sea, Kent-MEI 22 BB/England, Schriftsteller, Mitglied des PEN-Zentrums der BRD, Mitglied der Akademie der Künste Westberlin.
Johnson verließ 1956 illegal die DDR und ließ 1963 seine Ehefrau durch eine Menschenhändlerbande nach Westberlin ausschleusen. In der Folgezeit arbeitete Johnson als freischaffender Schriftsteller und Mitarbeiter verschiedener Zeitungen (»FAZ«, »Die Zeit«, »Tagesspiegel«). In seinen Werken wendet er sich u. a. gegen die Kulturpolitik der SED, gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR, gegen die Maßnahmen vom 13.8.1961, begrüßt die Tätigkeit der Schleuserorganisationen und verherrlicht ihre »humanistische Tätigkeit bei der Familienzusammenführung«. 1969 unterzeichnete Johnson einen Hetzbrief gegen die UdSSR in der »Londoner Times«, welcher zum Kulturboykott gegen die UdSSR aufrief. Auf der Jahreskonferenz des PEN-Zentrums der BRD von 1980 unterzeichnete Johnson gemeinsam mit 58 Schriftstellern der BRD eine Protesterklärung gegen die Zeitungen des »Springer«-Konzerns.
Dr. Jungk, Robert, geb. 11.5.1913 in Berlin, wohnhaft: 5020 Salzburg/Österreich, [Straße, Nr.], Schriftsteller, Mitglied der PEN-Zentren Österreichs und der BRD.
J. nahm 1965 an einer Tagung der Evangelischen Akademie in der Hauptstadt der DDR teil. Im Zusammenhang mit der Ein- und Ausreise des Jungk und seiner Ehefrau zu diesem Anlass kam es zu einer Beschwerde des Jungk über die Kontrollorgane der DDR. Diese Beschwerde trug Peter Weiss vor, der wiederum Stephan Hermlin um Klärung bei den Sicherheitsorganen der DDR veranlasste. Überprüfungen ergaben, dass die Ehefrau des Jungk versuchte, ohne gültiges Visum in die DDR einzureisen und machte dazu anderen Personen gegenüber unwahre Angaben. Jungk trat in der Folgezeit als aktives Mitglied des »Schutzkomitees Freiheit und Sozialismus« in Erscheinung und forderte u. a. die Freilassung Rudolf Bahros. Jungk ist Unterzeichner des »Appells der Schriftsteller Europas« vom 20.8.1981, welcher sich gegen die atomare Hochrüstung, für Abrüstung und Erhaltung des Friedens ausspricht.
Dr. Kipphardt, Heinar, geb. 8.3.1922 in Heidendorf, wohnhaft: 8059 Angelsbrück, Post Reihenkirchen, Schriftsteller/Dramatiker, Mitglied des PEN-Zentrums der BRD.
Dr. Kipphardt ist von Beruf Arzt und war bis 1949 in Krefeld, BRD und nach seiner Übersiedlung in die DDR bis 1950 in der Charité Berlin als Arzt tätig. Von 1950 bis 1958 war er Dramaturg am Deutschen Theater Berlin. 1953 erhielt er den Nationalpreis III. Klasse. Wegen seiner sozialdemokratischen und oppositionellen Auffassungen verließ er 1959 illegal die DDR. Die Stoffe, die Kipphardt seit dieser Zeit zu Schauspielen verarbeitet, sind in der Kriegs- und Nachkriegszeit angesiedelt, haben antifaschistischen Inhalt und sind gegen den Krieg gerichtet. Kipphardt unterhält seit 1959 Verbindung zu oppositionellen Kräften in der DDR, so zu Stefan Heym und Heiner Müller.36 Freundschaftliche Beziehungen bestanden zu Ernst Busch.37 1965 war Kipphardt Mitunterzeichner des Appells gegen die Verjährung der Nazikriegsverbrechen in der BRD. 1980 unterzeichnete er eine Protesterklärung von BRD-Schriftstellern gegen die Zeitungen des »Springer«-Konzerns. Kipphardt ist Unterzeichner des »Appells der Schriftsteller Europas« vom 20.8.1981, welcher sich gegen die atomare Hochrüstung, für Abrüstung und die Erhaltung des Friedens ausspricht und ergriff auf der dazu durchgeführten Pressekonferenz das Wort. Er forderte die Bonner Regierung auf, die amerikanischen Pläne der Stationierung von Neutronenwaffen abzulehnen.
Lattmann, Dieter, geb. 15.2.1926 in Potsdam, wohnhaft: 8000 München, [Straße, Nr.], Schriftsteller, Mitglied der SPD, ehemaliger Bundestagsabgeordneter der SPD, Mitglied des PEN-Zentrums der BRD und des Präsidiums des »Goethe-Instituts« der BRD.
Lattmann setzte sich in der Vergangenheit öffentlich für Solschenizyn und Biermann ein. Er schied wegen persönlicher Differenzen mit BRD-Kanzler Helmut Schmidt aus der SPD-Bundestagsfraktion aus.38 Lattmann hat enge persönliche Kontakte zum SPD-Vorsitzenden Willy Brandt. Er unterzeichnete den Brief Havemanns vom 25.8.1981 an Genossen Breschnew.
Lundquist, Arthur, geb. am 3.3.1906 in Oderljunga, Schriftsteller, Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Künste der DDR.
Lundquist ist korrespondierendes Mitglied der Akademie der Künste der DDR und weilte bereits auf Einladung der Akademie der Künste in der DDR. Lundquist ist Mitglied des Weltfriedensrates.
Mayröcker, Friederike, geb. am 20.12.1924 in Wien, wohnhaft: A-1050 Wien, [Straße, Nr.], Schriftstellerin, Außerordentliches Mitglied der Akademie der Künste Westberlins.
Bei der Mayröcker handelt es sich um eine in Westeuropa und den USA bekannte Schriftstellerin. Sie ist seit Jahren mit dem österreichischen Schriftsteller und Germanisten Dr. Ernst Jandl befreundet. Durch die Salzburger Landesregierung wurde ihr 1977 der Georg-Trakl-Preis zusammen mit dem ehemaligen DDR-Bürger Reiner Kunze39 verliehen.
Prof. Muschg, Adolf, geb. am 13.5.1934 in Zürich, wohnhaft: 8802 Kilchberg/Schweiz, [Straße, Nr.], Schriftsteller, Außerordentliches Mitglied der Akademie der Künste Westberlin.
Prof. Muschg ist Hochschuldozent für Anglistik, Germanistik und Philosophie und ist an verschiedenen Universitäten in der Schweiz, den USA, Japan und der BRD tätig. Muschg ist Mitglied der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz.
Poulsen, Peter, wohnhaft: 1057 Kopenhagen, [Straße, Nr.], Schriftsteller, Germanist.
Poulsen ist dänischer Romanautor. Er ist bisher nicht negativ in Erscheinung getreten.
Rifbjerg, Klaus, geb. 15.12.1931 in Kopenhagen, wohnhaft: Kopenhagen, Toldbodgade/Dänemark, Schriftsteller, Literaturkritiker.
Im Jahre 1969 forderte Rifbjerg in einem Brief an das Ministerium für Kultur der DDR, dass Robert Havemann und Wolf Biermann Möglichkeiten zu ihrer vollen Betätigung zu geben seien. Persönlich ist Rifbjerg mit Stephan Hermlin aus der Arbeit im Internationalen PEN bekannt. Auf Einladung des dänischen PEN-Zentrums weilte eine Delegation des DDR-PEN-Zentrums im September 1980 in Dänemark, wo auch Rifbjerg persönlich mit Stephan Hermlin und Christa Wolf zusammentraf. Von Rifbjerg sind vor Jahren in der DDR einige Werke im Verlag Volk und Welt herausgegeben worden. Rifbjerg ist Redakteur der dänischen Zeitung »Vindrose«, die vom Sekretär des dänischen PEN-Zentrums, Erik Vagn Jensen,40 als Verlagsleiter herausgegeben wird.
Rinser, Luise, geb. 30.4.1911 in Pitzling, wohnhaft: Rom/Italien, Rocca di Papa, [Straße, Nr.], Schriftstellerin, Mitglied des PEN-Zentrums der BRD, Mitglied der Akademie der Künste Westberlin.
In Vorbereitung des Bahro-Kongresses vom November 197841 in der BRD war die Rinser Mitautorin des im Rowohlt-Verlag unter dem Titel »Solidarität mit Rudolf Bahro« herausgebrachten Buches. Sie beteiligte sich mit dem Beitrag »Euer Vater sprach aus, was Millionen in der DDR denken«. Als Prosaschriftstellerin von christlicher humanistischer Haltung wurde sie als Teilnehmerin am Internationalen Symposium der »Berlin Konferenz europäischer Katholiken« in der Hauptstadt der DDR am 23. und 24.6.1979 eingeladen. Sie zog ihre Teilnahme an der »Berliner Konferenz« mit einer in der »Frankfurter Rundschau« vom 19.6.1979 publizierten Erklärung zurück, in der sie die Entscheidung des Schriftstellerverbandes der DDR gegenüber Heym als angebliches Berufsverbot bezeichnete. Über eine Teilnehmerin der »Berliner Konferenz« ließ die Rinser Kopien dieses Zeitungsausschnittes während einer Veranstaltung verteilen, was aber von anderen Teilnehmern verhindert wurde. Die Rinser ist Unterzeichnerin des »Appells der Schriftsteller Europas« vom 20.8.1981, welcher sich gegen die atomare Hochrüstung, für Abrüstung und die Erhaltung des Friedens ausspricht.
Rühmkorf, Peter (»Leslie Meyer«), geb. 25.10.1929 in Dortmund, wohnhaft: 2000 Hamburg 52, [Straße, Nr.], Dramaturg/Schriftsteller, Mitglied des PEN-Zentrums der BRD, Rühmkorf studierte Germanistik und Psychologie.
1955 begründete er die linksradikale Zeitschrift »Konkret« mit dem Verleger Klaus Rainer Röhl42 und arbeitete eng mit der Kolumnistin Ulrike Meinhof43 zusammen. 1958 bis 1963 war er Verlagslektor. Für 1963/64 erhielt er vom Goethe-Institut der BRD ein Stipendium für einen Aufenthalt in der Villa Massimo44 in Rom. Seither ist er als freischaffender Schriftsteller tätig. 1980 gehörte Rühmkorf zu den Unterzeichnern der Protesterklärung gegen die Zeitungen des »Springer«-Konzerns. Rühmkorf ist Mitglied der Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt, die ihm 1976 den »Johann-Heinrich-Merck-Preis« verlieh. Peter Rühmkorf ist Unterzeichner des »Appells der Schriftsteller Europas« vom 20.8.1981, welcher sich gegen die atomare Hochrüstung, für Abrüstung und die Erhaltung des Friedens ausspricht.
Schirmbeck, Heinrich, geb. am 23.2.1915 in Recklinghausen, wohnhaft: 6100 Darmstadt, [Straße, Nr.], Schriftsteller, Mitglied des PEN-Zentrums der BRD und der Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt.
Schirmbeck wurde von den deutschen Faschisten aus politischen Gründen verfolgt. Er publiziert literarische Arbeiten, in deren Mittelpunkt wissenschaftlich-technische Probleme stehen.
Schneider, Peter, geb. am 21.4.1940 in Lübeck, wohnhaft: 1000 Berlin 15, [Straße, Nr.], Schriftsteller.
Schneider engagierte sich in der letzten Zeit besonders gegen das Berufsverbot in der BRD und Berlin-West. Dabei vertrat er teilweise linksradikale Ansichten und gab sich als ein mit der DKP Sympathisierender aus. In seinem Buch »… schon bist du ein Verfassungsfeind«45 schreibt Schneider über die Berufsverbote gegen Lehrer in der BRD. Schneider ist Unterzeichner des Gründungsaufrufes zur Bildung der feindlichen Organisation »Schutzkomitee Freiheit und Sozialismus« in Berlin-West und trat im Rahmen dieses Schutzkomitees als dessen Mitglied in Erscheinung. 1976 beteiligte sich Schneider an Zusammenkünften von Schriftstellern aus der DDR und Schriftstellern der BRD/Berlin-West in der Hauptstadt der DDR, Berlin, an denen u. a. auch Günter Grass teilnahm. Im August 1979 beteiligte sich Schneider gemeinsam mit Günter Grass an einem Treffen negativ-feindlicher Schriftsteller aus der DDR in der Wohnung von Klaus Schlesinger.46 Gemeinsam mit Thomas Brasch,47 Günter Grass und Sarah Kirsch48 verfasste Schneider 1980 einen Brief an Bundeskanzler Schmidt, welcher mit »Vier deutsche Schriftsteller, die in Berlin leben, rufen zum Frieden auf« überschrieben war.
Prof. Dr. Schottlaender, Rudolf, geb. am 5.8.1900 in Berlin, wohnhaft: 1163 Berlin, [Straße, Nr.], emeritiert, parteilos.
Schottlaender war bis zu seiner Emeritierung49 an der Humboldt-Universität Berlin als Professor für Latinistik tätig. Er wohnte bis 1949 in Dresden, verließ 1950 die DDR und lebte danach bis 1962 in Westberlin. Im gleichen Jahr kehrte er in die DDR zurück. Nach 1969 trat er gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR auf, indem er fortgesetzt in westlichen Massenmedien, insbesondere seit 1979 im Zusammenhang mit seiner Solidarisierung und Unterstützung für Rudolf Bahro, Nico Hübner50 und Robert Havemann Artikel51 veröffentlichte und Interviews gewährte. Schottlaender bezeichnet seine politische Haltung selbst als staatsloyal und nicht marxistisch.
Tournier, Michel, geb. 19.12.1924 in Paris, Schriftsteller.
Tournier ist u. a. als literarischer Berater von Editions Stock und Editions Fayard tätig. Seit 1972 ist er Mitglied der Akademie von Goncourt.52
Dr. Walser, Martin, geb. am 24.3.1927 in Wasserburg, wohnhaft: 7773 Nußdorf, [Straße, Nr.], Schriftsteller, Mitglied des PEN-Zentrums der BRD, Mitglied der Akademie der Künste Westberlin.
Dr. Walser gehört zu den bedeutenden und international anerkannten Schriftstellern der BRD. Politisch tritt er für eine »Demokratisierung der kapitalistischen Verhältnisse« ein. Er ist ein aktiver Kriegsgegner, der insbesondere in der Anti-Vietnamkrieg-Bewegung in der BRD offen gegen die USA und deren Unterstützung durch die BRD-Regierung auftrat. 1961 unterzeichnete Walser einen Brief mehrerer Schriftsteller an die UNO gegen die Schutzmaßnahmen der DDR am 13.8.1961. 1968 zeigte Walser Verständnis für die Maßnahmen der sozialistischen Staaten in der ČSSR. 1974 veröffentlichte er in der »Frankfurter Rundschau« einen »Offenen Brief« an den Generalsekretär des ZK der SED und forderte im Zusammenhang mit der Inhaftierung Guillaumes seinen Rücktritt.
Weiss, Peter, geb. 8.11.1916 in Nowawes, wohnhaft: 11452 Stockholm/Schweden, [Straße, Nr.], Schriftsteller, Mitglied des PEN-Zentrums der BRD, Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Künste der DDR, Mitglied der Akademie der Künste Westberlin.
Peter Weiss stammt aus einer jüdischen Familie, er wurde während der Zeit des Faschismus rassisch verfolgt und ging 1939 in die Emigration nach Schweden. Weiss ist ein international renommierter Schriftsteller, der durch zahlreiche antifaschistische Publikationen bekannt wurde. Zu Weiss ist bekannt:
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lehnte die Maßnahmen der sozialistischen Bruderländer zur ČSSR 1968 ab,
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im Leninjahr 1969/70 (100. Geburtstag) veröffentlichte Weiss im NSW sein antisowjetisches Buch »Trotzki im Exil«,53
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1976 gab es mit Weiss an der Akademie der Künste der DDR Auseinandersetzungen, da Weiss die Veröffentlichung des 2. Bandes »Ästhetik des Widerstandes« in der DDR forderte. Eine Veröffentlichung erfolgte nicht.54
Weiss hat im November 1976 eine Protestresolution gegen die Maßnahmen der DDR zu Biermann unterzeichnet. Im November 1977 erhielt Weiss den vom Bundesminister für »innerdeutsche« Fragen der BRD gestifteten »Thomas-Dehler«-Preis für seine literarischen Arbeiten »gesamtdeutschen Inhalts«. 1979 unterzeichnete Weiss einen Aufruf zur Freilassung für Rudolf Bahro.
Wohmann, Gabriele, geb. am 21.5.1932 in Darmstadt, wohnhaft: 6100 Darmstadt-Park, [Straße, Nr.], Schriftstellerin, Mitglied des PEN-Zentrums der BRD, Mitglied der Akademie der Künste in Westberlin.
Die Wohmann hielt sich vom 9. bis 10.1.1978 in der Hautstadt der DDR, Berlin, auf. Anlass waren die von ihr im »Theater im Palast« durchgeführten Lesungen.
Wissenschaftler
BRD
Prof. Eigen, Manfred, 9.5.1927 in Bochum, wohnhaft: nicht bekannt, Staatsangehörigkeit: BRD.
Prof. Eigen ist Direktor des Max-Planck-Instituts für Biophysikalische Chemie (Karl-Friedrich-Bonhoeffer-Institut). Er ist ein international ausgewiesener Physiko-Chemiker, wurde 1967 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet und erhielt weitere Preise. Prof. Eigen gehört der Leopoldina55 an.
Prof. Glubrecht, Hellmut, 9.7.1917 in Neiße, wohnhaft: 3015 Wenningser Mark, [Straße, Nr.], Staatsangehörigkeit: BRD.
Prof. Glubrecht ist einer der führenden Strahlenbiologen der BRD, ist Leiter mehrerer wissenschaftlicher Einrichtungen und Gremien in der BRD – u. a. Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Biophysik, e.V. Hannover.
Prof. Weizsäcker, Carl-Friedrich, 28.6.1912 in Kiel, wohnhaft: 8135 Söcking, [Straße, Nr.], BRD, Staatsangehörigkeit: BRD.
International anerkannter Physiker und Philosoph. Er war zuletzt Direktor des Max-Planck-Instituts zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt.
Berlin-West
Prof. Dr. Holzkamp, Klaus, 30.11.1927 in Berlin, wohnhaft: 1 Berlin 45, [Straße, Nr.], Staatsangehörigkeit: Bürger von Berlin-West.
Prof. Dr. Holzkamp ist ordentlicher Professor für Psychologie an der Freien Universität Westberlin, Institut für Psychologie. Seine Fachgebiete sind:
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Wissenschafts- und Erkenntnistheorie
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Geschichte und Psychologie
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Berufspraxis, Prävention und Therapie
Prof. Dr. Scherpe, Klaus, Staatsangehörigkeit: Bürger von Berlin-West, wohnhaft: 1 Berlin 19, [Straße, Nr.].
Prof. Dr. Scherpe ist Professor für neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Freien Universität Westberlin. Er ist parteilos und steht der SEW nahe. Er unterhält gute Kontakte in die DDR und wird als marxistischer Literaturwissenschaftler eingeschätzt.
Dänemark
Prof. Rahbek-Schmidt, Knut, 27.8.1915 in Ørum, Staatsangehörigkeit: Dänemark.
Prof. Rahbek-Schmidt ist Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Århus. Er ist Historiker und Slawist. Prof. Rahbek-Schmidt ist Initiator und Mitglied des dänischen Komitees für die Anerkennung der DDR und weilte bereits mehrmals zu Kongressen in der DDR.