2. Tagung der 4. Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen
4. Oktober 1982
Information Nr. 510/82 über die 2. Tagung der 4. Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen (BEK) in der DDR
Vom 24. September 1982 bis 28. September 1982 fand im Evangelischen Diakoniewerk in Halle die 2. Tagung der 4. Synode des BEK in der DDR statt, an der 54 der 60 gewählten und berufenen Synodalen teilnahmen.
Landesbischof Rathke1 (Schwerin) und Bischof Dr. Gienke2 (Greifswald) waren nur zeitweilig anwesend, während die Landesbischöfe Leich3 (Eisenach) und Dr. Hempel4 (Dresden) aus unterschiedlichsten Gründen gänzlich an einer Teilnahme verhindert waren.
Als geladene ausländische ökumenische Gäste nahmen an der Synode teil:
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Superintendent Radatz, Werner5 (Berlin-West), Beisitzer im Präsidium der Synode der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD) – BRD,
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Oestreicher, Paul6 (Großbritannien), Internationaler Sekretär des britischen Kirchenrates,
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Pfarrer Yerkes, Charles7 (USA), Nationalrat der Kirche Christi in den USA,
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Dompropst Paarma, Jukka8 (Finnland), Ökumenischer Rat von Finnland,
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Erzbischof Melchisedek9 (UdSSR), Exarch des Moskauer Patriarchen der Russisch-orthodoxen Kirche in Berlin und Mitteleuropa,
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Senior Pospiech10 (VR Polen), Polnischer ökumenischer Rat,
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Synodalrat Dr. Ananyos, Zoltan11 (UVR), Ökumenischer Rat der Kirchen in Ungarn.
Entsprechend der vom Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR genehmigten Anträge auf Berichterstattung nahmen an den Synodalberatungen Vertreter von elf in der DDR akkreditierten Publikationsorganen teil (ARD und ZDF mit Aufnahmeteams, epd, dpa, AP, »Reuter«, »Westfälische Rundschau«, »Frankfurter Rundschau« »Frankfurter Allgemeine Zeitung«, »Unsere Zeit« und ARD-Hörfunk).
Als zeitweilige Gäste nahmen an der 2. Tagung der 4. Synode des BEK ferner teil, der Kulturattaché der Ständigen Vertretung der BRD in der DDR, Staar,12 und der 2. Sekretär und Vizekonsul der USA-Botschaft in der DDR, Turk13.
Im Mittelpunkt der 2. Tagung der 4. Synode des BEK standen folgende Beratungsthemen:
- 1.
Arbeitsbericht 1981/82 des BEK
- 2.
Bericht der Konferenz der evangelischen Kirchenleitungen (KKL)14
- 3.
Innerkirchliche und theologische Berichte
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Bericht des Diakonischen Werkes – Innere Mission und Hilfswerk – der evangelischen Kirche in der DDR,
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Bericht der Kommission für kirchliche Arbeit mit Kindern und Konfirmanden (KKKK),
- •
Bericht des ökumenisch-missionarischen Verbindungsausschusses (ÖMVA) zum Thema »Missionarische 80er-Jahre«
- •
- 4.
Weitere innerkirchliche und theologische Probleme (Pfarrerdienstgesetz, Haushaltsplan 1983, Entlastung des Rechnungsjahres 1981 usw.).
Im Arbeitsbericht 1981/82 des BEK – wurde allen Synodalen in schriftlicher Form übergeben – sind keine bedeutsamen politischen Aussagen enthalten.
Der Bericht der KKL wurde von dessen Vorsitzenden, Bischof Krusche15 (Magdeburg) und vom synodalen Mitglied der KKL, Diplom-Ingenieur Böttcher16 (Grünhain) vorgetragen.
Im Mittelpunkt des Berichtes stand das »kirchliche Friedensengagement« und die »Friedensverantwortung« des BEK in der DDR. Die Notwendigkeit des gemeinsamen Kampfes der Menschen für den Frieden unterstreichend, wird u. a. festgestellt:
»Die Aussagen, die beim Gespräch zwischen dem Vorsitzenden des Staatsrates und dem Vorstand der Konferenz der evangelischen Kirchenleitungen am 6. März 1978 gemacht wurden, sind eine Basis nicht nur für ein verständnisvolles und konstruktives Verhältnis zwischen Staat und Kirche,17 sondern damit auch für das notwendige Zusammenwirken zur Entwicklung des Friedens. In den Normen der Gleichachtung und Gleichberechtigung aller Bürger sehen wir ein wesentliches Element einer auf den Frieden gerichteten Politik. Eine solche Politik ist geeignet, Argumentationen des Antikommunismus den Boden zu entziehen und Vertrauen nicht nur in unserer Gesellschaft, sondern auch zwischen den Völkern zu entwickeln.«
»In den Arbeitsergebnissen der Moskauer Weltkonferenz vom Mai 1982«18 sehe die KKL »wertvolle Impulse für die weitere Friedensarbeit in den Kirchen und Gemeinden des Bundes«.
An konkreten Schritten auf dem Weg zu Frieden und Abrüstung, die in den Schlussdokumenten vorgeschlagen wurden, unterstütze sie besonders
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»das vollständige Einfrieren der Produktion, der Erprobung und Stationierung neuer Arten von Kernwaffen,
- –
den unverzüglichen Abschluss eines Vertrages über ein vollständiges Verbot aller Kernwaffentests,
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den Verzicht auf eine Politik der militärischen, wirtschaftlichen oder politischen Konfrontation,
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ein Moratorium für feindselige Rhetorik,
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die Förderung von Glaubwürdigkeit in Bezug auf Abrüstungsvereinbarungen, gegebenenfalls auch durch einseitige Schritte«.
Weiter wurde festgestellt:
»Das System gegenseitiger Abschreckung droht mit totaler Vernichtung und beschränkt sich nicht auf die Abwehr militärischer Maßnahmen des Gegners. Eine Absage an dieses System darf nicht gleichgesetzt werden mit einer Absage an vernünftige Verteidigungsbereitschaft. Es wird nötig sein, dass wir das Abschreckungsdenken als einen Missbrauch des jedem Lande zustehenden Rechtes auf Verteidigung durchschauen. Unsere Kirchen haben berechtigte Sicherheitsinteressen unseres Staates und anderer Staaten nicht infrage gestellt, sondern anerkannt.«
Auf die »Friedensdekade 1981/82«19 eingehend, wurde dargelegt, dass Vorwürfe laut wurden, wonach das dafür verwendete Symbol zur Spaltung der Friedensbewegung in der DDR und zur Propagierung eines sozialismusfeindlichen Pazifismus missbraucht werden solle.20 Die Friedensdekade 1982 werde unter dem Thema »Angst – Vertrauen – Frieden« stattfinden. Die KKL habe dieses Thema gebilligt und das Zeichen »Schwerter zu Pflugscharen« als Kennzeichen für die kirchlichen Veranstaltungen auch dieser Friedensdekade und für das schriftliche Arbeitsmaterial dazu bestätigt.
Dabei habe sie davon abgesehen, dass das Symbol erneut in einer Form hergestellt werden solle, die als Aufnäher verwandt werden kann. Für diese Entscheidung sei vor allem der Gesichtspunkt maßgebend gewesen, dass das Symbol ein Zeichen des Friedens sein solle. Die inhaltliche Verdeutlichung erhalte das Symbol in den Veranstaltungen der Friedensdekade. Dadurch solle der Sorge des Missbrauchs des Symbols als Abzeichen für eine »organisierte Bewegung« begegnet werden. Dennoch bleibe es als öffentliches Zeugnis für den Frieden auf der Tagesordnung.
Im Bericht wurden weiter unter Bezugnahme auf die »christliche Friedensverantwortung« solche Fragen aufgeworfen, wie
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Gefährde der Wehrunterricht für 14- und 15-Jährige nicht die Friedensfähigkeit der jungen Generation?21
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Seien die Übungen der Zivilverteidigung nicht eher eine Gewöhnung an einen möglichen Krieg und spielen sie die Gefährlichkeit der Wirkungen atomarer Waffen nicht herunter?
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Festige die Bewertung militärischer Dienstbereitschaft als Kriterium für die Zulassung zur qualifizierten Ausbildung nicht eher das Missverständnis, wonach der Frieden vor allem und allein durch militärische Stärke gesichert werde?
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Ist die Herstellung von Spielzeug in der Form der Nachbildung militärischer Geräte und Waffen notwendig und dem Frieden förderlich?
Zu den Problemen »Pazifismus und Aufgaben der Kirchen« sowie »Wehrdienst« werden im Bericht der KKL die bekannten kirchlichen Standpunkte dargelegt.
Zum Arbeitsbericht 1981/82 des BEK sowie zum Bericht der KKL ergriffen insgesamt 26 Synodale bzw. mitarbeitende Gäste das Wort.
Politisch-realistische Positionen vertraten dabei insbesondere Konsistorialpräsident Stolpe22 (Berlin), Kirchenpräsident Natho23 (Dessau), Konsistorialrätin Cynkiewicz24 (Berlin) und Professor Hertzsch25 (Jena). Besonderen Zuspruch fand der Vorschlag von Stolpe, den Termin des Rücktritts von Bischof Krusche vom Amt des Vorsitzenden der KKL zu verschieben.
Eine Reihe Synodaler und mitarbeitende Gäste, so Pfarrer Schorlemmer26 (Wittenberg), Superintendent Große27 (Saalfeld), Pastor Stier28 (Rostock-Lichtenhagen), Superintendent Wetzel29 (Dresden), Referent Garstecki30(Berlin) sowie die Jugenddelegierten Frenzel31 (Dresden), Günther32 (Ludwiglust) und Opitz33(Görlitz), erhoben in ihren Diskussionsbeiträgen massive politisch-negative, das Verhältnis Staat – Kirche belastende Forderungen im Zusammenhang mit der Ergänzung des Berichtes der KKL.34
In den Bericht sollten u. a. folgende Aussagen zusätzlich eingearbeitet werden:
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Festhalten sowohl am Begriff als auch an der »Initiative zur Schaffung eines Sozialen Friedensdienstes«35 (Pfarrer Schorlemmer/Frenzel),
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Absicht der erneuten Verwendung des Symbols »Schwerter zu Pflugscharen« als Aufnäher mit dem Ziel der öffentlichen Demonstration des »christlichen Friedensengagements« (Pfarrer Schorlemmer),
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Notwendigkeit einseitiger Abrüstung und Charakterisierung der Atomrüstung als »atheistisch und wahnsinnig« (Pfarrer Schorlemmer),
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Artikulierung der Nichtbereitschaft der Christen »sich durch Atomwaffen verteidigen zu lassen« (Superintendent Große),
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Möglichkeit der Gesprächsführung zwischen Staat und Kirche nur unter der Bedingung der »Rückkehr zur Redlichkeit« des Staates, der »Rückkehr zur Glaubens- und Gewissensfreiheit« (Superintendent Große/Opitz).
Pfarrer Schorlemmer diskreditierte und verleumdete darüber hinaus in seinem Diskussionsbeitrag die bewaffneten Organe der DDR. Seinen Ausführungen zufolge »sei der Dienst mit der Waffe aufgrund der vulgär materialistischen Gesinnung in der Gegenwart schwer zu unterscheiden von Landsknechten früherer Zeiten. Es werden keine Werte verteidigt, sondern persönliche Vorteile erworben.« Schorlemmer erklärte weiter, dass er erschrocken sei, »dass die Armee in der DDR eine Armee ist, in der auch Christen dienen und in der geredet wird, wie 1914«.
Superintendent Große forderte seinerseits die Synode auf, die ökumenischen Dokumente, z. B. der Moskauer Weltkonferenz religiöser Würdenträger,36 besser auszuwerten. Wörtlich führte er aus: »In Moskau wurde ein Moratorium gegen feindselige Rhetorik gefordert. Warum wenden wir uns nicht jeden Montag gegen den ›Schwarzen Kanal‹?«37
In einer zu Beginn der Synodaltagung vom synodalen Mitglied der KKL, Pastor Stier, gehaltenen Andacht wurde von diesem erklärt, dass in Kirche und Gesellschaft die Ausweglosigkeit und Resignation zunehme. Ein Verschweigen der wahren Probleme sowie die Behinderung der Kreativität durch gesellschaftliche Vorgaben seien die Gründe mangelnder Bereitschaft zur gesellschaftlichen Mitarbeit. Lediglich bei einigen Schriftstellern seien die Formulierungen dieser Sorgen und ihre Reflektierung zu finden.
Die Diskussionsbeiträge dieser hinlänglich bekannten Synodalen mit politisch-negativer Haltung erhielten seitens kirchenleitender Personen keine offene Unterstützung. Der Vorsitzende der KKL, Bischof Krusche, bedankte sich lediglich am Ende der Plenardebatte für die »qualifizierte Diskussion, deren Offenheit ein Beitrag zum Frieden« sei.
(Der volle Wortlaut aller Diskussionsbeiträge sowie weitere Dokumente der Synodaltagung liegen dem MfS vor und können bei Bedarf abgefordert werden.)
In den anschließenden Beratungen des Ständigen Berichtsausschusses waren insbesondere dessen Vorsitzender, Superintendent Große, und sein Sprecher, Pfarrer Schorlemmer, massiv bemüht, ihre bereits in der Plenardebatte geäußerten politisch-negativen Aussagen in die Beschlussvorlage ergänzend einzubringen.
Dabei stießen sie auf den Widerstand sowohl des Mitgliedes des Berichtsausschusses, Diplom-Ingenieur Krause38 (Berlin), als auch der als mitarbeitende Gäste anwesenden kirchenleitenden Amtsträger, Konsistorialpräsident Stolpe, Bischof Dr. Gienke und Oberkonsistorialrätin Lewek39.
Der vom Direktor Dr. Petzold40 (Berlin) vorgetragene Bericht des Diakonischen Werkes trug rein innerkirchlichen Charakter. Erneut wurde auf die guten Erfahrungen in der Zusammenarbeit des Diakonischen Werkes in der DDR mit verantwortlichen staatlichen Einrichtungen verwiesen: »Der staatliche Partner ist bis heute in beeindruckender Weise bei seinen Zusagen geblieben, mit denen er damals kirchlichen Besorgnissen hinsichtlich der Preisgabe des kirchlichen Charakters unserer Häuser entgegengetreten ist.«
Im Verlauf der Synodalberatungen wurde der Bericht der »Kommission für die Arbeit mit Kindern und Konfirmanden« vorgelegt und in Arbeitsgruppen erörtert.
In diesem ebenfalls überwiegend innerkirchlichen Bericht wird lediglich in einer Passage auf »ernste Probleme der kommunistischen Erziehung für Christen« hingewiesen, die sich in erster Linie in Angst vor Benachteiligung in Schule und Betrieb ausdrücken.
Im Bericht des ökumenisch-missionarischen Verbindungsausschusses wird u. a. der Vorschlag unterbreitet, 1984 einen Missionarischen Kongress aller »Kirchen und Freikirchen, Arbeitsgemeinschaften und Gruppen mit ihren Vertretern zur Gemeinschaft in der Mission« einzuberufen.
Die Synode fasste im Ergebnis ihrer fünftägigen Beratungen folgende Beschlüsse:
1. Beschluss zum Bericht der KKL
(Wird als »Vorlage des Berichtausschusses zum mündlichen Bericht der KKL« der Information im Wortlaut beigefügt.)
Im genannten Beschluss gelang es politisch-negativen Mitgliedern des Berichtsausschusses eine Reihe im Bericht der KKL selbst nicht enthaltener politisch-negativer Aussagen zum Beschluss der Synode zu erheben.
Es wurden politische Vorschläge zur »Konkretisierung der christlichen Friedensverantwortung« artikuliert.
Weiterhin wurden Festlegungen getroffen zur »Friedensdekade 1982«, zur Wahrung der Glaubens- und Gewissensentscheidung beim praktischen Einsatz der Bausoldaten,41 Reservisten usw.
2. Beschluss zum Arbeitsbericht 1981/82
Darin wird u. a. »bedauernd« festgestellt, dass es bisher nicht gelungen sei, kirchliche Fernsehsendungen in das I. Programm des Fernsehens der DDR zu übernehmen, um ihren Empfang im gesamten Gebiet der DDR zu ermöglichen.
3. Beschluss zum Bericht des Diakonischen Werkes
Darin unterstützt die Synode die Bemühungen, in Verhandlungen mit den zuständigen staatlichen Organen der DDR darauf hinzuwirken, »dass die Vorhaben des Sonder- und Neubauprogramms sowie der Gesundheitsbautenprogramme und der Fertighausprogramme auf der Grundlage der bisherigen Preise durchgeführt werden können;
dass in stärkerem Maße Baubilanzen für Mark der DDR bereitgestellt werden, um dringende Bauvorhaben und Reparaturen im Bereich der Kirchen und des Diakonischen Werkes realisieren zu können, auch die Rekonstruktion denkmalwerter Gebäude«.
4. Beschluss zum Bericht der Kommission für kirchliche Arbeit mit Kindern und Konfirmanden.
In diesem Beschluss hält es die Synode für notwendig, dass der am 6. März 1978 bestätigte Grundsatz der Gleichachtung und Gleichberechtigung auch in der Schule verwirklicht werden müsse, da in der Schule die Kinder häufig in Konfliktsituationen hineingezogen werden, die ihrer Persönlichkeitsentwicklung und ihrer positiven Einstellung zur Schule abträglich seien.
Die Synode nahm ferner eine Stellungnahme zur Lage im Libanon42 an (als Anlage im Wortlaut) und beschloss, die 3. Tagung der 4. Synode des BEK in der DDR im Zeitraum vom 16. bis 20. September 1983 durchzuführen.
Im Verlaufe der Synode verlasen alle ausländischen ökumenischen Gäste Grußworte.
Erzbischof Melchisedek unterstrich in seinen Ausführungen ausgehend von den Ergebnissen der Moskauer Weltkonferenz »Religiöser Vertreter für die Rettung der Heiligen Gabe des Lebens vor einer nuklearen Katastrophe« die Notwendigkeit eines aktiven Kampfes gegen Wettrüsten und Nuklearkrieg. In diesem Zusammenhang sprach er sich gegen die amerikanische Erstschlagdoktrin und gegen die Theorie über die Möglichkeit eines territorial begrenzten Atomkrieges aus. Er würdigte demgegenüber die jüngsten sowjetischen Friedensvorschläge auf der 2. Sondertagung der UNO-Vollversammlung zu Abrüstungsfragen als »Zeichen hoher Humanität«43 und brachte diesbezüglich die volle Unterstützung der Friedenspolitik der UdSSR durch die russisch-orthodoxe Kirche zum Ausdruck.
Pfarrer Yerkes (USA) bezog sich in seinen Ausführungen ebenfalls auf das »kirchliche Friedensengagement«. Er bekräftigte das gewachsene Interesse an Meinungen aus sozialistischen Staaten zum Frieden. Gesondert begrüßte er die Entwicklung der katholischen Kirche zur »Friedenskirche«. Einen breiten Raum nahm in seinen Ausführungen die Erläuterung einer Studie des Nationalrates der Kirche Christi in den USA über »Krieg und Abschreckung« ein, die einen Krieg mit Massenvernichtungswaffen pauschal ablehnt.
Der internationale Sekretär des britischen Kirchenrates, Paul Oestreicher, sprach in seinem Grußwort sowohl dem BEK in der DDR als auch dem Staat seinen Dank für die gewährte Hilfe und Unterstützung während seines dreimonatigen Studienaufenthaltes in der DDR aus.
Des Weiteren erklärte er, dass das Verhältnis der britischen Kirche zum britischen Staat aufgrund des Falklandkonfliktes44 derzeit mindestens genauso belastet sei, wie das der evangelischen Kirchen in der DDR zu ihrem Staat.
Der Falklandkonflikt habe die Frage aufgeworfen, ob Kriege noch als gerecht bezeichnet werden können. Die Falklanderfahrung habe gelehrt, dass jeder Krieg als ein Verbrechen zu verurteilen sei.
Im Rahmenprogramm der Synodaltagung fand am 26. September 1982 in der Pauluskirche in Halle ein Abendmahls-Gottesdienst statt, an dem 400 Personen, darunter in erster Linie Synodale, synodale Gäste und Mitglieder der gastgebenden Kirchengemeinde teilnahmen.
Gleichnishaft ging Bischof Krusche in seiner Predigt auf christliches Verhalten bei Verfolgung und Inhaftierung anhand biblischer Textstellen (Apostelgeschichte 12,1–17) ein: Jede weltliche Macht habe »Staatsanwälte, um gegen Christen zu Gericht zu sitzen«.
»Majestätsbeleidigung« oder »Zugehörigkeit zu kontraroyalen Gruppen« würden dabei z. B. als angebliche Gründe in der Anklage herbeigezogen. Christen, die durch weltliche Gewalt und deren »Sicherheitsorgane gegriffen, eingesperrt, fertiggemacht oder nervlich gargekocht« werden, würden jedoch durch ihr Verhalten Zeichen für Andere setzen und sie zum Nachdenken über ihre Umwelt anregen. Die Gegenwartsbezogenheit dieser biblischen Textinterpretation fand in der zustimmenden Reaktion einer Anzahl der Gottesdienstbesucher ihren deutlichen Ausdruck.
Am 26. und 27. September 1982 fanden am Rande der Synodaltagung interne außerordentliche Sitzungen der KKL unter Ausschluss ihrer beratenden Mitglieder statt, in deren Mittelpunkt eine Abstimmung über eventuelle Nachfolgekandidaten für die Funktion des Leiters des Sekretariats des BEK in der DDR stand.
(Nach der mit hoher Wahrscheinlichkeit erfolgenden Wahl des derzeitigen Leiters des Sekretariats, Pfarrer Dr. Demke45/Berlin zum Bischof der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen im Oktober 1982 macht sich die Wahl bzw. Berufung eines Nachfolgers für diese Funktion erforderlich.)
In diesem Zusammenhang wurde der derzeitige Leiter der Inneren Mission und Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Pfarrer Ziegler46 (Berlin), als einziger Nachfolgekandidat zu den KKL-Sitzungen eingeladen.
Von einer Reihe von Mitgliedern der KKL wurde jedoch Pfarrer Ziegler als Nachfolger für die Funktion des Leiters des Sekretariates abgelehnt und stattdessen die Wahl eines Nachfolgers mit juristischer Profilierung, wie z. B. des derzeitigen Präsidenten des Oberkirchenrates der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburg, Müller,47 Schwerin, vorgeschlagen. Pfarrer Ziegler gilt als der aussichtsreichste Kandidat.
Die 2. Tagung der 4. Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR fand in der Berichterstattung westlicher Presse- und Funkmedien gezielte Beachtung.48
Insbesondere die politisch-negativen Äußerungen einer Reihe Synodaler und an der Synode mitarbeitender Gäste fanden starke Resonanz und wurden von den Aufnahmeteams der ARD und des ZDF film- und -tontechnisch aufgezeichnet und in der aktuellen Berichterstattung der Massenmedien breit publiziert.
Die vor der Synode auf den verschiedensten Ebenen gezielt und intensiv geführten Gespräche mit kirchenleitenden Personen und Synodalen, wobei eindeutig die staatliche Position, insbesondere zu den konkreten Erfordernissen der Friedenssicherung dargestellt und die Erwartung des Staates hinsichtlich kirchlicher Aktivitäten ausgesprochen wurden, waren erfolgreich.
Das herausragende Thema der Synodaltagung waren Fragen der Friedensarbeit der evangelischen Kirchen in der DDR. Im KKL-Bericht, den Diskussionen und Beschlüssen war das Bemühen erkennbar, die Antwort auf die Frage weiter zu konkretisieren, was den »eigenständigen Beitrag der Kirchen zur Friedensfrage« charakterisiert und welche politischen Erfordernisse für das konkrete Verhalten von Christen und Kirchen heute daraus abzuleiten sind.
Die Mehrheit der kirchenleitenden Amtsträger sowie die realistisch denkenden Synodalen waren bemüht, bestehende Konfrontationen im Verhältnis Staat – Kirche abzubauen und am Weg vom 6. März 1978 festzuhalten.
So ist auch das Ergebnis der Tagung der Synode zu werten, dass die Kirchen selbst auf das Herstellen, Verbreiten und Tragen von Aufnähern mit dem Symbol »Schwerter zu Pflugscharen« verzichten.
Der Verlauf der 2. Tagung der 4. Synode des BEK hat gezeigt, dass es zu einer weiteren Polarisierung der Kräfte innerhalb der Bundessynode gekommen ist.
Politisch-realistische leitende kirchliche Amtsträger (Bischof Dr. Gienke/Greifswald, Direktor OKR Dr. Petzold/Berlin, OKR Lewek/Berlin, Konsistorialpräsident Stolpe/Berlin, Kirchenpräsident Natho/Dessau) waren im Verlaufe der Synodaltagung mehrfach bemüht, die im Bericht der KKL enthaltenen politisch-loyalen, zum Teil bisherige Äußerungen überschreitende und das Verhältnis Staat – Kirche nicht belastende Aussagen in den Diskussionen und Beschlüssen der Synode zum Tragen zu bringen.
Dabei wurden sie von politisch-realistischen und loyalen Synodalen (Konsistorialrätin Cynkiewicz/Berlin, Pfarrer Simon49/Zirchow, Professor Dr. Hertzsch/Jena, Diplom-Geophysiker Semper50/Oranienburg, Diplom-Ingenieur Krause/Berlin) unterstützt.
Die als politisch-negativ bekannten kirchenleitenden Personen (Bischof Dr. Forck/Berlin, Landesbischof Rathke/Schwerin, Konsistorialpräsident Kramer51/Magdeburg) setzten ihrerseits durch Passivität und Zurückhaltung den o. g. Bemühungen realistischer Kräfte keinen Widerstand entgegen.
Demgegenüber versuchten als politisch-negativ bekannte Synodale bzw. mitarbeitende Gäste (Pfarrer Schorlemmer, Superintendent Große, Pastor Stier, Superintendent Wetzel, Referent Garstecki) sowie drei der die Gemeindebasis vertretenden Jugenddelegierten massiv und zum Teil in politisch-feindlicher Rhetorik, die Synode zu einer Verschärfung der im KKL-Bericht getroffenen Aussagen zu bewegen und zu einer Verhärtung des Verhältnisses Staat – Kirche beizutragen.
Insbesondere die inkonsequente Haltung kirchenleitender Personen sowie das existierende Kräfteverhältnis innerhalb des Ständigen Berichtsausschusses der Synode, das wesentlich durch politisch-feindliche Kräfte (Pfarrer Schorlemmer, Superintendent Große) bestimmt wird, ermöglichte die Integration politisch-negativer Aussagen in die Beschlüsse der Synode.
Es wird vorgeschlagen, seitens der zuständigen staatlichen Organe – Stellvertreter für Inneres bei den Räten der Bezirke bzw. Magistrat der Hauptstadt der DDR Berlin – mit den auf der Synode mit politisch-negativen Beiträgen aufgetretenen kirchlichen Amtsträgern in geeigneter Form Gespräche zu führen und ihre das Verhältnis Staat – Kirche erheblich belastende Verhalten energisch zurückzuweisen.
Die Information ist wegen Quellengefährdung nur zur persönlichen Kenntnisnahme bestimmt.
Anlage 1 zur Information Nr. 510/82
Vorlage Nr. 16 [der 4. Synode des BEK]
Vorlage des Berichtsausschusses zum mündlichen Bericht der Konferenz der Kirchenleitungen
Synode wolle beschließen:
I.
Die Synode hat den Bericht der Konferenz der Kirchenleitungen entgegengenommen und dankt dafür, dass sie die Friedensverantwortung der Kirchen in seinen Mittelpunkt gestellt hat. Die Synode empfindet als besonders hilfreich, dass theologische Klärungen vollzogen, politikfähige Schritte benannt und alltägliche Situationen des Einzelnen und der Gemeinde erörtert wurden. Der Bericht hat der Synode gezeigt, dass eine deutliche Absage an Geist und Logik der Abschreckung unumgänglich ist. Zugleich sieht die Synode damit Fragen aufgeworfen, die ein verbindliches Weiterdenken möglich machen. Das jetzt erforderliche Gespräch darf nicht auf kirchenleitende Gremien beschränkt bleiben. Es muss die Erfahrungen der Gemeindeglieder auf allen Ebenen in Kirche und Gesellschaft aufnehmen, damit die Richtung für neue Schritte gefunden wird. Deshalb bittet die Synode die Konferenz und die Gliedkirchen des Bundes, den ersten und zweiten Teil des Berichtes für die Arbeit in den Gemeinden zur Verfügung zu stellen.
Die Absage an Geist und Logik der Abschreckung wirft theologische Grundfragen auf:
Neue Waffensysteme sollen den atomaren Erstschlag ermöglichen; neue Strategien suchen seinen Erfolg zu sichern. Diese Bedrohung allen Lebens durch eine übersteigerte Rüstung fordert unseren Glauben heraus. Wenn wir sie stillschweigend hinnehmen, geraten wir in Widerspruch zu Gott dem Schöpfer, denn sein Auftrag verpflichtet uns zur Bewahrung der Schöpfung und schließt das Recht zu ihrer Zerstörung aus. Deshalb geht es hier um Gehorsam [oder Ungehorsam gegen Gott]52. So wird in unseren Gemeinden gefragt:
- –
Dürfen Christen sich an der Vorbereitung von Verteidigung mit atomaren Waffen beteiligen, wenn doch sicher ist, dass die Verteidigung unwiederbringlich zerstört, was sie schützen soll?
- –
Dürfen Christen sich an der Drohung mit Waffen beteiligen, die eben die Katastrophe wahrscheinlich machen, die sie verhindern sollen?
- –
Können Christen und Kirchen angesichts des unvorstellbaren Grauens eines möglichen Krieges Waffengewalt als Mittel der Friedenssicherung und zum Schutz des Nächsten noch rechtfertigen?
Die Antwort auf solche Fragen kann auf die Dauer nicht offenbleiben!
Weil manche hier den Bekenntnisfall (Status confessionis)53 gegeben sehen, bittet die Synode die Konferenz, zur Klärung des Begriffes »status confessionis« in Verbindung mit den Fragen des Friedens eine Untersuchung in Auftrag zu geben, seine Untersuchung sollte im ökum[enischen] Kontext geschehen. Ein Bericht über die Untersuchung ist der Synode 1983 vorzulegen.
II.
Von Christus mit der Gabe des Friedens beschenkt und zum Friedensdienst beauftragt, haben wir nicht nur der Gefahr eines atomaren Krieges zu widerstehen, sondern auch vernünftige politische Schritte zur Gewinnung und Sicherung des Friedens zwischen den Völkern zu gehen und zu unterstützen.
Die Synode macht sich das Konzept der »gemeinsamen Sicherheit« zu eigen, das im Bericht der Konferenz unter Aufnahme von Aussagen des Hearings über Kernwaffen und Abrüstung der ÖRK in Amsterdam,54 der Moskauer Weltkonferenz für die Rettung der heiligen Gabe des Lebens vor einer nuklearen Katastrophe und von Empfehlungen des Berichtes der Unabhängigen Kommission für Abrüstung und Sicherheit (»Palme-Bericht«)55 hervorgehoben wird.
Die Synode zählt die praktische politische Umsetzung dieses Konzeptes zu den wichtigsten politischen Aufgaben der [19]80er-Jahre und unterstützt alle Versuche, die sich auf dieser Linie um friedenspolitische Alternativen zur militärischen Abschreckung bemühen.
Dabei nimmt die Synode die folgenden konkreten Hinweise des Konferenzberichtes auf und unterstreicht sie:
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Vertrauensbildende Maßnahmen sollten weiter entwickelt werden in Bezug auf militärische Schritte, die gemeinsame Sicherheit fördern.
- –
In Europa sollten Zonen militärischer Verdünnung und Entflechtung geschaffen werden, die schrittweise zu regionalen atomwaffenfreien Zonen erweitert werden.
- –
Erkennbar defensive Sicherheitssysteme und das Konzept kalkulierter einseitiger Abrüstungsschritte sollten Eingang in die Abrüstungsstrategie und Sicherheitspolitik der Bündnissysteme finden. Einseitige Abrüstungsschritte müssen in zwei- oder mehrseitige Abrüstungsverhandlungen einmünden, die gemeinsame Sicherheit auf niedrigerem militärischem Niveau gewährleisten.
- –
Die Verwirklichung des Vorschlages der Moskauer Konferenz, ein »Moratorium für feindselige Rhetorik« einzuführen, würde die Erziehung zur Friedensfähigkeit erleichtern, Feindbilder abbauen und gegenseitige Bedrohungsängste vermindern helfen.
Die Synode sieht in diesen Vorschlägen wichtige politische Konkretisierungen der christlichen Friedensverantwortung und Ansätze für ein informiertes Abrüstungsbewusstsein.
III.
Erkenntnisse, die die Kirche aus ihrer Mitarbeit in der Ökumene gewonnen hat, erübrigen eigene Bemühungen der Gemeinden nicht, sondern erfordern ihr Friedenszeugnis und ihren Friedensdienst vor Ort.
Die Synode nimmt auf, dass Christen nicht nur vom Frieden reden, sondern auch friedensfördernd handeln wollen. Wo es dabei zu spontanen Aktionen und Initiativen kommt, dürfen diese nicht von vornherein kriminalisiert oder ignoriert werden. Als Ausdruck existenzieller Betroffenheit einer wachsenden Zahl von Menschen lassen sie zuweilen Angst und Ungeduld, aber auch Sehnsucht und Hoffnung erkennen. Ihrem positiven Anliegen sollte in den Bemühungen um den Frieden zur Wirkung verholfen werden.
Die Synode begrüßt den Aufruf zur Friedensdekade 1982 »Angst – Vertrauen – Frieden« und bittet die Gemeinden,
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besondere Gottesdienste zu gestalten und die Fürbitte für den Frieden zu verstärken,
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Gegensätze und Unterschiede in Friedensfragen in redlicher Offenheit füreinander auszuhalten,
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Sachfragen der Friedenssicherung zu erörtern wie z. B. »Palme-Bericht«, Ergebnisse der Moskauer Konferenz, des Atomwaffen-Hearings Amsterdam usw.,
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Vorurteile und Feindbilder gegenüber Andersdenkenden, Gruppen und Völkern abzubauen,
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mit Bemühungen um sozial Schwache, mit zeichenhaften Schritten zur Bewahrung einer lebensfreundlichen Umwelt und anderen Aktivitäten zum Frieden in der eigenen Umgebung beizutragen.
Damit kann der Inhalt des Symbols »Schwerter zu Pflugscharen« verdeutlicht und entfaltet werden.
Die Synode begrüßt, dass die Konferenz das Symbol der Friedensdekade bestätigt, ausdrücklich Wegweiser in Richtung Abrüstung bezeichnet und damit Missdeutungen entgegengetreten ist.56
Mit der Einrichtung von Baueinheiten wurde bisher den Glaubens- und Gewissensentscheidungen vieler junger Menschen Raum gegeben.
Die Synode hält es um solcher Glaubens- und Gewissensentscheidung für dringend geboten,
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dass der praktische Einsatz der Bausoldaten so erfolgt, dass ihr Dienst als »Ausdruck gesellschaftlicher Verantwortung und Friedensbereitschaft einen positiveren Inhalt erhält« und nicht durch Einsatz an waffentechnischen Einrichtungen erneut Konflikte heraufbeschworen werden,
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dass Reservisten die Möglichkeit zu waffenlosem Dienst eröffnet wird,
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dass auch in Schulen und anderen Ausbildungsstätten der Glaubens- und Gewissensfreiheit im Hinblick auf die vormilitärische Ausbildung Rechnung getragen wird,
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dass den Jugendlichen, die aus Glaubens- und Gewissensgründen eine Ausbildung an der Waffe ablehnen, nicht der eingeschlagene oder zukünftige Berufsweg versperrt wird,
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dass pazifistische Einstellungen, die heute »ein bestimmtes Maß an rationaler Begründung und politischer Vernünftigkeit« gewinnen, nicht diffamiert werden.
Die Synode weist auf zwiespältige Wirkungen der Zivilverteidigung hin.
Die Maßnahmen der Zivilverteidigung wollen dem Schutz der Bevölkerung dienen, sie haben aber auch eine militärische Komponente und bedenkliche Nebenwirkungen auf das Leben in unserer Gesellschaft.
Um die Möglichkeit des Schutzes einleuchtend zu machen, wird der Charakter eines heutigen Krieges, insbesondere eines Atomkrieges, verharmlost. Um die Dringlichkeit der Zivilverteidigung einzuschärfen, werden Bedrohungsängste erzeugt, die besonders Kinder und Jugendliche seelisch gefährden.57
Die Synode bittet die Gemeinden, die seelsorgerische Aufgabe, die sich hier für sie stellt, zu erkennen und aufzugreifen. In der Gesellschaft müsste über die Möglichkeiten und Grenzen des Zivilschutzes differenziert unterrichtet, die Problematik der Zivilverteidigung sachlich diskutiert und nach Wegen gesucht werden, mit den Emotionen, die hier aufbrechen, menschlich und hilfreich umzugehen.
Als einen Beitrag zum Frieden im Inneren, der auch nach außen wirkt, nimmt die Synode dankbar die Möglichkeit von Sachgesprächen zwischen Staat und Kirche an. Damit unterstreicht sie zugleich die Feststellung des Vorsitzenden der Konferenz der Kirchenleitungen in seinem Glückwunsch für den Staatsratsvorsitzenden am 25. August 1982: »Das Gespräch vom 6. März 1978 hat für das Verhältnis von Kirche und Staat eine Grundlage markiert, die sich bislang auch in komplizierten Situationen als tragfähig erwiesen hat und die festzuhalten und möglichst weiter auszubauen unser Wunsch ist. Wir haben damals die Formel von der Kirche] im Sozialismus wiederholt und damit unterstrichen, dass wir am Leben dieser Gesellschaft teilhaben und den Gliedern unserer Kirchen und den Gemeinden helfen wollen, in der Freiheit und Bindung des Glaubens das Beste für alle und für das Ganze zu suchen.«
[Die Synode würdigt dankbar alle aufrichtigen Bemühungen der Politiker um die Bewahrung des Friedens.]
Mit ihrem Votum zum Frieden will die Synode selbst ihren Beitrag dazu leisten in der Offenheit, die Voraussetzung für Verständigung und Zusammenarbeit ist.
Anlage 2 zur Information Nr. 510/82
Vorlage Nr. 18 [der 4. Synode des BEK]
Stellungnahme der Synode zum Libanon
Synode wolle beschließen:
In den Tagen vor Beginn der Synodaltagung wurde in der Weltöffentlichkeit der Massenmord an Palästinensern in Beirut bekannt.58 Die Synode erklärt ihre tiefe Betroffenheit über das grauenvolle Blutbad in Westbeirut. Es gibt keine Gründe, die dieses Verbrechen rechtfertigen und die Verantwortlichen entschuldigen könnten. Die Synode stellt sich hinter die Forderung des Ökumenischen Rates der Kirchen nach einer internationalen Untersuchung und unterstützt das Verlangen des Generalsekretärs des Ökumenischen Rates, Dr. Potter, an den UNO-Generalsekretär, Pérez de Cuéllar, wirksame Maßnahmen zur vollständigen Wiederherstellung der territorialen Integrität Libanons und zum Schutze der Palästinenserlager einzuleiten.