6. Tagung der IX. Synode der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen
5. November 1982
Information Nr. 566/82 über wesentliche Gesichtspunkte des Verlaufs der 6. Tagung der IX. Synode der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen vom 28. bis 31. Oktober 1982 in Magdeburg
Die 6. Tagung der IX. Synode der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen fand vom 28. bis 31.10.1982 in der Altstadtgemeinde Magdeburg statt. Teilnehmer waren 102 der 103 gewählten und berufenen Synodalen.
Als ökumenische Gäste nahmen neben Vertretern der Gliedkirchen des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR und der katholischen Kirche an der Synode die Personen
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Pfarrer Hendrik Mavunduse,1 Lutherische Kirche von Simbabwe,
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Pfarrer Michael Paulini2 (Media), Evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in der SR Rumänien,
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Vizepräsident Jerzy Rother3 (Warschau), Polnischer ökumenischer Rat,
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Pfarrer Dr. Kruyswijk,4 Leusden5/Niederlande Gereformeerde Kerken,
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Dekan Pfarrer Horst Wiegand6 (Gau-Odernheim), Evangelische Kirche Hessen und Nassau
teil.
Einziger Vertreter westlicher Massenmedien war der akkreditierte Korrespondent des epd, Röder,7 Westberlin.
Am 31.10.1982 nahm der Mitarbeiter der politischen Abteilung der USA-Botschaft, Andrusyszyn, Walter,8 an der Synode teil. Zu diesem Mitarbeiter der USA-Botschaft konnten keine Aktivitäten festgestellt werden.
Die Tagung wurde mit einem Gottesdienst durch Dr. Demke9/Berlin eröffnet.
Grußworte wurden durch Pfarrer Hendrik Mavunduse von der Lutherischen Kirche von Simbabwe und Pfarrer Dr. Franz Schrader10 von der katholischen Kirche, Bischöfliches Amt Magdeburg, verlesen. Sie enthielten keine politische Aussage.
Pfarrer Dr. Kruyswijk/Niederlande hob die guten Beziehungen zu den Kirchen in der DDR hervor, die der Entspannung zwischen Ost und West und dem Eintreten gegen Atomwaffen dienen würden.
Im Mittelpunkt der 6. Tagung der IX. Synode der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen standen:
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Berufung von Pfarrer Dr. Demke/Berlin zum Bischof der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen,
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Bericht der Kirchenleitung und des Konsistoriums,
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Bericht des Diakonischen Rates der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen.
Der Bericht der Kirchenleitung11 lehnte sich in seiner Gesamtaussage an die Ergebnisse der Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR (24. bis 28.9.1982 in Halle) an, in der Bemühungen seitens kirchenleitender Kräfte erkennbar waren, am Weg vom 6.3.197812 festzuhalten.13
Neben den bekannten kirchlichen Positionen zur Friedens-, Bildungs- und Verteidigungspolitik unseres Staates wurden die Ergebnisse der »Weltkonferenz für die Rettung der Heiligen Gabe des Lebens vor einer nuklearen Katastrophe« in Moskau im Mai 198214 begrüßt und hervorgehoben, dass es die Kirchen in der DDR waren, »die, bevor der NATO-Doppelbeschluss15 zustande kam, den Vorschlag eines Raketenmoratoriums in das Gespräch der europäischen Kirchen gebracht haben«.
In dem Abschnitt »Verantwortung für den Frieden« wird im Bericht der Kirchenleitung betont, es gehöre zur »Friedensaufgabe der Kirche, ihren Gliedern zu Gewissensentscheidungen aus Glauben zu helfen« und sich für Regelungen einzusetzen, die solchen Entscheidungen Rechnung tragen. Dabei wurde für einen Dienst ohne Waffe16 plädiert mit dem Hinweis, dies sollte für Wehrpflichtige in der Form des Bausoldatendienstes17 gelten und darüber hinaus auch für Jugendliche in der vormilitärischen Ausbildung18 (Schüler und Lehrlinge) geschaffen werden.
Dabei wurde die Bitte formuliert, es denjenigen Reservisten, die erst während ihres Dienstes in der NVA oder danach zu solch einer Gewissensentscheidung gekommen sind, zu ermöglichen, ihren Reservedienst in den Baueinheiten abzuleisten. Im Bericht wird auf das Fehlen »einer rechtlich geregelten Möglichkeit« hingewiesen, statt des Dienstes in der Armee einen »andersgearteten Dienst, etwa im sozialen Bereich«, zu leisten. Betont wird weiter, »die Fürbitte für die aufgrund ihrer Gewissensentscheidung Inhaftierten, die Rechtsberatung und die seelsorgerliche Begleitung der Angehörigen« gehöre »zu dem eigenständigen, im Evangelium wurzelnden Friedensengagement der Kirche«.
Hinsichtlich der Aktivitäten zur »Friedensdekade 1982«19 und der Symbole »Schwerter zu Pflugscharen«20 brachte die Kirchenleitung in diesem Bericht ihr Bemühen zum Ausdruck, eine Konfrontation mit dem Staat zu vermeiden. (Der Bericht der Kirchenleitung liegt im Wortlaut vor und kann bei Bedarf angefordert werden.)
In der Diskussion zum Bericht der Kirchenleitung bildeten besonders die Abschnitte »Verantwortung für den Frieden« und »offene Jugendarbeit«21 Schwerpunkte und Anhaltspunkte für [die] Synodalen, deren politisch-negative Grundeinstellung bekannt ist.
So bezogen in dieser Diskussion die Synodalen Propst Falcke22/Erfurt, Pfarrer Hoffmann23/Salzwedel, Pfarrer Schache24/Halle, Pfarrer Schorlemmer25/Wittenberg, Pfarrer Herrfurth26/Calbe und Merker, Christa27/Naumburg, Brilla, Johannes28/Magdeburg, König29/Halle politisch-negative Positionen zu den Beschlüssen der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen und der Bundessynode vom September 1982, insbesondere zur Aufnäherproblematik und zum Friedensauftrag der Kirchen. Sie stellten damit die Forderung nach Rückkehr zu bis dahin eingenommenen politisch-negativen Positionen.
Von ihnen wurde u. a. betont:
Pfarrer Schache/Halle:
Die kirchenleitenden Stellen würden eine »unklare Sprache« sprechen; das öffentliche Friedenszeugnis sei zerstört; es müsse ein Brief an die Jungen Gemeinden gerichtet werden, in dem deutlich gesagt wird, dass die Kirchenleitung die Aufnäher nicht zurückzieht und die Kirche zu denen steht, die die Aufnäher tragen.
Dieser Antrag des Schache wurde von einigen der vorgenannten Synodalen unterstützt, konnte jedoch im weiteren Verlauf der Diskussion von loyalen Kräften zurückgewiesen werden, sodass darüber keine Abstimmung erfolgte.
Pfarrer Hoffmann/Salzwedel warf der Kirchenleitung »vorhandene Angst« vor, da sie im Problembereich »Sozialer Friedensdienst«30 nichts beim Namen genannt hätte. Hoffmann betonte, es solle eine solche Wertung vorgenommen werden, dass »Unklarheit zu Missverständnis führt«.
Bischof Krusche31/Magdeburg, Präses Höppner32/Magdeburg und Propst Treu33/Wittenberg wiesen diese und andere Angriffe zurück.
Auch im Ausschuss »Jugend und Erziehung«, der im Verlaufe der Synode tagte, setzten Synodale mit politisch-negativen Haltungen ihre Versuche, eine Basis zu erhalten, fort.
So wurden auch dort Versuche von Pfarrer Schache/Halle und Pfarrer Strauß34/Magdeburg unternommen, feindlich-negative Aussagen zur Aufnäherproblematik und zur »offenen Jugendarbeit« einzubringen.
Im Auftrag der Jugendkammer der Evangelischen Kirche, der Kirchenprovinz Sachsen stellte Schache einen vorbereiteten Brief an die Jungen Gemeinden der Landeskirchen zur Diskussion, der eine Rechtfertigung des weiteren Tragens der Aufnäher »Schwerter zu Pflugscharen« beinhaltet. Damit unternahm er – trotz der Zurückweisung dieses Versuchs während der Diskussion zum Bericht der Kirchenleitung – erneut Anstrengungen, über den Ausschuss in der Synode seine Haltung mit Gleichgesinnten durchzusetzen.
Durch die persönliche Einflussnahme von Präses Höppner/Magdeburg wurde die Annahme dieses Briefes verhindert.
In der Diskussion zur »offenen Jugendarbeit« sprachen einige namentlich bekannte Ausschuss-Mitglieder gegen »staatliches Misstrauen« und »staatliche Kontrollmaßnahmen«.
Nach den Auseinandersetzungen im Ausschuss »Jugend und Erziehung« wurde dort eine schriftliche Vorlage verabschiedet, in der durch realistische Kräfte einige politisch-negative Aussagen abgeschwächt werden konnten. (Diese Vorlage des Ausschusses »Jugend und Erziehung« wird in der Anlage 1 beigefügt.)
Bemerkenswert ist weiter, dass – streng internen Hinweisen zufolge – im Berichtsausschuss der Synode (dem 16 kirchenleitende Kräfte der Landeskirche angehören) durch Propst Falcke/Erfurt eine Ausarbeitung zur »Verantwortung für den Frieden« vorgelegt wurde. Diese beinhaltet u. a. die Infragestellung der Notwendigkeit einer Verteidigungsfähigkeit und die Auffassung, dass jeder Christ den Dienst mit der Waffe ablehnen müsse. Diese Ausarbeitung wurde bei grundsätzlicher inhaltlicher Zustimmung jedoch als gegenwärtig nicht annehmbar und unrealistisch abgelehnt.
Diese Ausarbeitung, die von Propst Falcke für eine Diskussion vor der Synode angelegt war, wurde danach nicht mehr im Plenum behandelt.
Der Berichtsausschuss legte der Synode daraufhin einen Bericht zur Beschlussfassung vor, in dem der Bericht der Kirchenleitung und des Konsistoriums zugestimmt wird, die Dringlichkeit einer Erklärung betont wird, die eine Aussage über Nichtbeteiligung von Christen an einer »Kriegführung und Herstellung von Massenvernichtungsmitteln« beinhalten. [sic!] Außerdem wird darin hervorgehoben, dass die Synode die Gründe für die staatlichen Maßnahmen gegen Träger des Aufnähers »Schwerter zu Pflugscharen« nicht anerkennt und sich auch keinesfalls von den Trägern dieser Aufnäher distanziert. Dieser Bericht wurde von der Synode zum Beschluss erhoben. (Der Bericht des Berichtsausschusses wird im Wortlaut als Anlage 2 beigefügt.)
Die Berufung von Pfarrer Dr. Demke/Berlin zum Nachfolger im Bischofsamt der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen für Dr. Krusche ab 1.9.1983 erfolgte mit dem Ergebnis von 86 Ja-Stimmen, 4 Nein-Stimmen, 8 Stimmenthaltungen.
Dr. Demke legte vor den Synodalen auf teilweise provozierende Anfragen hin seine Haltung zum Verhältnis Staat – Kirche dar:
Er bedauerte, dass es in der Vergangenheit zu Spannungen zwischen kirchlichen und staatlichen Vertretern kam, die zu einem gegenseitigen Misstrauen geführt hätten und das Verhältnis verschlechterten. In der letzten Zeit habe sich dieses Verhältnis »wesentlich verbessert«.
Ihm läge sehr viel an einem »gesunden und freundschaftlichen Verhältnis mit dem Staat«. Man solle versuchen, Konfliktsituationen auszuräumen und in bestimmten Fragen zusammenzuarbeiten.
Es ist einzuschätzen, dass Inhalt und Verlauf der Synode durch das Bemühen kirchenleitender Kräfte, besonders durch Bischof Krusche/Magdeburg und Präses Höppner/Magdeburg, gekennzeichnet waren, keine über die Aussagen der Bundessynode und des Kirchenleitungsberichtes hinausgehenden, auf Konfrontation mit dem Staat abzielenden Beschlüsse zuzulassen. Im Verlauf der Synode wurde eine weitere Polarisation der Kräfte innerhalb der Kirchenleitung und Synode deutlich. Dies zeichnete sich besonders in der Diskussion zur »Friedensverantwortung der Kirche« ab.
Mit der Berufung von Dr. Demke/Berlin zum Bischof für die Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen wurden perspektivisch die loyalen und realen Kräfte in der Kirchenprovinz Sachsen gestärkt.
Internen Hinweisen zufolge sei das Auftreten von Bischof Krusche/Magdeburg, Präses Höppner/Magdeburg, Propst Treu/Wittenberg im Plenum und in den Ausschüssen wesentlich dadurch geprägt gewesen, die Glaubwürdigkeit der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen und von Bischof Krusche persönlich gegenüber dem Staat durch diese Synodaltagung nicht infrage zu stellen.
Dieses Bemühen wurde bereits im Bericht der Kirchenleitung sichtbar, in dem besonders im Teil »Verantwortung für den Frieden« die Aussage der Bundessynode vom September 1982 übernommen wurde.
Die Berichterstattung des akkreditierten Korrespondenten Röder, Berlin (West), konzentrierte sich auf die politisch-negativen Ansatzpunkte im Bericht der Kirchenleitung und in den Plenumssitzungen, insbesondere zur »Friedensverantwortung der Kirche«. Seine Berichterstattung zeigte, dass er Aussagen, zum Teil aus dem Zusammenhang gerissen, hervorhob, die offensichtlich die Konfrontationshaltungen Kirche – Staat »beweisen« sollten.
Die Information ist wegen Quellengefährdung nur zur persönlichen Kenntnisnahme bestimmt.
Anlage 1 zur Information 566/82
Drucksache-Nr.: 14.4./82
Vorlage des Ausschusses Erziehung und Jugend
Die Synode möge beschließen:
Die Synode hat sich über die »Offene Arbeit« in den Gemeinden durch den Bericht der Kirchenleitung informieren lassen. Bei der Beratung im Ausschuss Erziehung und Jugend wurde deutlich, dass nur wenige unter uns diese Arbeit kennen. Die Vielfalt der Erfahrungen in Berichten von Ausschussmitgliedern lässt gegenwärtig eine ausreichende Beurteilung und Einordnung der »Offenen Arbeit« nicht zu. Dennoch möchte die Synode auf Folgendes hinweisen:
- 1.
Die aufmerksame Begleitung junger Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, nötigt uns Anerkennung und Achtung vor den Mitarbeitern ab. Für die von ihnen aufgewandte innere und äußere Mühe und die ausgehaltenen Belastungen danken wir Ihnen. Leider stehen für diese Arbeit zu wenig Mitarbeiter zur Verfügung, obwohl der Sozialdiakonische Lehrgang in Weißensee eine entsprechende Ausbildung hat.
- 2.
»Offene Arbeit« sollte von staatlichen Stellen nicht mit Misstrauen und Verdächtigungen beobachtet werden. Kirchliche Stellen sollten diese Arbeit nicht als Arbeit am Rande werten. Wir erinnern an den Beschluss der Synode von Herbst 1981 (Drs. 9/81): Jugendarbeit, die versucht, »Freiraum bereitzustellen und so dem Evangelium entspricht, darf nicht durch Misstrauen staatlicher oder kirchlicher Stellen behindert werden« und fügen hinzu: Sie sollte viel mehr unterstützt und begleitet werden.35
- 3.
Im Bericht der Kirchenleitung wird die »Offene Arbeit« (Abs. 2.2.1.) aus der Erfahrung und Begegnung mit einzelnen Gruppen und Leitern beschrieben und angefragt. Dadurch kommt die Vielfalt der »Offenen Arbeit« nicht in den Blick. Oft gehört sie bereits zur »normalen Gemeindearbeit«! (Seite 15 Kirchenleitungsbericht)
- 4.
Für viele Gemeinden ist »Offene Arbeit« ein noch ungewohntes Arbeitsfeld. Werden sie unvorbereitet damit konfrontiert, sind Abwehrreaktionen, Berührungsängste und Spannungen nur zu verständlich. Wo der Gemeinde ihr sozial-diakonischer Auftrag bewusst wird, werden Gemeinden bereit und fähig, sich zu wandeln und für neue Arbeitsformen zu öffnen. Es gibt bereits gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit zwischen fürsorgerischer und offener Arbeit.
Die Synode sieht die Notwendigkeit »Offene Arbeit« inhaltlich zu beschreiben und bittet die Kirchenleitung, dem unter Berücksichtigung folgender Fragen in geeigneter Weise Rechnung zu tragen:
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Wie lässt sich vom Evangelium her die Einheit der Gemeinde so beschreiben, dass der Vielfalt ihrer Lebensformen Rechnung getragen wird?
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Wie kann die Gemeinde sich auf das Wagnis einlassen, erst beim anderen Menschen zu entdecken, was das Evangelium für ihn ist?
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Wie hält die Gemeinde aus, dass Menschen zu ihr kommen, die nicht vereinnahmt werden wollen?
Anlage 2 zur Information Nr. 566/82
Drucksache-Nr. 14.3./82
Vorlage des Berichtsausschusses
Die Synode wolle beschließen:
Die Synode hat den Bericht der Kirchenleitung und des Evangelischen Konsistoriums zur Kenntnis genommen. Sie dankt für die Informationen und Problemdarstellungen.
Die Synode bedauert es, dass sie aus Zeitmangel den umfangreichen Bericht des Evangelischen Konsistoriums nicht ausführlicher behandeln konnte. Sie sieht in diesem Bericht eine wichtige Ergänzung des Berichtes der Kirchenleitung.
Zum Bericht der Kirchenleitung hält die Synode folgende Anmerkungen für wichtig:
Weil wir es für richtig halten, dass der Bericht der Kirchenleitung versucht, den Weg unserer Kirche zu reflektieren, ein Stück Orientierung zu leisten, Wegmarkierungen zu setzen und Denkimpulse für das Weitergehen zu vermitteln, halten wir es für erforderlich, die Gemeinden zu ermutigen, der Kirchenleitung durch Berichte das an die Hand zu geben, was diese zur sachgemäßen Leitung benötigt. Die Kirchenleitung ist auf solche Informationen angewiesen.
Die Synode begrüßt die Berufung eines neuen Stellenplanausschusses und die Bemühungen um gerechte Verteilung der kirchlichen Mitarbeiter. Die faktisch bestehenden Schwierigkeiten in der Stellenbesetzung sind eine ernste Anfrage an Erwartungen oder Forderungen der Gemeinden und an das Verständnis des Dienstes kirchlicher Mitarbeiter. Insbesondere beauftragt die Synode die Kirchenleitung, dafür Sorge zu tragen, dass in den Gemeinden informierende und motivierende Beratung für die kirchlichen Berufe geschieht und die Auszubildenden von der Gemeinde begleitet werden.
Ebenso hält die Synode eine verantwortliche Gebäudeplanung für unabdingbar und die Erweiterung des Bauamtes für dringlich. Sie dankt für allen Fleiß, der in den Gemeinden für die Erhaltung der Kirche und Räume aufgewendet wird, die für den Dienst der Gemeinde genutzt werden.
Die Synode stimmt der Beurteilung zu, die die Kirchenleitung zur Verantwortung für die Gemeinschaft im Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR in ihrem Bericht gegeben hat. Sie bittet die Vertreter unserer Kirche in den Leitungsgremien von EKU und Bund, in den Bemühungen nicht nachzulassen, das Ziel einer verbindlicheren Gemeinschaft der Kirchen trotz des enttäuschenden Rückschlages beharrlich zu verfolgen.
Die Synode stimmt der Beurteilung zu, die die Kirchenleitung zur Verantwortung für die Gemeinschaft im Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR in ihrem Bericht gegeben hat. Sie bittet die Vertreter unserer Kirche in den Leitungsgremien von EKU und Bund, in den Bemühungen nicht nachzulassen, das Ziel einer verbindlicheren Gemeinschaft der Kirchen trotz des enttäuschenden Rückschlages beharrlich zu verfolgen.
Die Synode nimmt die Ausführungen über unsere Verantwortung für den Frieden dankbar an. Die Eigenständigkeit unserer Friedensarbeit wird hier in dem Auftrag begründet, dem Evangelium des Friedens zu entsprechen, und es wird gezeigt, wie das biblische Zeugnis vom Schalom unser Denken und Tun bestimmen will.
Diesen Teil des Berichtes sowie den ersten und zweiten Teil des Berichtes der Konferenz der Kirchenleitungen vom September 1982 sowie den Beschluss der Bundessynode dazu empfiehlt die Synode dringend dem Studium der Gemeinden. Hier werden wichtige Orientierungen für unser Friedenszeugnis und unser Friedenshandeln gegeben.
Die Synode unterstreicht die im Bericht genannten Aufgaben der Kirche, ihren Gliedern zu Gewissensentscheidungen aus Glauben zu helfen. Motivierung und Orientierung zum positiven Einsatz für die Zukunft des Friedens in allen Bereichen unseres Lebens wird hier immer vorne anstehen müssen.
Mit Recht und in Übereinstimmung mit anderen Stimmen in der Ökumene wird im Bericht festgestellt, dass der Einsatz von Atomwaffen und anderen Massenvernichtungsmitteln in unaufhebbarem Widerspruch zum Evangelium des Friedens steht und der nukleare Krieg unter keinen Umständen und niemals gerechtfertigt werden kann.
Hier ist eine Grenze für unser Mittun bei der militärischen Sicherung des Friedens benannt. Als Konsequenz darauf müssten wir erklären, dass uns die Beteiligung an einer Kriegsführung mit Massenvernichtungsmitteln von Gott untersagt ist und wir dabei nicht mitwirken können, ohne Gott den Schöpfer, Versöhner und Vollender praktisch zu verleugnen.
Eine solche Erklärung wäre dringlich, weil ein Krieg in Mitteleuropa, in den wir verwickelt würden, nach Auskunft von Experten und Politikern nahezu unvermeidlich zu einem Nuklearkrieg eskalieren würde. Aber wir haben als Synode noch nicht ausreichend bedacht, welche praktischen Konsequenzen solch eine Erklärung für unser praktisches Handeln heute hätte und wie im Kriegsfall, für dessen Verhinderung wir arbeiten und beten, dem Nachfolgeruf Jesu konkret entsprochen werden kann. Wir bitten darum die Gemeinde, dies vordringlich zu diskutieren, damit wir bald in der Lage sind, eine Erklärung dazu abzugeben, die auch von unseren Gemeinden mitgetragen wird.
Die Synode unterstreicht in diesem Zusammenhang, dass »Pazifismus« nicht länger als Schimpfwort verwendet werden darf, weil er in enger Verbindung zu zentralen Weisungen Jesu steht und heute für viele ein Ausdruck politischer Vernunft geworden ist.
Die Synode hat mit tiefer Betroffenheit davon Kenntnis genommen, wie in einzelnen Fällen staatliche Anweisungen zur vormi1itärischen Ausbildung beim Abschluss von Lehrverträgen gehandhabt wurden. Sie hofft, dass diejenigen Schüler, Lehrlinge und Studenten, die aus Gewissensgründen an der vormilitärischen Ausbildung überhaupt oder an Schießübungen nicht teilnehmen können, in unserer Gesellschaft gleichberechtigt sind und gleichgeachtet bleiben.
Die Synode dankt der Kirchenleitung, dass sie »Gesichtspunkte zur Auseinandersetzung mit Problemen der Zivilverteidigung« einschließlich entsprechender Materialien erarbeitet hat. Diese Zusammenstellung kann besonders den Gemeinden helfen, die durch Erfahrungen mit bestimmten Zivilverteidigungsmaßnahmen beunruhigt sind und nun eine sachgemäße Urteilsbildung wie praktische Verhaltensorientierung suchen.
Die Synode weist auf die schwerwiegenden Fragen hin, die uns heute mit der fortschreitenden Umwe1tbelastung gestellt sind. Auch hier muss der Glaube in verantwortlichem Umgang mit Gottes Schöpfung konkret werden. Es geht nicht nur um die Verhinderung des Krieges mit Waffen, sondern auch darum, dass der »Krieg« des Menschen gegen die natürlichen Lebensgrundlagen ein Ende findet.
Uns liegt am inneren Frieden unserer Gesellschaft. Deshalb möchten wir als Christen zur Stabilisierung des Lebens in unserem Lande beitragen.
Die Synode ist dabei der Meinung, dass die Offenlegung anstehender Probleme das Vertrauensklima fördert und die Bürger besser zum Mittragen bzw. zur Überwindung von Schwierigkeiten anleitet. Es gehört zu unserem Auftrag, das Leben in unserem Lande so mitzugestalten, dass alle Bürger gern hier leben.
Die Synode erkennt die Gründe nicht an, die zu den Maßnahmen gegen Träger des Aufnähers »Schwerter zu Pflugscharen« geführt haben. Der Beschluss, Aufnäher nicht neu herzustellen oder auszugeben, bedeutet nicht, dass die Kirche sich von den Trägern des Aufnähers distanziert. Er kann deshalb auch nicht als Rechtfertigung für Repressalien angeführt werden. Der Beschluss ist uns um vieler Christen willen schwergefallen, die dieses Zeichen wegen, das sie als Ausdruck ihres ehrlichen Friedenswillens getragen haben, Demütigungen auf sich nehmen mussten. Die Synode bedauert, dass es zu diesem Konflikt gekommen ist, wo Gespräche über den Weg zum Frieden nötig gewesen wären. Gerade an der Basis muss sich das offene, friedensfördernde Gespräch bewähren.
Diesem Ziel soll auch die Friedensdekade 1982 »Angst – Vertrauen – Frieden« dienen. Die Synode begrüßt es, dass Plakate, Lesezeichen und Faltblätter gedruckt werden konnten, mit denen unter dem Zeichen von Micha 4 öffentlich zu dieser Friedensdekade eingeladen wird. »Der Staat Bestes suchen« heißt heute, immer neu Vertrauen zu wagen und dazu einzuladen.