»Blues-Messen« in der Erlöserkirche Berlin-Lichtenberg am 23.4.1982
26. April 1982
Information Nr. 215/82 über am 23. April 1982 in der Erlöserkirche in Berlin-Lichtenberg durchgeführte »Blues-Messen«
Am 23. April 1982 fanden in der Zeit von 17.00 bis 23.20 Uhr in der Erlöserkirche in Berlin-Lichtenberg vier aufeinanderfolgende »Blues-Messen«1 gleichen Inhalts unter dem Thema »Lustlosigkeit« (»Warten auf Lust, bringt Unlust«) statt.
An den Veranstaltungen nahmen insgesamt ca. 2 700 Personen teil. Die ersten drei Veranstaltungen wurden jeweils von ca. 800 Personen besucht, während an der vierten »Blues-Messe« in der Zeit von 22.00 bis 23.20 Uhr ca. 500 Personen teilnahmen. Circa 200 Personen besuchten wiederholt einzelne Veranstaltungen.
Bei dem festgestellten Teilnehmerkreis handelte es sich im Wesentlichen um Jugendliche im Alter zwischen 14 bis 22 Jahren. Der Teilnehmerkreis an den Abendveranstaltungen war durch Jugendliche mit dekadentem Äußeren – sogenannte Tramper und Punker2 – geprägt.
Ungefähr 10 % aller Veranstaltungsteilnehmer trugen Aufnäher und Plaketten mit den Losungen »Schwerter zu Pflugscharen«3 und »Frieden schaffen ohne Waffen«4.
Unter den Besuchern befanden sich Personen aus fast allen Bezirken der DDR sowie vier Bürger aus der BRD. Die Mehrzahl besuchte bereits in der Vergangenheit »Blues-Messen«.
Neben den bekannten Organisatoren – Stadtjugendpfarrer Passauer,5 Kreisjugendpfarrer Eppelmann6 – nahmen auch Generalsuperintendent Grünbaum7 (Berlin) und Propst Winter8 (Berlin) an Veranstaltungen teil.
Vorliegenden Hinweisen zufolge waren in verschiedenen Veranstaltungen weitere kirchliche Amtsträger anwesend, unter ihnen der hinlänglich bekannte Jugendpfarrer Schilling9 (Rudolstadt) und der Pfarrer Cyrus10 (Galiläa-Kirche Berlin).
Als weitere Besucher wurden der Mitarbeiter der Ständigen Vertretung der BRD in der DDR, Dr. Hannspeter Hellbeck11 und der in der DDR akkreditierte Korrespondent des Evangelischen Pressedienstes (epd) der BRD, Hans-Jürgen Röder,12 erkannt.
Alle vier »Blues-Messen« waren entsprechend der Konzeption bisheriger Veranstaltungen als abwechselnde Folge von Blues-Musik, Sketsch und Gebet durchgeführt worden. Die Musik-Band »Gurkensalat« (Kirchenkreis Berlin-Pankow) sang ausschließlich englischsprachige Titel.
In der Begrüßung der Teilnehmer erläuterte das Mitglied des Vorbereitungskomitees Kahlau13 (Berlin) das Thema der »Blues-Messen«. Unter Bezugnahme auf den Frühling, welcher gleichzeitig Lust und Lustlosigkeit mit sich bringe, äußerte er u. a., dass überall viel Lustlosigkeit anzutreffen sei, wo etwas nicht in die Landschaft passe. Auch werde alles, was nicht in die Landschaft passe, asozialisiert; z. B. seien dies auch »Flicken auf den Hosen und Aufnäher auf den Ärmeln«.
Im weiteren Verlauf sprach Kreisjugendwart Syrowatka14 (Berlin) allen Trägern des Symbols »Schwerter zu Pflugscharen« im Sinne der Mitteilung der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen in der DDR an alle evangelischen Landeskirchen seinen Dank aus.
Politisch-negative Aussagen waren ferner in drei sogenannten Anspielen (Sketsche) enthalten (Texte als Anlage). In ihnen wird der Jugendliche »Lustlos« dargestellt, der keine Lust hat, entsprechend den gesellschaftlichen Normen zu leben. In Konsequenz dieser Lebenshaltung wird er zum Rowdy. Mit der Darstellung einer Gerichtsverhandlung wird versucht, die Ursachen dieser Fehlentwicklung aufzudecken. Sie werden nicht dem Rowdy »Lustlos«, sondern dessen Eltern, Lehrern und Vorgesetzten zugeschrieben. Hervorgehoben wird, dass die Wurzeln der Lustlosigkeit und damit das Fehlverhalten vieler Jugendlicher in der »Einseitigkeit unserer Gesellschaft liegen, die nur eine Art zu leben und Frieden zu schaffen zulässt«. Im Ergebnis der »Gerichtsverhandlung« wurde das Urteil nicht über »Lustlos«, sondern gegen die Gesellschaft gesprochen.
(Als aktive Gestalter der Sketsche fungierten: Jugendlicher »Unlust« – Kreisjugendwart Syrowatka, Richter – Stadtjugendpfarrer Passauer, Staatsanwalt – Kreisjugendpfarrer Eppelmann.)
In den Sketschen wurde ferner mehrfach auf das Tragen der Aufnäher »Schwerter zu Pflugscharen« und auf die »eigenständige« kirchliche Friedensdiskussion eingegangen.
Die durchgeführten »Blues-Messen« enthielten teils offene, teils verbrämte Angriffe gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung der DDR. Damit wurde die politisch-negative Tendenz dieser Veranstaltungsreihe fortgesetzt.
Zum Abschluss der jeweiligen »Blues-Messe« wurde bekanntgegeben, dass die nächste derartige Veranstaltung am 2. Juli 1982 an gleicher Stelle stattfinden solle.
Auf dem Kirchengelände der Erlöserkirche wurde durch Mitglieder des Friedenskreises der Evangelischen Studentengemeinde Berlin15 ein sogenannter Friedensstand betrieben, der durch Plakate mit pazifistischem Inhalt ausgestaltet war. Interessenten konnten Gesetzblätter (Wehrgesetz, Gesetz über die Aufgaben und Befugnisse der DVP, Anordnung über die Aufstellung von Baueinheiten16 im Bereich des MfNV) sowie Materialien über die 30. Pugwash-Konferenz17 u. Ä., aber auch postkartengroße Fotokopien mit pazifistischer Aussage (Anlage 2) erwerben.
Durch die an den »Blues-Messen« teilnehmenden Personen kam es zu keinen wesentlichen, die öffentliche Ordnung und Sicherheit beeinträchtigenden Störungen.
Zahlreiche Jugendliche kamen im angetrunkenen Zustand zu den Veranstaltungen. Auch während der Veranstaltungen kam es zum Genuss von Alkohol.
Durch Abzeichen gekennzeichnete kirchliche Kräfte der sogenannten Infogruppe sorgten für einen ordnungsgemäßen und störungsfreien Ablauf der Veranstaltungen.
Nach Beendigung der letzten »Blues-Messe« tätigte ein 20-jähriger Maschinenbauer im VEB Rationalisierungsmittelbau vor der Erlöserkirche staatsverleumderische Äußerungen.
Der unter erheblichem Einfluss von Alkohol stehende Täter wurde zugeführt, und gegen ihn wurde ein Ermittlungsverfahren wegen öffentlicher Herabwürdigung gemäß § 220 StGB eingeleitet.18
Die Information ist wegen Quellengefährdung nur zur persönlichen Kenntnisnahme bestimmt.
Anlage 1 zur Information Nr. 215/82
[MfS-»Protokoll« der Bluesmesse]
Hallo Freunde, endlich sehen wir uns wieder und können eine Bluesmesse zusammen feiern. Mich würde mal interessieren, woher Ihr alle kommt – Zwischenrufe – Moment, Moment. Fragen nach dem Herkunftsort durch »Bruno« (Rostock, Erzgebirge, Mecklenburg, Thüringen). Die Berliner sollten die von außerhalb durch Beifall begrüßen.
Gott sei Dank, der Frühling ist da, ein unheimlich duftes Wetter, man sieht es schon an der Kleidung. Hier in Berlin war der Winter fast nicht auszuhalten gewesen, nur Schmutz und Dreck. Er hat keinen Spaß gemacht, er hat uns Lust genommen. Und da wären wir ja schon beim Thema. Lust, das ist heute das Stichwort.
Wenn der Frühling auf einmal die Lust am Leben steigert, erleben wir manchmal, dass wir keine Lust, keinen Bock, überhaupt Lust auf etwas haben. Dass wir da sind und nicht wissen, wie wir uns, was wir mit uns und den anderen anfangen sollen, außer Eure Lust auf den Blues, habt Ihr sicher auch Euren Ärger mitgebracht, bloß etwas weiter nach unten geschoben.
Genau um diese ärgerliche Lustlosigkeit, um diesen Ärger, von dem der »Bruno« eben gesprochen hat und womit keiner etwas anfangen kann, soll es heute in unserem Gottesdienst gehen. Die Ursachen und die Folgen dieser Lustlosigkeit, dieses Ärgers wollen wir in einem Gerichtsprozess näher beleuchten.
Da soll in einem Gerichtsprozess ein gewisser Herr Lustlos verurteilt werden. Ein gewisser Herr Lustlos verurteilt von einem Volk »A« und verurteilt von einem Volk »B«. Diese beiden Völker zerren den Herrn Lustlos hin und her, versuchen ihn mit ihren Argumenten entweder herunterzudrücken oder hoch zu helfen. Der Richter in diesem Gerichtsprozess versucht Recht zu sprechen, soweit dazu und später mehr.
Noch eine Information, wie bei jeder Bluesmesse, so steht auch bei dieser Bluesmesse der Toilettenwagen für die Notdurft hinter der Kirche, links. Thema Rauchen und Thema Alkohol, bitten wir Euch, nichts hier drin zu Euch zu nehmen, und was die Info-Gruppe anbelangt, das sind die netten jungen Menschen am Aus- und Eingang an der Tür, die haben eine ganze Menge geleistet, was organisatorische Sachen anbelangt, denen sollte man ganz lieb auf die Schulter klopfen oder auch lieb drücken, wenn Ihr wollt.
Ja aber, Ihr könntet Euch, damit Ihr wisst, Ihr seid nicht alleine hier, das seid Ihr auch nicht, auch selber mal lieb drücken, oder Euch die Hand geben, oder den Nachbarn fragen, wie er heißt. Ihr könntet auch dem Nachbarn etwas schenken, wenn Ihr was in den Hosentaschen habt. Da wir noch zwei Bluesmessen haben, schenke ich dem »Bruno« bloß einen Kugelschreiber.
Wir wollen jetzt den Gottesdienst im Namen Jesus, der gesagt hat, »Ich bin das Leben« beginnen und wünschen uns ein duftes Miteinander und ein duftes Erleben. Vielleicht noch, wie Ihr seht, sind wieder ein paar neue Musiker da. Vielleicht könntet Ihr die mal ganz kräftig begrüßen.
Sketsch
Herr Lustlos – Ralph Syrowatka
Ich halte es nicht mehr aus. Die einen, die ziehen mich nach links, und die anderen ziehen mich nach rechts, ich bin hin und her gerissen. Halb ausgestiegen und doch noch drin. So sitze ich hier hinter der Angst, der Missachtung und der Lustlosigkeit, eingezwängt in Verbote. Ich habe keine Lust mehr, nach Anweisungen zu funktionieren.
– Beifall –
Leben will ich, mich spüren, mich entdecken. Ich will mich ausprobieren, bunt soll die Welt sein, sagt man, mein Alltag ist grau. Flicken auf der Hose, Plaketten und Anhänger, lange Haare passen nicht in die Landschaft von Eltern, Vorgesetzten und Erziehern.
Schon früh haben sie mir meine Entdeckerlust ausgetrieben mit ihrem, lass das, geh weg da, das darfst Du nicht oder mach das nicht. Sie haben sich lieber mit ihrem Müll beschäftigt, als mit mir die Welt zu entdecken.
Durch ihre ständigen Maßnahmen, Verbote, stumpfe ich so vor mich hin. Oh mein Gott, bewahre mich davor, dass meine Lustlosigkeit sich in Hass und Zerstörungswut verwandelt. Hilf mir nach anderen Möglichkeiten, um diese kaputte Welt zu verändern.
– Beifall –
Hilf mir Gott, hilf mir, diese bedrückende Lustlosigkeit zu überwinden, »Amen«.
– Beifall –
Musik
Was sitzt Du hier so rum und tust nichts, mit Deiner Lustlosigkeit, so kann es doch nicht weitergehen.
Kein Mensch kann immer nur Höchstleistungen bringen, immer arbeiten, wir müssen auch mal keine Lust haben dürfen, mal gammeln können.
– Beifall –
Du mit Deiner ewigen Lustlosigkeit, Du bist ein schlechtes Beispiel, Du zeigst den anderen erst mal richtig, wie sie es machen sollen, man, was bist Du pessimistisch. Wenn das eine Bewegung wird, Bewegung der Lustlosen, man, dann können wir einpacken.
– schwacher Beifall –
Wenn Du lustlos bist, fallen sie gleich über Dich her, dabei hat jeder einmal keine Lust. Die anderen zeigen es bloß nicht.
– starker Beifall –
Ist das wirklich ein so schlechtes Beispiel, wenn einer ehrlich zeigt, dass er mal keine Lust hat. Bist Du wirklich schlecht, weil Du zu dem stehst, wie Du Dich gerade fühlst?
– starker Beifall –
Ich find mich ganz O.K. so.
Du kannst Dir das nur leisten, weil andere was für Dich leisten, arbeiten, Geld verdienen und was schaffen, die meckern nicht rum, die haben an nichts was auszusetzen manchmal, das ist schöner. So geht das nicht weiter, Mensch. Du brauchst Kollegen. Ihr macht Euch doch alle kaputt, man Junge.
Es ist schon gut zu wissen, woran man bei Dir ist, auf die gute Bindung kommt es an. Bindung, die verlässlich ist. Wo man auch mal seine Gefühle spielen lassen kann, wo man Schwächen eingestehen kann.
– starker Beifall –
Richter
Hin und her gebogen, klein gemacht und aufgerichtet, Lustlosigkeit hin – Lustlosigkeit her.
Die einen wollen ihn hinbiegen, und die anderen bestätigen ihn und bestärken ihn, finden seine Lustlosigkeit gut, die einen wollen so, die anderen wieder anders. Wenn ich nur herausbekäme, was er selber will. Ohne seine eigene Meinung ist mir das Ganze zu einseitig.
Wenn wir selbst nichts sagen und unser Gesicht nicht zeigen, werden wir zu einseitig beurteilt.
– starker Beifall –
Einseitig als die Lustlosen, die Zerstörer, die Chaoten, die Kumpels, die zu nichts Lust haben, die zu nichts zu gebrauchen sind, oder wir werden uns zu schnell und zu resigniert mit unserer Situation abfinden. Einseitig kaputtmachen und kaputtspielen.
– starker Beifall –
He, was stehst Du da an der Ecke? Was machst Du heute Abend?
Saufen gehen.
Komm lieber mit in die Kirche.
Nee, das hier ist besser.
Wir sprechen auch über Frieden. Das geht auch Dich an.
– starker Beifall –
Keine Lust, ich habe zu nichts so richtig Lust.
Aber Du kannst doch nicht so sitzen und warten auf Deine Lust. Die kommt doch nicht von alleine.
Mach ich ja auch nicht. Manchmal sind wir ein paar mehr, und dann gehen wir durch die Straßen, naja, und da geht auch mal so einiges kaputt. Aber so richtig Lust naja nachts in der Kneipe, ab und zu mal eine Olle, aber sonst … Die stecken Dich ja doch hin, wo sie Dich hinhaben wollen, da warte ich lieber, bis mir was einfällt, worauf ich einen Bock hätte.
Musik
Im Hintergrund Lärm
Eh, was machst denn Du da? Bist Du verrückt? Warum machst Du denn das?
Wer weiß, wo sie mich hinhaben wollen, wo ich nicht hinwill. Deswegen mache ich das. Da vergeht mir überhaupt die Lust, was zu machen, und denen soll sie auch vergehen.
Los, wir hauen ab.
Also, ich finde ja die Sache mit der Telefonzelle ist lahm. Wer kaputt macht, der wird verurteilt. Wer zerstört, hat Schuld, und wer lustlos ist, auch wenn Ihr noch so viel geklatscht habt, der ist asozial. Kommen wir darum zu dem gerechten und logischen Urteilsspruch: »Wer kaputtmacht, der soll kaputtgemacht werden.« Ich, ich werfe den ersten Stein.
Halt! Wer berechtigt Sie, so zu reden? Welche Macht vertreten Sie hier?
Also, ich spreche hier für alle ordentlichen und fleißigen Menschen. Ich bin die öffentliche Meinung. Ich vertrete hier das Interesse des Staates.
Dann wäre es gut, wenn Sie die, die Sie hier vertreten, auch mal selbst fragen.
– starker Beifall –
Wenn Sie sich, zu denen, die Sie hier vertreten, einmal herunterbücken und sie fragen. Gehen Sie, fragen Sie das Volk. Ich höre zu.
Meinst Du, na gut, Du wirst ja sehen.
Sprecher wendet sich ans Publikum.
Ja, der hat alles kaputtgemacht. Schmeiß den Stein. Macht ihn kaputt. Was meint Ihr? (Keiner der Zuschauer, wollte den Stein werfen.) Er hat doch alles kaputtgemacht. Die Zelle und auch seine Kumpels, macht ihn kaputt.
Ihr habt ja Recht. Ihr habt das Recht in der Hand. Ihr habt alle Rechte. Ihr habt Euer gutes Recht. Ihr habt alle ein Recht, mitzuentscheiden, mitzureden, mitzumachen. Aber Ihr habt kein Recht, zu verurteilen. – Beifall –
Keiner von Euch hat ein Recht, einen anderen Menschen zu verurteilen, keiner von Euch hat das Recht.
Was wir verurteilen können und auch verurteilen wollen, ist die Einseitigkeit. – Beifall – Das Beharren auf der einen Sicht, auf der einen Art zu leben, der einen Art, Frieden zu schaffen.
– Beifall – Wenn die Lustlosigkeit einseitig bleibt, wird sie uns allen zum Verhängnis. Wenn sich unser Lebensstil nur noch festmacht an Ärger, an Wut, an Langeweile, dann kommt bald nichts mehr dabei heraus. Es bleibt dabei. Deshalb, liebe Freunde, verurteilt werden darf nie der Mensch, aber die Gewalt, die er ausübt, und die an ihm ausgeübt wird. – starker Beifall – Die Gewalt gegenüber Wehrlosen wird verurteilt, die Gewalt gegenüber Schwächeren wird verurteilt, die Gewalt gegenüber anders Denkenden wird verurteilt. – starker Beifall – Gewaltsame Lösungen, um zu seinem Recht zu kommen, machen kaputt und zerstören das Leben. Nur wer Recht bringt kommt zurecht. Deshalb braucht unser Herr Lustlos auch keinen, der ihn hinrichtet, er braucht einen, der ihn aufrichtet. Herr Lustlos braucht Verbündete. Er braucht Menschen, an die er gebunden ist. (Sprecher wendet sich an einen Zuschauer) Deshalb sei doch so gut, und komm herauf. Herr Lustlos braucht Verbündete, Menschen, die sagen, ich bin so wie Du. Ich lass mich an Dich binden. Wir sind in Zukunft Verbündete. Wir brauchen alle Verbündete, Menschen, die uns zur Seite stehen, Menschen, die uns an der Seite stehen, die uns halten und aufrichten. Wenn der eine geknickt ist, dann steht der andere gerade. Sie lassen sich gegenseitig nicht fallen. Und einer hat es vorgemacht. Der hat sich binden lassen, und seit dieser Zeit steht das Kreuz in unserer Mitte. Dieses Kreuz verkörpert die andere Seite in unserem Leben. Da, wo alle stark sein wollen, sind die, die mit dem Gekreuzigten leben, schwach. Und wo alle schwach sind und aufgeben wollen, da sind die, die mit dem Gekreuzigten leben, stark. Deshalb ist das Kreuz unser Zeichen der Andersartigkeit, unser Zeichen des Friedens. – Beifall –
Jesus Christus bindet sich an uns und uns an sich. Und so gehen wir alle, Ihr und wir, nicht hingerichtet, sondern aufgerichtet durchs Leben. – starker Beifall –
Und so heißt hier an dieser Stelle mein Urteilsspruch: »Lustlos, Du darfst leben.« Verurteilt wird die Einseitigkeit, aber nie der Mensch. Sind wir eingebunden, so kommen wir zurecht. Musik
Da nicht alles so positiv ist, wie wir das denken, gibt es eine Möglichkeit, sich in der Kirche zu bekräftigen, wir nennen das Gebet. Lasst es uns miteinander versuchen.
Herr, Du weißt, dass die Lustlosigkeit zu unserem Leben dazugehört. Du verstehst auch, wie schwer sie manchmal zu ertragen ist. Wir bitten deshalb um Kraft, damit diese zeitweise Lustlosigkeit auszuhalten ist und wir nicht daran kaputtgehen. Dass wir der Strafandrohung wegen der Folgen unserer Lustlosigkeit und unserer pessimistischen Gefühle nicht mit Hass und blinder Zerstörungswut begegnen. Wir hoffen, dass wir Menschen finden, die uns in solchen Situationen verstehen und helfen können.
Herr, wir bitten Dich, für die, die verurteilt sind, die inhaftiert sind, dass sie trotzdem ihren Lebenswillen nicht verlieren. – Beifall – Herr, hilf auch uns, dass wir nicht unsere Eltern, Lehrer oder Vorgesetzten wegen ihren Erziehungsfehlern beschuldigen, sondern dass wir diese überwinden und mit Freuden unser Leben phantasievoll gestalten. Herr, wir bitten Dich, die, die wegen der Aufnäher »Frieden schaffen ohne Waffen« schwierigen Situationen ausgesetzt sind, gib ihnen die Kraft, diese Konfrontation zu überwinden. Herr, lass auch die erkennen, die reibungslos funktionieren und als erfülltes Leben betrachten, dass die nur ein kleiner Teil davon sind. Amen
Liebe, manchmal auch, nehme ich jedenfalls an, lustlose Freunde! Jetzt kommt eine Passage, die bei jedem Gottesdienst dabei ist, und zwar die Information, wofür wir Euer Geld am Ausgang erbitten. Viele von Euch, viele andere junge Menschen in unserem Land sind in einer ähnlichen Situation, wie es der Herr Lustlos vorhin war. Wir als Christen, als Mitglieder evangelischer Gemeinden oder unserer evangelischen Kirche wollen diesen Lustlosen, gerade diesen Lustlosen, Verbündete sein. Dazu brauchen wir auch Euer Geld. Um z. B. in Haftanstalten oder Heime zu fahren. – Beifall –
Wir brauchen Euer Geld, um diese Bluesmessen weitermachen zu können. – starker Beifall – Und wir brauchen Euer Geld, um Räume in Kirchen und Gemeindehäusern für speziell offene Jugendarbeit immer wieder herrichten zu können.
Ich würde es schön finden, wenn Ihr nicht nur mit Eurem Beifall, sondern auch durch die Größe Eures Opfers deutlich machen würdet, dass Ihr meint, dass diese Arbeit ganz wichtig ist. Ich danke Euch!
Geht also jetzt nach Hause mit der Gewissheit, dass Ihr alle anerkannt seid, auch wenn Ihr lustlos seid. Gebt diese Gewissheit weiter an die, die fast verzweifeln. Damit werden wir Frieden schaffen ohne aufeinander loszugehen. – Beifall – Wir sehen uns hoffentlich bei der nächsten Bluesmesse am 2. Juli wieder. Ich freue mich schon darauf.