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Effektivere Nutzung von Rohstoffen in der Nahrungsgüterproduktion

28. September 1982
Hinweise über Maßnahmen zur effektiveren Nutzung der zur Verfügung stehenden Rohstoffe für die Nahrungsgüterproduktion und der Nahrungs- und Genussmittel zur Sicherung einer gesunden Ernährung sowie zur Senkung der Verluste [K 1/119]

Nachstehend wird über einige bedeutsame inhaltliche Probleme aus zentralen Beschlüssen informiert, die langfristigen Charakter haben. Eine Vielzahl in den Beschlüssen enthaltener Einzelmaßnahmen wird bereits im Verlauf des Jahres 1983 wirksam.

In Auswertung der 4. Tagung des ZK der SED und insbesondere der im Schlusswort des Generalsekretärs des ZK der SED,1 Genossen Erich Honecker,2 getroffenen Feststellung, dass unsere Partei mit gutem Gewissen einschätzen kann, dass wir auch im internationalen Vergleich ein hohes quantitatives und qualitatives Niveau in der Ernährung erreicht haben, ist es notwendig, alle volkswirtschaftlichen Reserven zur effektiveren Nutzung der zur Verfügung stehenden Rohstoffe und ihrer Veredelung sowie der Nahrungs- und Genussmittel zu erschließen, die Verluste zu senken und der Verschwendung entgegenzuwirken.

Die zentralen staatlichen Organe haben zu sichern, dass mit den Volkswirtschaftsplänen die wissenschaftlich-technischen Aufgaben und Maßnahmen zu ihrer Überleitung in die Produktion darauf konzentriert werden, dass

  • das Aufkommen an einheimischen Rohstoffen für die Nahrungs- und Genussmittelproduktion erhöht, verbreitert, stärker veredelt und besser genutzt wird, um dadurch zugleich NSW-Importe zu reduzieren bzw. abzulösen,

  • Erzeugnisse und Verfahren entwickelt und produktionswirksam werden, die zu einer gesunden Ernährung der Bevölkerung, vor allem durch eine Reduzierung des überhöhten Fett- und Zuckerverbrauches, beitragen und die sich durch höhere Qualität der Verarbeitung und der Konsumreife auszeichnen,

  • Rohstoffe und Lebensmittel so produziert, verpackt, transportiert, gelagert und im Handel angeboten werden, dass die Verluste von der Rohstoffgewinnung bis zu den Verbrauchern entschieden vermindert werden.

Zur Sicherung der Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungs- und Genussmitteln entsprechend vorhandenen Fonds werden in die Volkswirtschaftspläne nachstehende Maßnahmen aufgenommen und deren planmäßige Realisierung organisiert:

  • Reduzierung des Verbrauches von Nahrungsfett,

  • vollständige Nutzung, höhere Veredelung und Substitution von Fleisch,

  • Reduzierung des Verbrauchs von Zucker,

  • Beschleunigung der Entwicklung und Produktion von Aromen,

  • vollständige Verwertung landwirtschaftlicher Rohstoffe sowie Verhinderung der Verluste von Nahrungs- und Genussmitteln,

  • Ablösung von NSW-Importen sowie eine systematische Entwicklung und Popularisierung einer gesundheitsfördernden Ernährung.

Zur Reduzierung des Verbrauchs von Nahrungsfetten wird kurzfristig der Anteil und die Qualität von Frischer Rahmenbutter sowie von anderen Buttersorten mit reduziertem Fettgehalt erhöht. Im Zusammenhang damit werden entsprechende Maßnahmen für eine bedeutende Verbesserung der Haltbarkeit und zur besseren Ausnutzung der Kühlkette im Einzelhandel eingeleitet (Erweiterung der Frischdienstlinien).

Geprüft werden des Weiteren Möglichkeiten zur Herstellung der Margarinesorten »Marina«, »Sonja« und »Sana« mit einem von 72 % auf 70 % reduzierten Fettgehalt.

Die Erhöhung des eigenen Aufkommens von Rapsöl wird durch die Reduzierung der Verluste im Rapsanbau, die Erhöhung der Qualität, die Erweiterung des Anbaus der neugezüchteten Rapssorte »Marinus« und die Züchtung qualitativ hochwertiger Rapssorten gesichert.

Die Entwicklung der entsprechenden Verarbeitungstechnologien muss kurzfristig abgeschlossen werden.

Im Weiteren werden gemeinsame Untersuchungen der Forschungseinrichtungen der Milch-, Öl- und Margarineindustrie durchgeführt mit dem Ziel der Entwicklung eines neuen Butter- und Margarinesortiments unter Verwendung tierischer und pflanzlicher Öle. Damit soll die Verbrauchsstruktur zugunsten der Margarine verändert werden.

Die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur Einführung weiterer fettreduzierter Erzeugnisse wie Kaffeesahne, Schlagsahne, Käseerzeugnisse, Cremfett, Sauermilch- und Speisequarkerzeugnisse werden beschleunigt und vorliegende Forschungsergebnisse sofort in die Produktion überführt.

Zur vollständigen Nutzung, höheren Veredelung und Substitution von Fleisch werden kurzfristig die erforderlichen Voraussetzungen geschaffen, um ab 1983 durch bedarfsgerechte Abpackgrößen und eine entsprechende Sortimentsstruktur bei der Produktion von Fleischkonserven einen höheren Versorgungseffekt bei einem sinkenden Rohstoffeinsatz zu sichern.

Gleichzeitig werden die gegenwärtig vorliegenden Forschungs- und Entwicklungsergebnisse für den Einsatz geeigneter Austauschstoffe, wie Milcheiweiß, Stärkehydrolyseprodukte3 und Kartoffelstärke für die teilweise Substitution von Fleisch in Fleisch- und Wursterzeugnissen genutzt.

Im Weiteren wird zur Entwicklung der Produktion von mikrokristalliner Zellulose (Heweten) eine bedarfsgerechte Produktion für den Einsatz in Fleisch- und Wursterzeugnissen gesichert.

Zur volkswirtschaftlich effektivsten Nutzung des Ackerbohnenproteins für die Lebensmittelindustrie, insbesondere für den Einsatz in Fleischerzeugnissen, werden entsprechende Möglichkeiten geprüft.

Zur abwechslungsreicheren Gestaltung der Pausenversorgung und unter Beachtung der Anforderungen an die gesunde Ernährung wird das Imbisssortiment nach dem Beispiel der Pausenversorgung der Bauarbeiter der Hauptstadt der DDR, Berlin, verbessert, die Anzahl der Artikel bei stärkerem Einsatz von Eiern, Gemüse, Käse und Quark soll erweitert und der Fleischeinsatz reduziert werden. Dieses Angebot wird im Jahre 1983 bei Sicherung der dazu erforderlichen Ausrüstungen schrittweise auf alle Bezirke ausgedehnt.

Im Interesse der Reduzierung des Verbrauchs von Zucker wird kurzfristig eine Reihe von Aufgaben realisiert, die u. a. beinhalten:

Durch neue Rezepturen und die Nutzung von Substituten reduziert sich der Zuckereinsatz vor allem bei Marmeladen und Konfitüren so, dass ab 1983 bedeutende Mengen Zucker eingespart werden.

Zur Ausschöpfung aller Möglichkeiten des Einsatzes von Süßstoffen anstelle von Zucker werden die vorhandenen Produktionskapazitäten von Saccharin und Cyclamat rekonstruiert, um eine bedarfsgerechte Produktion, beginnend ab 1983, zu sichern (Verbesserung der Qualität, insbesondere des Reinheitsgrades). Im Jahr 1983 sollen dadurch weitere Mengen Zucker bei den Großverbrauchern substituiert werden.

Außerdem ist vorgesehen, zur Nutzung weiterer Möglichkeiten zur Produktion von Zuckersubstituten (z. B. Asparate,4 Xylit u. a.) die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf der Grundlage verfügbarer Rohstoffe zu beschleunigen.

Zur weiteren Reduzierung des Zuckereinsatzes durch niederverestertes Pektin auf der Grundlage der einheimischen Apfelproduktion werden entsprechende Forschungs- und Entwicklungsarbeiten beschleunigt und die notwendige Entwicklung entsprechender Produktionskapazitäten geprüft.

Das wissenschaftliche Potenzial auf dem Gebiet der Aromaforschung wird im Interesse der Beschleunigung der Entwicklung der Produktion von Aromen auf die Entwicklung von Butter-, Käse-, Fleisch- und Kakaoaromen sowie auf Aromen für den Einsatz in der Spirituosen-, Getränke- und Backwarenindustrie konzentriert.

Aufgaben zur vollständigeren Verwertung landwirtschaftlicher Rohstoffe sowie zur Verminderung der Verluste von Nahrungs- und Genussmitteln beinhalten im Einzelnen:

  • Sicherstellung der materiell-technischen Voraussetzungen für die Überführung von Verfahren zur rationellen Nutzung des Milcheiweißes und -fettes für die Versorgung der Bevölkerung und Bereitstellung von Futtermitteln bei gleichzeitiger Freistellung von Magermilch.

  • Die Beschleunigung der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur Verbesserung der Schältechnik bei Kartoffeln und die Sicherung der breiten Anwendung dieses Verfahrens mit dem Ziel, bei höherer Qualität die Verluste um 5 % zu verringern und den Arbeitszeitaufwand um etwa. ein Drittel zu senken, bei gleichzeitiger Erhöhung des Futtermittelaufkommens.

  • In der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft und Lebensmittelindustrie sind in Zusammenarbeit mit dem Konsumgüterbinnenhandel von der Produktion bis zum Verkauf an die Bevölkerung die Transportverluste bei Zucker und Spirituosen sowie vergleichbaren anderen Erzeugnissen durch den Einsatz entsprechender Einzel- und Transportverpackungen und Ladegutsicherungen für Flachpaletten zur senken.

  • Durch die Kennzeichnung der Kronkorken für bestimmte Sorten von Bier und alkoholfreien Getränken sowie der Paletten bzw. Stapel sind die Verluste durch die Vernichtung der Erzeugnisse bei verlorengegangenen Etiketten wesentlich zu reduzieren.

Ausgehend von der Struktur der Haushaltsgrößen, unter besonderer Berücksichtigung der kleinen Haushalte, sind die Voraussetzungen zu schaffen, um den Anteil kleiner Abpackungen bzw. Stückwaren bei Lebensmitteln zu erhöhen.

Für die Ablösung von NSW-Importen werden, beginnend mit dem Jahr 1983, mindestens 750 t Dickzuckerfrüchte aus einheimischen Rohstoffen als Importablösung für Zitronat und andere Backzutaten produziert.

  • Kurzfristig erfolgt dazu die Überleitung der Verfahren für die Gewinnung, Konservierung und Aufbereitung von Kernen aus dem im Inland verarbeiteten Obst zur Ablösung von Trockenfrüchten für den Einsatz in Füllmassen in der Süßwaren- und Backwarenindustrie.

  • Es werden die erforderlichen Produktionskapazitäten zur Herstellung kochfester Därme, Plastformrohre und Därme aus PU-Materialien zur Ablösung bisheriger Importe gesichert (Rohstoffveredelung, Nutzung von Exportmöglichkeiten, Schaffung von Voraussetzungen für den Einsatz in der Fleischindustrie).

  • Geprüft werden Möglichkeiten der Bereitstellung von Rohstoffen und der materiell-technischen Voraussetzungen für eine teilweise Substitution von Trockenfrüchten auf der Grundlage eines Verfahrens zur Schälung von Sonnenblumenkernen.

Im Interesse der Verstärkung des Einflusses der Ernährung auf die Erhaltung der Gesundheit, der Leistungsfähigkeit und des Wohlbefindens – d. h. für die Gestaltung einer gesundheitsfördernden Ernährung – werden vielfältige Formen der Aufklärung und Beratung vorbereitet und schrittweise wirksam mit dem Ziel, die Bevölkerung für eine gesundheitsfördernde Ernährung zu gewinnen und insbesondere die Mitverantwortung eines jeden Werktätigen für die Erhaltung seiner eigenen Gesundheit zu erhöhen. Gleichzeitig sollen die Kenntnisse der Bürger zu solchen Fragen wie der Erhaltung der Lebensmittel, des Schutzes vor dem Verderb und der rationellen Verwendung von Nahrungsgütern vertieft werden.

In diesem Sinne werden

  • die Erziehung junger Menschen zur gesunden Ernährung systematisch gefördert,

  • die Massenkommunikationsmittel der DDR stärker und regelmäßig zur Vermittlung von Erkenntnissen auf diesem Gebiet genutzt,

  • im Gesundheitswesen eine überzeugende Orientierung der Patienten auf eine gesundheitsfördernde Ernährung vorbereitet und dazu eine entsprechende Aus-, Weiter- und Fortbildung der medizinischen Kader gewährleistet und

  • die geschmackliche und ernährungsphysiologische Qualität der Gemeinschaftsverpflegung und des Gaststättenwesens so verbessert, dass ihre Beispielwirkung bedeutend erhöht wird.

  1. Zum nächsten Dokument Tagungen der Evangelisch-methodistischen Kirchen Europas in Herrnhut

    29. September 1982
    Information Nr. 508/82 über Tagungen der Evangelisch-methodistischen Kirchen Europas in Herrnhut, Bezirk Dresden

  2. Zum vorherigen Dokument Brief Pfarrer Eppelmanns an den Botschafter der UdSSR in der DDR

    24. September 1982
    Information Nr. 507/82 über das Versenden eines von Pfarrer Eppelmann verfassten Briefes an den Botschafter der UdSSR in der DDR