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Erneute Hetzschriften-Ballonaktionen von Westberlin

3. Mai 1982
Information Nr. 230/82 über erneute Hetzschriften-Ballonaktionen von Berlin (West) aus

Am 1. Mai 1982 erfolgten von Berlin (West) aus erneut Flugblattaktionen gegen die DDR.

Nach Feststellung der zuständigen Organe der DDR wurden in der Zeit zwischen 10.00 Uhr bis gegen 13.00 Uhr vom Westberliner Bezirk Tiergarten (Potsdamer Platz, Marschallbrücke) und in der Zeit zwischen 15.00 Uhr und 17.00 Uhr vom Westberliner Territorium in unmittelbarer Nähe des Stadions der Weltjugend1 sowie vom Westberliner Hochstand Bernauer Straße Ballons mit Papierlasten aufgelassen, die in den Luftraum der DDR eindrangen.

Die Ballons, zum Teil gebündelt, trugen vorwiegend Flugblätter, der sogenannten KPD2 (Flugblattaktionen der »KPD« erfolgten bereits am 5. und 13. Dezember 1981 sowie am 13., 14. und 25. Februar 1982 vom Westberliner Territorium aus gegen die DDR – siehe Informationen des MfS Nr. 84/82 vom 16.2.1982 und Nr. 104/82 vom 26.2.1982) sowie der »Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte e. V.«3.

Die Flugblätter beinhalten massive politische Verleumdungen gegen die DDR. Sie richten sich insbesondere gegen das sozialistische Strafrecht der DDR und fordern »Solidarität mit dem polnischen Volk«.

Nach weiteren Feststellungen der zuständigen Organe wurden gleichlautende Flugblätter am 1. und 2. Mai 1982 von Berlin (West) aus (Hochstand Bernauer Straße) auf das Territorium der DDR geworfen.

Im Bezirk Frankfurt/Oder wurde am 1. Mai 1982 eine ebenfalls mittels Ballons von Berlin (West) aus eingeschleuste Zeitschrift der Jungen Union mit dem Titel »Das JU-Forum« (Ausgabe 5/1982)4 aufgefunden. Der Inhalt enthält ebenfalls massive Hetze gegen die DDR.

Es wird vorgeschlagen, erneut gegenüber dem Senat von Berlin (West) gegen die Verletzung des Luftraumes der DDR, die Gefährdung der Flugsicherheit und von Leben sowie Gesundheit von Bürgern der DDR in geeigneter Form Protest einzulegen, verbunden mit der Forderung, Maßnahmen zur Unterbindung derartiger Handlungen zu treffen.

  1. Zum nächsten Dokument Hinweise über Pläne zur Formierung einer polit. Opposition in der DDR

    4. Mai 1982
    Hinweise über Pläne, Absichten und Machenschaften gegnerischer und reaktionärer kirchlicher und anderer feindlich-negativer Kräfte in der DDR zur Organisierung von Aktivitäten gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung und zur Formierung einer sogenannten politischen Opposition in der DDR [K 3/53]
  2. Zum vorherigen Dokument Treffen von Vertretern des BEK und des Nationalen Christenrats der USA

    3. Mai 1982
    Information Nr. 229/82 über ein Treffen zwischen Vertretern des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR und des Nationalen Christenrates der USA vom 19. bis 23. April 1982 in Ferch, Kreis Potsdam

  1. Das »Walter-Ulbricht-Stadion«, ab 1973 »Stadion der Weltjugend«, war eine an der Chausseestraße in Berlin gelegene Sportstätte. Die Anlage wurde 1992 abgerissen. Seit 2018 befindet sich auf dem Gelände die Zentrale des Bundesnachrichtendienstes.

  2. Bei der hier als »KPD« agierenden Partei handelt sich um die bis 1980 unter dem Namen KPD/ML wirkende Partei, die sich erst nach der 1980 erfolgten Selbstauflösung der mit ihr nicht identischen, 1970 gegründeten KPD in KPD ohne den Zusatz ML umbenannt hatte. Die Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten (KPD/ML) war eine maoistische Splitterpartei, die zu den sogenannten K-Gruppen zählte und sich ideologisch an der Kommunistischen Partei Chinas orientierte, während sie die Politik von SED und KPdSU als »revisionistisch« und »sozialimperialistisch« ablehnte. Im Jahr 1977 verfügte die Partei über ca. 800 Mitglieder. Vgl. Bacia, Jürgen: Die Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten. In: Stöss, Richard (Hg.): Parteien-Handbuch. Die Parteien der Bundesrepublik Deutschland 1945–1980. Opladen 1984, S. 1831–1851.

  3. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte e.V. (IGFM) wurde 1972 in Frankfurt/M. gegründet. Die Organisation setzt sich für die Verwirklichung der Menschenrechte weltweit ein.

  4. Eine Zeitschrift »JU-Forum« konnte nicht ermittelt werden.