Fahrlässiger Umgang mit sowjetischen Zündmitteln durch Schüler in Gera
4. November 1982
Information Nr. 567/82 über den fahrlässigen Umgang mit Zündmitteln aus Beständen der Sowjetarmee durch Schüler in Gera
Im Ergebnis der Überprüfung von Hinweisen aus der Bevölkerung wurden in den letzten Tagen an mehreren Polytechnischen Oberschulen in der Bezirksstadt Gera bisher bei über 20 Schülern, überwiegend im Alter zwischen 12 und unter 14 Jahren, ca. 260 Stück Zündkapseln sichergestellt.
Die Zündkapseln – in der Größe einer Pistolenpatrone – können elektrisch durch Schlag oder Reibung zur Explosion gebracht werden. (Derartige Zündmittel vom Typ PP9, Pyropatronen, werden zum Verschießen von Markierungsfähnchen bis auf eine Entfernung von 30 Metern verwandt. Trotz relativ geringer Sprengkraft besteht – insbesondere bei möglichen Explosionen in der Hand – Verletzungsgefahr.)
Übereinstimmenden Angaben der befragten Kinder zufolge, haben sie diese Zündkapseln überwiegend im Tausch gegen Spielzeug (u. a. Matchbox-Autos) von Kindern von Angehörigen der Sowjetarmee erhalten, die zum Objekt der Sowjetarmee in Gera, Gerhart-Hauptmann-Straße gehören.
In mehreren Fällen wurden durch Schüler aus Gera derartige Zündkapseln mittels handelsüblicher Taschenlampenbatterien – teilweise in der unmittelbaren Nähe von Personen und Wohnhäusern – gezündet, wodurch die Schüler ebenso wie andere Personen gefährdet wurden.
Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich noch weitere derartige Zündmittel im Umlauf in der Öffentlichkeit – insbesondere auch unter Schülern der Polytechnischen Oberschulen in Gera – befinden.
Durch die zuständigen Schutz- und Sicherheitsorgane der DDR wurden Maßnahmen zur Feststellung weiterer Besitzer derartiger Zündmittel und zur vorbeugenden Verhinderung des Missbrauchs getroffen.
Die zuständigen Organe der Sowjetarmee der Garnison Nohra wurden mit der Bitte um Klärung des Sachverhaltes und Einleitung von Maßnahmen zur sofortigen Unterbindung der Verbreitung derartiger Zündkapseln in Kenntnis gesetzt.
Die Organe der Volksbildung in Gera wurden von den getroffenen Feststellungen informiert und haben – unter Einbeziehung weiterer gesellschaftlicher Kräfte der Elternvertretungen, der FDJ- und Pionierorganisation – an den Polytechnischen Oberschulen Maßnahmen zur Aufklärung über die Gefahren beim Umfang mit diesen Zündmitteln, der Ermittlung weiterer Besitzer und zur Einziehung derartiger Zündmittel getroffen.