Flucht einer Familie mit Sportflugzeug von Ungarn nach Österreich
24. Mai 1982
Information Nr. 271/82 über die spektakuläre Ausschleusung einer Familie aus der DDR mittels Sportflugzeug von der Ungarischen Volksrepublik nach Österreich am 22.5.1982
Durch die Sicherheitsorgane der Ungarischen Volksrepublik wurde bekannt, dass am 22.5.1982, gegen 13.00 Uhr ein Sportflugzeug mit der Kennung OE – ODG, Typ bisher nicht bekannt, ca. 3 km von der Staatsgrenze zu Österreich entfernt, zwischen den Ortschaften Szombathely und Köszeg, auf freiem Feld landete und nach kurzem Aufenthalt sofort wieder startete.
In unmittelbarer Nähe des Ereignisortes wurden durch die ungarischen Sicherheitsorgane zwei Bürger der BRD (56, Buchhalter; 55, Hausfrau aus Zweibrücken), die mit dem Pkw, amtliches Kennzeichen […], aus der BRD in die Ungarische Volksrepublik eingereist waren, vorläufig festgenommen.
Die bisherigen Untersuchungen durch die Sicherheitsorgane der Ungarischen Volksrepublik ergaben, dass entsprechend den Aussagen der vorläufig festgenommenen BRD-Bürger mit diesem Sportflugzeug ihre Tochter, die DDR-Bürgerin Arndtz, geb. Fischer, Eleonore1 (29), wohnhaft: Karl-Marx-Stadt, [Straße, Nr.], tätig gewesen als Operator im VEB Organisation und Rechentechnik Karl-Marx-Stadt, deren Ehemann Arndtz, Thomas2 (30), wohnhaft wie Ehefrau, tätig gewesen als Technologe/Abteilungsleiter Investition im VEB Schlachtvieh- und Verarbeitungsbetrieb Karl-Marx-Stadt sowie die von der Familie A. adoptierten zwei Kinder (Mädchen, drei bzw. ein Jahr) ausgeschleust worden sind.
Vorliegenden Hinweisen zufolge traf das Ehepaar Arndtz, das am 17.5.1982 mit eigenem Pkw als Individualtouristen nach Balatonfenyves ausgereist war, am 22.5.1982 in Budapest mit den Eltern der A. zusammen und wurde von diesen zum Lande- bzw. Aufnahmeort gebracht.3
Nach Angaben der festgenommenen BRD-Bürger hatten sie die Ausschleusung des Ehepaares Arndtz für 30 000 DM bei einem gewissen Schauss4 (38, Techniker bei der Fa. Lehner in Zweibrücken/BRD) in Auftrag gegeben und mit ihm gemeinsam während eines Aufenthaltes in der Ungarischen Volksrepublik bereits am 6.5.1982 den speziellen Lande- und Aufnahmeort besichtigt und festgelegt.
Nach den Aussagen der festgenommenen BRD-Bürger und nach westlichen Veröffentlichungen hat der Schauss mit einem weiteren BRD-Bürger das Flugzeug, mit dem die Ausschleusung nach Österreich erfolgte, geführt. Die Piloten seien von österreichischen Organen festgenommen worden, während sich die ausgeschleusten Personen bereits in der BRD befinden würden.
Weitere Untersuchungen zur Aufklärung der Täter werden geführt.
Zur Persönlichkeit des Ehepaares Arndtz ist bekannt:
Die Arndtz, Eleonore siedelte 1973 aus der BRD in die DDR über, nachdem sie bei einem besuchsweisen Aufenthalt 1971 in der DDR ihren jetzigen Ehemann kennengelernt hatte.
Der Arndtz wurden in ihrer beruflichen Tätigkeit gute Arbeitsleistungen und hohe Einsatzbereitschaft bestätigt. Gesellschaftlich trat sie nicht in Erscheinung.
Auch der Arndtz leistete auf seiner Arbeitsstelle eine gute fachliche Arbeit, war jedoch ebenfalls gesellschaftlich inaktiv.
Das Ehepaar Arndtz lebte in gesicherten sozialen Verhältnissen (Einfamilienhaus, Pkw, wertvolle Antiquitäten).
Die Untersuchungen zur umfassenden Aufklärung der Ursachen, Motive und begünstigenden Bedingungen für den ungesetzlichen Grenzübertritt des Ehepaares Arndtz werden im engen Zusammenwirken mit den ungarischen Sicherheitsorganen fortgesetzt.