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Hinweise über Pläne zur Formierung einer polit. Opposition in der DDR

4. Mai 1982
Hinweise über Pläne, Absichten und Machenschaften gegnerischer und reaktionärer kirchlicher und anderer feindlich-negativer Kräfte in der DDR zur Organisierung von Aktivitäten gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung und zur Formierung einer sogenannten politischen Opposition in der DDR [K 3/53]

Gegnerische Organisationen, Einrichtungen und Kräfte entwickeln im Zusammenwirken mit reaktionären kirchlichen und anderen feindlich-negativen Kräften im Innern der DDR seit längerer Zeit und mit zunehmender Intensität Aktivitäten, unter dem Deckmantel des Eintretens für Frieden und Abrüstung in der DDR eine sogenannte staatlich unabhängige pazifistische Friedensbewegung1 zu etablieren.

Der Gegner sieht darin die gegenwärtig erfolgversprechendste Variante, um die politische und organisatorische Basis für das Wirken einer inneren Opposition und die Inspirierung und Organisierung politischer Untergrundtätigkeit zu schaffen.

Nachfolgende Beispiele unterstreichen, dass bestimmte westliche Politiker und gegnerische Kräfte die angeblich bereits in der DDR existierenden Anfänge einer »staatsunabhängigen alternativen Friedensbewegung« als eine feste Größe im Kampf gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung betrachten.

So erklärte der amerikanische Außenminister Haig2 am 17. Februar 1982 in einem Interview u. a.:

»… es ist ein bedeutsames Ereignis, dass Bewegungen, die im Wesentlichen im Westen entstanden und dort von der Sowjetunion ermutigt und in einigen Fällen auch von der Sowjetunion dirigiert und finanziert wurden, nun auf die Förderer solcher Aktivität zurückkommen, weil sie echte Demonstrationen sind, wie ich sie in Ostdeutschland verstehe. Und ich denke, dies ist eine ermutigende Tatsache, die etwas demonstriert, das wir heute in Polen sehen …«3

Das SPD-Präsidiumsmitglied Erhard Eppler4 erklärte in einem Interview mit dem Evangelischen Pressedienst der BRD (epd) am 7. April 1982, alles tun zu wollen, was »der Friedensbewegung in der DDR« helfe und nütze. »Was dies im Einzelnen sein könne, darüber würden die Freunde in der DDR ein Wort mitzureden haben.« Weiter stellte Eppler fest, dass sich die Friedensbewegungen auf »beiden Seiten« gegenseitig stützen und ermutigen müssen. Er hoffe, dass die Regierung der DDR nicht die westdeutsche Friedensbewegung schwäche, indem sie die eigene diskriminiere.5

Gegnerische Organisationen und Kräfte in der BRD und in Westberlin, darunter auch ehemalige Bürger der DDR, erklärten intern und offiziell ihre Absicht, daran mitzuwirken, dass sich in der DDR eine »Friedensbewegung« formiert, die andere Inhalte als die »staatlich verordnete Friedenspolitik« habe. Sie halten es deshalb für erforderlich, diesen Standpunkt öffentlich zu verkünden, um damit die »Solidarität« mit »Oppositionellen« in der DDR zum Ausdruck zu bringen. Sie beschlossen darüber hinaus, gezielte Kontakte zu »oppositionellen«, vorrangig christlichen Kreisen in der DDR herzustellen mit dem Ziel, Möglichkeiten gemeinsamer »friedenspolitischer Aktivitäten« zu sondieren und eine sogenannte blockübergreifende Friedensbewegung zu organisieren. Ihre erklärte Absicht besteht darin, gestützt auf die von der Kirche in der DDR ausgelösten »Friedensinitiativen« den Entwicklungsstand einer »partei- und staatsunabhängigen« Friedensbewegung in der DDR einzuschätzen, um im Ergebnis der dabei gewonnenen Erkenntnisse weitergehende Aktivitäten zu organisieren.

Vertreter der sogenannten Initiative für ein atomwaffenfreies Europa (Russel-Initiative)6 erklärten Anfang des Jahres 1982, dass eine Friedensbewegung in der BRD immer unmöglicher werde, wenn sie nicht mit »Gewerkschafts- und Bürgerrechtsbewegungen« sowie Ansätzen »autonomer Friedensbewegungen« in Staaten Osteuropas zusammenarbeite. Friedensbewegung und »Polen-Solidarität«7 seien von der Zielsetzung her identisch, weil sie beide »wirkliche Demokratie« anstreben.

Angehörige verschiedenster pseudolinker Organisationen in der BRD und in Westberlin beschlossen in Vorbereitung der Friedensaktionen während der Osterfeiertage 1982, verstärkt öffentlich pazifistische Symbole mit der Losung »Schwerter zu Pflugscharen«8 zu tragen. Diese Kräfte rechneten damit, dass das Fernsehen der DDR von den Ostermärschen in westeuropäischen Ländern berichte und erhofften dadurch eine wirksame Beeinflussung von Teilen der Bevölkerung der DDR (den Bürgern der DDR sollte vorgetäuscht werden, dass es sich bei diesem und anderen pazifistischen Symbolen gewissermaßen um internationale Friedenssymbole handele) und eine Unterstützung der sogenannten unabhängigen Friedensbewegung in der DDR.

Während der Ostermärsche in der BRD, besonders aber in Westberlin, wurden zahlreiche derartige pazifistische Symbole und Losungen mitgeführt.

Ein maßgeblicher Inspirator ist der hinlänglich bekannte Rudolf Steinke9 – Initiator zahlreicher gegen die DDR gerichteter Aktivitäten im Zusammenhang mit der Tätigkeit des sogenannten Bahro-Komitees,10 des »Selbsthilfevereins ehemaliger DDR-Bürger« usw. Diese gegen die DDR gerichtete Linie versucht er auch in dem von ihm mit gebildeten »Arbeitskreis atomwaffenfreies Europa (Westberlin)«11 durchzusetzen.

Alle derartigen Aktivitäten wurden durch westliche Massenmedien breit propagiert und gezielt kommentiert, so u. a. in der Sendung »Kennzeichen D« des ZDF am 15. April 1982 unter dem Motto »Friedensbewegung in der DDR«.

Am 18. April 1982 fand in Westberlin anlässlich des Ablebens von Havemann12 ein Forum statt, das ebenfalls vom Westberliner »Arbeitskreis atomwaffenfreies Europa« – Leitung R. Steinke – organisiert worden war. Der Veranstaltungsraum war mit pazifistischen Symbolen »Schwerter zu Pflugscharen«13 ausgestaltet. Vor ca. 600 Besuchern charakterisierten mehrere Redner, darunter Steinke, Brandt, P.14 (Sohn des SPD-Vorsitzenden Brandt15), Prof. Jäckel,16 Fuchs17 (ehemaliger DDR-Bürger), Havemann als »Symbol der unabhängigen Friedensbewegung« in der DDR. (Bundeswehrgeneral a. D. Bastian18 und die Bundesvorsitzende der »Grünen«, Petra Kelly,19 bekundeten der »Friedensbewegung in der DDR« ihre Solidarität.) Die Teilnehmer des Forums verabschiedeten eine Resolution, in der die Zulassung einer »unabhängigen Friedensbewegung in der DDR« gefordert wurde.

Der von 1978 bis 1981 als Vorsitzender der Feindorganisation »Gesellschaft für Menschenrechte«20 fungierende Hellmuth Nitsche21 – im Jahre 1977 wegen staatsfeindlicher Aktivitäten inhaftiert und danach aus der Staatsbürgerschaft der DDR entlassen und in die BRD übergesiedelt – publizierte u. a. folgende feindliche konzeptionelle Vorstellungen: »Die Auseinandersetzung mit der kommunistischen Doktrin und den herrschenden politischen Zuständen in der DDR sei so lange zu führen, bis den natürlichen Gegebenheiten des deutschen Volkes Rechnung getragen werde. Die Kirche stelle dabei das bedeutendste geistige Widerstandszentrum gegen den Kommunismus in der DDR dar.«

Der ehemalige Bürger der DDR Jürgen Fuchs – im Jahre 1976 wegen staatsfeindlicher Tätigkeit inhaftiert und im Jahre 1977 aus der Staatsbürgerschaft der DDR entlassen und in die BRD übergesiedelt, langjähriges feindliches Zusammenwirken u. a. mit Havemann und Pfarrer Eppelmann22 – bezeichnete es als eine wichtige Sache, von in Osteuropa vorhandenen »Friedenkräften« so viel wie möglich zu koordinieren und zu vereinigen. In diesem Zusammenhang berief er sich auf die konterrevolutionäre Organisation »Solidarność«23 in der VR Polen, die seiner Auffassung nach einen großen Einfluss auf die »Friedensbewegung« in sozialistischen Staaten ausübe.

Der im Jahre 1979 aus der Staatsbürgerschaft der DDR entlassene und in die BRD übergesiedelte Feind der DDR, R. Bahro, verbreitete folgende konzeptionelle Vorstellungen:

  • Die Friedensbewegung müsse einen »auf beiden Seiten der Blockgrenzen assoziierten Volkswiderstand ergeben«.

  • Es muss in »behutsamer und nichtprovokativer Weise die Verbindung zwischen der Friedensbewegung im Westen und autonomen, konstruktiven Elementen in der Sowjetunion und in Osteuropa, speziell auch in der DDR, angestrebt werden«.

Nach Auffassung Bahros stelle die »Friedensbewegung« in der »DDR« allein durch ihre Existenz das Machtmonopol der Führung in der Friedens- und Sicherheitspolitik infrage.

Fester Bestandteil der von den Funkmedien der BRD bzw. Westberlins betriebenen ideologischen Diversion gegen die DDR24 ist die massenhafte Verbreitung pazifistischen Gedankengutes und die Propagierung diesbezüglicher Aktivitäten reaktionärer kirchlicher und anderer feindlich-negativer Kräfte in der DDR mit dem Ziel, oppositionelle Verhaltensweisen unter den Bürgern der DDR herauszubilden und inspirierend auf die Durchführung von gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung gerichtete Aktionen unter dem Schutz der Kirche zu wirken.

Dazu folgende ausgewählte Auszüge aus Sendungen des Rundfunks und des Fernsehens der BRD bzw. Westberlins:

  • »Die Kirchen in der DDR könnten zum Beispiel deutlich machen, dass sie mit der Militarisierung selbst des persönlichen Lebens nicht einverstanden sind oder mit der Uniformierung des Denkens. Dagegen muss die Kirche auftreten.« … (Sendung des Zweiten Deutschen Fernsehens am 15.10.1981)

  • »Die evangelische Kirche (in der DDR) wirkt als Anwalt alternativer Möglichkeiten von Friedenspolitik und Gewaltlosigkeit …, und das Friedensengagement junger DDR-Bürger findet in Kirchen ein Podium.«

    »Solche Kräfte können relativ risikolos agieren, weil der Staat diesen Kreis nur schwer austrocknen kann, denn hinter den jungen Aktivisten steht notfalls die Kirche.« (Sendungen des Zweiten Deutschen Fernsehens vom 15.10.1981, 30.10.1981 und des »Deutschlandfunks« vom 4.10.1981)

  • »Damit nimmt sie (die kirchliche ›Friedensarbeit‹ in der DDR) es als ihre Aufgabe in Anspruch, unabhängig von staatlichen Doktrinen und nationalen Sicherheitskonzeptionen im Sinne des Evangeliums für Frieden und Versöhnung zu arbeiten.«

    (Sendung des »RIAS« vom 23.10.1981)

  • »Längst geht es nicht mehr um die Forderung nach einem zivilen Ersatzdienst,25 sondern die Militärpolitik im Staat der SED schlechthin wird infrage gestellt.«

    (Sendung des »Deutschlandfunks« vom 10.11.1981)

  • In einem Kommentar zum Inhalt des von feindlich-negativen Kräften in der DDR verfassten »Berliner Appells«26 wird herausgearbeitet, dass sich damit »in der christlichen Friedensbewegung der DDR die Tendenzen zu politischer Opposition gegen die Grundlagen des Systems zeigen«.

    (Sendung des »SFB« vom 5.3.1982)

Die in der DDR akkreditierten Korrespondenten imperialistischer Massenmedien zeigen erhöhtes Interesse für alle im Zusammenhang mit der sogenannten unabhängigen Friedensbewegung sowie anderen pazifistischen Aktivitäten stehenden Probleme, unterhalten enge Kontakte zu maßgeblichen Inspiratoren und wirken als Verbindungspersonen zwischen diesen gegnerischen Einrichtungen und Kräften in der BRD und Westberlin. Ergebnisse ihrer »Recherchen« werden in tendenziöser und manipulierter Form dargestellt und zu Angriffen gegen die Politik der DDR genutzt.

So berichtete der Korrespondent Dieter Bub27 in der Illustrierten »Stern« vom 15.4.1982 unter der Überschrift »Das Kreuz mit dem Frieden«:

  • Unterstützt von der Kirche, formiert sich im SED-Staat eine breite Friedensbewegung. »Rainer Eppelmann ist zur Symbolfigur einer neuen Generation von Pfarrern … geworden. Sie sind die Wortführer einer christlichen Jungen Gemeinde, die nach einer neuen Orientierung sucht …

    Die evangelische Kirche der DDR, vor einem Jahr noch wankelmütig und unentschlossen, hat zu neuem Selbstbewusstsein und zu einer politischen Aufgabe gefunden.«28

Der Korrespondent Bussiek29 formulierte im »Vorwärts« vom 22. April 1982 unter dem tendenziösen Leitmotto »Der Frieden von oben und die Sehnsucht von unten«: »Die DDR-Kirchen betreiben in der Tat eine eigenständige Friedensarbeit – eigenständig selbstverständlich vom Westen – aber auch, und das ist nicht so selbstverständlich, vom Staat, indem sie arbeiten. Die Kirche ist nicht einfach Verstärker der Außenpolitik des Staates.«30

Die von äußeren gegnerischen Kräften unterstützten Angriffe reaktionärer kirchlicher und anderer feindlich-negativer Kräfte in der DDR richten sich hauptsächlich gegen die Friedens-, Verteidigungs- und Sicherheitspolitik der DDR. Bestrebungen zur Initiierung einer sogenannten staatlich unabhängigen Friedensbewegung sind vor allem von Kräften im Bereich der Kirchen- und Religionsgemeinschaften und einzelnen Personen aus dem Bereich Kunst und Kultur unter verstärkter Einbeziehung Jugendlicher festzustellen und widerspiegeln sich besonders in solchen Aktivitäten, wie

  • Vorbereitung und Durchführung öffentlichkeitswirksamer Veranstaltungen, häufig unter Missbrauch des religiösen Charakters kirchlicher Veranstaltungen und kirchlicher Einrichtungen,

  • Erheben von Forderungen nach Einrichtung eines »Sozialen Friedensdienstes« (SoFd),31

  • demonstratives Tragen von pazifistischen Symbolen (»Schwerter zu Pflugscharen«, »Frieden schaffen ohne Waffen«),

    Anbringen von pazifistischen Losungen und Symbolen in- und außerhalb kirchlicher Einrichtungen und Gebäude bzw. Verbreitung von pazifistischen Parolen und Losungen bei nichtoffiziellen Zusammenkünften von politisch-negativen Kräften aus den Bereichen Kunst und Kultur,

  • weitere Popularisierung des sogenannten Berliner Appells (Wortlaut als Anlage 1).

Besonders die im November 1981 veranstaltete sogenannte Friedensdekade der evangelischen Kirchen in der DDR32 und die traditionellen religiösen Veranstaltungen im Osterzeitraum 1982 sowie die regelmäßig stattfindenden Zusammenkünfte kirchlicher Jugendorganisationen (Junge Gemeinde, Evangelische Studentengemeinde) wurden bzw. werden von reaktionären kirchlichen und anderen feindlich-negativen Kräften genutzt, um gezielte Angriffe gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung unter dem Deckmantel kirchlicher Friedensarbeit zu führen.

Derartige Angriffe richteten sich insbesondere gegen den Wehrdienst, d. h. gegen den Dienst mit der Waffe, gegen die kommunistische Erziehung der Jugend, gegen die sozialistische Wehrerziehung an den Schulen33 und gegen die vormilitärische Ausbildung der Jugend sowie gegen Übungen der Zivilverteidigung.

In einigen Fällen wurden durch reaktionäre kirchliche Amtsträger Gottesdienste u. a. kirchliche Veranstaltungen zum Anlass genommen, die anwesenden Jugendlichen (z. T. bis zu 600 Anwesende) aufzufordern, sich für die Abschaffung des Wehrunterrichts einzusetzen, die Beteiligung an der vormilitärischen Ausbildung zu verweigern und unter Hinweis auf die »Gewissensentscheidung der jungen Christen« den Dienst mit der Waffe abzulehnen. Außerdem wurden Träger von pazifistischen Symbolen von einer Reihe kirchlicher Amtsträger darin bestärkt, dem »staatlichen Druck« nicht nachzugeben und die pazifistischen Symbole außerhalb der Schulen, Universitäten und Einrichtungen der Berufsausbildung weiter öffentlich zu tragen.

In zahlreichen Fällen versuchten kirchliche Amtsträger gegenüber staatlichen Organen, Volksbildungseinrichtungen und Dienststellen der Deutschen Volkspolizei, z. T. in provokatorischer Weise, Proteste und Beschwerden zum Einziehen pazifistischer Symbole vorzubringen.

Besonders beachtenswert waren Versuche reaktionärer kirchlicher u. a. feindlich-negativer Kräfte, unter dem Deckmantel einer sogenannten Initiativbewegung in der Friedensarbeit eine ideologische und organisatorische Plattform für den Zusammenschluss »oppositioneller« Kräfte zu schaffen. Geplant waren die Bildung einer »Zentralen Koordinierungsstelle« und die Schaffung von in allen Teilen der DDR wirkenden »Basisgruppen« sowie die Einrichtung eines Verbindungssystems zum Austausch von Arbeitsmethoden und Informationen.

Nach den Vorstellungen dieser Kräfte sollte das Hauptaugenmerk der Tätigkeit dieser »Basisgruppen« auf die Organisierung von »gewaltlosen Aktionen« gelenkt werden, vordergründig gegen die Verteidigungs- und Sicherheitspolitik der DDR gerichtet. Beabsichtigt waren u. a. solche Aktivitäten, wie

  • umfassende Propagierung pazifistischen Gedankengutes, verbunden mit breiten, öffentlichen Diskussionen über Sicherheitskonzepte und Zukunftsmodelle sowie über Fragen des Umweltschutzes,

  • Einrichtung von »Friedensschulen« für Jugendliche, in denen zur »Feindesliebe« erzogen und sogenannte Friedensangst, die sich in der »ideologischen Abgrenzung und in Maßnahmen des Staates zur Einschränkung des Reiseverkehrs und der Verbindungen der DDR-Bevölkerung nach Polen zeige«, abgebaut werden soll,

  • Erarbeitung von speziellen Schulungsprogrammen für Kinder und Jugendliche als Gegenpol zum sozialistischen Wehrunterricht.

Zu einigen Inspiratoren und Organisatoren der geplanten sogenannten staatlich unabhängigen Friedensbewegung in der DDR:

  • Eppelmann, Rainer (39),

  • Kreisjugendpfarrer, zuständig für den Kirchenkreis Berlin-Friedrichshain.

Eppelmann wird seit geraumer Zeit, besonders aber seit dem Tode Havemanns gemeinsam mit dem Schriftsteller Heym34 von den westlichen Massenmedien als »Repräsentant« der angeblich in der DDR existierenden »Friedensbewegung« hochgespielt. (Unter diesem Gesichtspunkt erfolgte auch die Einladung an Heym und Eppelmann, als Redner auf der geplanten Kundgebung am 10. Juni 1982 in Bonn35 aufzutreten.)

Eppelmann, dessen Vater 1961 ungesetzlich die DDR verließ und dessen Mutter und Geschwister ebenfalls in der BRD leben, erlernte den Beruf eines Maurers und arbeitete bis zum 13. August 1961 als Grenzgänger in Westberlin.36

1966 wurde er als Bausoldat zur NVA einberufen und verweigerte dort die Ablegung des Fahneneides.

1969 bis 1973 absolvierte er eine theologische Ausbildung und übernahm 1974 sein jetziges Amt.

In dieser Funktion versucht er seit 1978 durch die »moderne« Gestaltung von Gottesdiensten unter Einbeziehung von Beat- und Rockmusik, Kabarett- und Spielszenen, Liedvorträgen usw. eine Vielzahl von Jugendlichen zu gewinnen. Derartige Veranstaltungen enthalten stets politisch-negative, gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung gerichtete Aussagen.

Diese maßgeblich durch ihn organisierten und mitgestalteten, als sogenannte Blues-Messen bekannten kirchlichen Jugendveranstaltungen erfassen dabei zunehmend Jugendliche und Jungerwachsene, die eine ablehnende Haltung zur sozialistischen Gesellschaftsordnung einnehmen, zu kriminellem und asozialem Verhalten neigen. Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer – z. T. bis zu 600 Jugendliche bei einer Veranstaltung – ist nicht religiös gebunden.37

1981 stellte Eppelmann enge Kontakte zu Havemann her, die bis zu dessen Tode weiter intensiviert wurden. Er entwickelte seither zahlreiche Initiativen, um abgestimmt mit Havemann sowie im Alleingang in der DDR akkreditierten westlichen Journalisten von ihm verfasste antisozialistische Pamphlete zuzuspielen, die von den westlichen Massenmedien zielgerichtet zur Hetze gegen die DDR benutzt wurden, darunter

  • ein gemeinsames Interview mit Havemann vom September 1981 mit Journalisten des »Stern«.38 Darin wird behauptet, dass zu den Voraussetzungen für die Erhaltung des Friedens die totale Abrüstung der DDR, der Abzug der zeitweilig in der DDR stationierten sowjetischen Streitkräfte sowie die Organisierung einer »spontanen Friedensbewegung« gehörten,

  • ein »offener Brief« Eppelmanns vom 7. Juli 1981 an den Vorsitzenden des Staatsrates der DDR, in dem eine »Korrektur der Friedenspolitik der DDR im Sinne eines totalen Pazifismus'« gefordert wurde.39

Am 8. Oktober 1981 wurde in der Sendung »heute-Journal« des Zweiten Deutschen Fernsehens der BRD ein von feindlich-negativen Kräften aus dem Umgangskreis von Havemann und Eppelmann gefertigtes und illegal nach Westberlin verbrachtes Video-Interview mit Havemann und Pfarrer Eppelmann gesendet. Gezielt wurde darin beiden Personen die Frage gestellt, ob sie die Entwicklung einer »nicht von der Partei und den Behörden organisierten Friedensbewegung in der DDR« für möglich halten und worin die Hauptforderungen dieser »freien Friedensbewegung« in der DDR zu sehen seien. Havemann und Eppelmann orientierten auf die Möglichkeit und Notwendigkeit einer derartigen »Friedensbewegung« in der DDR.40 In der Folgezeit nahm Eppelmann auf der Grundlage übereinstimmender Auffassungen mit Havemann die Abfassung des sogenannten Berliner Appells vor und verbreitete diesen, verbunden mit einer Unterschriftensammlung, mit der erklärten Absicht, eine angebliche »Friedensdiskussion« anzuregen.

Das eigentliche Ziel von Eppelmann und der mit ihm zusammenwirkenden Kräfte bestand und besteht jedoch darin, unter dem Deckmantel einer »Friedensbewegung in der DDR« unter Umgehung von Gesetzen der DDR gleichgesinnte Kräfte zu sammeln und eine illegale Organisation zu entwickeln.

Zu diesem Zweck wirkte Eppelmann mit feindlichen Kräften in Westberlin zusammen, darunter mit dem hinlänglich als Feind bekannten Jürgen Fuchs, die diesen »Appell« im Wortlaut und mit Nennung von sogenannten Erstunterzeichnern popularisierten. Die Tageszeitung »Der Tagesspiegel« vom 9. Februar 1982 vermerkte in diesem Zusammenhang, dass der »Berliner Appell – Frieden schaffen ohne Waffen« dem »Aufbau einer DDR-Friedensbewegung dienen« solle.41

Die antisozialistische Stoßrichtung des »Berliner Appells« wurde auch im Zusammenhang mit einem am 25. März 1982 in der »Frankfurter Rundschau« veröffentlichten Brief Havemanns sichtbar. Darin kam Havemann zu der Feststellung, dass »die freie Friedensbewegung in der DDR tatsächlich Wirklichkeit geworden« sei. Sie habe »ihren … unaufhaltsamen Lauf angetreten«.42

Der Brief wandte sich an »Friedensfreunde im Westen«, den »Berliner Appell« zu popularisieren und alle Möglichkeiten zu nutzen, um über Rundfunk und Fernsehen der BRD die Bevölkerung der DDR mit den »für unsere Friedensbewegung« notwendigen Informationen zu versorgen.

Tschiche, Hans-Jochen43 (52)

Leiter der Evangelischen Akademie der Kirchenprovinz Sachsen (Magdeburg).

Er legte im November 1977 der Synode seiner Landeskirche ein 5-Punkte-Programm vor, in dem er unter anderem forderte, eine Arbeitsgruppe zur Überwachung der Einhaltung der Menschenrechte und der KSZE-Beschlüsse44 in der DDR zu bilden und den Tag der Selbstverbrennung von Pfarrer Brüsewitz45 als Bußtag der evangelischen Kirchen in der DDR zu begehen.46

Auf der Tagung der Synode der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen/Magdeburg im Herbst 1978 diffamierte er die Erziehung an den Schulen der DDR als »autoritätsgläubig«. Außerdem forderte er ein »ideologiefreies« Reden mit dem Staat. Die Flucht ins Private bezeichnete er als einzige Chance für ein seelisches Überleben. Seiner Auffassung nach müsse sich in der Gesellschaft Grundsätzliches ändern.

Im Mai 1981 veröffentlichte Tschiche einen Artikel in der antisozialistischen Zeitschrift »L 80«47 (Herausgeber: Grass,48 Strasser49 u. a.) mit dem Titel »Das Trauma der Bedrohung«.50 Darin erhebt er in verbrämter Form die Forderung, dass die Kirchen Freiräume für oppositionelle Kräfte schaffen und Initiativen für als »Humanisierung« und »Demokratisierung« ausgegebene innenpolitische Veränderungen ergreifen sollten. Der Artikel enthielt noch weitere, die sozialistische Gesellschaftsordnung in der DDR diskreditierende Darstellungen.

Im Oktober 1981 versuchte Tschiche 900 Briefe zu versenden, in denen er zur Gründung einer Bruderschaft »Frieden konkret« aufrief. Er unternahm in der Folgezeit weitere Versuche, dieses Vorhaben entgegen des Verbots seiner Kirchenleitung zu realisieren und nahm erst im Ergebnis eingeleiteter staatlicher Maßnahmen davon Abstand.

Im Dezember 1981 verschickte Tschiche einen Brief provokatorischen Inhalts an den Genossen Walde,51 Kandidat des Politbüros des ZK der SED und 1. Sekretär der Bezirksleitung Cottbus, in dem er dessen Diskussionsbeitrag auf dem 3. Plenum des ZK der SED (Kennzeichnung der Initiative »Sozialer Friedensdienst« als verfassungswidrig) angriff.52 Er spielte diesen Brief westlichen Medien zu.53

Tschiche gehört außerdem zu den Unterzeichnern des »Berliner Appells«.

Pfarrer Wonneberger, Christoph54 (38)

Evangelisch-Lutherische Weinbergskirche Dresden.

Ehe Wonneberger seine jetzige Tätigkeit in Dresden aufnahm, war er 1973 bis 1977 in Leipzig eingesetzt. Dort versuchte er ständig solche Personen zu unterstützen, die staatsfeindliche Handlungen begingen. Er steht noch heute mit dem wegen staatsfeindlicher Hetze vorbestraften und in die BRD ausgewiesenen Rolf Mainz55 in Verbindung.

In Dresden inspirierte er 1978 eine Kampagne gegen den Wehrunterricht an den Schulen. 1979 wurde Wonneberger in einem Sperrgebiet der Sowjetarmee festgenommen. In der anschließenden Befragung erklärte er, Stacheldraht gesucht zu haben, den er Ostern um den Altar wickeln wollte. Sein politisches Programm besteht nach eigenen Darstellungen darin, in der DDR eine »bürgerliche Demokratie nach sozialdemokratischem Muster zu schaffen«. Er verwies dabei ausdrücklich auf die Entwicklung in der VR Polen.

Wiederholt bekundete Wonneberger seine Sympathie für die konterrevolutionäre Entwicklung der VR Polen.

Im Mai 1981 sandte er an Jugendliche einen von ihm maßgeblich mitverfassten Text mit der Forderung nach Einführung eines »Sozialen Friedensdienstes«. In der Folgezeit war er bemüht, diesen Aufruf über den Bezirk Dresden hinausgehend zu verbreiten, eine breite Unterschriftensammlung unter kirchlich gebundenen Jugendlichen und entsprechende Eingaben an die Synoden zugunsten der Einführung eines »Sozialen Friedensdienstes« zu organisieren.

Jugenddiakon Rochau, Lothar56 (29)

Evangelische Kirchengemeinde Halle-Neustadt.

Rochau sieht in der Nutzung legaler kirchlicher Möglichkeiten im Rahmen einer »offenen Jugendarbeit« die geeignete Form, seine feindliche Zielstellung zu verwirklichen. Er versucht, durch vielfältige Veranstaltungen, feindlich-negativ eingestellte Jugendliche zu sammeln und engagiert sich in diesem Zusammenhang besonders für die Popularisierung der sogenannten Initiative »SOFD«.

Außerdem gehört Rochau zu den Erstunterzeichnern des »Berliner Appells«.

Pfarrer Schilling, Walter57 (52)

Braunsdorf/Bezirk Gera.

Schilling ist seit 1957 als Pfarrer tätig und vertrat offen seine Gegnerschaft zur Bildung der LPG, zur Jugendweihe und zu Volkswahlen in der DDR (ständiger Nichtwähler).

Mitte der 1960er-Jahre begann er vor allem unter Missbrauch des Rüstzeitheimes Braunsdorf, die sogenannte offene Jugendarbeit zu praktizieren und sammelte um sich kriminell gefährdete und asoziale Jugendliche, denen er sich auch in seinem Äußeren anpasste. 1973 versteckte er einen in Fahndung stehenden Wehrdienstverweigerer und Fahnenflüchtigen und unterstützte ihn bei der Vorbereitung des ungesetzlichen Verlassens der DDR.

Er hat maßgeblichen Anteil an politisch-negativen Aktivitäten der »Jungen Gemeinde« Jena-Stadtmitte58 sowie an der Organisierung überregionaler Tagungen und Jugendveranstaltungen mit politisch-negativen Grundtendenzen (z. B. »June«-Veranstaltungen 1978 und 1979 im Raum Rudolstadt).

Er verfasste im April 1981 mit weiteren Personen ein 57 Seiten umfassendes Material, in dem er in verleumderischer Weise den »Nachweis« zu führen versuchte, dass staatliche Organe, insbesondere die Sicherheitsorgane, Machtmissbrauch betreiben, Gesetze verletzen und mit zunehmender Brutalisierung und Übergriffen gegen die kirchliche Jugendarbeit vorgehen würden.

Diakon Musigmann, Wolfgang59 (26)

Erfurt, Andreasgemeinde.

Musigmann ist Wehrdienstverweigerer und Nichtwähler. Er vertritt den Standpunkt, dass in der DDR nur »Zwang« herrsche. Die von ihm gestalteten Veranstaltungen sind überwiegend politisch-negativ zu beurteilen.

Besondere Aktivitäten entwickelte Musigmann, um Asoziale, Alkoholgefährdete, Haftentlassene und politisch-indifferente Personen um sich zu sammeln und sie in ihrer, die sozialistische Gesellschaftsordnung ablehnenden Haltung zu bestärken. In diesem Zusammenhang entwickelte er auch Aktivitäten zur Unterstützung der Initiative »Sozialer Friedensdienst« und unterzeichnete den »Berliner Appell«.

Lietz, Heiko60 (38)

Pfarrer a. D., Güstrow.

Er war 1970 bis 1980 als Jugend- und Studentenpfarrer in Güstrow tätig und gehörte einer antisozialistischen Gruppierung an, wo er sich an der Abfassung und Verteilung von Hetzschriften beteiligte. Er trat öffentlich, zum Teil provokatorisch, gegen den Wehrunterricht und die Zivilverteidigung auf und setzte sich persönlich für Personen ein, die den Wehrdienst verweigerten oder rechtswidrige Ersuchen auf Übersiedlung in die BRD stellten. Er beteiligte sich aktiv an der Erarbeitung und Verbreitung von Materialien zum »Sozialen Friedensdienst« und nahm in diesem Zusammenhang 1981 Kontakt zu westlichen Journalisten und zur Ständigen Vertretung der BRD in der DDR auf.

Hirsch, Ralf61 (21)

Friedhofsarbeiter Samaritergemeinde, Berlin-Lichtenberg.

[Passage mit schutzwürdigen Informationen nicht wiedergegeben]

Pfarrer Eppelmann bezog Hirsch ab 1981 in die Vorbereitung der »Blues-Messen« ein und beauftragte ihn mit der Leitung eines sogenannten Friedensarbeitskreises. Über Eppelmann kam Hirsch auch mit Havemann in Verbindung. Seit April 1981 verfasste Hirsch 16 Eingaben an staatliche Organe, in denen er u. a. die Durchführung öffentlicher Demonstrationen pazifistischen Inhalts beantragte bzw. pazifistische Forderungen erhob. Mitglieder des von ihm geleiteten »Friedenskreises«62 wurden zur Verbreitung der Initiative »Sozialer Friedensdienst«, für eine Unterschriftensammlung unter ein sogenanntes »Friedensmanifest« und schließlich auch für eine Unterschriftensammlung zum »Berliner Appell« inspiriert.

Vorliegende Erkenntnisse beweisen, dass die Inspiratoren und Organisatoren einer sogenannten staatlich unabhängigen Friedensbewegung in der DDR unter dem Deckmantel des politischen Pazifismus hauptsächlich solche Personenkreise – überwiegend Jugendliche – um sich scharen, die aus den unterschiedlichsten Gründen und Motiven eine ablehnende bzw. feindliche Haltung zur sozialistischen »Staats- und Gesellschaftsordnung« in der DDR einnehmen. Das gilt insbesondere für die Teilnehmer an den von reaktionären kirchlichen Amtsträgern im Rahmen der sogenannten offenen Jugendarbeit veranstalteten »Blues-Messen«, Werkstatttagen der Jungen Gemeinde, aber auch für eine beträchtliche Anzahl von Trägern pazifistischer Symbole.

Eine Analyse der an den »Blues-Messen« teilnehmenden Jugendlichen ergab, dass über 40 % der Teilnehmer als kriminell gefährdet eingestuft werden müssen und ein beachtlicher Anteil von ihnen bereits vorbestraft ist.

Ähnliche Feststellungen ergeben sich auch zu den Jugendlichen, die als Träger pazifistischer Symbole wegen ihres renitenten und provokatorischen Auftretens durch die Deutsche Volkspolizei zugeführt wurden. Unter diesem Personenkreis befand sich ein relativ hoher Anteil von

  • wegen krimineller Delikte vorbestraften bzw. kriminell Gefährdeten,

  • rechtswidrigen Übersiedlungsersuchenden,

  • Personen, die ein- oder mehrmals versucht hatten, die DDR ungesetzlich zu verlassen,

  • Jugendlichen mit einer feindlich-negativen Haltung zum Sozialismus (detaillierte Angaben hierzu in der Anlage 2).

Durch auf realistischen Positionen stehende kirchliche Amtsträger wurde wiederholt darauf hingewiesen, dass nach ihren eigenen Feststellungen bei einer beträchtlichen Anzahl von Jugendlichen nicht Friedenswillen, sondern Hass und Opposition gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung der DDR Motiv ihres Handelns sind.

So äußerte z. B. ein Mitglied des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR,63 dass es nicht wenige Bemühungen gebe, die Kirchen der DDR in die Rolle eines Sammelbeckens einer sogenannten oppositionellen Friedensbewegung zu bringen.

Unter Hinweis auf eine Vielzahl geführter Gespräche mit Trägern des pazifistischen Symbols »Schwerter zu Pflugscharen« erklärte ein leitender kirchlicher Amtsträger, dass sich unter ihnen zahlreiche Personen befänden, die voll Hass auf die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR seien. Sie wären eigentlich gar nicht für den Frieden und sogar bereit, ihre Auffassungen mit nichtfriedfertigen Mitteln durchzusetzen.

In der Stellungnahme einiger kirchlicher Amtsträger zu der sogenannten Initiative »Sozialer Friedensdienst«, wird u. a. eingeschätzt, dass dies eine Aktion sei, die nicht dem Frieden diene, sondern das Verhältnis Staat – Kirche stark belastete.

»SoFd« werde von außen gesteuert, um Instabilität und Unsicherheit in die DDR hineinzutragen.

Vielen Jugendlichen u. a. Personen, die sich dieser »SoFd«-Initiative angeschlossen haben, ginge es nicht um den Frieden, sondern um Reaktionen gegen die Regierung und den Staat.

Dabei wird nicht übersehen, dass natürlich eine bestimmte Anzahl von Trägern pazifistischer Symbole stark religiös gebunden ist bzw. aus Elternhäusern kirchlicher Amtsträger stammt und sich mit dem Inhalt der von den Kirchen praktizierten »kirchlichen Friedensarbeit« identifiziert, ohne dabei von feindlichen Positionen aus zu handeln.

Anlage 1 zum Bericht Nr. K 3/53

Berliner Appell

Frieden schaffen ohne Waffen

Es kann in Europa nur noch einen Krieg geben, den Atomkrieg. Die in Ost und West angehäuften Waffen werden uns nicht schützen, sondern vernichten. Wir werden alle längst gestorben sein, wenn die Soldaten in den Panzern und Raketenbasen und die Generäle und Politiker in den Schutzbunkern, auf deren Schutz wir vertrauten, noch leben und fortfahren zu vernichten, was noch übriggeblieben ist.

Darum: Wenn wir leben wollen, fort mit den Waffen! Und als Erstes: Fort mit den Atomwaffen! Ganz Europa muss zur atomwaffenfreien Zone werden. Wir schlagen vor: Verhandlungen zwischen den Regierungen der beiden deutschen Staaten über die Entfernung aller Atomwaffen aus Deutschland.

Das geteilte Deutschland ist zur Aufmarschbasis der beiden großen Atommächte geworden. Wir schlagen vor, diese lebensgefährliche Konfrontation zu beenden. Die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges müssen endlich die Friedensverträge mit den beiden deutschen Staaten schließen, wie es im Potsdamer Abkommen von 1945 beschlossen worden ist.64 Danach sollten die ehemaligen Alliierten ihre Besatzungstruppen aus Deutschland abziehen und Garantien über die Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten der beiden deutschen Staaten vereinbaren.

Wir schlagen vor, in einer Atmosphäre der Toleranz und der Anerkennung des Rechts auf freie Meinungsäußerung die große Aussprache über die Fragen des Friedens zu führen und jede spontane Bekundung des Friedenswillens in der Öffentlichkeit zu billigen und zu fördern. Wir wenden uns an die Öffentlichkeit und an unsere Regierung, über die folgenden Fragen zu beraten und zu entscheiden:

  • a)

    Sollten wir nicht auf Produktion, Verkauf und Einfuhr von sogenanntem Kriegsspielzeug verzichten,65

  • b)

    Sollten wir nicht anstelle des Wehrkundeunterrichts an unseren Schulen einen Unterricht über Fragen des Friedens einführen.

  • c)

    Sollten wir nicht anstelle des jetzigen Wehrersatzdienstes für Kriegsdienstverweigerer auch einen sozialen Friedensdienst zulassen.

  • d)

    Sollten wir nicht auf alle Demonstrationen militärischer Machtmittel in der Öffentlichkeit verzichten und unsere staatlichen Feiern dazu benutzen, den Friedenswillen des Volkes kundzutun.

  • e)

    Sollten wir nicht auf die Übungen zur sogenannten Zivil-Verteidigung verzichten. Da es im Atomkrieg keine Möglichkeit einer sinnvollen Zivil-Verteidigung gibt, wird durch diese Übungen nur der Atomkrieg verharmlost. Ist das nicht womöglich eine Art psychologischer Kriegsvorbereitung.

Frieden schaffen ohne Waffen – das bedeutet nicht nur: Sicherheit zu schaffen für unser eigenes Überleben. Es bedeutet auch das Ende der sinnlosen Verschwendung von Arbeitskraft und Reichtum unseres Volks für die Produktion von Kriegswerkzeug und die Ausrüstung riesiger Armeen junger Menschen, die dadurch der produktiven Arbeit entzogen werden. Sollten wir nicht lieber den Hungernden in aller Welt helfen, statt fortzufahren, unseren Tod vorzubereiten!

Selig sind die Sanftmütigen | denn sie werden das Erdreich besitzen | (Jesus von Nazareth in der Bergpredigt)

Das Gleichgewicht des Schreckens hat den Atomkrieg bisher nur dadurch verhindert, dass es ihn immer wieder auf morgen vertagt hat. Vor diesem herannahenden Morgen des Schreckens fürchten sich die Völker. Sie suchen nach neuen Wegen, dem Frieden eine bessere Grundlage zu geben. Auch der »Berliner Appell« ist ein Ausdruck dieses Suchens. Denkt über ihn nach, macht unseren Politikern Vorschläge und diskutiert überall die Frage: Was führt zum Frieden, was zum Kriege?

Bekräftigt Eure Zustimmung zum »Berliner Appell« durch Eure Unterschrift.

Berlin, den 25, Januar 1982 | (Rainer Eppelmann, | 1125 Berlin, [Straße, Nr.])

Anlage 2 zum Bericht Nr. K 3/53

Ausgewählte Beispiele von Personen, die als Träger und Verbreiter pazifistischer Symbole identifiziert wurden

1. [Name 1, Vorname] (29), Hilfsarbeiter, Schmalkalden.

Sechsmal vorbestraft, davon viermal mit Freiheitsentzug wegen versuchten ungesetzlichen Grenzübertritts, unbefugter Benutzung von Fahrzeugen, Verleumdung/Beleidigung und asozialen Verhaltens.66

2. [Name 2, Vorname] (29), Betriebshandwerker, Halle.

Viermal wegen asozialen Verhaltens mit insgesamt sieben Jahren Freiheitsentzug vorbestraft.

3. [Name 3, Vorname] (23), Grevesmühlen (zzt. inhaftiert wegen asozialen Verhaltens).

Versuchte am 23.2.1982 einem rechtswidrigen Übersiedlungsersuchen in die BRD durch einen Hungerstreik Nachdruck zu verleihen.

4. [Name 4, Vorname] (23), Hilfsschlosser, Zarrentin.

Mehrfach vorbestraft wegen vorsätzlicher Brandstiftung, Rowdytums und öffentlicher Herabwürdigung. Gehört zu einem Kreis kriminell gefährdeter und vorbestrafter Personen.

5. [Name 5, Vorname] (27), Heizer, Schwerin.

Vorbestraft wegen Asozialität, Alkoholiker.

6. [Name 6, Vorname] (25), zzt. in Ausbildung als Katechet, Hagenow.

1976 Versuch des ungesetzlichen Grenzübertritts, um sich der Wehrpflicht zu entziehen.

7. [Name 7, Vorname] (19), Schuhmacher, Gera.

Vorbestraft wegen Versuchs des ungesetzlichen Grenzübertritts und Diebstahls. Asozial gefährdet, sucht ständig Kontakt zu negativ-dekadenten Jugendlichen.

8. [Name 8, Vorname] (20), Glasschneider, Aken.

Vorbestraft wegen Gefährdung der öffentlichen Ordnung und Versuchs des ungesetzlichen Grenzübertritts; Arbeitsbummelant.

9. [Name 9, Vorname] (19), Bauarbeiter, Gera.

Vorbestraft wegen Hehlerei, soll wegen fortdauernder Verletzung der Arbeitsdisziplin fristlos entlassen werden.

10. [Name 10, Vorname] (18), Instandhaltungsmechaniker, Jena.

1980 wegen Diebstahls sozialistischen Eigentums bestraft, bekannt durch rowdyhaftes Auftreten bei Fußballspielen.

11. [Name 11, Vorname] (16), Coswig.

Mit 14 Jahren straffällig geworden wegen Diebstahls persönlichen Eigentums, unbefugten Benutzens von Kfz, 1981 Versuch des ungesetzlichen Grenzübertritts der DDR; verkehrt mit vorwiegend vorbestraften, negativ-dekadenten Jugendlichen.

12. [Name 12, Geburtsname 1, Vorname] (26), Kellner, Eisenach.

Wegen asozialen Verhaltens vorbestraft. Rechtswidriger Antragsteller auf Übersiedlung in die BRD.

13. [Name 13, Vorname] (22), Elektriker, Schmalkalden.

Kriminell gefährdet; Arbeitsbummelant. 1980 Ermittlungsverfahren wegen Rowdytums.

14. [Name 14, Vorname] (19), Haus- und Hofarbeiter, [Ortsname].

Abschluss der 6. Klasse der Sonderschule. 1978–1979 inhaftiert wegen Diebstahls; verkehrt mit negativ-dekadenten Jugendlichen.

15. [Name 15, Vorname] (17), Baumaschinist, Eichwalde.

Vorbestraft wegen Diebstahls, angefallen wegen Alkoholmissbrauchs.

16. [Name 16, Vorname] (19), Diakonschüler, Eisenach.

Sammler und Verbreiter von Literatur Biermanns und Havemanns. Spricht stark dem Alkohol zu und tritt dann aggressiv gegen Angehörige der Schutz- und Sicherheitsorgane auf. Vorbestraft wegen Beleidigung/Verleumdung. Ermittlungsverfahren wegen Rowdytums und Asozialität eingeleitet.

17. [Name 17, Vorname] (16), wurde 1981 beim Versuch des ungesetzlichen Grenzübertritts der DDR festgenommen, den er unternommen hatte, um sich der Verantwortung für Laubeneinbrüche und Diebstahlshandlungen zu entziehen.

18. [Name 18, Vorname] (23), Handwerker, Zella-Mehlis.

Vorbestraft wegen Versuchs des ungesetzlichen Grenzübertritts, ging nur unregelmäßig einer Arbeit nach.

19. [Name 19, Vorname] (18), Instandhaltungsmechaniker, Greifswald.

Angefallen wegen Rowdytums. Besucht Veranstaltungen, um zu provozieren und negativ aufzufallen.

20. [Name 20, Vorname] (18), Teilfacharbeiter, Hoyerswerda.

1979 Ermittlungsverfahren wegen unbefugten Benutzens von Kfz und Verdachts vorsätzlicher Körperverletzung mit Todesfolge. Polizeiliche Aufsicht wegen asozialer Gefährdung.

21. [Name 21, Vorname] (20), Elektromonteur, Fürstenwalde (zzt. Untersuchungshaft).

Fertigte aus feindlicher Einstellung 1980 ein Plakat mit der Aufschrift »Solidarität mit den streikenden Arbeitern Polens! Freie Streiks, Freies Polen, Freies Europa« und schmierte antisozialistische Losungen.

22. [Name 22, Vorname] (22), Forstarbeiter, Fürstenwalde (zzt. Untersuchungshaft).

Äußerte sich im Sinne einer »legalen Opposition« und eines unbegrenzten Streik- und Demonstrationsrechts in der DDR. Er nahm Verbindungen zum Westberliner Sender RIAS auf, um eine Kampagne zur Freilassung des obengenannten [Name 21] zu inszenieren.

23. [Name 23, Vorname] (16), Schüler, Eisenhüttenstadt.

Tritt ständig mit provozierenden Äußerungen gegenüber Lehrern und mit ungepflegter, dekadenter Bekleidung auf; 1981 beim Versuch des ungesetzlichen Grenzübertritts festgenommen. Bezeichnet sich als »Solidarność«-Anhänger. Asoziale Lebensweise.

24. [Name 24, Vorname] (29), Hilfsmaurer, Rüdersdorf

Vorbestraft wegen vorsätzlicher Körperverletzung, bekannt durch übermäßigen Alkoholgenuss und schlechte Arbeitsmoral.

25. [Name 25, Vorname] (20), Maschinist, Welzow.

Viermal kriminell vorbestraft; zzt. wegen begangenen Raubes in Untersuchungshaft.

26. [Name 26, Vorname] (22), Fleischer, Berlin.

Vorbestraft, u. a. wegen Urkundenfälschung und sexuellen Missbrauchs eines Kindes. Unterzeichner des »Berliner Appells«.

27. [Name 27, Vorname] (18), Lehrling, Berlin.

Brach im September 1981 die Lehre ab und führt stundenweise Hilfsarbeiten in der Galiläa-Gemeinde durch; fälschte seinen SV-Ausweis; war wegen einer Geschlechtskrankheit in Behandlung. Unterzeichner des »Berliner Appells«.

28. [Name 28, Vorname] 18), Bäcker, Görlitz.

Asozial, vorbestraft wegen Diebstahls.

29. [Name 29, Vorname] 19), Straßenarbeiter, Kamenz.

Vorbestraft wegen Körperverletzung. Verkehrt mit kriminell gefährdeten und labilen Jugendlichen.

30. [Name 30, Vorname] (21), Elektriker, Meißen.

Als Rädelsführer rowdyhafter Ausschreitungen 1978 zu zwei Jahren Freiheitsentzug verurteilt und auch in der Folgezeit wegen Rowdytums angefallen.

31. [Name 31, Vorname] (26), Rohrleger, Pirna.

Mehrfach kriminell vorbestraft. Rechtswidriger Antragsteller auf Übersiedlung in die BRD.

32. [Name 32, Vorname] (24), Sachbearbeiterin, Neugersdorf.

Quartiergeberin für negativ-dekadente Jugendliche. Rechtswidrige Antragstellerin auf Übersiedlung in die BRD.

33. [Name 33, Vorname] (30), Lagerist, Rochlitz.

Mehrfach vorbestraft wegen staatsfeindlicher Hetze, sexuellen Missbrauchs Jugendlicher und Diebstahls.

34. [Name 34, Vorname] (28), Krankenpfleger, Schwarzenberg.

Starker Hang zum Alkohol, verbunden mit Medikamentenmissbrauch. Er forderte Jugendliche zu gesellschaftlicher Passivität und zum Austritt aus der FDJ auf.

35. [Name 35, Vorname] (17), Lehrling, Karl-Marx-Stadt.

Rechtswidriger Antragsteller auf Übersiedlung in die BRD.

36. [Name 36, Vorname] (19), Karl-Marx-Stadt.

Wegen Diebstahlshandlungen insgesamt dreimal vorbestraft.

37. [Name 37, Vorname] (20), Montagehelfer, Halle.

Vier Vorstrafen wegen Beleidigung und Diebstahls. Wegen Anschmierens faschistischer Losungen bzw. Symbole im Februar 1982 erneut Ermittlungsverfahren mit Haft eingeleitet.

  1. Zum nächsten Dokument Statistik Einnahmen Mindestumtausch (26.4.1982–2.5.1982)

    5. Mai 1982
    Information Nr. 239/82 über die Entwicklung der Einnahmen aus der Durchführung des verbindlichen Mindestumtausches für die Zeit vom 26. April 1982 bis 2. Mai 1982

  2. Zum vorherigen Dokument Erneute Hetzschriften-Ballonaktionen von Westberlin

    3. Mai 1982
    Information Nr. 230/82 über erneute Hetzschriften-Ballonaktionen von Berlin (West) aus