Stellungnahme der BBK zur Broschüre »Ereignisse in Polen«
[ohne Datum]
Information Nr. 656/82 über die Stellungnahme der »Berliner Bischofskonferenz« zur Verbreitung einer sogenannten Handreichung der katholischen Kirche über »Ereignisse, Entwicklungen in der VR Polen …« im Amtsbereich der katholischen Kirche Magdeburg
In Ergänzung der Information des MfS Nr. 628/82 vom 7. Dezember 1982 wurde dem MfS streng intern bekannt, dass sich die »Berliner Bischofskonferenz«1 in ihrer Sitzung am 6./7. Dezember 1982 mit der »Handreichung« befasste, die der Leiter der Abteilung Arbeitsstelle für pastorale Hilfsmittel der katholischen Kirche in Magdeburg, Särchen, Günter,2 erarbeitet und mit Zustimmung von Bischof Braun,3 Magdeburg, unter Geistlichen im Amtsbereich Magdeburg verteilt hat.4
Die Bischöfe stimmten darin überein, dass
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die »Handreichung« wegen ihres eindeutig politischen Inhalts für die Arbeit der katholischen Kirche ungeeignet und deshalb abzulehnen ist,
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einer Verbreitung des Materials in den katholischen Amtsbereichen nicht zugestimmt wird.
In der Diskussion zu diesem Punkt wurde von den Bischöfen herausgearbeitet, dass der Leiter der Abteilung Arbeitsstelle für pastorale Hilfsmittel der katholischen Kirche in Magdeburg, Särchen, Günter, für die Erarbeitung des Materials persönlich verantwortlich ist, da er hierzu weder beauftragt noch befugt war. Da Särchen nach Auffassung der Bischöfe seine Kompetenzen als kirchlicher Mitarbeiter überschritten hat, wurde festgelegt, dass Bischof Theissing,5 verantwortlich innerhalb der Bischofskonferenz für die Arbeit der Medien, mit Särchen eine Aussprache führt, um diesen in seinem Arbeitsbereich »zu disziplinieren«.
Die Bischöfe stellten fest, dass Särchen als Mitarbeiter der katholischen Kirche in Magdeburg arbeitsmäßig Bischof Braun, Magdeburg, unterstellt ist. Bischof Braun sei, was die Verbreitung der »Handreichung« im Amtsbereich Magdeburg betreffe, seiner Aufsichtspflicht nicht nachgekommen.
Da Bischof Braun [Passage mit schutzwürdigen Interessen nicht wiedergegeben] nicht an den Beratungen der Bischofskonferenz teilnehmen konnte, wurde festgelegt, dass der Vorsitzende der »Berliner Bischofskonferenz«, Bischof Meisner,6 Berlin, mit Bischof Braun eine Aussprache über seine mangelnde Aufsichtspflicht gegenüber Särchen führen soll.
Anfänglich war von den Bischöfen erwogen worden, Bischof Braun zu empfehlen, die in seinem Amtsbereich verbreitete »Handreichung« wieder einzuziehen. Von derartigen Erwägungen wurde jedoch im Verlauf der »Berliner Bischofskonferenz« mit der Begründung Abstand genommen, dass diese Maßnahme zu einem »Aufwerten« und »Hochspielen« des Materials führen könnte.
Es wird vorgeschlagen, dass der Stellvertreter des Staatssekretariats für Kirchenfragen, Hermann Kalb,7 in Fortsetzung seines Gespräches mit Bischof Braun am 14. Dezember 1982 eine weitere Unterredung mit ihm führt mit dem Ziel, ihm gegenüber zu verdeutlichen, dass die unter der persönlichen Verantwortung von Bischof Braun verbreitete »Handreichung« zu einer Belastung des Verhältnisses Staat – Kirche führen kann. Gleichzeitig sollte hervorgehoben werden, dass bei einem eventuell gegen den Staat gerichteten Missbrauch der »Handreichung« durch Mitglieder des Amtsbereiches der katholischen Kirche Magdeburg Bischof Braun persönlich die volle Verantwortung trägt.
Die Information ist wegen äußerster Quellengefährdung nur zur persönlichen Kenntnisnahme bestimmt.