Synodaltagungen von vier evanglischen Landeskirchen
15. November 1982
Information Nr. 587/82 über die in der Zeit vom 4. bis 7. November 1982 durchgeführten Synodaltagungen von vier evangelischen Landeskirchen in der DDR
In der Zeit vom 4. bis 7. November 1982 führten vier evangelische Landeskirchen in der DDR die Herbsttagungen ihrer Synoden durch:
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Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs
(4. bis 7. November 1982 in Schwerin),
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Evangelische Landeskirche Greifswald
(4. bis 7. November 1982 in Züssow),
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Evangelische Kirche des Görlitzer Kirchengebietes
(5. bis 6. November 1982 in Görlitz),
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Evangelische Landeskirche Anhalts
(5. bis 7. November 1982 in Dessau).
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen führt ihre Herbstsynode am 27./28. November 1982 durch.
(Über die Landessynoden der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens vom 16. bis 20. Oktober 1982 in Dresden bzw. der Kirchenprovinz Sachsen vom 28. bis 31. Oktober 1982 in Magdeburg, wurde bereits in den Informationen des MfS Nr. 545/82 bzw. 566/82 vom 25. Oktober bzw. 5. November 1982 informiert. Seitens der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg ist entsprechend ihrer »Grundordnung« keine Herbstsynode im Jahre 1982 vorgesehen.)
Als Vertreter westlicher Massenmedien war der in der DDR akkreditierte Journalist Röder1 (epd) zeitweilig – ohne besondere Aktivitäten zu entwickeln – auf der Synode der Evangelischen Landeskirche Anhalts anwesend.
An den Synoden nahmen neun ökumenische Gäste aus der BRD (außer an der Görlitzer Synodaltagung) teil, deren Grußansprachen keine feindlichen bzw. politisch-negativen Aussagen enthielten. Lediglich der Vertreter der Evangelischen Kirche des Rheinlandes, Siegmann,2 brachte in seiner Grußansprache auf der Synodaltagung in Greifswald seine Ablehnung gegenüber dem NATO-Raketenbeschluss3 und der Stationierung von SS-20-Raketen im europäischen Teil der Sowjetunion4 zum Ausdruck.
Inhalt und Verlauf der Synoden wurden im Wesentlichen bestimmt von den Berichten der Kirchenleitungen sowie den im Zusammenhang damit geführten Diskussionen, der Auswertung der 2. Tagung der 4. Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR (24. bis 28. September 1982 in Halle),5 von innerkirchlichen und theologischen Problemen und von der Wahl der kirchenleitenden Gremien/Ausschüsse (Görlitz und Dessau).
Im Mittelpunkt der Berichte der Kirchenleitungen standen hauptsächliche Probleme der »christlichen Friedensverantwortung« und des »kirchlichen Friedensengagements«, wobei die hinlänglich bekannten Standpunkte der Kirche zu einer »eigenständigen Friedensarbeit« wiederholt wurden.
Die sachlich gehaltenen Kirchenleitungsberichte lehnten sich dabei an die kirchen- und gesellschaftspolitischen Aussagen der Synode des BEK in Halle an. In allen Berichten fanden die Beschlüsse der Konferenz der evangelischen Kirchenleitungen sowie der Synode des BEK, das Symbol »Schwerter zu Pflugscharen«6 während der »Friedensdekade 1982«7 nicht als Aufnäher zu verbreiten, Unterstützung.8
Analog zum Verlauf der Synode des BEK in Halle versuchten einige feindlich-negative kirchliche Amtsträger und Synodalen in den Diskussionen zu den Berichten der Kirchenleitungen, die Synoden zu Angriffen gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung zu missbrauchen. Durch das Auftreten politisch-realistischer kirchlicher Amtsträger und Synodalen wurden derartige Angriffe zurückgewiesen. Sie fanden keinen Eingang in die von den Synoden angenommenen Beschlüsse.
Zu beachten ist jedoch der durch die Synode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs gefasste Beschluss, in dem u. a. »staatliche Stellen« der DDR aufgefordert werden, eine »offene Informationspolitik über wirtschaftliche Schwierigkeiten« zu führen (siehe Anlage).
Zu den einzelnen Synoden der Landeskirchen:
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs
Bischof Dr. Rathke9 (Schwerin) berichtete u. a. über seinen Besuch von Kirchen in der Sowjetunion (Kasachstan) im Oktober 1982, wobei er versuchte, den Anschein sachlicher und durch Fakten belegter Berichterstattung zu erwecken. Dabei richtete er jedoch unterschwellig Angriffe gegen die Staats- und Gesellschaftsordnung in der UdSSR, insbesondere gegen die staatliche Kirchenpolitik. So führte er u. a. aus, dass
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die Christen in der Sowjetunion vom Informationsgeschehen zu den Ereignissen in der Welt weitestgehend isoliert seien, da sie kaum die Möglichkeiten des Empfanges ausländischer Medien hätten und diese Situation bedrückend sei,
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die Ausübung christlichen Glaubens durch das »Verbot« der Religionspropaganda10 und Nichtzulassung von Religionsunterricht sehr erschwert werde,
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die jetzt noch vorhandenen Beschränkungen und Begrenzungen der Religionsausübung im Vergleich zu den »vielen Jahren Zwangsarbeit« zwar geringer seien, jedoch noch Hemmnisse darstellen würden.
In diesem Zusammenhang entwickelte er Vorstellungen, wie eine Zusammenarbeit mit den Christen in der Sowjetunion gestaltet werden könnte. Seinen Äußerungen zufolge ginge es vorrangig um
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die Übergabe deutschsprachigen »geistlichen Schrifttums«, insbesondere von Bibeln, an die Kirchen Kasachstans,11
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die Organisierung einer wirkungsvollen ökumenischen Zusammenarbeit, darunter die Organisierung von beiderseitigen Besuchsreisen auf Gruppenbasis und die wechselseitige Ausbildung von Predigern,
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die Teilnahme von Vertretern der Christen aus der UdSSR an der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes 1984 in Budapest.12
Dr. Rathke brachte darüber hinaus zum Ausdruck, dass seiner Meinung nach die Kirche in der Sowjetunion neu strukturiert werden müsse, wobei er deutlich machte, dass es ihm dabei um eine »größere Geschlossenheit« und ein »einheitliches Auftreten der Gemeinden« und damit um ein »größeres Gewicht im Auftreten der Kirche« gegenüber dem sozialistischen Staat gehe.
Der Synodale Dr. Weiß13 (Börgerende) verwies in seinem Diskussionsbeitrag auf in seinem Wirkungskreis stationierte Raketeneinheiten und drückte sein Bedauern darüber aus, dass es nicht möglich sei, darüber in der Kirchenpresse öffentlich zu berichten. Seiner Auffassung nach seien die Beschlüsse der Bundessynode von Halle ein Rückzug der Kirche gegenüber dem Staat, speziell in der Aufnäherproblematik.
Der Synodale Zarft14 (Neustrelitz) betonte, dass all jenen, die im Friedensdienst tätig sind, Geborgenheit und Vertrauen gegeben werden müsse und bezog das dabei besonders auf die jugendlichen Träger des Aufnähers »Schwerter zu Pflugscharen«, aber auch »auf die Leute, die Ausreiseanträge15 gestellt haben«.
Während der Synode wurde den Synodalen der Antrag des DDR-Bürgers Möhring, Heiner16 (Schwerin) zur Ableistung des Reservistendienstes als Bausoldat17 verlesen. Darin dankte Möhring für die Möglichkeit des Baudienstes und stellte dann fest, dass viele Reservisten eingezogen würden, die früher den Fahneneid geleistet haben und es keine Möglichkeit gäbe, von diesem zurückzutreten. Diese Reservisten würden oft in Gewissenskonflikte geraten, und er möchte darum bitten, dass sie die Möglichkeit erhalten, ihren Reservistendienst ebenfalls als Bausoldaten abzuleisten. Dass keine Möglichkeit bestünde, vom Fahneneid zurückzutreten, widerspreche den »Menschenrechten« und dem Artikel 20 der Verfassung der DDR.18 Die Landessynode solle ihre Gespräche mit dem Staat zur Klärung dieser Fragen nutzen.
Auf der Synode wurde festgelegt, den Antrag des Möhring durch einen Brief an ihn zu beantworten, der jedoch nicht Gegenstand der Aussprache der Synode sein könnte. Es wurde auf die Dokumente der Bundessynode verwiesen und erklärt, diese Frage würde auf »höchster Ebene« verhandelt.
Ein Antrag des Synodalen Dr. Kuske19 (Teterow), seitens der Synode einen offenen Brief an die »Aktion Sühnezeichen«, BRD,20 zu senden, in dem ihr der Dank für ihre bisherigen Friedensaktivitäten übermittelt werden sollte, wurde von der Synode mit der Begründung abgelehnt, dass es dafür keine konkrete Motivation gibt.
Im Zusammenhang mit dem Antrag des Synodalen Pfarrer Dr. Langer21 (Güstrow), der einen Tätigkeitsbericht der Arbeitsgruppe »Frieden« forderte, beschloss die Synode, einen Bericht zu erarbeiten und diesen den Synodalen informativ zur Verfügung zu stellen.
Der Jugenddiakon Wergin22 (Schwerin) regte unter Bezugnahme auf den während der Synode gegebenen Bericht der diakonischen Konferenz an, perspektivisch zu prüfen, ob
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die Diakonie zur Gewinnung von Arbeitskräften für »einfache Dienste« nicht alle Kräfte, die zur Kirche wollen, ein Jahr beschäftigen könne,23
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es nicht auch eine Aufgabe der Diakonie sein könne, Heime zu schaffen, die Rückfalltätern, Asozialen24 usw. einen geistlichen Halt geben könnten. Es gehe darum, dass diese Personen in den gesellschaftlichen Arbeitsprozess einbezogen seien, jedoch in den Heimen Unterkunft, Halt und Betreuung finden könnten.
Wergin betonte, dass es nicht darum gehen könne, den staatlichen Maßnahmen Konkurrenz zu machen, sondern darum, insbesondere den »sozial schwachen Personen« eine Wiedereingliederung zu erleichtern bzw. erst zu ermöglichen.
Evangelische Landeskirche Greifswald
Im Bericht des Bischofs Dr. Gienke25 (Greifswald) wurden konkrete Bezüge zur aktuellen Friedensverantwortung der Kirche mit größtenteils politisch positiven Aussagen hergestellt.
So wird u. a. im Bericht hervorgehoben, dass
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Abrüstung an erster Stelle stehe und auch die Christen dafür Verantwortung trügen,
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in Bezug auf die Wehrpflicht die Verfassung Gewissensentscheidungen garantiere,
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pazifistisches Denken aus der derzeitigen Situation in der Welt für einzelne Christen gerechtfertigt sei, ohne dass sich die Kirche von diesen Einzelnen zu einem prinzipiellen Pazifismus drängen lassen dürfe,
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die Kirche einen eigenständigen Friedensbeitrag in der Gesellschaft und der internationalen Politik leisten müsse, dabei aber auch Vorschläge von bestimmten politischen Seiten aufnehme, wenn sie der Verständigung dienen würden,
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die Kirche alle Initiativen gegen Kernwaffen, die Schaffung atomwaffenfreier Zonen, die Reduzierung aller Rüstungsmaßnahmen und alles, was Vertrauen zwischen den politischen und militärischen Machtblöcken schaffen kann, unterstützen werde.
Bei seinen Äußerungen bezüglich der »Eigenständigkeit« des christlichen Friedensdienstes sprach Dr. Gienke die Erwartung aus, dass die DDR »für Entscheidungen des Glaubens und des Gewissens durch ihre Verfassung und in der Realität des Alltags Raum gibt«. Notwendig sei zudem der Abbau von Hass und Feindbildern, eine »intensive und phantasievolle Erziehung zum Frieden« und ein »Friedensdienst«, der die Zusammenarbeit aller Menschen sucht, die Verantwortung für den Frieden in der Welt und in der Gesellschaft tragen.
Im Bericht wurden außerdem solche als bisher im Gespräch Kirche – Staat angeblich ungelöste Sachfragen angeführt wie
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seit 1978 anstehende ungeklärte Zahlung von Nutzungsentgelt für bisher nicht bewertete landwirtschaftliche Nutzflächen der Kirchengemeinden,
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anhaltende Schwierigkeiten bei der Erteilung von Druckgenehmigungen,
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ungenügende Bereitstellung von Bilanzanteilen für kirchliche Bau- und Reparaturmaßnahmen,
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unzureichende Möglichkeiten für Christen zur Übernahme verantwortlicher Funktionen in der Gesellschaft,
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mangelhafte Durchsetzung einer gleichberechtigten Behandlung christlicher Kinder an den Schulen – trotz erkennbarer Fortschritte.
In der Diskussion kritisierte Pfarrer Wutzke26 (Gartz) den Beschluss der Bundessynode, das Symbol »Schwerter zu Pflugscharen« nicht mehr als Aufnäher zu verbreiten. Er warf Dr. Gienke vor, dass sein Bericht zeitweise wie die Äußerung von Verteidigungsminister Hoffmann27 geklungen habe, wonach »wir Schwerter und Pflugscharen brauchen«.28 Er bezeichnete den Bericht des Bischofs in manchen Teilen als unglaubwürdig.
Besonders scharfe Angriffe gegen Dr. Gienke richtete der als Vertreter der ESG Greifswald auf der Synode anwesende Theologiestudent [Name] (Greifswald). Er erklärte, nicht zu verstehen, wie man als Bischof so weit gehen könne, einen Dienst bei der Armee für einen Christen heute noch als möglich zu bezeichnen. Er äußerte, dass damit die Bausoldaten in der Gesellschaft abqualifiziert würden und der Bericht des Bischofs bei der Lösung der anstehenden Probleme nicht weiterhelfe.
Evangelische Kirche des Görlitzer Kirchengebietes
Die Synodaltagung war ausschließlich der Konstituierung ihrer Synode gewidmet (Wahl des Präsidiums der Synode, der Mitglieder der Synodalausschüsse sowie der synodalen Mitglieder der Kirchenleitung). Dem neu gewählten Präsidium der Synode gehören an:
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als Präses
Diplom-Ingenieur Milker, Rolf29 (Görlitz)
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als Vizepräses
Diakon Biella30 (Görlitz)
Frau Dieck, Dagmar31 (Kromlau)
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als Schriftführer
Ingenieur-Ökonom Walter, Erwin32 (Görlitz)
Diplom-Metalloge Skoddow33 (Hoyerswerda)
Als synodale Mitglieder wurden in die Kirchenleitung gewählt:
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Pfarrer Baier, Wilfried34 (Markersdorf),
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Pastorin Salinger, Renate35 (Görlitz),
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Reichelt, Horst36 (Rothenburg),
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Hirthe, Werner37 (Görlitz),
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Böer, Andreas38 (Reichenbach),
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Walter, Erwin (Görlitz).
(Darüber hinaus gehören der Kirchenleitung Bischof Dr. Wollstadt39/Görlitz, OKR Dr. Winde40/Görlitz und Präses Milker/Görlitz an.)
Im Ergebnis der Wahlen kann eingeschätzt werden, dass die Mehrheit der in kirchenleitende Funktionen der evangelischen Kirche des Görlitzer Kirchengebietes gewählten Synodalen an einer loyalen Gestaltung des Verhältnisses Staat – Kirche bemüht ist.
Evangelische Kirche Anhalts
Kirchenpräsident Natho41 (Dessau) erstattete den Bericht auf [der] Synode, wobei er
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sich erneut zur »Kirche im Sozialismus«42 bekannte,
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die Übereinstimmung mit den Staatsorganen der DDR unterstrich, dass Krieg kein zu rechtfertigendes Mittel für die »Gestaltung eines versöhnlichen und gerechten Miteinander von Menschen« und demzufolge die Abrüstung dringend notwendig sei.
Natho führte u. a. aus, dass Staat und Gesellschaft große Schwierigkeiten hätten, »Gewissensentscheidungen zu akzeptieren, ohne sie gleichzeitig zu diffamieren«. Er vertrat die Auffassung, dass es für eine Gesellschaft als Gewinn betrachtet werden müsse, »wenn konkrete Gewissensentscheidungen zur Toleranz herausfordern«. Obwohl zwischen Staat und Kirche in der DDR Übereinstimmung darüber herrsche, »dass der Frieden die wichtigste Aufgabe für die Menschheit heute ist«, gäbe es in den Gemeinden eine »tiefe Skepsis« gegenüber der Wirksamkeit solcher Erklärungen. Die »augenscheinliche militärische Stärkung und die ebenso augenfälligen Schwierigkeiten in Wirtschaft und Versorgung« ließen Zweifel aufkommen, ob wirklich alles getan werde, um den Frieden sicherer zu machen.
Die politisch-negativen Synodalen Landesjugendpfarrer Bungeroth43 (Dessau) und Jugenddiakon Heimrich44 (Bernburg) unternahmen ihrerseits den ergebnislosen Versuch der Einbringung einer Eingabe über die vormilitärische Ausbildung von Lehrlingen an Berufsschulen, in der Einzelfälle von angeblicher Benachteiligung von Verweigerern der vormilitärischen Ausbildung aufgegriffen und verallgemeinert wurden.45
Die Synodaltagung wurde von Kreisjugendpfarrer Kwaschik46 (Bernburg) und fünf dekadent gekleideten Jugendlichen im Alter von 16 bis 18 Jahren provokativ gestört. Die Jugendlichen entrollten auf den ihnen zugewiesenen Plätzen Plakate und verließen daraufhin das Tagungsgebäude ohne Diskussion. Die Plakate trugen folgende Aufschriften:
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»Frieden lernen, aber mein Kind wird …«,
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»Angst vor der Schule, Vertrauen für die Landessynode, Frieden für alle«,
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»Landessynode – helft den Schulabgängern«,
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»Vertrauen statt Verordnungen«,
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»Schuster bleib bei deinen Leisten, Fachkenntnisse statt Waffenkenntnis«.
Im Verlaufe der Synodaltagung erfolgte die Wahl der Mitglieder des Landeskirchenrates. Im Ergebnis der Wahlen kam es zu keinen personellen Veränderungen. Dem Landeskirchenrat gehören folgende bekannte kirchenleitende Kräfte an:
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Kirchenpräsident Natho (Dessau),
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Oberkirchenrat Schulze49 (Dessau),
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Oberkirchenrat Beel50 (Dessau).
Mit überwiegender Mehrheit wurde Kirchenpräsident Natho in seiner Funktion erneut bestätigt. Zum Stellvertreter des Kirchenpräsidenten wurde Oberkonsistorialrat Schulze (Dessau) gewählt.
Die Wahlergebnisse widerspiegelten die Bemühungen der progressiven und politisch-loyalen Kräfte, den Landeskirchenrat in der alten Besetzung erneut zu bestätigen und eine Kandidatur des als politisch-negativ bekannten Kreisoberpfarrers Franke51 (Zerbst) als Oberkirchenrat zu verhindern. Den negativen Kräften gelang es nicht, ihre Positionen auszubauen.
Aus dem Gesamtverlauf der Synodaltagungen ist ersichtlich, dass die Mehrheit der kirchenleitenden Amtsträger sowie die realistisch denkenden Synodalen bemüht waren, am Weg vom 6.3.197852 festzuhalten.
Die Information ist wegen Quellengefährdung nur zur persönlichen Kenntnisnahme bestimmt.
Anlage zur Information Nr. 587/82
[Beschlussvorlge der X. Landessynode Mecklenburgs]
Die Synode wolle beschließen:
Die Synode stellt angesichts der weltpolitischen Konstellation und der wirtschaftlichen Entwicklung in unserem Land fest, dass Verunsicherung und Angst sowie die Unfähigkeit vieler Menschen, ihr Leben zu bewältigen, zugenommen haben.
Als Christen müssen wir uns diesen Herausforderungen stellen. Wir bekennen den Herrn, der auch unsere gefährdete Welt nicht aufgibt. Wir sehen eine wesentliche Aufgabe darin, das Gewissen dafür zu schärfen, dass es nicht so sehr darauf ankommt, Wohlstand zu vermehren, sondern im Verzichtenkönnen Zeichen des Vertrauens auf unseren Herrn setzen.
Die Bereitschaft zur verantwortlichen Mitarbeit der Bevölkerung wird gefördert, wenn eine offene Informationspolitik über wirtschaftliche Schwierigkeiten durch die staatlichen Stellen betrieben wird.
Ein neues Nachdenken über Wert, Ziel und Sinn des Lebens könnte dadurch unter uns in Gang kommen.