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Treffen von Vertretern des BEK und des Nationalen Christenrats der USA

3. Mai 1982
Information Nr. 229/82 über ein Treffen zwischen Vertretern des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR und des Nationalen Christenrates der USA vom 19. bis 23. April 1982 in Ferch, Kreis Potsdam

Vom 19. bis 23.4.1982 fand in Ferch, Kreis Potsdam, das dritte Treffen zwischen Vertretern des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR1 und des Nationalen Christenrates der USA2 (NCC) statt.

(1. Konsultation 1978 in Chorin/DDR, 2. Konsultation 1979 in Stony Point/USA)

Als Teilnehmer an diesem Treffen wurden bekannt:

seitens des Bundes der Evangelischen Kirchen (BEK) in der DDR:

  • Bischof Gienke3/Greifswald; stellvertretender Vorsitzender der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen in der DDR

  • Bischof i. R. Schönherr4/Berlin

  • Oberkirchenrätin Lewek5/Berlin; stellvertretender Leiter des Sekretariats des BEK in der DDR, verantwortlich für ökumenische Beziehungen

  • Pfarrer Günther6/Wilhelmshorst; Leiter der Presseabteilung im Sekretariat des BEK in der DDR

  • Pfarrer Dorgerloh7/Potsdam; Sekretär der Kommission kirchliche Jugendarbeit (KKJ) im Sekretariat des BEK in der DDR

  • Garstecki,8 Joachim/Berlin; Mitarbeiter der Theologischen Studienabteilung beim Sekretariat des BEK in der DDR

  • Adler, Elisabeth9/Berlin; Leiterin der Evangelischen Akademie Berlin-Brandenburg

  • Dr. Romberg, Walter10/Berlin; Mitarbeiter der Akademie der Wissenschaften, Mitglied des ad-hoc-Ausschusses »Abrüstung« des BEK in der DDR sowie des Kuratoriums der Evangelischen Akademie Berlin-Brandenburg

seitens des NCC in den USA:

  • Pastorin Green, Barbara Graham11/New York; Abteilung »Friedensfragen« beim NCC

  • Pfarrer Smylie, Robert-Frank12/Englewood (zzt. Berlin (West)); United Presbyterian Church

  • Pfarrer Nottlingham, William13/Jessen/Indianapolis; Christian Church-Disciples of Christ

  • Stewart, Kenneth14/Parsans/Wichita; selbstständiger Jurist

Im Mittelpunkt der Konsultation in Ferch stand die gemeinsame Verantwortung der Kirchen für den Frieden.

Während des Treffens erfolgte eine detaillierte Erörterung von Möglichkeiten eigenständigen »kirchlichen Friedensengagements«.

So informierten z. B. die Vertreter des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR die amerikanischen Würdenträger über die Aktivitäten für einen sozialen Friedensdienst15 sowie über andere Formen »kirchlichen Friedensengagements« in der DDR. Dabei stießen besonders die Materialien zu den Friedensdekaden 1980 und 198116 und die Arbeitsunterlagen zur »Friedenserziehung«17 bei der amerikanischen Delegation auf große Resonanz. Die Vertreter des NCC in den USA bekundeten daraufhin großes Interesse, junge Amerikaner an der »Friedensdekade 1982« in der DDR teilnehmen zu lassen.

Die amerikanische Delegation erläuterte ihrerseits das Drei-Jahres-Programm »Friede in Gerechtigkeit« des NCC in den USA, das im Mai 1982 verabschiedet werden soll.

In diesem Programm sind z. B. öffentlichkeitswirksame Formen kirchlicher Friedensarbeit im Zusammenhang mit der Sondertagung der UNO-Vollversammlung zu Abrüstungsfragen18 geplant (u. a. Durchführung eines »Begleitprogramms« mit Friedensgebeten, Meditationen, Demonstrationen usw.). In diesem Zusammenhang will der NCC einen Vertreter des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR nach den USA einladen.

Im Ergebnis der geführten Gespräche wurde ein bisher unveröffentlichtes »Arbeitspapier« verfasst, das nach internen Feststellungen folgende Schwerpunkte enthalten soll:

  • 1.

    Ethische Fragen des Friedensdienstes

  • 2.

    Entwicklung »alternativer Sicherheitssysteme« und neuer Friedensinitiativen

  • 3.

    Friedensfördernde Aktionen beider Kirchen im Zusammenhang mit der UNO-Sondertagung zu Fragen der Abrüstung

In diesem »Arbeitspapier«, das von den Tagungsteilnehmern auch als »Kommuniqué« bezeichnet wird, sollen u. a. solche politischen Aussagen getroffen worden sein:

  • Notwendigkeit einer gemeinsamen Zusammenarbeit des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR und des NCC in den USA mit dem Ziel, auf ein kernwaffenfreies Europa hinzuwirken,

  • Unterstützung »unilateraler Schritte zur Abrüstung«,

  • Wertung der Beziehungen und Kontakte zwischen dem Staatsratsvorsitzenden der DDR, Genossen Erich Honecker,19 und Bundeskanzler H. Schmidt20 nach den Gesprächen im Dezember 1981 als »Sicherheitspartnerschaft«.21

Nach Beendigung des Konsultationstreffens zwischen Vertretern des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR und des NCC in den USA fand am 23.4.1982, in der Zeit von 13.00 bis 15.00 Uhr ein Empfang des Staatssekretärs für Kirchenfragen für alle ausländischen Teilnehmer des Treffens statt. (Den Empfang gab der Stellvertreter des Staatssekretärs, Hermann Kalb22.)

Während dieses Empfangs artikulierten die amerikanischen Kirchenvertreter gegenüber den staatlichen Mitarbeitern u. a. den Wunsch nach Ermöglichung von Studenten- und Dozentenaustauschen zwischen dem Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR und dem NCC in den USA mit dem Ziel, die »gesellschaftlichen Realitäten gegenwärtig besser kennen und achten zu lernen«.

Im Anschluss daran fand am 23.4.1982, um 16.00 Uhr in der Erlöserkirchgemeinde in Potsdam, Nansenstraße 5, ein Pressegespräch statt, an dem neben kirchlichen Amtsträgern des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR auch amerikanische Vertreter des NCC teilnahmen. Während des Pressegesprächs waren neben kirchlichen Berichterstattern aus der DDR ein DDR-Journalist von ADN sowie von »Neue Zeit« (Zentralorgan der CDU) anwesend. Von westlichen Massenmedien folgten lediglich Röder23 (epd) und Waha24 (AP) der durch die Mitarbeiterin der Pressestelle im Sekretariat des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR, Krause,25 an mehrere BRD-Korrespondenten ausgesprochenen Einladung.

Während des Pressegespräches ergriffen Bischof i. R. Schönherr/Berlin, Oberkirchenrätin Lewek/Berlin, Smylie/Englewood (zzt. Westberlin) und Pastorin Green/New York das Wort.

Hervorzuheben ist der Beitrag von Bischof i. R. Schönherr. Er betonte, man wäre sich »auf dem Treffen einig geworden, dass man gegen Atomrüstung und gegen die Neutronenbombe«26 sei. Man habe jedoch keinen gemeinsamen Standpunkt zur Pazifismusfrage erarbeiten können.

Bischof i. R. Schönherr begrüßte in seinen Worten nachdrücklich den neuesten Moratoriumsvorschlag der UdSSR27 und erklärte diesbezüglich, »dass die einseitigen Schritte zur Truppenreduzierung, die durch die Sowjetunion unternommen würden, jedoch auch von der anderen Seite durchgeführt werden müssten«. Die DDR-Seite habe dies den Gästen aus den USA »zur Kenntnis gebracht« und »hofft, dass es zu Buche schlägt«.

Die Information ist wegen Quellengefährdung nur zur persönlichen Kenntnisnahme bestimmt.

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    3. Mai 1982
    Information Nr. 230/82 über erneute Hetzschriften-Ballonaktionen von Berlin (West) aus

  2. Zum vorherigen Dokument Schusswaffenanwendung mit Todesfolge gegen einen GSSD-Angehörigen

    3. Mai 1982
    Information Nr. 228/82 über die Anwendung der Schusswaffe durch einen Angehörigen der Deutschen Volkspolizei gegen einen in Fahndung stehenden Angehörigen der GSSD mit Todesfolge