Verlauf der Friedensdekade in der DDR 1982
22. November 1982
Information Nr. 590/82 über den Verlauf der »Friedensdekade« der evangelischen Kirchen in der DDR (7. bis 17. November 1982)
Dem MfS vorliegenden Hinweisen zufolge nahmen die Aktivitäten zur diesjährigen »Friedensdekade«1 aller evangelischen Landeskirchen in der DDR, die unter dem Thema »Angst – Vertrauen – Frieden« stattfand, einen relativ breiten Raum ein.
Die praktische Gestaltung oblag vorwiegend den Kirchengemeinden und entsprach trotz unterschiedlicher Auslegungen in Inhalt und Form in der Regel den Orientierungen des Bundes der Evangelischen Kirchen (BEK). Sichtbar war dabei das Bemühen kirchenleitender Gremien und Personen, an der Linie festzuhalten, die am 6. März 1978 zwischen dem Generalsekretär des ZK der SED und Vorsitzenden des Staatsrates der DDR, Genossen Erich Honecker,2 und leitenden Vertretern des Vorstandes der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen in der DDR vereinbart worden war.3
Der Verlauf der »Friedensdekade 1982« bestätigte, dass vor allem im Ergebnis der gezielten Gespräche von Mitarbeitern zuständiger staatlicher Organe mit kirchenleitenden Personen, in denen diese auf ihre Verantwortung zur Einhaltung getroffener Festlegungen zwischen Staat und Kirche hingewiesen wurden, und im Ergebnis von Vorbeugungsgesprächen mit solchen Personen, die in der Vergangenheit im Zusammenhang mit kirchlichen Veranstaltungen feindlich-negativ in Erscheinung getreten waren, die Mehrzahl aller Veranstaltungen nicht zu offenen Angriffen gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung missbraucht wurden.
Insgesamt wurden jedoch die bekannten Standpunkte zur kirchlichen Friedensarbeit und zum kirchlichen Friedensengagement umfassend und in aller Breite dargelegt.
Erkennbar war eine – auf den Einfluss der jeweiligen kirchenleitenden Personen zurückzuführende – differenzierte Bewertung und Einordnung der »Friedensdekade 1982« im Rahmen der kirchlichen Tätigkeit durch die einzelnen evangelischen Landeskirchen in der DDR.
Offensichtlich wurde, dass sich vor allem kirchenleitende Kräfte, mit denen eine ständige politische Gesprächsführung durch die zuständigen staatlichen Stellen und gesellschaftlichen Kräfte erfolgte, einsichtig verhielten. Von ihnen wurden in Vorbereitung bzw. im Verlauf der »Friedensdekade« u. a. kirchliche Tagungen, Zusammenkünfte, Konvente, Synoden, Mitarbeitertagungen u. a. genutzt, um ihren Einfluss dahingehend geltend zu machen, keine Handlungen zu unternehmen, die das Verhältnis Staat – Kirche belasten.
So forderte Landesbischof Leich4/Eisenach feindlich-negative kirchliche Kräfte dieser Landeskirche offen zu einem die Beziehungen Staat – Kirche nicht belastendem Verhalten auf.
Ebenfalls mäßigenden Einfluss versuchten auch die Bischöfe Hempel5/Dresden, Gienke6/Greifswald, Kirchenpräsident Natho7/Dessau und Konsistorialpräsident Stolpe8/Berlin anlässlich ihres Auftretens im Rahmen der »Friedensdekade 1982« auszuüben.
Bemerkenswert ist, dass insbesondere in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Thüringen, der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, der Evangelischen Landeskirche Greifswald, der Evangelischen Kirche des Görlitzer Kirchengebietes und der Evangelischen Landeskirche Anhalts überwiegend dergestalt verfahren wurde, den Leitgedanken der »Friedensdekade 1982« in die üblichen Gottesdienste miteinzubeziehen.
In der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs und der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen waren dagegen stärkere Aktivitäten zur Gestaltung von gesonderten Veranstaltungen unter dem Thema der »Friedensdekade«, über den Rahmen sonst üblicher Gottesdienste hinausgehend, zu verzeichnen, wobei politisch loyale Inhalte überwogen.
Wiederholt zum politischen Missbrauch von Veranstaltungen zur »Friedensdekade 1982« mit gegen die DDR gerichteten feindlich-negativen Angriffen kam es hauptsächlich in einigen Kirchengemeinden der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg, insbesondere in der Hauptstadt der DDR, die damit insgesamt einen Schwerpunkt darstellt.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass kirchenleitende Kräfte der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg, vornehmlich Bischof Forck, nichts zur unmittelbaren Unterbindung derartiger Veranstaltungen unternahmen und damit indirekt bereits hinlänglich bekannte reaktionäre kirchliche und andere feindlich-negative Kräfte ermunterten, erneut aktiv zu werden.
Bereits während der Eröffnungsveranstaltungen der »Friedensdekade 1982« der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg versuchte Bischof Forck gemeinsam mit weiteren negativ eingestellten kirchlichen Amtsträgern in geführten Diskussionen u. a. gegen den sozialistischen Staat gerichtete Aussagen zur »Militarisierung in der DDR« hineinzutragen. So erklärte Bischof Forck z. B. während einer Podiumsdiskussion, dass hier stärker der Beitrag der Christen für den Frieden im Allgemeinen und während der »Friedensdekade« im Besonderen eine Rolle spielen solle. Man müsse z. B. die Fragen der Wehrerziehung an den Schulen9 aufwerfen und darüber diskutieren. Ferner erklärte er sinngemäß: Wenn man zum Frieden kommen wolle, müsse man Vorleistungen bringen. Die Sowjetunion habe Vorleistungen gebracht, aber nicht alles, was auf dem Papier stand, realisiert.10 Man könne nicht ständig mit den alten Feindbildern leben, es sei eine Bewusstseinsbildung für den Frieden zu fördern. Das provokative Verhalten und Auftreten von Bischof Forck und weiteren kirchenleitenden Kräften der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg (u. a. Pfarrer Domrös11/Brandenburg) veranlasste den Vertreter der Niederländischen Friedensbewegung, Major a. D. Andriese,12 in einem internen Gespräch sein Erstaunen über den in den DDR-Kirchen sichtbaren Antikommunismus zum Ausdruck zu bringen.
Die Veranstaltungen zur »Friedensdekade 1982« wiesen zum überwiegenden Teil (und durchgängig in Kirchengemeinden innerhalb der Kreise) die sonst üblichen Besucherzahlen aus. Die Teilnehmer waren vorwiegend religiös gebundene Personen.
Besonders in Veranstaltungen innerhalb von Bezirksstädten und solchen Kirchengemeinden mit in der Vergangenheit durchgeführten öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten war abweichend von sonst üblichen Gottesdiensten ein hoher Anteil von Personen bis zu 30 Jahren feststellbar, von denen in Nichtbefolgung entsprechender Orientierungen eine Anzahl den bekannten Aufnäher »Schwerter zu Pflugscharen«13 trug. Unter der nicht religiös gebundenen Bevölkerung wurden die durchgeführten Veranstaltungen wenig öffentlichkeitswirksam.
Ausnahmen bildeten Gottesdienste mit hoher Teilnehmerzahl und einem großen Anteil jugendlicher Personen zu solchen Veranstaltungen, wie
- –
Abschlussgottesdienst der »Friedensdekade« am 17. November 1982 in der Nicolai-Kirche in Leipzig mit 1 800 Jugendlichen/Jungerwachsenen, an dem zu Beginn kurzzeitig Bischof Hempel/Dresden teilnahm. (Bischof Hempel trat nicht mit politischen Aussagen in Erscheinung.),
- –
traditionelle religiöse Veranstaltungen in der Hauptstadt der DDR, Berlin, am 9. November 1982 (»Kristallnacht«) mit 700 Teilnehmern, in Erfurt am 10. November 1982 (»Martinsfeier«) mit 10 000 Teilnehmern und in Neubrandenburg am 11. November 1982 (»Martinsfeier«) mit 500 Teilnehmern, vorwiegend Kinder,
- –
Eröffnung der »Friedensstation« in Potsdam, an der 700 Personen teilnahmen (Eröffnungsveranstaltung zur »Friedensdekade« am 7. November 1982),
- –
Eröffnungsveranstaltung zur »Friedensdekade« in Halle am 7. November 1982 (»Brückenschlag«), an der 1 000 Personen teilnahmen,
- –
Eröffnungsveranstaltung zur »Friedensdekade« in Erfurt am 7. November 1982 (Propst Falcke14),
woran 600 Personen teilnahmen.
Im Vergleich zu der »Friedensdekade 1981«, an der eine größere Anzahl prominenter Gäste an Veranstaltungen in den Kirchengemeinden teilgenommen hatte, waren zur diesjährigen »Friedensdekade« lediglich zur Eröffnungsveranstaltung der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg am 7. November 1982 erschienen:
- –
Exarch der Russisch-orthodoxen Kirche in Mitteleuropa, Erzbischof Melchisedek,15
- –
Major a. D. Andriese, Vertreter der niederländischen Friedensbewegung,
- –
Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages der BRD und Mitglied des Parteivorstandes der SPD, Dr. Erhard Eppler.16
Am 13. November 1982 nahm in der »Alten Pfarrkirche« Berlin-Pankow als Gast aus Großbritannien Wright,17 Coventry (Direktor des »Internationalen Zentrums für Versöhnung«18) teil, der sich in einem Grußwort für die Erhaltung des Friedens einsetzte.
Die Aktivitäten von Vertretern westlicher Medien konzentrierten sich fast ausschließlich auf solche Veranstaltungen der »Friedensdekade 1982«, die im Sinne des politischen Missbrauchs angelegt waren bzw. einen solchen erwarten ließen. Deutlich wurde ihr Zusammenwirken mit feindlich-negativen Kräften, wie Pfarrer Eppelmann.19
Folgende Vertreter westlicher Medien nahmen an Veranstaltungen der »Friedensdekade«, insbesondere in der Hauptstadt Berlin, teil
- –
Röder20 epd (ständig akkreditierter Korrespondent in der DDR),
- –
Merseburger, Peter,21 ARD (ständig akkreditierter Korrespondent in der DDR),
- –
Jennerjahn, Hartmut,22 DPA (ständig akkreditierter Korrespondent in der DDR),
- –
Millar, Peter,23 Reuters (ständig akkreditierter Korrespondent in der DDR),
- –
Jürgens, Karl-Heinz,24 Reisekorrespondent, mehrmals genehmigte journalistische Vorhaben, realisiert für Bildagentur »Osteuropafoto«/BRD,
- –
[Name], Kameramann im ARD-Team (Merseburger).
Im Vergleich zu den »Friedensdekaden 1980 und 1981« war eine geringe Berichterstattung über die Veranstaltungen der diesjährigen »Friedensdekade« in den westlichen Massenmedien festzustellen. Überwiegend erschienen nur Mitteilungen darüber, dass die »Friedensdekade« durchgeführt und vonseiten des Staates diesbezüglich »Druck« auf die Kirche ausgeübt wurde.
Mit gezielten Angriffen gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung und Versuchen, weiteren negativen Einfluss unter Gleichgesinnten bzw. politisch-ungefestigten Besuchern von Veranstaltungen der »Friedensdekade 1982« auszuüben, traten vor allem solche reaktionären kirchlichen u. a. feindlich-negativen Kräfte auf, die seit geraumer Zeit Aktivitäten in diesem Sinne entwickelten, gegen die in der Vergangenheit strafprozessuale und andere Maßnahmen eingeleitet werden mussten und die bisher weder dadurch, noch durch das Wirksamwerden bestimmter kirchenleitender Gremien und Personen diszipliniert werden konnten.
Dabei handelt es sich insbesondere um solche Personen, wie Pfarrer Eppelmann, Pfarrer Müller-Schlomka,25 Stadtjugendpfarrer Passauer,26 Ralph Syrowatka,27 Pastorin Sengespeick28 – alle aus der Hauptstadt der DDR, Berlin, – Pfarrer Wonneberger29 aus Dresden, Pfarrer Linke30 aus Neuenhagen, Bezirk Frankfurt/Oder, Pfarrer Werdin,31 Spremberg, Superintendent Steinlein,32 Nauen, Propst Falcke, Erfurt, Propst Hinz,33 Magdeburg.
Im Verlauf der »Friedensdekade 1982« wurden »Lesungen« – teils mehrfach – mit den Schriftstellern Rolf Schneider34 und Stephan Heym35 sowie mit solchen Personen durchgeführt, die »schriftstellerisch« tätig sind und in der Vergangenheit mehrfach mit »Lesungen« ihrer »Werke« unter feindlich-negativen Personenkreisen auftraten, wie Lutz Rathenow,36 Rüdiger Rosenthal,37 [Vorname Name], Juliane Bobrowski.38
Ferner wurden die Liedermacher Gerd Schöne39 und Frank Tröger40 in Veranstaltungen einbezogen. Auch ihre Beiträge enthielten z. T. negative Aussagen.
Derartige Veranstaltungen im Rahmen der »Friedensdekade« wurden mehrfach zu Angriffen gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung missbraucht, wobei folgende Erkenntnisse über das Vorgehen dieser Kräfte vorliegen:
- –
Durchführung sogenannter Friedensausstellungen mit durchgängig pazifistischer Grundaussage, unterschwelligen politisch-negativen Aussagen und starken Ausrichtungen auf optische und emotionale Wirkung.
- –
Verbreitung nichtgenehmigter Druckerzeugnisse mit dem Vermerk »Nur für den innerkirchlichen Dienstgebrauch«.
- –
Durchführung von Unterschriftensammlungen und »Meinungsumfragen« pazifistischen Inhalts, verbunden mit Anregungen zu Eingaben an den Vorsitzenden des Staatsrates bzw. an die Volkskammer der DDR.
- –
Verlesung von »Meinungsumfragen« in öffentlichen Veranstaltungen der Friedensdekade.
- –
Organisierung von Foren, Diskussionen mit direkten oder indirekten Aufrufen zur Wehrdienstverweigerung.
- –
Anbringen von »Losungen/Spruchbändern« mit pazifistischem und verleumderischem Charakter in kirchlichen Räumen.
- –
Durchführung von »Lesungen« mit solchen »Schriftstellern«, die durch ihre politisch feindlich-negative Grundeinstellung hinlänglich bekannt sind.
Offensichtlich in der Absicht, eine Öffentlichkeitswirksamkeit zu erzielen, wurden folgende Taktiken angewandt:
- –
Nutzung von Gedenktagen (Pogromnacht, usw.),
- –
Durchführung von täglichem »Friedensgeläut« in einer Reihe von Kirchen,
- –
Organisierung sogenannter Gedenkminuten und Schweigeveranstaltungen,
- –
Versteigerung von Gebrauchtwaren.
Schwerpunkt aller Angriffe seitens reaktionärer kirchlicher u. a. feindlich-negativer Kräfte bildeten die Friedens- und Verteidigungspolitik der sozialistischen Staaten und insbesondere die Wehrgesetzgebung der DDR. Unter Vorgabe des Eintretens für Frieden und Abrüstung in der Welt, wurde erneut versucht, den Pazifismus moralisch und politisch aufzuwerten, ihn als einzige Alternative zur Erhaltung des Friedens zu popularisieren und praktische Orientierungshilfen für anwendbare Formen, Mittel und Methoden eines »aktiven Pazifismus« vorzugeben. Dieses Vorgehen – teilweise verbunden mit direkten Aufforderungen zur Nichtbefolgung staatsbürgerlicher Pflichten und zu oppositionellen Verhaltensweisen – ist besonders für die verantwortlichen kirchlichen Kräfte der Gemeinden »Samariter« und »Auferstehung« (Berlin-Friedrichshain) sowie »Gethsemane« (Berlin-Prenzlauer Berg), aber auch die Weinbergskirche Dresden, die Evangelischen Studentengemeinden (ESG) Magdeburg und Jena charakteristisch.
Zum Verlauf der »Friedensdekade 1982« wurden dem MfS im Einzelnen u. a. folgende beachtenswerte Handlungen und feindlich-negative Aktivitäten bekannt:
In der Samariterkirche in Berlin-Friedrichshain wurde im Zusammenhang mit einer ständigen Ausstellung pazifistischen Charakters ein sogenanntes Basispapier (Text als Anlage) des »Friedenskreises« dieser Gemeinde41 ausgelegt. Ausgehend von Auffassungen des Arztes und bürgerlichen Humanisten Bonhoefer42 wird darin festgestellt und gefordert, dass die Antwort der Verfasser dieses »Basispapiers« auf das internationale Wettrüsten »der aktive Pazifismus ist und sein wird«. In diesem Sinne bilde der »soziale Friedensdienst43 als vertrauensbildende Maßnahme und Friedenszeichen in der Gesellschaft« einen Schwerpunkt.
Die Verfasser treten weiter für »eine Rücktrittsmöglichkeit vom Fahneneid mit dem Ziel, dass Reservisten als Bausoldaten dienen können« ein und dafür, »dass der Katastrophenschutz von der Zivilverteidigung getrennt wird«. Sie fordern die »Einführung des Faches Friedens- und Sozialkunde anstelle des Faches Wehrkunde« und eine notwendige Abstimmung der Initiativen der einzelnen »Friedenskreise« innerhalb der evangelischen Kirchen in der DDR. Dieses, nur für den innerkirchlichen Dienstgebrauch deklarierte »Basispapier« trägt programmatischen Charakter und stellt eine qualitative Fortsetzung bisheriger, von reaktionären kirchlichen und anderen feindlich-negativen Kräften verfolgter Forderungen und Auffassungen dar. (In einem offen ausliegenden Buch konnten Besucher ihre Meinungen zum Anliegen der »Friedensdekade 1982« und somit auch zu diesem »Basispapier« formulieren.)
Während der Veranstaltungen in der Samariterkirche und in der Auferstehungskirche in Berlin-Friedrichshain wurden an mehreren Tagen Unterschriften zu einer von Ralf Hirsch44 (Vertrauter von Pfarrer Eppelmann) vor dessen Einberufung zum Wehrdienst als Bausoldat in Umlauf gebrachten »Meinungsumfrage zum Verbot der Herstellung, des Vertriebes sowie des Ex- und Imports von Kinderspielzeug mit militärischem Charakter« gesammelt. Diese »Meinungsumfrage« wurde gleichfalls durch Pfarrer Wonneberger in einer Veranstaltung am 11. November 1982 in der Weinbergskirche vor ca. 200 Personen verlesen. Er forderte die Anwesenden zur Unterzeichnung auf. Circa 100 Personen kamen dieser Aufforderung nach.
Vorliegenden internen Hinweisen zufolge soll das Ergebnis dieser »Meinungsumfrage« in Form einer Eingabe an den Vorsitzenden des Staatsrates bzw. an die Volkskammer der DDR gerichtet werden.
Unter dem Thema »Texte und Blues« fand am 8. November in der Samariterkirche in Berlin-Friedrichshain eine von Pfarrer Eppelmann organisierte Veranstaltung statt, an der ca. 700, vorwiegend jugendliche Personen teilnahmen. Auf dieser Veranstaltung las der Schriftsteller Rolf Schneider aus seinem in der DDR herausgegebenen Buch »Die Reise nach Jaroslaw«45 und aus einer utopischen Erzählung über ein sogen. Friedensmuseum, die Verunglimpfungen der Sicherheits- und Verteidigungspolitik der DDR enthielt. In einer sich anschließenden Diskussion unter Beteiligung von ca. 70 Personen und eines Kamerateams der ARD der BRD sprach sich Schneider eindeutig für ein weiteres Anwachsen der Wehrdienstverweigerung in der DDR aus. Von den Anwesenden wurde betont, dass die gesetzlichen Möglichkeiten hierfür noch stärker ausgenutzt werden sollten und man sich mit sachkundigen und mit der »Friedensbewegung« sympathisierenden Rechtsanwälten verbinden müsse. (Über diese Veranstaltung wurde unter vordergründiger Hervorhebung politisch-negativer Aspekte u. a. aktuell am 9. November 1982 in der Sendung »Ost-West-Journal« des Senders »Freies Berlin«,46 SFB, berichtet.)
In einer weiteren Lesung im Rahmen der »Friedensdekade 1982« am 11. November 1982 in der Gemeindekirche in Neuenhagen, Bezirk Frankfurt/Oder, las Schneider aus seinem Buch »Die Abenteuer des Herakles«.47 Er hob hervor, gerade dieses Buch für die »Friedensdekade« ausgesucht zu haben, weil sich daran demonstrieren ließe, dass sich »Militarismus« nicht lohne. Er wolle die Anwesenden dazu inspirieren, gegen den »Militarismus« aufzutreten. Schneider berichtete weiter über die »Berliner Begegnung« von Schriftstellern48 und insbesondere über das Auftreten von Heym, Christa Wolf49 und Günter de Bruyn50. Der Organisator dieser Veranstaltung und auf feindlich-negativen Positionen stehende Pfarrer Linke nutzte diese für Angriffe gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung.
Am 12. November 1982 fand in der Samariterkirche ein erneuter »Leseabend« statt (ca. 200 Teilnehmer). Eppelmann eröffnete und kündigte eine Kollekte an, die für den weiteren Ausbau des »Antikriegsmuseums« – gemeint ist damit die ständige Ausstellung in der Samariterkirche –, für Reisende zu »Veranstaltungen« sowie für inhaftierte Wehrdienstverweigerer vorgesehen sei. Im Mittelpunkt der »Lesungen« standen Beiträge von Lutz Rathenow, Rüdiger Rosenthal und [Vorname Name]. Sie waren politisch-negativ angelegt. Rathenow las aus dem Gedichtband »Zangengeburt«51 und widmete einen weiteren Beitrag einem wegen feindlichen Auftretens im Zusammenhang mit den Ereignissen in der VR Polen52 inhaftierten Bürger aus Jena.53 Rosenthal setzte sich in einem Gedicht für eine wegen Wehrdienstverweigerung inhaftierte Person (Blumhagen)54 ein.
Rathenow und Rosenthal erklärten, dass sie sich heute für die Ableistung des Wehrdienstes als Bausoldaten entscheiden würden. Als ein Teilnehmer der Veranstaltung fragte, warum nicht über die sowjetischen Abrüstungsschritte und -vorschläge gesprochen werde, antwortete Rosenthal, diese würden nur auf dem Papier stehen.
[Vorname Name] trug Gedichte mit Gedanken zum Krieg, zur Rüstung und zum Umweltschutz vor.
Im Mittelpunkt einer Veranstaltung unter dem Thema »Pazifismus hier und heute« am 9. November 1982 in der Samariterkirche stand ein von Stadtjugendpfarrer Passauer vorgetragenes sogen. 20-Punkte-Programm zum Problem »Frieden schaffen ohne Waffen«. Passauer forderte die Anwesenden u. a. dazu auf, Risiken einzugehen und ihre pazifistische Haltung öffentlich zu demonstrieren sowie den Wehrdienst zu verweigern. In vier Diskussionsgruppen zu je 30 bis 60 Personen setzte man sich mit den von Passauer aufgeworfenen Fragen auseinander und diskutierte darüber hinaus das Problem der Wehrpflicht für Frauen während der Mobilmachung und im Verteidigungszustand.55 (Unter den insgesamt ca. 200 Teilnehmern dieser Veranstaltung befanden sich Dr. Peter Brandt56 aus Westberlin – Sohn des SPD-Vorsitzenden, Führungskraft der sogen. Gesamtdeutschen Friedensinitiative in Westberlin57 und ehemalige Verbindungsperson zu Havemann58 – sowie die Witwe von Robert Havemann.)
Während einer Veranstaltung »Friedensgebet und Gespräche zum Thema gewaltfreie Aktionen« am 9. November 1982 in der Gethsemanekirche in Berlin-Prenzlauer Berg wurden im kleinen Kreis mögliche Formen gewaltfreien Widerstandes – wird als eine Kampfmethode und Aktionsform zur Herbeiführung positiver gesellschaftlicher Veränderungen ohne Anwendung physischer Gewalt definiert – in der DDR diskutiert. Es wurden in Erwägung gezogen: Petitionen, Demonstrationen, Sitz-Streiks, Boykott, Ziviler Ungehorsam, Verweigerung bei staatlichen Aufforderungen usw. Unter Nutzung solchen Vorgehens will man gegen die Wehrerziehung, gegen den Dienst in der NVA und gegen die »Willkür des Staates« auftreten.
Die Veranstaltung zum Thema »Meinungen und Positionen zur Friedensarbeit der Kirchen und zur Friedenspolitik der DDR« (Podiumsdiskussion am 12. November 1982 in der Auferstehungsgemeinde Berlin-Friedrichshain) wurde von dem bereits genannten Pfarrer Linke zu feindlich-negativen Angriffen gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung der DDR missbraucht. Linke erläuterte die Positionen der »Friedenskräfte« der evangelischen Kirche, die sich als »echte Alternative zur für viele Christen nicht annehmbaren Friedenspolitik der DDR« versteht. Er brachte alle inhaltlichen Probleme, wie sie im bereits genannten »Basispapier« enthalten sind, in die Diskussion ein.
Während des Gottesdienstes am 14. November 1982 in der evangelischen Kirche Nauen, Bezirk Potsdam, in der handgemalte Bilder und Plakate pazifistischen Inhalts ausgestellt waren, glorifizierte Superintendent Steinlein59 vor ca. 60 Gottesdienstteilnehmern den »Führer Hitler«, der es verstanden habe, die Menschen zu einer Gemeinschaft zu bilden, ihnen Halt zu geben und sie für eine Sache zu begeistern, auch wenn er größenwahnsinnig gewesen sei.60
Während des Gottesdienstes am 14. November 1982 in Spremberg, [Bezirk] Cottbus, forderte Pfarrer Werdin die teilnehmenden Kinder auf, mitgebrachtes »Kriegsspielzeug« mit einem Hammer zu zertrümmern, wegzuwerfen und aus vor dem Altar aufgebautem Spielzeug zu wählen. Des Weiteren verteilte Werdin Liedertexte mit pazifistischem Charakter. In seiner Predigt äußerte er u. a., der Staat habe vor der kirchlichen Friedensbewegung »Angst«; die Menschen hätten im öffentlichen Leben, in Schulen, auf der Arbeit und in Versammlungen »Angst«, offen ihre Meinung zu sagen.
Pfarrer Lehmann61/Karl-Marx-Stadt führte am 14. November 1982 in der Petrikirche zwei Gottesdienste mit insgesamt 2 000 Jugendlichen durch, wobei seine Predigt verbrämte Angriffe gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung enthielt.
Am 11. November 1982 wurde in der ESG Magdeburg eine sogenannte Rechtsberatung zu Problemen des Wehrunterrichts, der Zivilverteidigung und der vormilitärischen Ausbildung sowie zum Wehrdienst und Wehrersatzdienst durchgeführt. Der Leiter dieser Veranstaltung, der wissenschaftliche Mitarbeiter des Konsistoriums der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen, Gräf, Dieter,62 (Jurist) hielt eine Predigt mit pazifistischen Aussagen und forderte das Verbot der Produktion von Waffen aller Art.63
Am 17. November 1982 predigte Propst Hinz64/Magdeburg im Magdeburger Dom vor ca. 600 Teilnehmern, davon ca. 70 % Jugendliche. Während des Gottesdienstes wurden u. a. für »unschuldig Verurteilte«, für »SoFd«, für Wehrdienstverweigerer »Fürbitten« abgehalten.
Am 14. November 1982 führten in Jena, Platz der Kosmonauten, in der Zeit von ca. 13.50 bis ca. 14.30 Uhr etwa 70 Personen eine von der Jungen Gemeinde Jena, Stadt- Mitte organisierte sogenannte Schweigeaktion durch.65 Die Beteiligten fassten sich, einen Kreis bildend, an den Händen und schwiegen. Im Kreis standen zwei Kinderwagen. Auf einem mitgeführten sechs Meter langen Transparent stand der Text: »Eine Minute Schweigen für den Frieden in der Welt«. Nach der Auflösung bildeten sich Teilnehmergruppen, die »Friedensdiskussionen« führten. Diese »Diskussionsgruppen« wurden durch entsprechende Maßnahmen aufgelöst. Eine ähnliche, jedoch nicht öffentliche »Schweigeaktion« fand am gleichen Tag in der Wenzelskirche in Naumburg statt, an der 20 Studenten des kirchlichen Oberseminars Naumburg teilnahmen.
(Dem MfS liegen weitere Hinweise über ähnliche Veranstaltungen mit politisch-negativer Ausrichtung und dem feindlich-negativen Auftreten einer Reihe reaktionärer kirchlicher und anderer feindlich-negativer Kräfte zur »Friedensdekade 1982« vor.)
Durch das MfS wurden im engen Zusammenwirken mit den zuständigen staatlichen Organen jeweils unverzüglich differenzierte Maßnahmen zur unmittelbaren Auswertung von Handlungen des Missbrauchs des religiösen Charakters von Veranstaltungen im Rahmen der »Friedensdekade 1982«, zur vorbeugenden Verhinderung weiterer feindlich-negativer Aktivitäten in diesem Zusammenhang und insbesondere zur Disziplinierung reaktionärer kirchlicher und anderer feindlich-negativer Kräfte eingeleitet mit dem Ziel, den weiteren Verlauf der »Friedensdekade 1982« im Sinne der getroffenen Festlegungen Staat – Kirche zu garantieren. So wurden seitens der zuständigen Stellvertreter für Inneres der Räte der Kreise/Bezirke/Magistrat von Berlin Gespräche mit verantwortlichen kirchenleitenden Kräften im vorgenannten Sinne geführt. Dieses unmittelbare und konkrete Auftreten insbesondere gegenüber kirchenleitenden Personen, denen wiederholt ihre Verantwortung vor allem für die Einhaltung des religiösen Charakters von Veranstaltungen zur »Friedensdekade 1982« aufgezeigt wurde, hatte zum Ergebnis, dass eine Reihe weiterer zu erwartender feindlich-negativer Aktivitäten vorbeugend verhindert werden konnte.
Es wird empfohlen, den Staatssekretär für Kirchenfragen zu beauftragen, in Auswertung der »Friedensdekade 1982« ein Gespräch mit dem Vorstand des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR zu führen.
In diesem Gespräch sollten die positiven Aspekte des Verlaufs der »Friedensdekade 1982« und die überwiegend loyale bzw. realistische Haltung der Mehrzahl der kirchenleitenden Gremien und kirchlichen Amtsträger gewürdigt werden.
Im Zusammenhang damit sollte auf den erneuten Missbrauch religiöser Veranstaltungen für Angriffe auf die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung der DDR durch reaktionäre kirchliche Amtsträger hingewiesen werden, vor allem auf die im Bereich der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg erfolgten feindlich-negativen Aktivitäten, die im eklatanten Widerspruch zu den Erklärungen kirchenleitender Kräfte des Bundes der Evangelischen Kirchen stehen, das Verhältnis Staat – Kirche nicht belasten zu wollen. Durch das Auftreten von Bischof Forck wurden derartige Kräfte indirekt ermuntert und in ihrem Vorgehen unterstützt. Es sollte unmissverständlich zum Ausdruck gebracht werden, dass seitens des Staates nunmehr erwartet wird, dass diese Kräfte durch die zuständigen Kirchenleitungen nachhaltig diszipliniert werden.
Im Zusammenhang mit diesem Gespräch ist zu beachten, dass nach vorliegenden streng internen Hinweisen bereits die Tagung der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen (KKL) in der DDR am 12./13. November 1982 den Verlauf der »Friedensdekade 1982« als »sehr positiv« gewertet hat. Insbesondere Bischof Forck wertete die Veranstaltungen von Pfarrer Eppelmann einschließlich die »Lesung« des Schriftstellers Rolf Schneider als »angenehme Überraschung«.
Es wird außerdem empfohlen, durch den Staatssekretär für Kirchenfragen eine Auswertung der »Friedensdekade 1982« mit den Stellvertretern für Inneres der Räte der Bezirke vorzunehmen.
Auf der Grundlage der vom Staatssekretär für Kirchenfragen gegebenen Orientierung sollten die Stellvertreter für Inneres der Räte der Bezirke beauftragt werden, mit den Kirchenleitungen eine Auswertung der »Friedensdekade 1982« durchzuführen, wobei insbesondere die negativen Vorkommnisse auszuwerten und grundsätzlich zurückzuweisen sind.
Die Information ist wegen Quellengefährdung nur zur persönlichen Kenntnisnahme bestimmt.
Anlage zur Information Nr. 590/82
Basispapier
»Die Stunde eilt, die Welt starrt in Waffen und furchtbar schaut das Misstrauen aus allen Augen, die Kriegsfanfare kann morgen geblasen werden, worauf warten wir noch?
Wollen wir erst selbst mitschuldig werden wie nie zuvor?« »Wie wird Friede? Wer ruft zum Frieden, dass die Welt es hört, zu hören gezwungen ist! Dass alle Völker darüber froh werden müssen! Der einzelne Christ kann es nicht, er kann wohl, wo alle schweigen, die Stimme erheben und Zeugnis ablegen, aber die Mächte der Welt können wahllos über ihn hinwegschreiten.
Die einzelne Kirche kann wohl auch zeugen und leiden, ach wenn sie es nur täte, aber auch sie wird erdrückt von der Gewalt des Hasses. Nur das eine große ökumenische Konzil der heiligen Kirche Christi aus aller Welt kann es so sagen, dass die Welt zähneknirschend das Wort vom Frieden vernehmen muss und dass die Völker froh werden, weil die Kirche Christi ihren Söhnen im Namen Gottes die Waffen aus der Hand nimmt und ihnen den Krieg verbietet und den Frieden Christi ausruft über die rasende Welt.«
»Wir wollen reden zu dieser Welt kein halbes, sondern ein ganzes Wort, ein mutiges Wort, ein christliches Wort.
Wir wollen beten, dass uns unser Wort gegeben werde heute noch, wer weiß, ob wir uns im nächsten Jahr noch wiederfinden.«
Dietrich Bonhoefer 1934 auf der ökumenischen Konferenz Fanø (Dänemark)66
- 1.
Unsere Antwort auf das internationale Wettrüsten ist und wird der aktive Pazifismus sein.
- 2.
Als Friedenskreis sehen wir unsere Hauptaufgabe darin, einen Bewusstseinsprozess zu fördern über die Wichtigkeit und Problematik von Fragen zu Krieg, Frieden, Militarismus und angrenzende Fragen.
- 3.
Einen dieser Schwerpunkte bildet der soziale Friedensdienst als vertrauensbildende Maßnahme und Friedenszeichen in der Gesellschaft.
- 4.
Wir treten für eine Rücktrittsmöglichkeit vom Fahneneid ein mit dem Ziel, dass Reservisten als Bausoldaten dienen können.
- 5.
Wir treten ebenfalls dafür ein, dass jegliche Ausbildung unabhängig von Bereitschaftserklärungen zum Reserveoffiziersbewerber (ROB), zur Zivilverteidigung (ZV) und vormilitärischer Ausbildung möglich ist.
- 6.
Wir wollen aufklären über die Grenzen der ZV (Pugwash-Konferenz)67 und treten dafür ein, dass der Katastrophenschutz von der ZV getrennt wird.
- 7.
Wir appellieren an die Regierung der DDR, sich dem Beispiel der Schwedischen Regierung anzuschließen und auf Herstellung, Vertrieb, Import und Export von Kriegsspielzeug zu verzichten.68 Unsere Friedenskreise nehmen sich vor, Kinder, Eltern, Lehrer und Erzieher über die Gefahren und die Schädlichkeit des Kriegsspielzeuges aufzuklären.
- 8.
Wir setzen uns ein für die Einführung des Faches Friedens- und Sozialkunde anstelle des Faches Wehrkunde (soz. Wehrerziehung).
- 9.
Wir sind der Meinung, dass es notwendig ist, dass die Friedenskreise in der DDR ihre Initiativen untereinander abstimmen. Wir appellieren an die christlichen Friedenskreise und an die Kirchenleitung, dass die Kirchen und die Friedenskreise für alle Friedenswilligen offen sind.
Nur für den innerkirchlichen Dienstgebrauch!